• #1

Unterschiedliches Distanzbedürfnis bei Paaren und wie geht ihr damit um?

Mich würde interessieren, wie ihr damit umgeht, wenn der Partner ein ausgeprägteres Distanzbedürfnis hat. (Fernbeziehungen schließe ich mal aus). Fühlt ihr euch weniger geliebt? Habt ihr eure eigenen Interessen ausgebaut? Notgedrungen oder als Bereicherung empfunden? Ab wann hättet ihr das Gefühl, dass es keine Beziehung mehr ist?
 
  • #2
Ich fürchte, unterschiedliches Distanzbedürfnis funktioniert nicht, da einer, nämlich der, der sich da nicht durchsetzt, leidet. Natürlich würde ich mir sehr ungeliebt vorkommen, würde mein Mann mich nur 1x pro Woche ertragen (ich übertreibe jetzt). Was wir dennoch haben: er ist geschäftlich oft unterwegs und somit nicht zuhause. Wir haben uns daran gewöhnt ohne zu leiden...es hat ja nichts damit zu tun, dass wir nicht wollen.

Ich kenne das aber aus früheren Beziehungen: da wird nicht großartig drüber gesprochen, da ist der andere einfach nicht da oder plant über den Kopf hinweg sein Programm. Das ist egoistisch und kann absolut nicht als Bereicherung empfunden werden. Natürlich baut man dann ein eigenes Leben nebenher auf und wenn das dann gut läuft, steht die Trennung an. Die Kluft wird dann nämlich immer größer.
 
  • #3
Hallo Fs,
sicher gibt es auch in diesem Bereich so extreme Unterschiede in den Bedürfnissen, dass eine gut lebbare Lösung für das Paar in einer Beziehung nicht möglich ist. Ähnlich wie bei anderen Bedürfnissen und Ansichten, z.B. der Messie und der Partner mit dem Sauberkeitsfimmel, der Veganer und der Junk-Food-Esser, der Promiskuitive mit dem Monogamen. Das ist traurig, aber bei Extremen passt es eben als Paar nicht. Das kannst du auch nicht ändern.

Meine Erfahrung sagt, dass der Partner mit dem größeren Distanzbedürfnis meistens sein Ding ohne Rücksicht auf das Bedürfnis seines Partner nach mehr Nähe durchzieht.

Frauen verwechseln gerne die Unverbindlichkeit des Mannes und deuten das unverbindliche Verhalten und sein Desinteresse als geringeres Nähe-Bedürfnis.

Genau hier empfehle ich auch, die Grenze zu ziehen.

Sollte die Beziehung bei ihm unter Prio 57 laufen, der Partner nur ankommen, wenn er gerade Leerlauf hat, keine verbindlichen Absprachen möglich sein, er keine gemeinsamen Zukunftspläne haben, nimmt er die Beziehung nicht ernst.

Ansonst ist es in einer Beziehung mit unterschiedlichen Bedürfnissen, egal ob Sauberkeit, Essen, Aktivitäten immer das gleiche. Beide müssen ihre Vorstellungen mitteilen und das Paar versucht durch gegenseitiges aufeinander zugehen, den Konflikt zu lösen.
 
  • #4
Zu starke Abweichungen im Nähe-/Distanzbedürfnis sind wahnsinnig anstrengend, finde ich.
Bin eine durchaus eigenständige Frau mit Vollzeitjob, Freunden, Hobbies und kann mich gut allein beschäftigen.
Vor einigen Jahren hatte ich mal einen sehr distanzbedürftigen Partner, der war dermaßen abweisend, dass es mir an´s Ego ging.
Irgendwann erklärte er mir mal, dass ich beispielsweise eben abwarten müsse, bis ihm mal nach einer Umarmung sei.
Ich bin doch kein Hund, der sich artig freut, wenn er mal getätschelt wird ,-)
Ich kam jedenfalls deutlich zu kurz und mir wurde eingeredet, ich wolle Zuviel. Hmmm. Nach seinen Maßstäben ganz gewiss.
Also hielt ich mich "artig" zurück, was mich keineswegs glücklich machte. Und es ging mir NICHT um´s ständig zusammenkleben.
Nur kam da so wenig, dass ich mich gar nicht mehr traute, irgendwie Nähe herzustellen, weil die ja störte.
Zog sich durch die ganze Beziehung, dieses Gefühl zu stören.
War eine Fernbeziehung, da bin ich nun mal anwesend am Wochenende und kann nicht auf Knopfdruck abschaltbar sein.
War wirklich nicht schön.
 
  • #5
Hallo Carpe,

ich habe z.B ein größeres Nähebedürfnis als meine Partner in Beziehungen gehabt. Ich denke, es hat etwas mit unserer Prägung in der Kindheit zu tun und solche Typen ziehen sich gegenseitig natürlich auch an. Der, der mehr Nähe braucht leidet. Der andere kann über ihn bestimmen, da er ja nicht das große Nähebedürfnis hat und dann nicht leidet.

Die Woche hat 7 Tage und davon würde ich gerne zumindest 4 Tage meinen Partner sehen wollen. Mein damaliger Partner wollte mich jedoch nur an ca. 2 Tagen sehen und ja das empfand ich als sehr unbefriedigend. Beim richtigen Partner kann ich mit ihm zusammensein und fühle mich auch wohl. Immer kann ich keine Menschen um mich haben, brauche auch meine Freiheit und Rückzug (bedingt durch die Hochsensibiliät). Mein Partner war eher introvertiert, ich eher so ambivertiert.

Also ich denke, dass man sich entgegenkommen sollte-ein Kompromiss finden mit dem beide leben können. Zu große Unterschiede sind sehr schlecht und machen für mich eine Beziehung unmöglich. Tendenziell weiss ich aber auch, dass ich es lernen muss autonomer zu werden und das Distanzbedürfnis nicht als Ablehnung gegen mich zu sehen. Ich denke, wenn man vielleicht reifer ist wird es einfacher werden.
 
  • #7
Ich glaube auch, dass es beiden auf Dauer nicht gut tut, oder man hat sich arrangiert und jeder lebt sein eigenes Leben, wenn man die Zuwendung nicht zuhause bekommt, dann sucht man sie woanders.

Gibt es eigentlich Erfahrungswerte, dass ein eher auf Distanz bedachter Mensch plötzlich bei der oder dem Richtigen sich komplett wandelt, und plötzlich sehr viel Nähe möchte? Kann mir das schon vorstellen...
 
  • #8
Bislang hatte in allen langen Beziehungen (drei) ich das kleinere Nähebedürfnis, ging und gehe aber ganz weitreichende Kompromisse ein. Weiter konnte und kann ich dann aber auch nicht.

Das vollkommen Verrückte dabei ist, dass alle Partner in anderen Beziehungen die Distanzler waren. Ich habe schon mehrfach darüber geschrieben, dass ich es einfach nicht verstehe - bei mir wird geklettet und ich habe schon bei äußerst begrenzten Extra-Touren ein schlechtes Gewissen.

Gibt es hier vielleicht Foristen/innen, denen das auch so ging - in einer Beziehung waren sie immer unterwegs und in der nächsten keineswegs? Woran lag das?
 
  • #9
Ich finde mit Menschen die ein starkes Distanzbedürfnis haben kann überhaupt kein Wir- bzw. Paargefühl aufkommen.

In der Regel entscheiden diese Menschen viele Dinge ohne dabei ihren "Partner" einzubinden. Wenn sie dann aber einmal spontan Zeit gewähren reagieren sie verschnupft wenn der Partner diese Zeit bereits anderweitig verplant hat. Ihre Ichzentrierung lässt diese Option eigentlich nicht zu.

Distanzierte sind in der Regel immer Ich bezogen. Sie sprechen gern von Selbstliebe und gesunder Abgrenzung. Ihnen fehlt sichtbar Empathie und Liebesfähigkeit (die Schmetterlinge sind nicht gemeint). Sie nehmen mehr als, dass sie geben. Ihr nehmen ist oft kein respektvolles Annehmen sondern eher ein konsumieren.

Eine Beziehung mit einem dauerhaft Distanzierten kann bedingt und zeitlich begrenzt einen funktionalen Wert haben, weswegen man sie erhält. Letztlich könnte man soetwas als eine Art F+ labeln. Liebe jedenfalls ist unter solchen Bedingungen einseitig und wird sterben.

Distanzierten die das alles bestreiten fehlt wie oben bereits erwähnt die Empathie.
 
L

Lionne69

Gast
  • #10
Nähe ist ein sehr weiter Begriff mir vielen Einzelkomponenten.

Die reine Präsenz des Partners, sehr viel gemeinsam verbrachte Zeit.
Körperliche Nähe - Berührungen, Zärtlichkeit, Küsse, Etc.
Sexuelle Nähe
Psychische Nähe - Gedanken-/Gefühlsaustausch

Ich wäre im ersten Bereich nur ein bedingter Nähemensch, meine Zeit für mich benötige ich, die ganze Zeit aufeinander kleben - schwierig.
Aber ansonsten brauche ich viel Nähe, gerade die körperliche, ansonsten verlieren sich bei mir die Gefühle. Genauso wichtig das Miteinander schwingen, sich vertrauen, ganz sein zu dürfen, offen (psychische Nähe).
Ohne sexuelle Nähe hält mE auf Dauer auch keine Partnerschaft.

Ich finde, es muss in diesem Bereich harmonieren, ansonsten leiden beide.
 
  • #11
Ich finde mit Menschen die ein starkes Distanzbedürfnis haben kann überhaupt kein Wir- bzw. Paargefühl aufkommen.

In der Regel entscheiden diese Menschen viele Dinge ohne dabei ihren "Partner" einzubinden. Wenn sie dann aber einmal spontan Zeit gewähren reagieren sie verschnupft wenn der Partner diese Zeit bereits anderweitig verplant hat. Ihre Ichzentrierung lässt diese Option eigentlich nicht zu.

Distanzierte sind in der Regel immer Ich bezogen. Sie sprechen gern von Selbstliebe und gesunder Abgrenzung. Ihnen fehlt sichtbar Empathie und Liebesfähigkeit (die Schmetterlinge sind nicht gemeint). Sie nehmen mehr als, dass sie geben. Ihr nehmen ist oft kein respektvolles Annehmen sondern eher ein konsumieren.

Eine Beziehung mit einem dauerhaft Distanzierten kann bedingt und zeitlich begrenzt einen funktionalen Wert haben, weswegen man sie erhält. Letztlich könnte man soetwas als eine Art F+ labeln. Liebe jedenfalls ist unter solchen Bedingungen einseitig und wird sterben.

Distanzierten die das alles bestreiten fehlt wie oben bereits erwähnt die Empathie.
Lieber Eisschef,du schreibst oft recht reflektiert,aber diesem Post muss ich eindeutig widersprechen.Zum einem,wie jemand schrieb-man soll Distanzbedürfnis nicht mit mangelnder Interesse verwechseln.Da handeln tatsächlich Menschen ichbezogen und empathiefrei.Ich bin ein Distanzmensch und finde,dass Klammerer ehe egoistisch handeln.In der Regeln können sie recht wenig mit sich anfangen und brauchen permanent den anderen,damit das eigene Leben ausgefüllt ist.Zum anderen sind das unsichere Menschen,die immer eine Bestätigung brauchen,andere liebt sie noch .Hat er keine Zeit-liebt er mich nicht.Sie haben viele Sehnsüchte und Bedürfnisse und der andere soll sie bitte erfüllen.Ich habe sogar die Freundschaft auf Eis gelegt,weil die Person mich mit SMS bombardiert hat,mein Wunsch nach mehr Freiraum wurde immer wieder überhört,bis ich explodiert bin und Kontakt abgebrochen habe.Das wurde mit grosser Unverständnis quitiert.Distanzmenschen sind ehe introvertiert und zuviel Nähe zieht ihnen Energie ab,dann müssen sie sich abgrenzen .Sie haben reiches Innenleben und ihnen ist nie langweilig.Diese Menschen haben Tiefe, regen Geist und meistens sehr spirituell.Ich brauche keine Liebesbestätigung,ich spüre es einfach.Statt uns Bindungsangst und Egoismus vorzuwerfen, sollen die anderen lieber ein Blick nach innen richten und endlich sich um die eigene Themen kümmern.Ich bin wie Irina_85 hochsensibel und kann andere Menschen fühlen.Was ich da erspüre,da sollen die anderen froh sein, dass ich überhaupt mit ihnen rede. Einige Menschen sind wie eine klebrige stinkende Masse,dass man dringendes Bedürfnis hat sich zu waschen, buchstäblich.
 
  • #12
Auch ich bin eine sehr eigenständige Frau, Selbstständig mit viel Arbeit, zeitraubenden Hobbies, Ehrenamt etc. Aber mit einem Mann mit einem großen Distanzbedürfnis komme ich nicht klar. Ich habe da immer unendlich gelitten. Ich stimme da Inspiration-Master vollkommen zu.
Dies beinhaltet auch Männer, die z.B ohne Absprache mit mir Wochenendurlaube mit Freunden etc. gebucht hatten.
Ich habe durch eine Psychologin gelernt, dass diese Art von Männern mir nicht guttut und habe mein Beuteschema dann geändert.
Ich hatte Glück, dass ich dann vor fast 22 Jahren meinen Mann kennengelernt habe, der dasselbe Nähebedürfnis hat.
Aber er ist kein "Gockel-Mann" und ich lebe in einem Umfeld (beruflich und durch die Hobbies (Jagd, Reiten) mit vielen Gockeln-Männern. Er wird von diesen manchmal nicht anerkannt. Mir ist das egal, aber viele Frauen legen großen Wert auf das mächtige (und männliche) Auftreten eines Mannes, dafür nehmen sie vieles in Kauf!
 
  • #13
Hallo Carpe,

wenn du die Regeln befolgst, die der Distanzierte vorgibt, dann kannst du auch Kontakt zu einem Distanzierten haben.
Er oder sie bestimmen die Kontakthäufigkeit und Länge des Kontakts.

Das System, welches der Distanzierte dann vorgibt ist relativ rigide und organisiert. Seine Zeit ist kostbar, und die will er nicht verschwenden, oder allzu häufig mit anderen teilen.
Er will die Zeit für sich nutzen. Teilen ist nicht so sein Ding. Geben schon mal gar nicht.
Ein einigermaßen intelligent Distanzierter, weiß natürlich, dass so ein Verhalten nicht erwünscht ist, in einer Beziehung oder in einer Freundschaft. Er hat Angst ausgenutzt zu werden, weswegen er sich distanziert verhält. Er hat Angst, dass er was geben müsste (Zeit, Geld, Mühe, Aufmerksamkeit), und das ist ihm alles zu blöd.

Wenn allerdings ein Sexbedürfnis besteht, dann muss sich der Distanzierte schon was einfallen lassen. Dann muss er so tun, als ob er doch bereit für Freundschaft/Beziehung wäre (Imitation des sozial erwünschten). Aber das ist nur vorgetäuscht. Oder er braucht Hilfe von Freunden, dann meldet er sich schon. Hat er dann Hilfe/Sex bekommen, distanziert er sich wieder.
Ein Distanzler hat wie gesagt, total Angst ausgenutzt zu werden, weswegen er lieber gerne selber in die Rolle schlüpft.


Ein "Kontakt" ist durchaus möglich, wenn man sich dessen Regeln unterwirft. Unterwerfung gehört zum rigiden System des Distanzlers.
Friss oder stirb. Gefühle wie Hilflosigkeit oder das Gefühl des Ausgenutztwerdens muss der Distanzler tunlichst vermeiden. Das delegiert er dann gerne an andere. Solche Gefühle will der Distanzler nicht nochmal erleben müssen, die kennt er aus seiner Kindheit. Jetzt ist er an der Reihe kontrolliert und machtbewußt die Situation zu steuern, so dass er nie wieder in so eine Situation gerät. Leiden dürfen dann die anderen.

In seiner Kindheit fühlte er sich klein und machtlos, gegenüber den "Angreifern". Jetzt ist er an der Reihe, als eine Art "Identifikation mit dem Angreifer". Wie das geht weiß er ja, weil selbst erlebt.
Es hätte auch sein können, dass er sich von seinen "Angreifern" schon früh distanziert hätte. Aber diese Leistung konnte er nicht vollbringen, so hat er sich identifiziert. Kommt häufiger vor, als man glaubt.

Dabei sind ihm Gefühle anderer, total egal. Die kann er gar nicht ab, erinnern sie ihn doch an das selbst erlebte. Das ekelt ihn an, auf der einen Seite. Auf der anderen Seite ist er froh, dass er jetzt in der Rolle des Angreifers ist. So reinszeniert der Distanzler das selbst erlebte, allerdings eben an der anderen Person, die sich dafür zur Verfügung stellt.

Ein Kontakt ist meiner Meinung nach nur begrenzt möglich, da der Leidensdruck der "Partner" dann doch zu groß wird. Es sei denn, der Benefit ist so riesig, dass man es eine Zeit lang mitmacht.
@Ejscheff nennt es in seinem Beitrag "funktionaler Wert".
Das trifft es ganz gut.
w 45
 
  • #14
Interessante Frage. Vor allem von dir. Nur zum näheren Verständnis: Sagtest du nicht mal, dass dir die Gespräche in der Beziehung nicht so wichtig sind, die könntest du auslagern? Hauptsache die sexuelle Anziehung ist da. Und du trauerst den Gesprächen und der Nähe zum Exmann nach, willst ihn aber nicht mehr körperlich.
Dein jetztiger Partner ist auch Minimalist. Das ist er also nicht nur materiell sondern auch emotional?

Ich persönlich brauche beides. Nähe und Distanz. Ich mag es verbindlich, aber da will auch meinen Freiraum haben. Dieser Freiraum wird auch mit nichts gefüllt, dass irgendwie beziehungsrelevant wäre. Einfach nur zum Atmen.
 
  • #15
Ich denke es ist immer eine gemeinsame Gratwanderung zwischen den zwei Grundbedürfnissen Autonomie und Bindung. Der Mensch braucht beides. Also ich brauche beides. Ich empfinde sowohl das miteinander verkleben als auch das so weiterleben wie ein single in paar Beziehungen ungut.

Wichtig ist wahrscheinlich offen drüber zu reden und sich in der Kompromiss Mitte zu treffen, sofern man nicht von total entgegengesetzten Polen kommt.

Dann kann man auch etwas voneinander lernen. Ich z b hatte in meinen Beziehungen oft das Gefühl dass die Partner bei mir meine Autonomie bewundern. Und ich umgekehrt kann Verbindlichkeit und PaarGemeinsamkeit lernen, die mir als Kind nicht vorgelebt wurde da meine Mutter alleinerziehend war und sich mit niemandem absprechen musste. Im besten Fall ist es also eine Bereicherung für beide vorausgesetzt man tauscht sich aus.
 
  • #16
Ausgeprägtes Distanzbedürfnis = keine Beziehung.
Ich kenne Distanzbedürfnisse von mir selber zu gut. Ich bin ein sehr freiheitsliebender Mensch (hat auch was mit meiner Erziehung zu tun, dass es da sehr autoritär und unterdrückend zur Sache ging, so dass mir gewisse Situationen mit Männern in einem Raum zu Panik, kämpfender Überlebenstrieb und Erstickungsangst führen. Ich finde das selber sch...., kann es aber nicht ändern) aber das hängt auch immer davon ab, wie sehr ich liebe und dem Partner zugeneigt bin, ob der Partner zu mir passt und wie er mich sein lässt so wie ich bin und ob meine Bedürfnisse erfüllt werden.
Und wenn das alles wackelig ist, dann steigt mein Drang nach Freiheit und Abstand ganz immens. Ich würde sogar sagen, ich habe ein höheres Distanzbedürfnis als die meisten Männer, weil die meisten Männer, die mich anschreiben, eher von mir abhängig sind und viel Nähe wollen.
Das geht soweit, dass ich nicht nur ignoriere, wenn es mir zu viel wird, sondern solche Männer sofort blockieren und aus meinem Leben eliminieren muss. Leider war ich schon bei der Therapie, es ist irreparabel, was meine Erziehung da angerichtet hat.

Andersrum, wenn ich auf emotional distanzierte Männer treffe, dann nehme ich mich zurück und beende den Kontakt lieber. Keine Beziehung. Aus Erfahrung weiß ich selber, da kommt nicht mehr. Man wird stehen gelassen. Also würde ich nicht lange Kontakt mit solchen Menschen halten und erst recht keine Beziehung führen, sie werden dir nichts schenken können ... Glaub es mir. Es führt zu tiefen Verletzungen.

Die Alternative mit den Hobbys und Weiterbildungen, während der distanzierte Partner weg ist, habe ich selbst schon durch. Man dreht sich im Kreis und macht sich was vor. Man "redet sich die Sache schön".
 
  • #17
@Minerva7

Doch ja..die Erfahrung mache ich grade mit meiner ganz frischen Beziehung. Ich bin hier..zwar wie in vorherigen Beziehungen die distanziertere von beiden, merke aber zunehmend dass ich bei ihm mehr Nähe zulassen kann als bei ExFreunden.
Ich glaube es liegt daran dass er meinem Empfinden nach vertrauenswürdiger ist als die Männer die ich zuvor hatte.
Mal sehen. Ich bin gespannt.
 
  • #18
Es hängt alles sehr von der Persönlichkeitsstruktur ab. Viel Nähe und viele gemeinsame Unternehmungen sind eigentlich ein erstrebenswerter Zustand - so lange einer sich nicht vom anderen eingesperrt fühlt. Da war zum Beispiel einer sein Leben lang gerne draußen in der Natur und in den Bergen. Man könnte also, mit vielleicht ein paar Rücksichten, ab und an gemeinsam losziehen. Es kann aber auch passieren, daß ein Partner alledem überhaupt nichts abgewinnen kann. Dann bliebe immer noch die Option, dem Naturfreund von Zeit zu Zeit mal ein freies Wochenende zu gönnen, idealerweise abhängig vom Wetter.

Nun kommt aber der Symbiosepartner und sagt: ich will aber nicht ohne dich zuhause sitzen. Aber woanders hin will ich alleine auch nicht. Und mitgehen kommt schon gleich überhaupt nicht in Frage.

Was dann? Ja, Schatz, laß uns mit Eiskaffee einen auf Balkonien machen, die Fernsicht soll ja phänomenal werden?

Das meine ich mit „eingesperrt fühlen“. Es ist für mich wahrhaft kein erstrebenswerter Zustand. Bin ich jetzt „nicht beziehungsfähig“? Oder ist es die Frau, die sagt: alles zusammen machen ist wichtiger als persönlichen Neigungen nachgehen? Und werde ich jemals in meinem Leben wieder Berge sehen?
 
  • #19
Danke für die sehr interessanten Antworten.
Distanzmenschen kommen hier insgesamt als Beziehungspartner nicht gut weg. Der Beitrag von realwomen zeigt, dass Nähebedürftigkeit nicht unbedingt für größere Liebesfähigkeit, sondern eventuell für die Unfähigkeit des Alleinseins sprechen kann. Auch ein interessanter Aspekt.

Wie ich es oft in meinen Beiträgen geschrieben habe, bin ich gerne alleine und brauche viel Zeit für mich. Aber selbst ich stelle fest, dass das Distanzbedürfnis bei vielen Männern sehr ausgeprägt ist. Das äußert sich in dem Wunsch nach wenig gemeinsam verbrachter Zeit, körperlicher Distanz, keine gemeinsame Wohnung. Je nach Partner also unterschiedlich. Bei manchen Männern haben die Hobbies größte Priorität. Nordbriese hat das sehr treffend beschrieben, wie eine derartige Beziehung ablaufen kann.

Ein klammernder Mann ist mir noch nicht begegnet. Alle waren dankbar, dass ich viel Raum gab und sie führten ihr Leben trotz Beziehung wie gewohnt weiter. Manche dabei nach meinem Geschmack zu extrem, so dass ich mich fragte, warum viele Männer so beziehungsunfähig sind.

Je nach Beziehung mache ich das beste daraus, versuche meine emotionale Autonomie aufrecht zu erhalten und nutzte die gemeinsam verbrachte Zeit qualitativ statt quantitativ.
Wenn ich ein extremes Distanzbedürfnis akzeptiere, dann nur, weil - wie es hier schon erwähnt wurde - die Benefits überwiegen. Bei einem durchschnittlichen, langweiligen Mann (selbst die sind oft Distanzler) würde ich mich trennen.
 
  • #20
Ein klammernder Mann ist mir noch nicht begegnet.

Nach meiner Erfahrung ging das los, wenn es sie "erwischt" hat. Das konnte in der Art eines coup de foudre passieren (in jüngeren Jahren bei mir der Klassiker, es gab Phasen, in denen das mehrfach in Jahr vor kam) oder wenn man sich näher kam. Auch mein langjähriger Schulfreund, ansonsten vermutlich Tom ziemlich ähnlich, entwickelte Klammeranteile. Das war aber nicht der Grund dafür, weshalb ich mich nach mehreren Krisen endgültig trennte, das lag an tiefgreifenden Differenzen in der Lebenseinstellung.

Ich habe inzwischen das Gefühl, dass die Mischung zwischen - (Sehr zugewandt, liebevoll und warm) - und - (bitte, bitte Freiraum, Zeit alleine, Zeit für Ruhe) - wie auf Knopfdruck irgendwelche Ängste triggert. Weshalb, bitte schön?
 
  • #21
Gibt es eigentlich Erfahrungswerte, dass ein eher auf Distanz bedachter Mensch plötzlich bei der oder dem Richtigen sich komplett wandelt, und plötzlich sehr viel Nähe möchte? Kann mir das schon vorstellen...

Wenn jemand extrem distanzbedürftig ist, neige ich dazu, anhänglicher zu werden. Ich empfinde einen Mangel (z.B. an körperlicher Nähe) und strenge mich an, um den anderen zu mehr Nähe zu bewegen. Der entfernt sich daraufhin noch mehr, weil er sich bedrängt fühlt. Ein Teufelskreis.
Also ja, man kann sich je nach Beziehung sehr unterschiedlich verhalten. Aber vom "Richtigen" würde ich in diesem Zusammenhang nicht sprechen.

Anhänglichkeit bedeutet bei mir, dass ich dann 5 Nachrichten statt einer oder keiner am Tag schreibe. Dass ich jemanden 3 Mal statt 2 Mal pro Woche sehen will. Dass ich öfter über Gefühle/unsere Beziehung reden will (weil ich viel Unsicherheit fühle oder versuche, Nähe durch Worte zu schaffen). Das alles ist in meinen Augen immer noch nicht viel, was ich da an Nähe verlange.
Mein Partner muss mit mir keinen Alltag leben, ich verlange keine Begleitung bei Terminen oder Besuchen, er muss mir bei nichts helfen, ich habe mit Männern (mit denen ich nicht zusammenwohnte) nie mehr als 18 Stunden am Stück verbracht. Und das auch eher selten.
Ein Traum für alle freiheitsliebenden Menschen, aber ein Distanzmensch würde mich immernoch als klettig wahrnehmen.

Ob ich unter dem Distanzbegehren meines Partners leide, kommt übrigens auch immer auf die restlichen Bedingungen der Beziehungen an.
Ist der Mann ansonsten verbindlich, hält er sich an Verabredungen, ist er pünktlich, verbringt er die Zeit alleine oder mit männlichen Freunden und ist Untreue kein Thema, dann komme ich besser damit klar, wenn er immer mal wieder mehrere Tage für sich sein will.

Was mich nachdenklich macht, ist der Gedanke, dass Distanzmenschen natürlich immer Macht über den Nähebedürftigen ausüben. Sie sitzen am längeren Hebel; ihnen fehlt ja nichts, sie geben die Regeln vor. Das wurde in einigen Beiträgen hier treffend auf den Punkt gebracht.
 
  • #22
Das meine ich mit „eingesperrt fühlen“. Es ist für mich wahrhaft kein erstrebenswerter Zustand. Bin ich jetzt „nicht beziehungsfähig“? Oder ist es die Frau, die sagt: alles zusammen machen ist wichtiger als persönlichen Neigungen nachgehen? Und werde ich jemals in meinem Leben wieder Berge sehen?

@Apfeldieb: verstehe ich voll und ganz. Ich denke, dass man tendeziell schon einen Naturmensch suchen sollte-wenn man gerne wandern geht bzw. gerne in die Berge. Nur Balkonia reicht auf Dauer nicht, mir zumindest.

Sie haben reiches Innenleben und ihnen ist nie langweilig.Diese Menschen haben Tiefe, regen Geist und meistens sehr spirituell.

@realwoman: ja schon aber mir ist selbst aufgefallen, dass ich ganz stark distanzierte Männer anziehe, also noch schlimmer als ich es bin. Und dann fange ich an zu klammern, weil ich emotional verhungere mit solchen Männern. Bei stark klammernden Männern, die einem fast die Luft wegnehmen, renne ich jedoch auch davon. Wenn sich einer nicht selbst beschäftigen kann und sich langweilt, nervt mich das. Diese Männer brauchen immer Bespaßung. Ich lese z.b viel und dann möchte ich meine Ruhe, ich kann meinen Gedanken nachhängen und Leute beobachten (im Cafe).

Was ich da erspüre,da sollen die anderen froh sein, dass ich überhaupt mit ihnen rede. Einige Menschen sind wie eine klebrige stinkende Masse,dass man dringendes Bedürfnis hat sich zu waschen, buchstäblich.

@realwoman: empfindest du das als Makel? Mir bringt es viel, jedoch kann ich schlecht schauspielern, da man mir alles anssieht. Ich habe gerade mit einigen Menschen (weil ich deren wahres Gesicht sehe) Probleme. Da gehört auch mein Chef dazu. Er ist Machtmensch und zudem ungerecht.
 
  • #23
Wie ich es oft in meinen Beiträgen geschrieben habe, bin ich gerne alleine und brauche viel Zeit für mich. Aber selbst ich stelle fest, dass das Distanzbedürfnis bei vielen Männern sehr ausgeprägt ist.

Hallo Carpe,

ja das ist es gerade. Du hast auch Angst vor Nähe durch deine Kindheitserfahrung. So ziehst du natürlich noch einen distanzierteren Partner an, der auch Angst vor Nähe hat. Sobald er mehr Nähe sucht, gehst du wieder einen Schritt zurück und umgekehrt. Wenn beide viel Freiheit brauchen, sprich Distanzmenschen sind muss man aufpassen, dass man sich am Ende nicht auseinanderlebt. Jeder macht ja nur noch sein Ding.
 
  • #24
Da war zum Beispiel einer sein Leben lang gerne draußen in der Natur und in den Bergen. Man könnte also, mit vielleicht ein paar Rücksichten, ab und an gemeinsam losziehen.
...
Nun kommt aber der Symbiosepartner und sagt: ich will aber nicht ohne dich zuhause sitzen. Aber woanders hin will ich alleine auch nicht. Und mitgehen kommt schon gleich überhaupt nicht in Frage.

Was dann? Ja, Schatz, laß uns mit Eiskaffee einen auf Balkonien machen, die Fernsicht soll ja phänomenal werden?

Das meine ich mit „eingesperrt fühlen“.

Apfeldieb,
das sind nun aber extreme Beispiele. Zwei solche passen dann wirklich nicht zusammen.
Im Beziehungsalltag sollten die Neigungen weniger stark auseinandergehen, dann klappt das auch mit den Kompromissen.

Wobei ich mich frage, warum der Naturbursche sich überhaupt in die Balkonlady verliebt hat.
 
  • #25
Alle waren dankbar, dass ich viel Raum gab und sie führten ihr Leben trotz Beziehung wie gewohnt weiter. Manche dabei nach meinem Geschmack zu extrem, so dass ich mich fragte, warum viele Männer so beziehungsunfähig sind.
...
Bei einem durchschnittlichen, langweiligen Mann (selbst die sind oft Distanzler) würde ich mich trennen.

@Zuhii erklärt doch den Grund für Distanzlertum. Eine entsprechende Prägung oder ggf. Traumatisierung ist auch bei Männern dafür verantwortlich.

@Zuhii hat selbstreflektierend dies bei sich erkannt. Für den nächsten Schritt, Verhaltensänderung, fehlt die Kraft bzw. der Leidensdruck.

Natürlich sind Distanzler langweilig liebe @carpe. Ihr primäres Unterhaltungsangebot ist ja auf Distanz bleiben. Distanzler Weibchen fordern dagegen gerne ein Unterhaltungsprogramm ein, für welches sie dann leider keine Zeit haben. Die Arbeit oder die Pflege anderer sozialer Kontakte verhindert dies. Wenn sie dann keine Angebote mehr bekommen ist der Typ ein Langweiler.

Überhaupt nicht gut finden es Distanzler wenn sie selbst mal etwas wollen und auf Distanz stoßen.
 
  • #26
Ich finde mit Menschen die ein starkes Distanzbedürfnis haben kann überhaupt kein Wir- bzw. Paargefühl aufkommen.
..In der Regel... Ichzentrierung.
Distanzierte sind in der Regel immer Ich bezogen....Ihnen fehlt sichtbar Empathie und Liebesfähigkeit. ...Sie nehmen mehr als, dass sie geben.
...Distanzierten die das alles bestreiten fehlt wie oben bereits erwähnt die Empathie.
Ok, immerhin leitest du mit 'ich finde' ein, somit erhebst du keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit.

Sagen wir also einfach, dass du ein ausgeprägtes Nähebedürfnis hast und kein Verständnis für die Distanzierten, wäre das ok ?
Sagen wir ebenso einfach, dass ich einer der Distanzierten bin, mich als sehr emphatisch beschreiben würde, immer und in allen Arten von Beziehungen derjenige bin, der mehr gibt als nimmt und dass ich einen Menschen sehr tief liebe, mehr als mich selbst.

Eine Beziehung mit einem dauerhaft Distanzierten...Liebe jedenfalls ist unter solchen Bedingungen einseitig und wird sterben.
Sagen wir wieder, um nicht so sehr allein dich und deine Gefühle zum Allein-Gültigen zu machen, der Einfachheit halber 'eine Beziehung von mir ( Herrn Ejscheff ) zu einem dauerhaft Distanzierten...', ok ?

Ich erinnere an meine Beziehung, die nun bereits seit vier Jahren funktioniert und mitnichten am Sterben ist.
Passung, das haben wir hier doch schon oft besprochen...

Wir sind gerade in Venedig. Mein Schrittzähler explodiert, ich habe viele Besichtigungstermine von Häusern und mache auch sonst ganz viel Sinnvolles, während mein Freund seine Tage am Strand des Lido verbringt, schon knackbraun und außerdem gut erholt ist.
Am Abend beim Spritz al aperol erzählen wir uns von unserem Tag und sind beide glücklich.
Lieber @Ejscheff, kannst du dir das denn nicht vorstellen ?

w 51
 
  • #27
du fragst, ob sich das Distanzbedürfnis verändert.

Die Veränderung kann sicher nach einer Therapie oder ein einschneidendes Lebensereignis passieren. das Bedürfnis nach Distanz kann er nicht einfach verändern. Es geht um das Gefühl, nicht um die Anzahl von gemeinsam verbrachten Stunden usw.
Wenn alles für uns kuschelig und heimelig ist, fühlt sich das für einen Distanzler erdrückend an, dass er es nicht aushalten kann. Er kann dss nicht plötzlich anders fühlen... wird er nicht.

Distanz schaffst du durch Abwesenheit, aber durch Nebenbeziehungen, Streit, Unaufmerksamkeit, Unverbindlichkeit, Interessenlosigkeit, Misstrauen. Genau das wird der Distanzler in die Beziehung tragen, wenn es ihm zu heimelig wird.

Ansonsten ist es ja klar. Der Distanzler braucht eine bestimmte Distanz. Wird es zu kuschelig, vertraut, kann er es nicht ertragen.
Du hast die Möglichkeit, es nicht so kuschelig vertraut werden zu lassen. Wenn du nicht auf ihn zugehst, weicht er nicht zurück, um die Distanz einzuhalten. Wenn Du Dich abwendest, kommt er vielleicht auf Dich zu.
Das sind aber Spielchen, mit denen Du nicht glücklich wirst.

Überlege besser für Dich, warum Du einen Mann aussuchst, der Deinen Wunsch nach Nähe immer wieder enttäuscht, der abwesend ist.
Vielleicht ist zuviel Nähe auch für Dich nicht schön, sonst würdest Du einen Mann aussuchen, der viel Nähe will.
Tipp: hat bei Frauen meistens was mit dem Vater zu tun
 
  • #28
@Zuhii erklärt doch den Grund für Distanzlertum. Eine entsprechende Prägung oder ggf. Traumatisierung ist auch bei Männern dafür verantwortlich.
Natürlich sind Distanzler langweilig liebe @carpe. Ihr primäres Unterhaltungsangebot ist ja auf Distanz bleiben. Distanzler Weibchen fordern dagegen gerne ein Unterhaltungsprogramm ein, für welches sie dann leider keine Zeit haben. Die Arbeit oder die Pflege anderer sozialer Kontakte verhindert dies. Wenn sie dann keine Angebote mehr bekommen ist der Typ ein Langweiler

Wenn ich auf die Männer meines Lebens zurückblicke, allesamt nicht sehr nähesuchend, kann ich - außer bei einem - keine traumatischen Erfahrungen erkennen. Sie hatten eine Bilderbuchkindheit, mit Eltern, die sich nicht scheiden ließen. Diese Männer hatten keine brüchige Biographie, selbst in Ausbildung/Studium/Job lief alles gerade. Die Eltern haben ihren Söhnen vieles ermöglicht, niemand musste sich durchkämpfen. Aber vielleicht liegt es daran. Deshalb würde keiner der Männer viel Mühe für eine Beziehung aufwenden.

Der eine Mann, der aus der Reihe fällt, hatte tatsächlich eine traumatische Kindheit, die Eltern früh verloren, der weitere Verlauf des Lebens chaotisch. Dieser Mann ist tatsächlich der beziehungsunfähigste.

Dass Distanzler (welch hübsches Wort) alle langweilig sind, kann ich nicht bestätigen. Wie ich schon andeutete, sind sie verschieden. Es gibt darunter sehr spannnende Männer. Bei denen bleibe ich trotz ihres Distanzbedürfnisses.
Und es gibt die langweiligen Männer, oder sagen wir; die, die bei Frauen aus vielen Gründen keinen Erfolg haben. Da frage ich mich schon, warum sie mit diesem Distanzding kommen und so einfach keine Frau begeistern.
 
  • #29
empfindest du das als Makel? Mir bringt es viel, jedoch kann ich schlecht schauspielern, da man mir alles anssieht. Ich habe gerade mit einigen Menschen (weil ich deren wahres Gesicht sehe) Probleme. Da gehört auch mein Chef dazu. Er ist Machtmensch und zudem ungerecht.
Es ist hilfreich,zu wissen, wie einer tickt .Nur,was macht man,wenn man doch gezwungen ist ,im Kontakt zu bleiben?Ich kann genauso wie du schlecht lügen,mehr noch,ich hasse es regelrecht,mich nicht frei äussern zu können,da man natürlich viele vor den Kopf stösst und oft auch hängt gewisse Existenz dran.Aber ich versuche so oft es geht, authentisch zu bleiben.Ich denke,das Problem mit der Distanz auch ist,dass viele mt der Wahrheit nicht klarkommen.Ich will Buch lesen-findest du Buch spannender als mich-nein,ich will nur lesen-wenn du mich lieben würdest,dann...beliebig fortsetzbar.Ich finde interessant,Distanzlern Egoismus vorzuwerfen und Klammerern Bindungsfähigkeit anzudichten, obwohl sie die wahren Egoisten sind-sie missbrauchen den anderen für eigenes Unvermögen,für sich selber zu sorgen.Für das,was uns wichtig ist,nehmen wir immer Zeit.Nicht immer quantitativ,aber immer qualitativ.Um mich anderem nah und verbunden zu fühlen,brauche ich nicht seine permanente Anwesenheit, man kann in manch einer Partnerschaft sich noch einsamer fühlen.Man soll blos eins unterscheiden- bin ich anderem nicht wichtig genug,nur bequem,oder sehe ich ihn nur als meinen Bedürfnisserfüller.
 
L

Lionne69

Gast
  • #30
Mir ist das zu schwarz-weiß, und dass man Distanzmenschen als therapiebedürftig sieht, deutlich einen Schritt zu weit.

Es gibt ein Spektrum, wo sich ein Mensch bewegt, und bei Extremen, ob Nähe oder Distanz, ist evtl. bei eigenem (!) Leidensdruck, therapeutische Unterstützung sinnvoll.
Hintergrund ist immer die Persönlichkeit, und natürlich spätere Prägungen.

Ich habe es bei meinen Jungs festgestellt, als Babys völlig unterschiedlich. Der eine wollte ganz viele Kuscheleinheiten, genoss es, wenn er diese bekam (ich auch ), bespaßt werden, lachte alle an.
Der andere, absolutes Schlafkind, pünktlich zum festen Rhythmus Stillen, die kleine Runde Kuscheln noch akzeptiert, aber dann deutlich gemach - Schlaf, Ruhe. Wenn ihn Fremde in südlichen Ländern anfassten, reagierte er ausgesprochen sauer. Der eine ist immer noch der Extrovertiertere, der andere der Stillere, körperliche Nähe ist bei beiden inzwischen gerne gesehen.

Es gibt Menschen, die brauchen mehr Abstand, ihre Zeit für sich.
Es gibt Menschen, die bei körperlicher Nähe zurück haltend sind, die nicht gerne küssen, etc.
Und Menschen, die verschlossener sind.
Es gibt die Menschen, die Nähe in allem Varianten mögen und brauchen.

Alles in Abstufungen, alles auch in Mischformen möglich.

Es gbt bei Distanzmenschen die Extreme, wurden hier schon benannt, und bei Nähemenschen die Extreme, die Klammern, nicht ohne den Partner sein können, beim Partner auch im Job alle 10min anrufen, die eifersüchtig sind.

Mit Extremen kann kaum jemand, aber ansonsten sollte man ähnlich ticken.

Ich war zweimal mit Distanzmenschen verheiratet, da ging es viel weniger um die gemeinsame Zeit, davon gab es an für sich ausreichend, sondern um emotionale und körperliche Distanz.
Am Anfang, beim Kennenlernen war es noch anders, und wurde dann weniger, ganz schleichend. Bis es nur noch körperliche Nähe gab, wenn Sex gewollt wurde.
Das passt mit meinem Nähebedürfnis nicht, ich fühlte mich viel zu oft alleine, und irgendwann ging auch ich auf Distanz, damit war die Beziehung aber durch.
Mir sind beim Daten aber auch die Näheextreme begegnet, da ging es um Klammern, um Dauerpräsenz, sofortige Verbindlichkeit,...

Es gibt noch eine andere Form von Distanz - Nähe, das macht sich bemerkbar, wenn es einem nicht gut geht.
Der eine braucht dann Raum für sich, möchte es nur sich ausmachen, der andere braucht den spürbaren Rückhalt des anderen.
Der eine geht dann auf Distanz zu dem, der ihn bräuchte, der andere rückt dem anderen zunahe.
Ich habe zu oft erlebt, in Partnerschaften, dass wenn ich nur die Schulter gebraucht hätte, keiner da war.

Man sollte selbst wissen, wo man steht, was man braucht, in allen Bereichen von Nähe - Distanz, und dann feinfühlig darauf achten, dass es beim Anderen einigermaßen ähnlich ist.

Schlechter oder besser ist die eine oder die andere Form nicht.
 
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