Mir ist das zu schwarz-weiß, und dass man Distanzmenschen als therapiebedürftig sieht, deutlich einen Schritt zu weit.
Es gibt ein Spektrum, wo sich ein Mensch bewegt, und bei Extremen, ob Nähe oder Distanz, ist evtl. bei eigenem (!) Leidensdruck, therapeutische Unterstützung sinnvoll.
Hintergrund ist immer die Persönlichkeit, und natürlich spätere Prägungen.
Ich habe es bei meinen Jungs festgestellt, als Babys völlig unterschiedlich. Der eine wollte ganz viele Kuscheleinheiten, genoss es, wenn er diese bekam (ich auch ), bespaßt werden, lachte alle an.
Der andere, absolutes Schlafkind, pünktlich zum festen Rhythmus Stillen, die kleine Runde Kuscheln noch akzeptiert, aber dann deutlich gemach - Schlaf, Ruhe. Wenn ihn Fremde in südlichen Ländern anfassten, reagierte er ausgesprochen sauer. Der eine ist immer noch der Extrovertiertere, der andere der Stillere, körperliche Nähe ist bei beiden inzwischen gerne gesehen.
Es gibt Menschen, die brauchen mehr Abstand, ihre Zeit für sich.
Es gibt Menschen, die bei körperlicher Nähe zurück haltend sind, die nicht gerne küssen, etc.
Und Menschen, die verschlossener sind.
Es gibt die Menschen, die Nähe in allem Varianten mögen und brauchen.
Alles in Abstufungen, alles auch in Mischformen möglich.
Es gbt bei Distanzmenschen die Extreme, wurden hier schon benannt, und bei Nähemenschen die Extreme, die Klammern, nicht ohne den Partner sein können, beim Partner auch im Job alle 10min anrufen, die eifersüchtig sind.
Mit Extremen kann kaum jemand, aber ansonsten sollte man ähnlich ticken.
Ich war zweimal mit Distanzmenschen verheiratet, da ging es viel weniger um die gemeinsame Zeit, davon gab es an für sich ausreichend, sondern um emotionale und körperliche Distanz.
Am Anfang, beim Kennenlernen war es noch anders, und wurde dann weniger, ganz schleichend. Bis es nur noch körperliche Nähe gab, wenn Sex gewollt wurde.
Das passt mit meinem Nähebedürfnis nicht, ich fühlte mich viel zu oft alleine, und irgendwann ging auch ich auf Distanz, damit war die Beziehung aber durch.
Mir sind beim Daten aber auch die Näheextreme begegnet, da ging es um Klammern, um Dauerpräsenz, sofortige Verbindlichkeit,...
Es gibt noch eine andere Form von Distanz - Nähe, das macht sich bemerkbar, wenn es einem nicht gut geht.
Der eine braucht dann Raum für sich, möchte es nur sich ausmachen, der andere braucht den spürbaren Rückhalt des anderen.
Der eine geht dann auf Distanz zu dem, der ihn bräuchte, der andere rückt dem anderen zunahe.
Ich habe zu oft erlebt, in Partnerschaften, dass wenn ich nur die Schulter gebraucht hätte, keiner da war.
Man sollte selbst wissen, wo man steht, was man braucht, in allen Bereichen von Nähe - Distanz, und dann feinfühlig darauf achten, dass es beim Anderen einigermaßen ähnlich ist.
Schlechter oder besser ist die eine oder die andere Form nicht.