• #1

Unerfüllbare Liebe besonders reizvoll?

In einer aktuellen Umfrage aus dem Magazin (https://www.elitepartner.de/km/magazin/psychologie/artikel/umfrage-jeder-dritte-heimlich-in-kollege-verliebt-100026.html ) stellen wir die Top 7 der "verbotenen Schwärmereien" vor. Ist der schöne Traum von der unerreichebaren Liebschaft schon wegen seiner Unerreichbarkeit reizvoll?
 
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  • #2
Ja klar.

Es ist doch wie mit der grünen Wiese. Die vom Nachbarn ist immer "grüner", weil es nicht die eigene ist?

Auf die Dauer ist es aber doch irgendwann frustrierend. Weil man lebt ja nicht "das eigene Leben", sondenr träumt es nur.

w/31
 
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  • #3
Die unerreichbare Liebe ist deshalb besonders reizvoll, weil sie a. den Banalitäten des Alltags nicht ausgesetzt ist und man b. demjenigen nie nahe genug kommt, um ihn vom Podest der Schwärmerei stürzen zu müssen. Man sieht ja nur das Wenige, das derjenige im Berufsleben zeigt. Das Private obliegt der Fantasie, und in der Fantasie ist eben Raum für alles, was ein realer Mensch gar nicht erfüllen KANN.

Dieses erträumte Leben, wie #1 es nennt, kann bis zur Hörigkeit führen, wenn der/die Angeschmachtete das Feuerchen ganz subtil und geheimnisvoll verschlüsselt zu schüren versteht. Gerade das Verschlüsselte und Angedeutete, das es ja zu enträtseln gilt, schafft auf die Dauer ein unsichtbares Band zwischen beiden, das nur ihnen bekannt ist. Beide haben eine Art geheimer Verabredung, dieses ungemein reizvolle Spiel zu spielen, das auch nur funktioniert, wenn von vornherein eine außergewöhnliche Anziehungskraft zwischen beiden bestand, aber der/die Angebetete seine/ihre Ehe nicht durch einen Seitensprung gefährden will. Der/die Schmachtende fühlt sich dadurch aufgewertet zu einem ihrerseits/seinerseits idealen Partner, der dem/der Angebeteten für einen 'gewöhnlichen' Seitensprung zu schade ist.

Es kann sich um eine hoch romantische 'Affäre' handeln, und wenn dann noch eine fast animalisch-sexuelle Attraktion hinzukommt, die man/frau in dieser Intensität nie gekannt hat, dann merken sogar andere, wie der Raum knistert, selbst wenn es mehr als einen Händedruck nie gegeben hat. Auf der einen Seite fühlt man/frau sich magnetisch angezogen, auf der anderen Seite flieht man/frau vor dieser unvergleichlich starken Attraktion, weil sie einen mit Haut und Haar zu verschlingen droht.

Da werden z.T. Fährten gelegt, durch Blicke und Gesten Eifersucht gezeigt, anonyme Anrufe finden statt, Klingelzeichen, seltsame Faxe, heimliche Beobachtungen auch per Kamera gemacht, daher paranoide Veranlagungen angesprochen, Illusionen aufgeblasen usw. In der Summe handelt es sich um ein erwünschtes Stalking. Selbst wenn ein realer Partner vorhanden ist, wirkt dieser Zauber des Möglichen, das aber nie realisiert wird, geradezu magisch und schicksalhaft. Das Ganze zielt natürlich schon darauf ab, irgendwann, irgendwie die Traumgestalt real werden zu lassen. Das kann und soll aber gar nicht passieren, weil sich zumindest einer von der Fantasie des Anderen in der Realität überfordert sähe. So paradox es auch klingt: die Gefühle sind ZU stark. Einer von beiden macht ständig einen Rückzieher, doch dann geht es wieder von vorne los - man/frau kann einfach nicht aufhören. Es ist eine Hörigkeit, keine Frage.

Alles, was ich vorher beschrieben habe, habe ich selbst 30 Jahre lang erlebt. Abgelehnt habe ich allerdings, mir deshalb ein reales Leben vorzuenthalten - ich habe zweimal geheiratet und hatte etliche Bekanntschaften, aber wirklich tief geliebt, so wie ich mir die Liebe immer 'vorgestellt' habe, habe ich nur diesen Unerreichbaren. Das ist logisch, denn er lebte ja zu 80% nur von meiner eigenen Vorstellung/Fantasie.

Es gibt viel Rästelhaftes, Unergründliches und schlicht Unerklärliches zwischen den Geschlechtern und auch in der eigenen Psyche, und nur wer es selbst erfahren hat, kann sich vorstellen, wie das möglich ist, daß Mann und Frau 30 Jahre lang total ineinander verliebt sind, ohne daß diese unglaublich heftigen Gefühle je zu irgendetwas geführt haben. In meinem Fall habe ich mich emotional erst wirklich davon lösen können, als der Mann gestorben ist, aber er begegnet mir auch heute noch im Traum...
w.,60
 
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  • #4
#2: deine Antwort hat mich sehr berührt, irgendwie habe ich mich da einfach wiedergefunden, auch wenn das in meinem Fall erst wenige Monate alt ist, wobei das in meinem Fall sicherlich auf Gegenseitigkeit beruht

Was ich daran aber nicht verstehe. Wie kann so etwas geschehen, wenn beide Beteiligten doch eigentlich glücklich liiert sind? Liebe ich/der Gegenpart dann zwei Menschen oder gibt es da ein partnerschaftliches Defizit das so evtl. noch gar nicht erkannt ist und nach Ausgleich sucht?

(m45)
 
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  • #5
@3
Meine laienpsychologischen Gehversuche: Ich glaube, es passiert, weil manche Frauen, aber auch Männer von der Liebe eine so hoch romantische Vorstellung haben und auch von dem Partner, mit dem sie möglich wäre, daß die Realität dagegen keine Chance hat.

Weiter laienhaft: Speziell Mädchen, die ohne Vater aufgewachsen sind, haben ja kein real geprägtes Männerbild und keine festgelegte Orientierung und leiden oft unter Bindungsängsten. Die verfallen dann vielleicht gern sehr ungewöhnlichen und illusionären 'Beziehungsofferten'. Dem Unerreichbaren, der sie trotzdem im Geheimen liebt, können ohne Konsequenzen alle Gefühle und Sehnsüchte gewidmet werden. Je außergewöhnlicher das Beziehungsmuster desto faszinierender. Je unerreichbarer der sich gleichzeitig latent anbietende Mann desto wilder die Gefühle. Vielleicht spricht er aber auch besonders dominante Frauen an, weil er ja passiv bleibt und nur im Geheimen das Feuerchen schürt. Dominante Frauen wiederum sind vielleicht auch deshalb oft so stark, weil ihnen nie ein Vater Grenzen gesetzt hat, s.o., - verwegene Theorie! Grenzenlose, unbestimmte, nie geerdete Sehnsucht, die endlich ihre Bestimmung erahnt? Da läßt sich so manches spekulieren.

An ein partnerschaftliches Defizit glaube ich nicht. Die bestehende Beziehung kann ja sehr harmonisch sein. Hörigkeit, Faszination, Telepathie passieren auf einer ganz anderen Ebene. Warum es dem Einen begegnet bzw. er sich darauf einläßt und anderen nicht, könnten vielleicht professionelle Psychologen erklären. Ich weiß nur eins: Man ist 'irgendwie' prädestiniert und der Andere natürlich auf die einzig kompatible Art genauso.
#2
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