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Und außerdem: wenn Mehrfachbeziehungen gleichwertig sein sollen und niemanden benachteiligen, dann bitte, liebe Autoren, reichen Sie doch bitte im Bundestag den Antrag auf Gesetzesänderung ein: dann muss konsequenterweise auch die Mehrfachehe erlaubt werden, denn sonst ist das Modell, so wie Sie es verherrlichen nicht für alle gleichwertig lebbar. Dann kann ja nur einer Ehepartner sein, obwohl mehrere wollen und lieben.... also bitte bevor hier alle aufgescheucht werden, doch erstmal nachfragen, ob das bei uns überhaupt legal lebbar ist und damit machbar!
Großartiger Einspruch – Danke!
Genau darum geht es bei einem Paradigma: Es ist so tief in einer Kultur verankert, dass es bis in die politisch gegebenen Machtstrukturen reicht. Dass die Kirche keine Mehrfach- oder Schwulenehen segnen mag, wäre ja völlig in Ordnung, aber dass in einer Gesellschaft, in der Kirchenmacht und Staatsmacht eigentlich getrennt gedacht werden müssten, immer noch Relikte der kirchlichen Ansichten in Gesetzestexten zu finden sind, ist schon problematisch.
Sie haben völlig Recht, denn manche Polys wollen sich mehrfach trauen lassen und können das nicht auf einer rechtlich relevanten Basis. Da es aber den meisten Menschen, die Liebe freier leben wollen nicht um den rechtlichen Status geht und diese Gruppe natürlich auch nicht riesig ist, gibt es da noch keinen großen Druck auf den Gesetzgeber.
Noch bis in die Neunziger Jahre hinein gab es einen Paragraphen für/gegen Homosexualität (!), denn sie ist nicht normal! Inzwischen geht auch der Gesetzgeber nach dem Einvernehmlichkeitsprinzip, d.h. erlaubt ist, wenn es beiden gefällt. In der Psychologie spricht man nicht mehr von Perversionen, sondern neutraler von Paraphilien. Wenn wir das Normalitätsprinzip nehmen, wäre Polyamorie strafbar, nicht aber nach der heute geltenden Einvernehmlichkeitslogik. Sicherlich gibt es mehr homosexuelle als polyamore Menschen, deshalb haben die Homosexuellen auch zumindest eine eingetragene Partnerschaft erstritten und die Polys noch nicht.
Wir verherrlichen wie gesagt kein Liebes-Modell, sondern propagieren nur eine andere Haltung/Ethik zur Liebe. Wir leiten aus einem öffentlich gemachten Anstoß zum Nachdenken auch keine Notwendigkeit für große Revolutionen ab. Dürfen Dinge ihrer Meinung nach wirklich erst gedacht werden, wenn sie machbar sind? Nach dieser Logik hätten niemals große Veränderungen stattfinden können. Hätten die Menschen in Libyen sich erst über einen Machtwechsel unterhalten dürfen, wenn er machbar gewesen wäre? Aus unserer Erfahrung kommt immer zuerst eine Idee und dann folgt ihre Umsetzung!