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Fortuna83
Gast
- #1
Umgang mit Anonymität
Ich sehe gut aus, habe Ausstrahlung, bin sehr gebildet, habe aus mir etwas gemacht. In der Liebe klappt es leider nicht. Ich verliebe mich, aber Mann möchte mich nicht. Ich habe ein schönes Date, aber Mann will mich nicht wiedersehen - ich würde es dagegen schon manchmal gern. So war es auch dieses Mal. Vier Stunden dauerte das Date, es war sehr schön. Das Einzige, was nicht schön war, dass mein Gegenüber sich anonym halten wollte. Ich durfte die Titel der Bücher nicht erfahren, die er geschrieben hat, seine Telefonnummer nicht, seinen vollen Namen nicht. Wir haben uns 4 Stunden unterhalten, sind spazieren gegangen, essen gegangen, ich habe ihm von meinen Buchprojekten erzählt, ihm offenbart, woran ich arbeite, was mich bewegt. Als er sich aber verschloss, habe ich nicht mehr gewagt, ihm auch noch meine persönlichen Träume zu erzählen. Er hat mir in Aussicht gestellt, vielleicht beim zweiten Treffen mehr zu erzählen. Ich hab ihm nach dem Date trotzdem geschrieben, weil es viele gemeinsame Anknüpfungspunkte gab, es hätte passen können. Ich schrieb ihm meine Nummer, dachte wir telefonieren für ein zweites Treffen. Dann fühlte ich mich schlechter. Die Anonymität, die Distanz, die aufrecht erhielt, obwohl er sagte, er sei froh, mich kennengelernt zu haben. Ich war 2 Tage beruflich verreist, schrieb dann erst am 3. Tag, weil ich keine Zeit hatte, es waren 5 Nachrichten hintereinander bei Threema, wo er sich gemeldet hatte. Kein Name, keine Telefonnummer, nur ein Buchstabe. Anonymität. Jetzt hat er mir, nachdem ich 2 Tage später auf seine Antwort schrieb, noch mehr Einzelnachrichten, in denen ich ehrlich schrieb, wie es mir erging mit der Anonymität, einen Korb wegen der Anzahl der Nachrichten innerhalb einer Stunde erhalten. Ich muss erklären, dass ich beruflich eingespannt bin und nicht über den Tag verteilt ständig schreiben kann. Ich schreibe also morgens oder abends Nachrichten und wie das so ist, verteilt sich das manchmal auf mehrere Einzelnachrichten. Und so verbringe ich mein Leben, ohne Beziehungen zu erleben. Weil ich nicht in Beuteschemen passe, weil ich zur falschen Zeit aufstehe, weil ich von Mutterschaft träume, von Nähe und Liebe und mir mein Berufsleben trotzdem wichtig ist usw. Was ich sage, wie ich es sage, es ist immer falsch, entweder zu viel Nähewunsch, oder der böse Kinderwunsch, oder oh weh, sie will keine 3 Kinder kriegen, upps das geht mit 38 wohl nicht mehr, ich werde also aussortiert, meinem Alter und meiner Gebärfähigkeit entsprechend, meiner Haarfarbe nach, meinem Wunsch nach Personalisierung, meinem Wunsch nach gleichen Informationen etc. und das Gegenüber: bleibt anonym. Und ich frage mich: Was ist falsch an mir und wieso erlebe ich das Glück der Liebe nicht. Warum mag sich niemand auf ein ehrliches und unperfektes Kennenlernen einlassen, warum zählt, was der Mensch ist, eigentlich nichts, und sein Steckbrief und die Wortanzahl eigentlich mehr. Ich bin sehr verzweifelt, seit Jahren. Ich weiß nicht mehr weiter.