• #61
DAS hat zu 100% meinen Geschmack getroffen und darauf kommt's an.

...nun, das ist nicht jedem gegeben, ohne Gebrauchsanweisung in einer neuen Beziehung, gleich den Geschmack der Liebsten zu treffen und ihre eventuellen allergischen Reaktionen auch noch auszuloten. Ich achte den guten Willen, die Aufmerksamkeit und würde auch die wild zusammengewürfelten Blumen mit der neonfarbenen Plastikmanschette aufstellen und mich daran erfreuen, auch wenn mein Faible für Ton in Ton aufmuckt. Dafür trifft dieser liebe Kerl ein anderes Mal vielleicht meine Geschmacksnerven, wenn er gekocht hat und die Küche, wie ein Schlachtfeld aussieht. Die Summe aller macht es......
 
L

Lionne69

Gast
  • #62
Lieber Manchmal,

Ja Verliebtheit und Unbeirbarkeit klingt deutlich anders als "Große Liebe".

Ja, und ich bin mir sicher, dass es eine Aufgabe ist, Egoismus zu lernen.
Das große absolute Pfuiwort, evtl. mehr als oft von den Eltern gehört.

Ich mag dann lieber das Wort "Selbstliebe", ergänzt mit Selbstachtung und der Erlaubnis, Grenzen zu setzen und Nein deutlich und unmissverständlich zu sagen.
Nein, ich muss gar nichts.
Nein, ich muss niemandens Erwartungen erfüllen (...)
Ja, ich bin es wert, geliebt, geachtet, respektiert zu werden.
Gibt ein kleines, wirklich tolles Buch von A. Grün zum Thema Grenzen, da gehört das Thema Egoismus dazu.

Wenn ich für einen Partner etwas tue,weil er es gerne hätte, es ihm Freude macht - und ich es tun möchte, dann ist das absolut ok.

Stell' die Frage nicht, bitte. Das gibt 1000 Frauen, 2000 Antworten.
Nimm die Antwort aus Deinem Fachjargon - es kommt darauf an...
 
  • #63
Ich gehöre auch zu den Menschen mit unsicherem bis vermeidenden Bindungsstil. Die Ursachen liegen ganz früh in der Kindheit und werden sich nicht auflösen. Ich kann mir das nur bewusst machen und versuchen, beziehungsschaedliches Verhalten zu vermeiden.
Die erste Fehlerquelle ist die Männerwahl. Männer, die unehrlich sind, sich nicht entscheiden können, klärende Gespräche meiden, Konflikte nicht lösen etc, befeuern meine destruktiven Muster = charakterschwache Männer. Ebenso läuft es nicht gut, wenn ich auf einen Mann mit gleichem Bindungsstil treffe, da passt die Kommunikation nicht zueinander. Seit ich das alles weiss, achte ich darauf und meide Menschen, die mir so offensichtlich nicht guttun.

Mein Eindruck ist, dass unter den Singles Menschen mit beziehungsschaedlichen Bindungsstilen überproportional vertreten sind und genau das ist der Grund, warum so viele so lange oder noch schlimmer: immer wieder Singles sind. Da treffen überwiegend Menschen aufeinander, die Beziehung miteinander nicht können.
Die, es können haben ja eine Beziehung, sehr oft miteinander.

Am besten klappt es für mich mit Männern, die einen sicheren Bindungsstil haben und einen guten Charakter - tritt oft in Personalunion auf.
Aktuell bin ich in so einer Partnerschaft, als Fernbeziehung. Normalerweise ist eine Fernbeziehung nichts für mich, aber mit ihm geht es, auch weil der Zeitraum überschaubar ist.

Am Wochenende hatte ich ein Schlüsselerlebnis: obwohl ich zu ihm gefahren war hatte er Samstagabend mit seinen Freunden (auch Frauen) eine Verabredung, um den nächsten Fahrradurlaub zu planen - ist ok, er arbeitet und hat jetzt täglich 160 km Fahrweg über bergige Landstrassen. Da geht das nur am Wochenende. Er wollte um 23 Uhr zurück sein, kam aber nicht. Ich erwartete weder Zwischenmeldungen noch sonstwas, sondern ging ins Bett und konnte auch gut schlafen. Keine Unsicherheiten, kein Kontrollwahn meinerseits - weiss doch jeder, dass sowas dauern kann.
Es hat mit unserer Kommunikation zu tun, Probleme frühzeitig ansprechen, sagen wann man wohin geht, nichts verheimlichen, keine digitale Dauerbeschallung mit reichlich Missverständnispotenzial sondern anrufen oder miteinander reden wenn beide Zeit haben.

Meine Schwester war früher ähnlich wie ich, traf früh in ihrem Leben einen Mann, der sicher gebunden war, was ihr Leben veränderte.
Mein Neffe hat auch einen sicheren Bindungsstil und eine unsicher gebundene Partnerin. Bei den beiden läuft es ähnlich gut wie bei mir mit dem neuen Mann. Man kann neue Lernerfahrungen machen und dem sicher-gebundenen Partner vertrauen lernen.

Das funktionierte in allen 3 Beispielen traditionell im RL: Kennenlernzeit von mindestens 2 Jahren bevor es eine Beziehung würde.
 
  • #64
Danke für diesen kleinen Exkurs in Blumenkunde...
... das weiß ich selbst nicht so genau, ist aber vielleicht ein guter Bogen zum Ausgangsthema: Mein "unsicherer Bindungsstil" äußert sich derart, dass ich es für möglich halte - so schwachsinnig sich das anhört - dass ich mich z.B. mit so einem harmlosen aber als deplatziert, aufdringlich, unbeholfen... empfundenen Blumenstrauß als komplett unmöglichen Typen disqualifiziere (eine ganz klassische Situation aus der Kindheit übrigens - Kind bringt stolz irgendwas an, macht irgendwas "gut Gemeintes" und erntet dafür nicht den erwarteten, erhofften Beifall der Eltern, sondern wird dafür gnadenlos und zynisch runtergemacht).

Und für zweifelhafte "Titel" wie
hat jemand wie ich sowieso schon sehr sensible Antennen. Das hat was von "gut gemeint", von "nett". Ich zucke z.B. regelrecht zusammen, wenn es heißt, ich sei "süß". Hört sich für mich immer an, als käme danach zwangsläufig ein "... aber leider...".

Tscha,
manchmal
 
  • #65
"nett". Ich zucke z.B. regelrecht zusammen, wenn es heißt, ich sei "süß". Hört sich für mich immer an, als käme danach zwangsläufig ein "... aber leider...".

Guten Morgen,
dann wird es Zeit, dass du dir endlich andere Erfahrungen zugestehst und gönnst und nicht alles gleich in einen Topf wirfst und so für dich auswertest, dass du fix wieder in eine Opferrolle gerätst, um dein Vermeidungsverhalten zu leben. Das wird dann wie gewohnt, nichts werden. So stark und gewillt du auch bist, oder scheinst......*Manchmal* habe ich das Gefühl, du möchtest weiter darin suhlen. Wenn du so sensible Antennen hast, wirst du merken und spüren, wie etwas gemeint ist. Vergiß nicht, dass auch der andere seine Negativerlebnisse hat und du durch dein Verhalten vielleicht etwas bei ihm auslösen könntest. Schlimmstenfalls Flucht.....Dann kannst du dich entspannt zurücklehnen, dir auf die Schulter klopfen und sagen, *habe ich es doch gewußt*.

Meine Geschichte dazu, weil es passt....
Vor einigen Jahren war ich mit einem Mann zusammen, wir kannten uns bereits schon seit einem Jahr. Wir waren unterwegs, um Möbel für unsere gemeinsame Wohnung zu kaufen und waren beide gutlaunig auf dem Nachhauseweg. Ich schaute ihn im Auto von der Seite strahlend an und schmetterte ihm fröhlich entgegen *Schiedda* (Norddeutsches Kosewort), ich freue mich so auf unser Zusammenziehen.
Ich habe noch nie so schell entgleiste Gesichtszüge gesehen. Dieser Mann sprach kein Wort mit mir, obwohl ich mehrfach nachfragte....eisiges Schweigen, drei Tage lang. Meine Nerven waren inzwischen auch ziemlich angekratzt, weil ich mir so ein Verhalten nicht erklären konnte. Am vierten Tag nach nochmaligem Drängen meinerseits, erfuhr ich dann, dass er in der Schule als kleines Kind mal mit diesem Kosenamen von einem Schüler gerufen wurde und es ihm fürchterlich peinlich war. Nun, was hatte ich damit zu tun und warum kann man das nicht gleich erzählen, statt den anderen im Regen stehen zu lassen. Solche Verhaltensweisen gab es in unserer Beziehung öfters und ganz oft wurde dann seine Kindheit erörtert. Ich hatte das Gefühl aber, dass er gerne dort verharrte, statt für sich und sein Tun Verantwortung zu übernehmen und dazuzulernen. Je besser es in unserer Beziehung lief, umso schlimmer seine Abstürze. Oft wurden regelrecht irgendwelche Kindheitserfahrungen auf mich projiziert bis hin zu regelrechten Unterstellungen. Ich konnte irgendwann nur noch die Flucht ergreifen, weil ich ständig in Tretminen getreten bin und alles, nur negativ interpretiert und mit einem Fragezeichen behaftet wurde.
Seit dieser Erfahrung bin ich achtsamer geworden und schau genau, ob einer sich gerne in seinen Traumen suhlt, oder verantwortungsvoll damit umgeht.
 
  • #66
Ich zucke regelrecht zusammen, wenn es heißt, ich sei "süß". Hört sich für mich immer an, als käme danach zwangsläufig ein "... aber leider...".

Tscha,
manchmal

Also ich kann Dir sagen, dass Männer, die ich "süß" finde schon etwas Besonderes sind. Da bin ich dann schon ziemlich entzückt und ich habe im Hinterkopf kein "aber leider eben nur süß".
Ansonsten würde ich auch sagen:
Wenn es die Richtige ist, kannst du nichts falsch machen:)
Wenn ich in einen Mann verliebt bin, ist es mir nicht so wichtig, ob es ein stilvolles Blumenbouquet oder Blumen von der Tanke sind... ich freu mich dann nicht über die Blumen, aber die Geste zählt eben auch... Manchmal kann auch das Unbeholfene "süß" sein...
Ich hab auch nix gegen eine einzelne Blume.

Mir kann ein Mann aber mit Ideen und Unternehmungen eine größere Freude machen... wenn er sich was Schönes fürs WE überlegt hat und mich einfach abholt und mit mir ans Meer fährt finde ich das toll... oder wenn ich abends zu ihm komme und alles sieht schon nett dekoriert aus mit Kerzen und Drinks... oder ein cooles Brunch...
Oder wenn er mich einfach schnappt und mit mir am Wasser ne Flasche Wein trinkt im Sonnenuntergang...
Mein Freund hat mir als ich krank war (nur Erkältung) auch Blumen per Fleurop geschickt mit ner Idee fürs WE...
Ich brauche keine Blumen, hab mich dann aber aufs WE besonders gefreut, die Message war schön.
Ich bin da was Geschenke angeht wie @Lionne: Es muss nix Großes sein, ich muss nur das Gefühl haben, dass er zuhört... ich finds netter, wenn er mir meine Lieblingskaugummis/ -chips mitbringt als ein-50-Rosen-Bouquet. Oder einen Tisch reserviert in dem Restaurant, was ich neulich erwähnte und dem ich noch nie war.... Dann weiß ich, erhört zu und denkt an mich.
Wobei 50 Rosen auch mal toll sein können, aber es kommt drauf an, wann...
Mir hat mal ein neuer Freund anonym 50 fette Rosen geschickt, um herauszufinden, ob ich noch einen anderen Mann in meinem Leben hatte.... das fand ich total abtörnend.
 
  • #67
...Kind bringt stolz irgendwas an, macht irgendwas "gut Gemeintes" und erntet dafür nicht den erwarteten, erhofften Beifall der Eltern, sondern wird dafür gnadenlos und zynisch runtergemacht)
Ich kann mich nicht wirklich an solche Situationen aus meiner frühen Kindheit erinnern, aber es muß sie gegeben haben, weil ich erstens extrem sparsam mit Geschenken, Bildern, Blumen etc. rüberkomme und wenn, dann denke ich da ewig drüber nach und es muß perfekt sein, wobei 'perfekt' in aller Regel 'weniger ist mehr' bedeutet.
Genauso mit Komplimenten oder Zuneigungsbekundungen oder Kontaktaufnahmen. Immer schwingt da die Angst vor Zurückweisung mit, obwohl ich keine wirkliche seit geraumer Zeit ( Jahren ? ) erlebt habe.
Weil ich auch da 'weniger ist mehr' mache.

Diese groben Zurückweisungen sind eins, aber auch wohlmeinende und liebevolle Eltern demütigen ihre Kinder, dann eher, ohne es zu merken und zu wollen.
Ich sehe oft Eltern und noch öfter Großeltern, die über das Danebentreten ihrer Kinder / Enkel lachen, d.h. wenn sie was Tollpatschiges tun oder sagen.
Sie finden das niedlich, den Kindern aber gefriert nicht selten das Lachen, einige sind den Tränen nahe.
Warum sehen die Erwachsenen das nicht ?
Ich kenne diese Situationen tiefer Demütigung sehr gut.

Ich bin da extrem wach, weil ich es am eigenen Leib erfahren habe.
Ich habe mit meiner Tochter so etwas niemals gemacht und auch nicht mit anderen Kindern.
Und ich mache das auch nicht mit Erwachsenen, außer mit Absicht...da muß aber viel vorausgegangen sein.

Lieber @manchmal, du trägst da ein schweres Päckchen. Ich auch.
Oft wurden regelrecht irgendwelche Kindheitserfahrungen auf mich projiziert bis hin zu regelrechten Unterstellungen.
Hier müssen wir aufpassen. Die Leute, mit denen wir heute Umgang haben, sind anders drauf. Die wollen uns nicht demütigen. Falls doch, können wir uns trennen. Das konnten wir früher nicht, als wir klein waren.

Bring einer Frau eine Kleinigkeit mit, wenn du das möchtest.
Müssen tust du es nicht.
Bring ihr nur selten etwas mit, damit es keine Inflation gibt.
Und dann lieber eine edle Sache ( eine Flasche Wein für 30 € ) als eine große Menge ( eine ganze Kiste für 30 € ).
Zum ersten und auch den folgenden Dates würde ich nichts mitbringen, erst wenn du bei ihr eingeladen bist. Eingeladen. Nicht, wenn du sie nur zuhause abholst.
Bring ihr was mit, was ihr gefällt, nicht dir.
Das findest du bei den ersten Gesprächen leicht heraus, wenn du ihr ein bißchen zuhörst.
Wenn sie erzählt, dass sie mal an der Nordsee war und da gab es so unglaublich tollen Kandiszucker, bring ihr den mit.
Darauf kommt's an, dass du ihr zugehört hast.
Nicht auf den Kandiszucker, den kann sie sich kaufen.

w 49
 
  • #68
Mein Eindruck ist, dass unter den Singles Menschen mit beziehungsschaedlichen Bindungsstilen überproportional vertreten sind
Ich würde das so nicht sehen. Die beziehungsschädlichen Verhaltensweisen sehe ich auch deutlich in Beziehungen, nur ist da der Wille größer, in einer Beziehung zu sein (nicht unbedingt in dieser). Und die Paare bearbeiten ihre Probleme noch miteinander, bewusst oder unbewusst, indem sie den anderen brauchen, der sie dauernd auf das Problem stößt mit seinem Verhalten.

als komplett unmöglichen Typen disqualifiziere
Wenn Dir Deine Freundin irgendwas schenkt, was man Männern allgemein schenkt (also nicht was definitiv Unpassendes, wo man sich fragen muss, ob die Frau überhaupt mal zugehört hat), würdest Du sie da als unmögliche Frau disqualifizieren, wenn Dir das Geschenk nicht so gefällt? Ich denke, nicht. Wenn ein Mann sowas täte, wie würdest Du dann über ihn denken? Ich würde denken, der Mann ist ungnädig, zickig und bedeutet nur Beziehungsstress mit seiner egozentrischen Art und der Unfähigkeit, eine lieb gemeinte Geste so doof zu interpretieren.
Es ist was anderes, wenn man darauf hingewiesen wird, dass man das Geschenk nicht mag, weil xy. Da zählt immer noch, dass der andere einem eine Freude bereiten wollte. Es gibt von Watzlawick die Geschichte, in der der Mann sich nicht traut zu sagen, dass er Cornflakes nicht mag. Er isst sie, weil er seine Frau, die sie ihm gekauft hat, nicht kränken will, und hofft, dass die Packung bald alle ist. Aber da steht dann schon eine neue...
Also Kritik am Geschenk ist, wenn die Frau kein zickiges kleines Mädchen ist, keine Kritik an Dir! Man muss sagen dürfen, wenn man was nicht mag und jeder darf das selber entscheiden. Das ist unangenehm, aber das müsste einem eigentlich lieber sein als eine Lüge.

Du könntest statt Blumen auch was mitbringen, von dem Du weißt, dass sie es mag. Sie wird sich ja mal zu Essensvorlieben geäußert haben. Oder wenn sie sagt, sie mag Rot, dann eine Lieblingstasse oder sowas. Da zählt nicht die Tasse, sondern dass Du Dir gemerkt hast, was sie mag und Du an sie, nicht an "eine Frau", gedacht hast, als Du das Teil kauftest. Es wird dann was Besonderes.
 
  • #69
Guten Morgen,

letztendlich spielt es keine Rolle, was man mitbringt, wie viel, wie wenig und überhaupt. Entscheidend ist, dass es von Herzen kommt und die Angebetete die Antennen dafür besitzt, das wahrzunehmen und zu erkennen. Die Gesamtkomposition des Schenkenden macht es.
Beispiel...Ein Mann brachte mir zum 1. Date ein Geschenk mit, ein Buch, welches er extra hat einpacken lassen, ohne Thesafilm, darauf bestand er und wies mich gleich darauf hin. Er hatte gleich für sich entschieden, dass ich es bin, die er suchte und teilte mir das auch gleich mit, ich wurde nicht gefragt, ob ich denn auch wolle. Es blieb von meiner Seite aus, bei dem ersten Date. Wenn es bei dem Buch geblieben wäre, ohne diese Thesafilmarie und seine forsche Entscheidung, hätte es ein zweites Date gegeben.

Ein anderer Mann brachte zum ersten Date ein weißes Röschen aus seinem Garten mit, er vernahm aus unserem ersten Telefonat, dass ich auf den Shabby-Chic-Style stehe und ein Faible für Ton in Ton habe. Auch sonst gab er sich sehr entspannt und locker. Klar, gab es weitere Dates......

Ich habe auch ein Kindheitstrauma, meine liebevoll gebastelten Geschenke landeten im Mülleimer, wo ich sie fand und tagelang heimlich geheuelt habe. Für meine verheuelten Augen habe ich noch eine Tracht Prügel bekommen. Später waren die Geschenke gut ausgesucht und kosteten auch etwas, dann kam grundsätzlich die Bemerkung, dass ich mir das hätte sparen können, weil man sowieso bald abkratzen würde. Dann habe ich es irgendwann gelassen, meine Mutter sprach sechs Woche kein Wort mit mir. Bin ihr hinterher gekrochen und habe förmlich gebettelt, bis ich mir dann den Vorwurf anhören mußte, dass sie kein Geschenk von mir bekommen hat.
Irgendwann war ich erwachsen und habe dieses Thema ebenfalls in den Mülleimer landen lassen. Es wäre mir auch zu anstrengend, wenn ich mich deswegen ständig ausbremsen und abwägen müßte, aus Angst dumm rüberzukommen. Wer mit meiner Art des Gebens und Schenkens ein Problem hätte, den würde ich lassen. Habe aber immer das Glück, dass man meine Geschenke würdigt und spürt, dass sie von Herzen kommen.
 
  • #70
Ich habe auch ein Kindheitstrauma, meine liebevoll gebastelten Geschenke landeten im Mülleimer, wo ich sie fand und tagelang heimlich geheuelt habe. Für meine verheuelten Augen habe ich noch eine Tracht Prügel bekommen. Später waren die Geschenke gut ausgesucht und kosteten auch etwas, dann kam grundsätzlich die Bemerkung, dass ich mir das hätte sparen können, weil man sowieso bald abkratzen würde. Dann habe ich es irgendwann gelassen, meine Mutter sprach sechs Woche kein Wort mit mir. Bin ihr hinterher gekrochen und habe förmlich gebettelt, bis ich mir dann den Vorwurf anhören mußte, dass sie kein Geschenk von mir bekommen hat.
Wow, das ist eine krasse Nummer.
Und wieder mal frage ich mich, wie man als Erwachsener nicht erkennt, erstens wie sehr man sein Kind, das einem doch das Wichtigste und Liebste auf der Welt ist, geringschätzen und verletzen kann und zweitens, wie man als Erwachsener nicht zum kleinsten bißchen zu logischem und rationalem Denken fähig sein kann.
Und wie man sein Kind schlagen kann, weil es weint, weil man es verletzt hat.
Ich habe meine Tochter etwa dreimal in ihrem Leben so sehr verletzt ( NICHT geschlagen ) und das selbstverständlich unabsichtlich.
Das treibt mir heute noch die Schamesröte ins Gesicht.
Ich habe damals sehr viel getan, um sie zu trösten und das wieder gut zu machen.

Übrigens: meine Mutter fragt eiskalt im Beisein vom Schenkenden, unmittelbar nach dem Akt des Schenkens die Anwesenden, ob das jemand haben wolle, da sie das nicht brauche.
Ergo: ich schenke ihr schon ewig nichts mehr, was aber kein Problem für sie ist, eher ist es ihr sehr recht.
Sie hingegen bringt mir IMMER was mit und fast ausschließlich Sachen, die sie nicht mehr haben will und die mit mir nichts zu tun haben. Die gebraucht und auch schon mal defekt sind.
Die landhausmäßig sind, wo ich doch loftmäßig wohne.
Und sie drängt mir immer sehr viel aus ihrem Garten auf: verlauste Salatköpfe, geplatzte Tomaten, bunte Bauernblumensträuße, welke Kräuter.
Ich heuchele aber immer Freude und wenn sie weg ist, gucke ich, ob da überhaupt noch was von zu gebrauchen ist und der Rest landet im Müll.
Aber immerhin bin ich mir sicher, dass sie das dort nicht findet, sonst würde ich das nicht machen, weil ich sie nicht verletzen will.
Ihr ist das hingegen schnuppe.
Keine Ahnung, warum ich es trotzdem nicht schaffe, genauso gemein zu ihr zu sein.

w 49
 
  • #71
@Vikky Beitrag 62
Die Frage ist jedoch, wann in Deinen Beispielen der Schwester und des Neffen der unsicher gebundene ausbricht und der sicher gebundene ratlos in einem Trennungsforum schreibt ...

Und @Pia - den Typen kenne ich, ich habe mal "Naschkatze" zu ihm gesagt, großes Drama, weil damit das Trauma hochgeholt wurde, in der Familie der Kleine gewesen zu sein. Er war 3 Tage gekränkt und keine Entschuldigung meinerseits reichte aus, ich wurde immer vorsichtiger, um auf keine Mine zu treten. Das ist ein Eiertanz. Nur dass die ewig Gekränkten dabei recht egozentrisch vorgehen und das Gegenüber quasi ständig "kränkt".
Ein wenig unerwachsen ist das schon und die Rücksicht ist sehr einseitig.
 
  • #72
Und wieder mal frage ich mich, wie man als Erwachsener nicht erkennt, erstens wie sehr man sein Kind,

....die Kriegsgeneration war schon recht verbogen. Mir sind viele viele greulichen Verhaltensweisen durch Freunde und Bekannte bekannt. Ich glaube, wer in so einer Zeit lebte, der war anders gestrickt. Es ist eine Erklärung für mich und schlußendlich entscheide ich, ob ich die Auswirkungen dieser Erfahrungen, der Menschheit und mir zumuten will.
Ich habe schon als sehr kleines Mädchen eine Vorstellung davon gehabt, dass ich so nie werden und handeln möchte, wie meine Mutter. Es war ein harter Weg, der Ausgrenzung beinhaltete und Hass und Neid meiner Mutter. Es hat sich gelohnt, wenn ich mir anschaue, was es mit meinen Geschwistern angerichtet hat und wo sie heute stehen.
Das Leben ist ein kostbares Geschenk und es ist meine Pflicht mir gegenüber, das Leben ohne diese Vergangenheitsgespenster zu genießen und das nicht weiter zu tragen. Wir leben in einer Zeit, wo wir uns mit so elementaren Dingen, wie Hunger, Krankheit und Auswirkungen von Kriesgeschehnissen nicht rumschlagen müssen und unseren Geist entprechend schulen können, um hinterlassene Spuren, wieder gerade zu richten.
 
  • #73
Ist das wirklich für mich? Kann es sowas wirklich geben?

Und nun habe ich einen Partner, der mir sehr sehr gesund in seiner Bindungsfähigkeit zu sein scheint. Ein Mensch mit einem sicheren Bindungsstil ..... Der liebt mich. Einfach so. Kann das überhaupt sein??

Plötzlich, vor einiger Zeit, kam mir dieser Thread wieder in den Sinn.
Ich habe jetzt eine Stunde mit Suchen verbracht und ihn gefunden.

Jetzt geht es mir so, wie Moona vor drei Jahren schrieb.

Ich habe jetzt ein Jahr Beziehung hinter mir, es ist immer wieder und immer weiter so unfassbar und erstaunlich - aber in meinem Inneren sind aufgrund des von Moona so gut beschriebenen "Virus" eben auch innere Kämpfe und Anstrengungen gewesen - wohlgemerkt, gegen mich selbst!

Ein wenig bin ich aber auf einem Plateau angekommen. Der Virus ist noch da - zweifelsohne. Ich kann ihn "aufrufen". Dabei wird er langsam ein wenig schwächer. Im ersten halben Jahr dachte ich bei jedem Abend ohne whatsapp-Nachricht meines Partners: "Das wars jetzt! - gleich, gleich.....ist dieser Mann weg - so wie die vielen vor ihm auch!" , nach jedem Missverständnis oder Meinungverschiedenheit sowieso.

Aber der Mann war nicht weg. Er blieb. Und ich auch.

Er hat das irgendwann auch gemerkt. Wir reden so viel - das konnte ich nicht immer weiter nur verbergen.

Jetzt ist es milder. Ich lebe mit dem Virus besser.

Ich möchte es nur hier hinschreiben:
Wir, die mit der Kerbe in der Seele, wir können vielleicht nie GANZ heilen. Wir wissen immer um die Kerbe. Aber wir können mithilfe von Bewusstheit und Aufmerksamkeit uns davon distanzieren und der Kerbe keine Macht mehr geben.

Ich wünsche das ganz vielen, dass die Kerbe keine Falle mehr bildet!
 
  • #74
Wow.

Dieser Thread ist wirklich erstaunlich.

Meine Eltern haben beide solche Kerben auf der Seele und es geschafft, sie wirklich nicht an uns Kinder weiter zu geben.

Wenn ich das so lese, werde ich noch dankbarer dafür als ohnehin schon. Sie sind inzwischen 88 und fast 93, ich muss es ihnen in einer ruhigen Minute wirklich unbedingt noch einmal ausdrücklich sagen. Mein Bruder und ich tun viel um zurück zu geben, aber man muss so etwas vielleicht auch noch einmal aussprechen. Ich habe jedenfalls nun wirklich das Bedürfnis danach.

Vielen Dank an alle, die sich hier geöffnet haben!
 
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