zu #15: das finde ich seltsam und unangemessen: die Verlassene ist unsensibel, weil ihr Partner sich getrennt hat, ohne weitere Begründung, Aussprache, Erklärung? Und sie es nicht gemerkt hat? Der arme Mann, der nicht aussprechen konnte, was los ist. Nein, so geht das nicht!
Auch ich habe so eine Trennung erlebt, und glaube mir, in diesem Moment bin ich völlig aus heiterem Himmel abgestürzt. Dass dieser Himmel schon lange nicht mehr heiter war, habe ich auch langsam und gründlich aufgedeckt, mit Hilfe eines wirklich guten Therapeuten, und mit einem selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer.
Was mich so durchgeschüttelt hat, ist, dass er so ziemlich 6 Monate Zeit hatte, sich innerlich von mir zu lösen (via anderer Frau), ich diese Zeit aber nicht hatte. Jetzt weiß ich, dass unser Leben schon lange nicht mehr gut für uns beide war, aber die Seele ist oft nicht so schnell, wie der Verstand es gerne hätte. Das mag "unsensibel" sein, in erster Linie war ich wohl unsensibel mit mir, habe vieles nicht wahr haben wollen, habe sein unnahbares und zunehmend kaltes Verhalten immer entschuldigt.
Ich finde, Mitgefühl kann der FS gegeben werden, statt "selbst schuld!" vor die Füße zu bekommen.
Nun, FS, meine Trennung ist fast 5 Jahre her. Ich habe mir Hilfe gesucht, bei einem zuhörenden Psychiater, bei einem guten Gesprächstherapeuten. Und Hilfe erfahren. Darüber hinaus habe ich MICH kennengelernt! Das ist einfach wunderbar!
Die Tabletten habe ich etwa 6 Monate genommen, und eigentlich nichts gespürt, was ich als Wirkung hätte wahrnehmen können. Ich habe nur langsam die Farbe wieder wahrnehmen können, das Schöne im Leben weider gesehen.
Und dann kam nach etwa 2 Jahren die Erkenntnis, dass ich ein ganz wunderbares Leben habe! Mir selbst bewußt, mit Freunden, die mir wichtig sind - denen ich wichtig bin, mit Sinn und Zuversicht, Lebensfreude und Optimismus. Kurze Zeit später habe ich hier den Mann kennengelernt, der MICH wirklich meint, den ich ich meine. Wir können reden - und zuhören, das ist mir lebenswichtig geworden. Im Sommer ziehen wir zusammen, vielleicht heiraten wir auch noch dieses Jahr.
FS, solch eine Traurigkeit und so ein Schmerz sind kein Spaß. Ich wünsche Dir, dass Du Dir helfen lässt, und kann Dir versichern, dass zwar die Zeit keine Wunden heilt, es aber Zeit braucht, sich mit Wunden auseinander zu setzen. Und ich hoffe für Dich, dass Du bald der Meinung bist, dass diese Trennung der Beginn von etwas Gutem war.
w/49