@5/18: Eure Anmerkungen sind aus meiner Sicht hochinteressant.
Die Bemerkung "Wichtig ist, dass der Partner auch in schwierigen Zeiten oder bei Krankheit noch zu mir steht." heißt für mich, wenn der Partner seine Funktion erfüllt, dann darf er auch fremdgehen, Hauptsache, wenn ich krank bin oder sonst ein Problem habe, ist er da.
Für mich ein eigenartiger Tausch, den ich, ehrlich gesagt, nicht brauche, auch weil ich dann ja selbst meinen Partner funktionalisiere.
Wenn ich krank bin oder in schwierigen Zeiten Unterstützung benötige, dann nicht zwingend von einem Partner mit dem ich schlafe und der fremdgeht. Ich denke nicht einmal, dass ich das wollte. Zwischenmenschliche "Unterstützung im Notfall" als Tausch gegen fremdgehen dürfen? Mit diesem Konzept kann ich mich nicht anfreunden, aber vielleicht funktionieren ja viele Beziehungen tatsächlich auf diese Weise. "Funktionieren" ist dabei für mich der Schlüsselbegriff, den ich ja auch hier im Forum recht häufig verwende.
Bei mir ist es eher umgekehrt: Wenn mein Partner fremdgeht, möchte ich garnicht, dass er "in schwierigen Zeiten oder bei Krankheit" vorgeblich zu mir steht, denn das würde auch ein Freund oder ein Kumpel oder eine Cousine tun. Sogar der ein oder andere meiner jahrzehntelangen Arbeitskollegen würde vermutlich in schwierigen Zeiten und Krankheit zu mir stehen. Dazu brauche ich keinen Partner der fremdgeht.
Auch "Eine Beziehung ist für mich viel mehr, -sehr viel mehr!- als sexuelle Treue." finde ich bemerkenswert, weil sich Liebesbeziehungen zwischen einem Mann und einer Frau ohne sexuelle Treue für mich auf andere Formen der Verbindung beziehen.
Wenn ich es richtig verstehe, bist Du der Ansicht, sexuelle Treue ist vernachlässigbar, weil für Dich andere Aspekte einer Beziehung wichtig bzw. wichtiger sind ("viel, sehr viel mehr, sind"), während ich denke, eine Liebesbeziehung zwischen Mann und Frau ohne sexuelle Treue ist wertlos (wohlgemerkt für mich wertlos, andere können das anders handhaben), wenn es sich nicht um eine platonische Liebe handelt.
Auch hier meine ich, was sollen das für wichtige bzw. wichtigere Aspekte einer Beziehung sein. Ich glaube einfach nicht daran, dass ein Mann oder eine Frau, die fremdgehen wirklich gute Partner sind, weil eine Beziehung ja "viel, sehr viel mehr, ist". Für mich klingt das nach, "o.k., treu bin ich zwar nicht, aber dafür schreibe ich Liebesgedichte an Dich" o.ä.. Treue ist für mich der ultimative Lakmustest zwischen zwei Menschen.
Ich denke, wir kommen da nicht auf einen gemeinsamen Nenner, was wir auch nicht müssen, anregend finde ich Eure Gedanken auf jeden Fall. Eure Sichtweise ist meiner Meinung nach auch vollkommen in Ordnung, wenn Ihr das offen mit Euren Partnern kommuniziert und ihnen dieselben Freiräume zubilligt wie Euch selbst.
w/48