• #1

Umzug auf Farm in den USA - Heimweh

Liebe Community,

vor bald 3,5 Jahren bin ich mit meinem Mann auf die Farm seiner Eltern in den Mittleren Westen der USA gezogen (wohnen aber getrennt von seinen Eltern, es gibt 2 Höfe).
Wir hatten uns beim Studium in Deutschland in einer mittelgroßen Stadt in Sachsen-Anhalt kennengelernt, als wir beide komplett neu in der Stadt waren. Ich bin in Süddeutschland (Bayern) in einer Kleinstadt nahe einer Großstadt aufgewachsen, habe dort auch eine Ausbildung gemacht, war dann ca. ein halbes Jahr allein auf Reisen und habe danach ein komplett neues Leben abseits von meiner Heimatstadt mit einem ganz tollen Bachelor-Studium begonnen, und er ist zeitgleich für seine Doktorarbeit nach Deutschland gekommen.
Jedenfalls wurde je länger wir zusammen waren immer mehr klar, dass er nach Abschluss seiner Doktorarbeit zurück in die USA möchte. Ich hatte anfangs noch eine sehr rosarote Brille auf und sagte, klar, ich komme mit. Ich wollte schon immer mal im Ausland leben. Ich war dann auch in 2015 und 2016 zweimal mit ihm auf Heimatbesuch, um mir das Ganze mal im Winter und Spätsommer/Herbst anzusehen, jeweils für 2 Wochen, die wir aber nie komplett auf der Farm, sondern mit Freundes-/Familienbesuchen verbracht haben. Spätestens nach dem 2. Besuch war mir klar, dass es schwierig werden würde für mich, dort zu leben. Da ich aber eher abenteuerlustig veranlagt bin und generell optimistisch (zumindest damals) wollte ich es zumindest versuchen. Anfang 2018 machte er mir einen Heiratsantrag und Ende des Jahres fingen wir an, die Visa-Angelegenheiten zu beantragen. Ich war voller Zweifel, dachte dann aber, dass man eher Dinge bereut, die man nicht versucht hat, also kündigte ich mein wunderschönes WG-Zimmer in meiner Traum-Stadt, meinen bis dato Traum-Job und zog in die USA. Einen Monat nach meiner Ankunft heirateten wir mit einer schönen Feier mit zumindest ein paar Freunden aus Deutschland, und im Frühling kam dann Corona.
Das hat mein Einleben hier mit Sicherheit sehr verlangsamt. Aber auch ohne Corona wäre ich früher oder später an dem Punkt angekommen, an dem ich jetzt bin: dass ich nach Deutschland zurück möchte.
Ich hatte, bis ich hier gelebt habe nie Heimweh gehabt, ich wusste nicht, wie es sich anfühlt. Ich habe sehr unterschätzt, wie es ist, so weit entfernt von Familie und Freunden zu sein. Es macht mir wider Erwarten sehr viel aus. Ich könnte hier eine ganze Liste mit Dingen auflisten, die ich vermisse, und eine weitere mit Dingen, die anders gekommen sind als erwartet, das mache ich auf Nachfrage gerne.
Um es aber kurz zu halten: wir sind jetzt in der Situation, dass wir eine Paar-Beratung brauchen. Mein Mann möchte Kinder, ich kann mir das immer noch nicht (bzw. nicht mehr) für hier vorstellen. Wenn ich mich nicht bald für Kinder entscheide, will er die Scheidung. Wir lieben uns sehr, sind aber in verschiedenen Dingen auch sehr verschieden.
Ich bedanke mich fürs Lesen und für eure Meinungen dazu.

Sarina
 
  • #2
Ihr wärt ziemlich sicher auch ohne Corona und Flyover-Farm, auch im schnuckeligen Augsburg(?) an diesen Punkt gekommen. Dann würdest du jetzt vielleicht darüber klagen, wie sehr es dich in die Ferne zieht.

Dein Text kreist ausschließlich um deine Umstände, Ziele und Wünsche, von Gemeinsamkeit ist nichts enthalten (geradezu freudianisch - das Nebeneinander von Visum und Heirat). Kann ja sein, dass du ihn mal geliebt hast, jetzt zumindest nicht mehr; sonst wäre da zumindest ein kleines bisschen „where you lead, I will follow“.

Ob da Paarberatung was bringt? Beleuchten würde ich, inwiefern er sich verändert hat , warum das deine Gefühle so sehr beeinflusst.
 
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  • #3
Mir kommt dein Beitrag recht unglücklich ? vor, das vorherrschende Gefühl beim Lesen ist Beklemmung und Eingeengt sein und Reue.

Mittler Westen ist ja auch eine ganz spezielle und konservative Welt, du hast wahrscheinlich voll den Kulturschock, und dann die Schwieger-Eltern so nah, ohne dass Du ein eigenes soziales Netz hast.…

Kennst du 90Days Fiancé?
Da suchen sich US-Amerikaner/innen Menschen aus einem anderen, (meist ärmeren) Kulturkreis und heiraten die. Gerade für junge Frauen, die in den USA aufs Land ziehen (oft aus Osteuropa) ist es besonders schwierig, da wird Anpassung erwartet bis zur Selbstaufgabe.

Ich kann dir keinen Rat geben bis auf: bekomme in dieser Situation keine Kinder, du scheinst dich jetzt schon unglücklich und eingeengt zu fühlen, aber noch hast Du Handlungsmöglichkeiten. Mit Kindern wird alles viel schwerer, es wird noch mehr Anpassung erwartet und du kommst nicht mehr so einfach raus aus der Situation.

Willst du für immer dort Farmerin bleiben? Was sagen denn deine Eltern und deutschen Freunde dazu? Was läuft denn anders als erwartet?
 
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  • #4
Für mich wäre der Fall klar, ich würde mich scheiden lassen und nach Deutschland zurückkehren. Ich bin da aber auch kein Maßstab, denn das Letzte, wovon ich je geträumt habe, ist ein Leben in den USA.

Dein Mann will also die Scheidung, wenn du nicht bald bei der Kinderplanung mitziehen willst. Ist er denn offen für eine Eheberatung?

Stell dir mal dein Leben in fünf Jahren vor, wenn du dein Bauchgefühl und das permanente Heimweh ignorierst und seinem Wunsch nachgibst. Du sitzt dann da mit vielleicht zwei kleinen Kindern. Rückkehr nach Deutschland nicht möglich, denn du willst deinen Kindern ihren Vater nicht nehmen. Falls eure Ehe trotzdem scheitert, bleibst du höchstwahrscheinlich im Land.

Absolut grauenvolles Szenario, du bist noch jung genug, um deinen Fehler zu korrigieren und daraus zu lernen.
 
  • #5
Ihr wärt ziemlich sicher auch ohne Corona und Flyover-Farm, auch im schnuckeligen Augsburg(?) an diesen Punkt gekommen. Dann würdest du jetzt vielleicht darüber klagen, wie sehr es dich in die Ferne zieht.
Würdest du das auch schreiben, wenn der Mann ihr zuliebe nach Deutschland gekommen und hier unglücklich geworden wäre?
Dein Text kreist ausschließlich um deine Umstände, Ziele und Wünsche, von Gemeinsamkeit ist nichts enthalten (geradezu freudianisch - das Nebeneinander von Visum und Heirat).
Um wen soll ihr Text denn sonst kreisen? SIE hat das Problem und muss sich zunächst darüber klar werden, was sie will. Und dann eine Entscheidung treffen, im Idealfall mit ihrem Mann zusammen.
sonst wäre da zumindest ein kleines bisschen „where you lead, I will follow“.
Na, du bist ja ein Romantiker. 19. Jahrhundert war aber mal, ist vorbei.
 
  • #6
er ist zeitgleich für seine Doktorarbeit nach Deutschland gekommen.
Eigentlich kommen die Menschen meist von Deutschland nach USA für die Doktorarbeit, aber es liest sich für mich positiv. Je nachdem natürlich, in welchem Bereich er die Dr. Arbeit hat.
Ich hatte anfangs noch eine sehr rosarote Brille auf und sagte, klar, ich komme mit. Ich wollte schon immer mal im Ausland leben.
Und doch hättest du es dir zumindest vorstellen können. War alles fair.
Da ich aber eher abenteuerlustig veranlagt bin und generell optimistisch (zumindest damals) wollte ich es zumindest versuchen.
Gute Einstellung.
Ich war voller Zweifel, dachte dann aber, dass man eher Dinge bereut, die man nicht versucht hat,
Warst du denn nur wegen dem Umzug voller Zweifel, oder auch wegen dem Mann?
also kündigte ich mein wunderschönes WG-Zimmer in meiner Traum-Stadt, meinen bis dato Traum-Job und zog in die USA.
Idealisierst du es alles nicht allzu sehr?
im Frühling kam dann Corona.
Das hat mein Einleben hier mit Sicherheit sehr verlangsamt.
Ist es wirklich nur nach Deutschland zurückkehren oder den Mann verlassen?
Ich hatte, bis ich hier gelebt habe nie Heimweh gehabt, ich wusste nicht, wie es sich anfühlt.
Ja woher solltest du es denn auch wissen?
Ich habe sehr unterschätzt, wie es ist, so weit entfernt von Familie und Freunden zu sein.
Ohne Familie zu sein ist sicherlich hart, aber nicht unmöglich. Zumal du in den Jahren dort Freunde hättest machen können. Ich bin in meiner Kindheit und Jugend mehrfach umgezogen mit meinen Eltern: insgesamt 5 Länder und irgrndwann war ich dann auch in Deutschland, als ich schon erwachsen war. Man sollte den Prozess einer Immigration nie unterschätzen. Es ist hart, man muss sich neu einleben: das Gefühl einer Depression und Zweifel gehören oft auf dazu. Aber je jünger man ist, desto einfacher ist es.
Dass mit den Kindern musst du dir wirklich überlegen. Du bist jetzt wie alt? Mitte/Ende 20? Kinder binden dich für viele Jahre und es ist eine lebensverändernde Entscheidung.Vor allem habe ich das Gefühl, dass eure Beziehung bereits auseinander fällt, da sollte man keine Kinder in die Welt setzen.
Schade eigentlich. Ich halte USA immer noch für das Land der Möglichkeiten, dein Mann liebt dich auch, aber ist auch sehr konservativ und du sehnst dich nach Freiheit, nach deinen WG Zimmer. Überlege es dir gut, nicht dass du in ein paar Jahren dann sagst: shit!
 
  • #7
Du schreibst es ganz klar, du möchtest nach Deutschland zurück.

Auch mich bedrückt dein ganzer Text. Steh in jedem Fall jetzt für deine Bedürfnisse ein und kriege bitte unbedingt keine Kinder in dieser Situation. Das wird dich nahezu handlungsunfähig machen.

Es liest sich sehr lieblos. Ein Mann der sich unter Androhung der Scheidung Kinder bei mir erzwingen wollte, den könnte ich auch nicht mehr lieben. Gibt es bei euch noch Liebe und gegenseitiges Verständnis ?

Ich finde es gut, dass du diesen Versuch gewagt hast und so abenteuerlustig warst.

Wie alt bist du ?
 
  • #8
Du wolltest es probieren, Du hast es gewagt, und hast nun Deine Erfahrungen gemacht, Zeit ganz nüchtern Resümee zu ziehen.
Liebst Du Deinen Mann noch, wenn nein, ist die Konsequenz klar,und ob das noch so ist, denke nach, warum Du mit ihm so keine Kinder möchtest.
Dein Text liest sich, Nein zum Farmleben, nein zu USA, nein zu dem Leben, das Du führst, also hast Du ausführlich getestet, und weißt, Du siehst Dein weiteres Leben in Bayern, dann zieh diese Konsequenz.
Falls Du Deinen Mann noch liebst, dann findet einen Weg dass er mitgeht, allerdings das hier zeigt, viel Gefühl ist auf seiner Seite nicht mehr
Wenn ich mich nicht bald für Kinder entscheide, will er die Scheidung
Ich zweifle nach Deinem Text, ob Eure Unterschiedlichkeiten nicht längst die Liebe zum Erlöschen gebracht haben, und die Aussage wir lieben uns sehr, nicht nur ein letztes Aufbäumen ist, um nicht die Konsequenzen ziehen zu müssen, die Du (noch) nicht willst.
Falls Du für Dich realisiert, die Liebe ist nur noch in der Erinnerung, dann schließe ab mit USA, und Deinem Mann, faire, ordentliche Trennung, und gehe weiter auf Deinem Weg.
Es ist kein Scheitern, Du hast gewagt, Du hast viele Erfahrungen gemacht, Du hast gute Erinnerungen, damals warst Du konsequent für Dich, heute sei es auch, Du wirst merken, wenn Du Dich entschieden hast, wird es Dir leicht werden.
 
  • #9
Hallo @Sarina23,

zunächst einmal finde ich Deinen Mut bewundernswert und beglückwünsche Dich zu Deiner Entscheidung. Ich selbst bin in meinen 20ern und frühen 30ern sehr viel um die Welt gereist und habe teilweise länger im Ausland gelebt (wobei "länger" bei mir max. 1 Jahr bedeutet). Als 8-jähriges Kind bin ich mit meiner Familie allerdings aus einem anderen Land nach Deutschland gezogen und erinnere mich gut daran, dass ich lange gebraucht habe, um mich einzufinden.

Was mir beim Lesen aufällt: Dein Bauchgefühl schien von vornherein kein gutes zu sein. Kommt das bei mir richtig an? Du schreibst:
Ich war voller Zweifel, dachte dann aber, dass man eher Dinge bereut, die man nicht versucht hat, ...
Das sehe ich übrigens ganz genauso. Es hätte auch so sein können, dass sich Dein Bauchgefühl schnell ändert. In einem anderen Land zu leben ist schließlich eine ganz andere Hausnummer, als dort 2 Wochen Urlaub zu machen. Und eine andere Möglichkeit herauszufinden, ob dieses neue Leben auch Deines ist, hättest Du nicht wirklich gehabt.

also kündigte ich mein wunderschönes WG-Zimmer in meiner Traum-Stadt, meinen bis dato Traum-Job und zog in die USA.
Bedenke aber auch: In der Erinnerung erscheint einiges viel, viel toller und schöner als es in der Realität ist/war. Dies vor allem, wenn Du von Heimweh geplagt bist.

Mir kommt ein ähnlicher Gedanke wie @dabidu, den ich in diesem Zusammenhang sehr wesentlich finde:
Ist es wirklich nur nach Deutschland zurückkehren oder den Mann verlassen?
Und auch dieses Argument kam mir als erstes beim Lesen Deines Beitrags:
Man sollte den Prozess einer Immigration nie unterschätzen. Es ist hart, man muss sich neu einleben: das Gefühl einer Depression und Zweifel gehören oft auf dazu.

Die Frage also ist: Ist es möglicherweise so, dass Du noch Zeit brauchst, um Dich einzuleben? Oder alternativ so, dass Du in den USA generell keine Zukunft für Dich siehst? Oder - und dies ist vielleicht am naheliegendsten - Du möchtest mit Deinem Mann zusammenbleiben, siehst aber nicht wie es gehen könnte, wenn Du zurück nach Deutschland kehrst?

Mein spontaner Gedanke wäre, dass Du für einige Zeit alleine nach Deutschland zurückkehrst, um für Dich herauszufinden, wie es Dir damit geht. Leider liest es sich nicht so als ob Dein Mann Dich hier unterstützen oder Verständnis zeigen würde. Ein sehr offenes Gespräch kann aber helfen. Ich war selbst mit einem Mann zusammen, der für 5 Jahre wegen der Liebe zu mir nach Deutschland gekommen war. Und gebe zu, dass es schwierig sein kann, den Integrationsprozess des Partners nachzuvollziehen, da man ja nicht selbst drinsteckt.

Alles Gute für Dich!

w38
 
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  • #10
und im Frühling kam dann Corona.
Das hat mein Einleben hier mit Sicherheit sehr verlangsamt.
Nachtrag: Im eigenen Integrationsprozess ist Corona ein Aspekt, der nicht zu vernachlässigen ist. Diese 2 Jahre müsstest Du gedanklich so gut es geht ausblenden, da sie doch eine Ausnahmesituation waren. Das wirkliche "Einleben" geschieht eher davor und danach.

Ich weiß nicht, wie alt Du bist, liebe @Sarina23, nach Deinem beruflichen Werdegang aber nach zu urteilen tippe ich auf Mitte/Ende 20? Ich möchte Dir freundlich mitgeben, das Kinderthema für den Moment nach hinten zu verschieben - unabhängig davon, was Dein Mann sagt.

Zeigt er sich weiterhin uneinsichtig und pocht darauf, mit Dir eine Familie zu gründen, würde ich mich eher trennen als mich seinem Wunsch zu beugen.
 
  • #11
Ich kann deine Geschichte soooo gut nachvollziehen. Bei mir war es ähnlich. Mein damaliger Mann und ich sind von 2001 bis 2012 nach Florida ausgewandert. Er hatte ein gutes Jobangebot seiner Firma angenommen und wir sind ausgewandert. Die Initiative ging eindeutig von ihm aus und ich dachte, was kann schon schiefgehen?

Wir hatten in Orlando ein tolles Leben. Ein Haus mit Pool, tolle Nachbarschaft, Sonne und den Strand nur 45 Minuten entfernt. Freundinnen haben mich immer beneidet. Ich war die ganze Zeit aber immer unglücklich. Ich hatte nur ein Aufenthaltsvisa und war somit an Haus und Hof 'gefesselt'. Er den ganzen Tag auf der Arbeit und unsere Ehe war damals eigentlich schon am Arsch.

2006 ist unsere Tochter in Deutschland auf die Welt gekommen, wo ich 1 Jahr dann geblieben bin. Er war diese Zeit in Florida geblieben.

Ende 2011 habe ich ihm dann die Pistole auf die Brust gesetzt. Entweder wir ziehen gemeinsam zurück oder ich gehe mit unserer Tochter nach Deutschland. Das hört sich hart an, ich konnte aber nicht mehr. Ich war ständig alleine und sein Narzissmus wurde immer ausgeprägter. Ich hatte dort Freunde und Bekannte, aber trotzdem war es nie mein zu Hause. Ich habe mich mit anderen Müttern und Spiegruppen getroffen, ich bin für 2 Jahre ans College um Englisch zu studieren...Nix hat irgendwie geholfen.

Es hat sich immer fremd angefühlt. Als dann mein Papa in DE auch noch die Diagnose Parkinson bekommen hat, war klar, das ich zurück will.

Natürlich war nicht alles schlecht. Ich habe tolle Menschen kennengelernt, viel gelernt über andere Kulturen und hatte wirklich immer tolles Wetter. Aber mir war es einfach nicht meine Heimat.

Als wir 2012 dann zurück sind, bin ich wirklich aufgeblüht. Nach einer Eingewöhnungszeit für meine Tochter bin ich relativ schnell wieder Arbeiten gegangen. Die Ehe 'dümpelte' noch einige Zeit so vor sich hin, bis ich mich dann endgültig von ihm getrennt habe.

Diesen Schritt habe ich bis heute nicht bereut.

Du musst für dich das beste finden. Wenn Du jetzt schon weißt, dass Du in den USA nicht glücklich wirst, musst Du Konsequenzen ziehen. Sollte die Chance bestehen, dass es doch was wird, bleib dort und versuche es.

Ich weiß aber was es bedeutet Heimweh zu haben. Das kann ganz schön weh tun...
 
  • #12
Da ich aber eher abenteuerlustig veranlagt bin und generell optimistisch (zumindest damals) wollte ich es zumindest versuchen. Anfang 2018 machte er mir einen Heiratsantrag und Ende des Jahres fingen wir an, die Visa-Angelegenheiten zu beantragen. Ich war voller Zweifel, dachte dann aber, dass man eher Dinge bereut, die man nicht versucht hat, also kündigte ich mein wunderschönes WG-Zimmer in meiner Traum-Stadt, meinen bis dato Traum-Job und zog in die USA
Man kann ja ruhig abenteuerlustig sein.
Aber dann heiratet man auch nicht mal eben so.
Diesen Vorwurf von mir musst Du Dir sehr wohl gefallen lassen.
Du hast dadurch Probleme erzeugt, die nicht notwendig waren.
Du hättest Dich als deutsche Frau da nur auf die Konditionen einlassen müssen, welche Du auch wirklich zugestehst. Er war in der Bringschuld, denn Du solltest ja zu ihm ziehen.
Das hast Du nicht getan, hast Dich statt dessen stückweit aufgegeben.

Aber, Du bist trotzdem immer noch eine freier Mensch.
Also nutze Deine Möglichkeiten und nimm sein Scheidungsangebot an.
Und lerne daraus, wer Du wirklich bist und was Du im Leben erreichen möchtest.
 
  • #13
Kinder sowie Auswandern sind Entschlüsse, die idealerweise von einem starken Zusammengehörigkeitsgefühl getragen werden. Dann stellt man sich den Herausforderungen gemeinsam, erträgt sie ein Stück weit (Heimweh) auch wegen dem Partner.

Hier scheinen „Abenteuerlust“ und eventuell „Kinderwunsch“ aber ganz unabhängig vom Partner, separat, reflektiert zu werden und vom Stellenwert her sogar über diesem zu stehen.
 
  • #15
ch hatte anfangs noch eine sehr rosarote Brille auf und sagte, klar, ich komme mit. Ich wollte schon immer mal im Ausland leben...... Da ich aber eher abenteuerlustig veranlagt bin und generell optimistisch (zumindest damals) wollte ich es zumindest versuchen.
Ist doch ok. Du hast Abenteuer versucht und schon früh gesehen, dass Du Abenteuer nicht kannst sondern es zieht Dich zurück auf die heimische Scholle.
Dann beende das Abenteuer USA und somit auch das Abenteuer Ehe.
Warten bringt da nichts mehr und auch keine Eheberatung. Entweder zieht er mit nach D oder ihr müsst euch trennen.

Spätestens nach dem 2. Besuch war mir klar, dass es schwierig werden würde für mich, dort zu leben.
Das ist tiefstes Trump-Gebiet. Da zu leben muss man können sowas sollte man mit Mitte 20 über sich wissen ohne es auszuprobieren zu müssen.


eine weitere mit Dingen, die anders gekommen sind als erwartet, das mache ich auf Nachfrage gerne.
Brauchst Du nicht. Du weißt doch was Du willst. Warum machst Du es nicht und kümmerst Dich zackig um Deinen Neustart, lamentierst stattdessen und vertust noch mehr Deiner Lebenszeit in etwas was Du eh nie wolltest?

Das reicht halt nicht, siehst Du doch.

Schade eigentlich. Ich halte USA immer noch für das Land der Möglichkeiten..... Überlege es dir gut, nicht dass du in ein paar Jahren dann sagst: shit!
Sie hockt auf einer Farm irgendwo im Nirgendwo, da sind die Möglichkeiten auch in den USA sehr begrenzt. Seine Familie ist dort ansässig. Er hat darum seine Existenz dort gegründet und darum geht er nicht mit ihr nicht in Existenzexperimente sonstwo in dem riesigen Land.
Sie will dort nicht mehr leben sondern hat Heimweh, will zurück zu Freunden und Familie. Sie suchte nie unbegrenzten Möglichkeiten in den USA.

Im eigenen Integrationsprozess ist Corona ein Aspekt, der nicht zu vernachlässigen ist.
Das halte ich für einen Irrtum. Schau Dir mal an wo sie lebt. Dort hat sich kein Mensch an irgendwelche Coronaregeln gehalten und die waren alle stolz darauf.

Lediglich ihr reisen und das reisen der Freunde war eingeschränkt. Das aber wird so bleiben, auch wenn sie mit Kindern auf der Farm lebt, denn da sind dauerhaft keine alten Freunde und ihre Familie. Überwiegend wird sie dort so leben wie bisher, nuf ab und an kommmt Besuch.
 
  • #16
Könntest du dir vorstellen in den USA zu bleiben wenn ihr in eine Großstadt beispielsweise Chicago zieht . Mittlerer Westen auf dem Land stelle ich mir auch schrecklich vor.
Ich habe 1999 in Brooklyn, New York gelebt und war sehr traurig nach Deutschland zurück zu kehren .
Heute finde ich New York immer noch faszinierend , möchte dort aber nicht mehr leben . Die Menschen müssen so viel mehr arbeiten als in Deutschland . Auch mit Krankenversicherung gibt es viele Zuzahlungen, wenig Urlaub , keine Elternzeit , generell wenig Zeit für Familie. Ich denke, dieser existenzielle Stress spielt eine große Rolle bei psychischen Erkrankungen . Viele können sich dort keine Therapie leisten und schlucken Antidepressiva .
Was mir an den USA gefällt ist die Einwanderungspolitik, die eine Integration schnell ermöglicht. Menschen aller Nationen fühlen sich schnell verbunden und als Teil des american dreams Die Menschen sind offener und freundlicher als in Deutschland .
Vielleicht idealisierst du aber auch die Zeit in Deutschland . Die Heimat wird immer idealisiert, die Realität sieht oft anders aus . Arbeitest du in den USA?
Nimm unbezahlten Urlaub und verbringe mehrere Wochen oder auch Monate in deiner früheren Stadt . Dann kannst du herausfinden ob Deutschland wirklich noch dein Platz ist .
 
  • #17
Ich hatte anfangs noch eine sehr rosarote Brille auf und sagte, klar, ich komme mit.
Diese rosarote Brille wirst du jetzt sehr teuer bezahlen!
die wir aber nie komplett auf der Farm, sondern mit Freundes-/Familienbesuchen verbracht haben.
Da fehlt ein großes Stück Realleben in dem Puzzel!
Spätestens nach dem 2. Besuch war mir klar, dass es schwierig werden würde für mich, dort zu leben. Da ich aber eher abenteuerlustig veranlagt bin und generell optimistisch (zumindest damals) wollte ich es zumindest versuchen. Anfang 2018 machte er mir einen Heiratsantrag und Ende des Jahres fingen wir an, die Visa-Angelegenheiten zu beantragen. Ich war voller Zweifel, dachte dann aber, dass man eher Dinge bereut, die man nicht versucht hat, also kündigte ich mein wunderschönes WG-Zimmer in meiner Traum-Stadt, meinen bis dato Traum-Job und zog in die USA.
Es war ein großer Fehler was du da gemacht hast, du lebst leider nicht ehrlich, aufrichtig und authentisch mit dir! Du hast nicht auf dein Bauchgefühl gehört, das holt dich jetzt ein! Ordne und räume konsequent auf!
Aber auch ohne Corona wäre ich früher oder später an dem Punkt angekommen, an dem ich jetzt bin: dass ich nach Deutschland zurück möchte.
So ist das! Corona wird oft nur gebraucht als Ausrede und Vorwand, um der Wahrheit und Klarheit auszuweichen!
Mein Mann möchte Kinder, ich kann mir das immer noch nicht (bzw. nicht mehr) für hier vorstellen. Wenn ich mich nicht bald für Kinder entscheide, will er die Scheidung. Wir lieben uns sehr, sind aber in verschiedenen Dingen auch sehr verschieden.
Lass dich scheiden und gehe zurück! Liebe fühlt sich für mich anders an, das ist für mich keine Liebe, nur schön, passend und gewohnt geredet, ich kann sie nicht erkennen. Aus deinem gesamten Beitrag nicht! Das Einzige was dir verbleibt, lerne daraus, hake ab, wenn es noch so bitter ist, auch das vergeht!
 
  • #18
Was sagen denn deine Eltern und deutschen Freunde dazu?
Unwichtig was die dazu sagen! Es zählt nur eines, was FS dazu sagt!
Dein Mann will also die Scheidung, wenn du nicht bald bei der Kinderplanung mitziehen willst.
Dazu kommt noch diese destruktive Erpressung! Es wäre das dümmste, wenn sie das tun würde!
Würdest du das auch schreiben, wenn der Mann ihr zuliebe nach Deutschland gekommen und hier unglücklich geworden wäre?
Dieser Mann wäre niemals mit ihr nach Deutschland gegangen, das macht den typischen Unterschied aus!
 
  • #19
Chicago zieht . Mittlerer Westen auf dem Land stelle ich mir auch schrecklich vor.
Ich habe 1999 in Brooklyn, New York gelebt und war sehr traurig nach Deutschland zurück zu kehren .
Darum geht es doch gar nicht. Ob Stadt oder Land spielt hier keine Rolle vermute ich. Es ist das große Ganze. Ich z.B. würde lieber in Burwash Landing leben als in New York. Ruhe, Natur, Bären etc.

Ich glaube es ist Heimweh und das dann doch gänzlich andere System, die Denkweise etc. pp.

Ich denke auch Auswandern innerhalb Europas ist leichter (meist ähnliche Denkweise / Kultur und die Möglichkeit schnell nach Hause zu fliegen / fahren).

Liebe FS überlege es Dir gut. Ich vermute jedoch auf die Dauer dort zu bleiben ist für die schlimmer und die Liebe nicht groß genug.
 
  • #20
Nur kurz, vielleicht habe ich später mehr Zeit fürs ausgiebige antworten: bekomme bitte KEINE Kinder mit ihm dort. Die sind dann auf US-Boden geboren und erhalten die US- Staatsbürgerschaft, was nicht schlimm ist, aber sollte es zur Trennung kommen bei euch dann kann es dir passieren, dass er die Ausreise der Kinder nach D verweigert und du ohne seine Zustimmung dort tatsächlich fest sitzt. Ich würde dort keine Kinder groß ziehen, es ist kein Land für Kinder und für alleinstehende Mütter schonmal gar nicht.
 
  • #21
Das halte ich für einen Irrtum. Schau Dir mal an wo sie lebt. Dort hat sich kein Mensch an irgendwelche Coronaregeln gehalten und die waren alle stolz darauf.

Lediglich ihr reisen und das reisen der Freunde war eingeschränkt. Das aber wird so bleiben, auch wenn sie mit Kindern auf der Farm lebt, denn da sind dauerhaft keine alten Freunde und ihre Familie. Überwiegend wird sie dort so leben wie bisher, nuf ab und an kommmt Besuch.
Nein, so habe ich das nicht gemeint. Das, was ich geschrieben habe, steht nicht im Widerspruch zu dem, was Du schreibst. Ob die Menschen "dort" sich an staatlich auferlegte Maßnahmen gehalten haben oder nicht: Corona war nach meinem Empfinden für alle ein Thema, ob in der einen oder in der einen Richtung. Somit eben ein Ausnahmezustand, den es auch in den USA so nicht mehr gibt.
 
  • #23
Erstmal vielen Dank an alle für eure Antworten!! Ich antworte Stück für Stück auf alles und versuche Dopplungen zu vermeiden.

Ihr wärt ziemlich sicher auch ohne Corona und Flyover-Farm, auch im schnuckeligen Augsburg(?) an diesen Punkt gekommen. Dann würdest du jetzt vielleicht darüber klagen, wie sehr es dich in die Ferne zieht.

Dein Text kreist ausschließlich um deine Umstände, Ziele und Wünsche, von Gemeinsamkeit ist nichts enthalten (geradezu freudianisch - das Nebeneinander von Visum und Heirat). Kann ja sein, dass du ihn mal geliebt hast, jetzt zumindest nicht mehr; sonst wäre da zumindest ein kleines bisschen „where you lead, I will follow“.

Ob da Paarberatung was bringt? Beleuchten würde ich, inwiefern er sich verändert hat , warum das deine Gefühle so sehr beeinflusst.
Das kann gut sein, dass mich das Fernweh gepackt hätte, ziemlich sicher sogar. Und ich wollte damals und will nach wie vor meinem Mann, der unbedingt versuchen möchte die Familien-Farm zu übernehmen, auch nicht "im Weg stehen" bzw. ihn dazu zwingen, mit mir in Deutschland zu leben. Es war ja an sich recht erfolgversprechend, den Schritt gemeinsam in die USA zu gehen, zu wagen.

Ich habe viel aufgegeben und verzichte auf vieles, um hier mit ihm zu leben. Aus meiner Sicht geht es nicht nur um mich, zumindest nicht die letzten Jahre.

Die Frage stelle ich mir auch, bzw. habe etwas Angst vor einer Paarberatung, weil das der Anfang vom Ende sein könnte. Wir haben uns beide etwas verändert, teils durch die Umgebung bedingt. Wir waren beide sehr soziale Menschen, mit eigenen und gemeinsamem Freundeskreisen und sind viel gereist. Jetzt haben wir hier auch schon sehr viele Freunde und Bekannte, aber es ist nicht das Gleiche, da sich die meisten hier in einer anderen Lebensphase befinden (mit kleinen und/oder schon größeren Kindern) und das Vereinbaren von Treffen meist etwas Vorarbeit benötigt (nicht negativ auffassen!!) und nicht so oft stattfinden kann. Ich denke mir selbst fehlt vor allem meine vorherige Unabhängigkeit. Klar kann ich hier auch mit dem Auto 45 min bis in die nächste Stadt fahren und mich im Fitnessstudio austoben, mal hier und da mit Freundinnen auf einen Kaffee treffen, aber irgendwie reicht mir das nicht, es fehlt mir zu viel, was in Deutschland für mich zum Alltag und zur Normalität dazu gehört hat.
 
  • #24
Mittler Westen ist ja auch eine ganz spezielle und konservative Welt, du hast wahrscheinlich voll den Kulturschock, und dann die Schwieger-Eltern so nah, ohne dass Du ein eigenes soziales Netz hast.…

Kennst du 90Days Fiancé?

Willst du für immer dort Farmerin bleiben? Was sagen denn deine Eltern und deutschen Freunde dazu?

Die Menschen hier sind total nett, alle sehr freundlich. Was mich mittlerweile sehr stört ist jedoch, dass sich alles um die kleinen Kirchen in den Dörfern dreht. Ich bin keine große Kirchgängerin (gewesen), zwar mit Religionsunterricht in Bayern aufgewachsen, aber sehr liberal und weltoffen. Hier wird es als ganz normal angesehen, sonntags in die Kirche zu gehen, viel Geld zu spenden und sich zu engagieren. Meine Schwiegermutter ist Sekretärin in einer kleinen Kirche im Ort, ein Onkel meines Mannes war viele Jahre Pastor, ein weiterer ist seit kurzem Pastor, ein anderer stark in der Kirche engagiert. Mir wurde zwar immer gesagt, dass ich nicht Mitglied werden muss, aber man merkt schon den Druck, sich konform zu verhalten. Im Moment gehe ich ca. 1 mal im Monat mit, manchmal öfter, um mit der dortigen Video-Technik für die Live-Übertragungen auszuhelfen.

Kennst du 90Days Fiancé?
Davon habe ich schon gehört, es aber noch nie angesehen. Ich bin auch mit so einem 90-day-visa hier eingereist, mit dem darf man dann heiraten. Mir tun diese Frauen Leid, denn sie haben wahrscheinlich kaum die Möglichkeit, wenn sie hier sehr unglücklich sind, das Land wieder zu verlassen.

Willst du für immer dort Farmerin bleiben?
Nein, ich glaube nicht. Selbst wenn wir die Farm geschenkt bekämen und nicht über Jahrzehnte abstottern müssten, selbst wenn man mir ein tolles neues Häuschen anstelle des alten, zugigen hinstellen würde, das wäre für ein paar Monate ganz nett, aber dann würde ich trotzdem zurückwollen. Oder zumindest den größten Teil des Jahres in Deutschland verbringen, aber dazu später mehr.

Was sagen denn deine Eltern und deutschen Freunde dazu?
Meine Eltern waren von Anfang an sehr dagegen. Ich weiß, ich hätte auf sie hören sollen. Wir hatten jahrelang Streit und Diskussionen deswegen. Sie machen mir jetzt aber keine Vorwürfe mehr.
Meine deutschen Freunde sind zumeist noch positiv gestimmt, ich vermute aber auch, dass viele es sich schlicht nicht vorstellen können (so wie ich damals auch nicht) wie es wirklich ist, hier draußen zu leben und wenn 3-5 Pickups, die hier täglich vorbeifahren, das Tageshighlight sind ? die meisten sehen es als sehr idyllisch an. Ist ja auch hübsch, um mal Urlaub zu machen und das Farmerleben kennenzulernen, aber auf Dauer ist es, zumindest für mich, zermürbend. Ich wünschte ich würde anders denken und fühlen, aber das kann man sich ja leider nicht aussuchen (mal vom zwanghaften Schön-Reden von Situationen und Vergleichen mit Menschen, denen es viel schlimmer geht als einem selbst, abgesehen).
 
  • #25
Teil 2 meiner Antwort für ladyofshalot:

Ich bleibe mal beim Bild der „rosaroten Brille“, auch wenn ich das eigentlich nicht so mag, aber es trifft einfach zu. Ich habe mich im Vorfeld doch zu wenig zum Leben hier informiert, und mein Mann war auch nicht sehr detailliert in seinen Beschreibungen.

Zum einen reagiere ich selbst anders auf die Gegebenheiten hier als gedacht. Ich ging davon aus, dass ich mir halt irgendeinen Job suche und dann schon glücklich bin. Denkste. Erst musste ich ca. 6 Monate auf meine Aufenthaltserlaubnis warten, dann war die Suche nach einem Job, der halbwegs zu meinem Studium passt, eher schwierig. Dachte zuerst, ich könnte ja als Deutsch-Lehrerin arbeiten, bekam dann ein Angebot als Spanisch-Lehrerin zu arbeiten, lehnte das aber ab, da ich nie Lehrerin werden wollte, mein Spanisch nicht gut genug ist und ich auch nach 3 Monaten Aushilfskraft an einer Schule hier gemerkt habe, dass das auf Dauer nichts für mich ist. Ihr seht schon, ich bin leider oft nicht so schlau, auf mein Bauchgefühl zu hören, sondern muss viele Dinge erst ausprobieren… Das kann man mir auf jeden Fall vorwerfen.

Zum anderen gab es für mich hier auch einige Überraschungen, die ich durch mehr Recherche und kritische Nachfragen hätte verhindern können – aber hinterher ist man immer schlauer. Das betrifft z.B. den Bereich Krankenversicherung. Ich erfuhr erst kurz vor dem Umzug, dass man fast nur im Falle einer Vollzeitstelle und bei „großen“ Arbeitgebern eine Krankenversicherung bekommt, und selbst dann gibt es teils hohe Zuzahlungen etc. Und wenn man sich selbst versichern muss, eben als selbstständiger Farmer, wird es richtig teuer. Daher sind viele „farm wifes“ als Lehrerin an Schulen tätig, weil sie darüber eine recht gute Versicherung für ihren Mann und die Kinder erhalten. Trotzdem kein Vergleich zu Deutschland, es ist wahnsinnig kompliziert sich im Tarifdschungel zurecht zu finden, mal von Deductibles (sehr hoher Selbstbehalt) und Co-Pays (eigenen Zuzahlungen) abgesehen.

Zudem ist die Übernahme der Farm viel kapitalintensiver als gedacht. Ich ging naiverweise davon aus, dass „ich übernehme die Farm von meinen Eltern“ bedeutet, dass er zumindest einen Teil geschenkt bekommt, z.B. die Maschinen. Jetzt ist es aber so, dass jahrelang erstmal Pacht für die Nutzung des Landes seiner Eltern gezahlt werden muss, und dann werden Maschinen und Land in langjährigen Krediten abbezahlt. Mein Einkommen ist essenziell. Ich soll also im Idealfall „breadwinner“ und Mutter mehrerer Kinder sein. Mein Mann ist jetzt an dem Punkt, dass er sagt, na dann arbeitest du eben nicht mehr, wenn wir Kinder haben, irgendwie bekommen wir das schon hin, aber ich will nicht davon abhängig sein, dass meine Schwiegereltern gnädigerweise auf einen Teil ihrer Rente (= unsere Pachtzahlungen etc.) verzichten, damit wir Kinder haben können.
 
  • #26
Eine sehr gute Schilderung, die beste hier seit Urzeiten, Danke (ich wollte mit meinem ersten Kommentar etwas mehr Substanz provozieren, bitte nicht persönlich nehmen).
Vielleicht hast du dir das Landleben ja einfach anders vorgestellt, offenbar begeistert es dich nicht als solches, mit Pflanzen und Tieren umzugehen (viele lieben das)… und man weiß es erst wirklich, wenn man es ausprobiert hat. Viele würden wahrscheinlich mit dir tauschen wollen.
Ich kenne es zB andersrum: eigentlich alles gut, beruflich und sozial, aber ich vermisse die Natur, und zwar extrem, je älter ich werde.
Dennoch habe ich als junger Mensch vieles über den Haufen geworfen, das Leben und das Umfeld im Rahmen der Familiengründung komplett geändert, Freunde etc hin oder her. Und Kinder ändern ja die Sicht aufs Leben komplett (ich hätte mir gewünscht, meine wären nicht in der Stadt aufgewachsen).

Dieser Spirit scheint dir abhanden gekommen zu sein - momentan lockt dich der Gedanke an die Vorzüge der Heimat mehr als das große Abenteuer gemeinsamer Kinder. Spitz nachfragen könnte man, was die problemlose Krankenversicherung gegen den Verlust der großen Liebe wiegt.
 
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  • #28
Dein Mann will also die Scheidung, wenn du nicht bald bei der Kinderplanung mitziehen willst. Ist er denn offen für eine Eheberatung?

Stell dir mal dein Leben in fünf Jahren vor, wenn du dein Bauchgefühl und das permanente Heimweh ignorierst und seinem Wunsch nachgibst. Du sitzt dann da mit vielleicht zwei kleinen Kindern. Rückkehr nach Deutschland nicht möglich, denn du willst deinen Kindern ihren Vater nicht nehmen. Falls eure Ehe trotzdem scheitert, bleibst du höchstwahrscheinlich im Land.

Absolut grauenvolles Szenario, du bist noch jung genug, um deinen Fehler zu korrigieren und daraus zu lernen.
Ja, er ist offen für eine Eheberatung. Ich habe auch schon jemand sehr gut passenden gefunden, stehe aber auf einer Warteliste.

Das ist eben meine große Angst, dass ich dann trotz der kleinen süßen lustigen und problemfreien (seine Sicht ;)) Kinder immer noch zurück möchte. Mein Mann glaubt, dass wenn wir Kinder haben, ich nicht mehr so einsam bin (das ist gar nicht mein größtes Problem, es sind einfach so viele, in sich greifende Dinge, die er leider nicht versteht oder verstehen möchte). Er meinte aber auch mal (und ich schätze seine Ehrlichkeit), dass ich ja nicht mehr "abhauen" könne, sobald wir Kinder haben, sie also für ihn eine Absicherung der Ehe bedeuten - stimmt ja auch, ein Wechselmodell über den Ozean hinweg funktioniert nicht. Seine eigene Mutter war nicht sehr glücklich in ihrer Ehe und hat sich jahrelang in Arbeit gestürzt, daher ist er mit seinem Bruder großteils von seinem Vater aufgezogen worden. Ich hingegen bin anders aufgewachsen, im damals für Bayern noch klassischen Familienmodell der Hausfrau und Mutter, meine Mutter war immer für uns Kinder da. Wir waren aber auch sehr selbstständig und frei, hier auf der Farm sehe ich die Gefahr, dass Kinder (je nach Veranlagung, manchen macht das sicher weniger aus) es auch schwer haben können, wenn man nicht mal eben zum Spielen mit anderen Kindern nach draußen kann, sondern für alles Termine und Autos braucht. Zudem sehe ich es etwas kritisch, dass Kinder bis sie aus dem Haus sind zur Farmarbeit verpflichtet werden. Mein Mann und Bruder waren sehr stark in die Farmarbeit eingebunden und haben oft keine richtigen Ferien gehabt, bzw. entweder auf der Farm oder in Aushilfsjobs gearbeitet (ist hier ganz normal, dass man ab dem Teenageralter sein eigenes Geld verdient).
 
  • #29
Du stehst JETZT am entscheidenden Punkt, Du hast schon begriffen, in welche Richtung Dein Weg in den USA aussieht, Dein künftiges Leben für eine lange Zeit, und die Hinweise von @Blair sind wichtig.
Du siehst die Erwartungen, viel Gestaltung wird es nicht geben, Farmleben, Kinder, Kirche, Lehrerin, und eine Rückkehr nach Deutschland in einen guten Job wird zunehmend schwieriger.
Dein Mann stellt Dir ein Ultimatum, Kinder, dieses Leben oder Scheidung, da geht es dann auch nicht um Dich als Person, sondern um Dich als Funktion, Ehefrau und Mutter.
Du musst Dir überlegen, willst Du das?
Du hattest den Mut, auszuwandern, warum fehlt Dir heute der Mut, ehrlich Bilanz zu ziehen und die Konsequenzen?
Wovor hast Du Angst? Hast Du das Gefühl, dass Du gescheitert wärst? Das ist nicht so, Du hast gewagt, Erfahrungen gewonnen, und Du bist nicht die Erste und Einzige, die den amerikanischen Traum probierte und die andere Seite der Medaille kennen lernte, genug kommen zurück, und ich kenne auch einige Amerikaner, die nie mehr zurück nach USA gehen würden, Besuch ja, bleiben nein.
Du bist jetzt an einem Punkt, wo nur wagen und probieren nicht mehr geht, JETZT ist Entscheidung, und die musst Du für Dich treffen, wenn ich Deine Zeilen lese, steht die Antwort, was Du willst, deutlich drin, also tu es, Du bist sicher in Deiner Heimat willkommen.
 
  • #30
Ich würde nach Hause fliegen .
Hier hast du viel mehr Möglichkeiten dich zu entfalten . Und wenn du Kinder hast wird alles sehr sehr kompliziert und vielleicht sogar ausweglos .
Abgesehen von gut bezahlten Leuten in der IT Branche oder Ärzten hat man ein hartes Leben in den USA und längst nicht unseren Lebensstandard .
Und das Landleben ist monoton.
Auch mit Kindern kann man sich langweilen und auch sehr einsam sein.
Seid ehrlich zueinander und lasst euch beide los für eine erfüllte Zukunft ohne den anderen .
 
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