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  • #1

Unterstützung bei Tod eines Vertrauten

Am Dienstag ist meine Schwester überraschend verstorben. Ich bin total fertig, sie war nicht nur meine Schwester sondern auch meine Vertraute.
Für meinen Mann scheint alles ganz normal weiterzu gehen. Er verbrachte den Samstag und den Sonntag mit seinen Kumpels von früh bis spät abends, obwohl ich ihn um Unterstützung für mich bat.

Wir hatten deswegen auch heftigen Krach und er meinte wenn ich so fordernd sei, dann ziehe er sich nur weiter zurück! Er denke auch immer wieder an meine Schwester.

Ich finde das total lieblos und rücksichtslos mir gegenüber.
Wie seht ihr das?
 
  • #2
Ich kann mir so ein Verhalten nicht vorstellen. Wenn von meiner Freundin die Mutter gestorben ist (noch recht jung an Krebs), dann habe ich auch mitgelitten. Und wir sind kein Paar! Gott sei Dank hatte sie einen Partner, der damals ihre verständliche Depression/Trauer aushielt und bei ihr stand.

Es tut mir schrecklich leid, so eine enge Person zu verlieren muss furchtbar schrecklich sein. Ich hoffe, du kannst dich auf andere verlassen, denn dein Mann sieht das offensichtlich als unwichtig. Das tut weh, und da gibt's keine Worte dafür.
 
  • #3
Liebe FS, zu allererst mein herzlichstes Beileid über deinen Verlust.

Ja ich kenne das. Zwar nicht vom Partner, sondern von meiner Mutter.
Vor 4 Jahren wurde ein guter Bekannter von mir auf dem gemeinsamen Fußweg zu einem Konzert von einem Auto erfasst und getötet. Trotz der Tatsache, dass wir 7 Leute am Unfallort waren, war ich die einzige die reagieren konnte und erste Hilfe geleistet/sich um einen Rettungswagen bemüht hat.
Danach bin ich in ein tiefes Loch gefallen, habe tagelang nicht gegessen.. Meiner Mutter ist dazu nicht viel eingefallen. Es kam nur: "Man kann auch maßlos übertreiben, du kanntest den doch garnicht richtig!"
So wütend und enttäuscht ich anfangs war - ehrlich, ich hätte ihr ins Gesicht springen können! - so habe ich nach einiger Zeit festgestellt, dass es von ihr keineswegs böse gemeint war.. sondern dass sie lediglich nicht mit dem Tod und den daraus resultierenden Gefühlen umgehen kann. Sie verdrängt das aufgrund des plötzlichen Todes ihrer Mutter (sie war damals 7 Jahre alt) komplett und hat das nie verkraftet.
Damit habe ich gemerkt, dass man einfach nicht von allen Menschen erwarten kann so zu reagieren wie man es selber tun würde.. Vor allem nicht in solch stark emotional belastenden Momenten. In diesen sollte man seine Energie lieber in die Trauerbewältigung stecken als in die Enttäuschung über andere Mitmenschen. Ich habe den Unfall dann allein verarbeitet und mit der Zeit gut überwunden.

Anstatt nun sauer auf deinen Partner zu sein würde ich mir an deiner Stelle emotionalen Beistand im Freundeskreis oder der restlichen Familie suchen, wenn möglich.
Wenn du den Kummer über den Tod deiner Schwester weitgehend überwunden hast, kannst du ja versuchen mit ihm sachlich über deine Enttäuschung bzgl. seines Verhaltens sprechen.

Ich wünsche dir alles liebe!
 
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  • #4
Liebe FS,

mein herzliches Beileid für Dich. Ich wünsche Dir die notwendige Kraft aus dieser Trauer heraus zu kommen.

Was Deinen Mann betrifft: Er zeigt Dir durch sein Verhalten ganz klar, was Du für ihn wert bist: nichts, wenns schwierig wird - eine lästige Person, die was fordert und ihm auf die Nerven geht. Er steht nicht zu Dir und Dein Befinden geht ihm sonstwo vorbei.

Wende Dich an Menschen, die Dich mögen oder lieben, nimm ggf. professionelle Hilfe in Anspruch und schau auf Dich.
Wenn es Dir besser geht, überdenke die Beziehung zu Deinem Mann und die Konsequenzen.

Dir alles Liebe

w
 
  • #5
Es gibt Menschen, die sind mit der Trauer ihres Partners komplett überfordert. Sie können schlicht nicht damit umgehen!
Dieses darf jedoch nicht zum Freifahrtschein mutieren, seinen Partner/seine Partnerin im Stich zu lassen, wenn mal hart kommt oder gar Erpressungsversuche zu unternehmen!
Kurz, ich kenne deinen Mann nicht aber er hat sich absolut mies benommen! Und das mit 5 Ausrufezeichen!
Abschließend noch mein herzlichstes Beileid! Obschon Worte bei so etwas niemals ausreichen!
 
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  • #6
Als meine Großmutter im Sterben lag (die Mutter meiner Mutter), hat sich mein Vater volllaufen lassen und die Nacht in der Zweitwohnung verbracht. Als er mir morgens die Todesnachricht überbrachte, klang er noch danach.
Bestimmte Männer und Gefühle, das ist schwierig. Dafür gibt es ja keine Lösung, das muss man ja aushalten, also besser abtauchen.
 
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  • #7
Herzliches Beileid. Ich kann verstehen, dass du dir Anteilnahme und Unterstützung wünscht, ganz besonders von deinem Mann.

Manchen Männern fällt es aber schwer Gefühle zu zeigen und offen zu trauern, und wir suchen oftmals lieber Ablenkung und trauern nur im Stillen. Wenn dein Mann sagt, er denke an deine Schwester und traure um sie, dann solltest du ihm das glauben. Fordere nicht von deinem Mann ein anderer Mensch zu sein, als er ist. Du kennst ihn selbst am besten.

Für wenig hilfreich halte ich hier Kommentare von Frauen, die dich gegen deinen Mann aufhetzen, und reflexartig die Trennung fordern. Damit ist niemandem gedient.

m
 
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  • #8
Liebe FS,

Von mir auch erst mal herzliches Beileid.

Ich unterstelle deinem Partner weder, dass er dich nicht liebt noch, dass ihm der Tod deiner Schwester egal ist. Jeder trauert anders und er hatte zu deiner Schwester sicherlich nicht so ein inniges Verhältnis wie du.
Was erwartest du denn ganz konkret von ihm. Wie soll er dich denn unterstützen? Dasitzen und Händchen halten? Dir zuhören? Ich finde es nicht gut, wenn man andere Menschen vereinnahmen möchte, um mit seinen Problemen fertig zu werden. Dein Mann trauertvielleicht auch. Und vielleicht geht es ihm auch schlecht. Nur er geht damit anders um.
 
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  • #9
Er verbrachte den Samstag und den Sonntag mit seinen Kumpels von früh bis spät abends, obwohl ich ihn um Unterstützung für mich bat.

Welche Unterstützung kann man in einem Todesfall denn geben, als zu schweigen und sich zurückziehen?
Es ist SEINE Art, sich abzulenken. Er sagt, er denkt ebenfalls an sie. Und ich glaube, er meint das auch ganz ehrlich, aber möchte sich nicht psychisch noch fertiger mit machen, sondern sich jetzt auf das Leben besinnen, abschalten, sich ebenfalls ablenken. Daheim sitzen bringt keinen weiter. Soll man jetzt zusammen heulend auf dem Boden zusammenbrechen und sich mit einem Strick gemeinsam erhängen? Das Leben geht weiter. Ich stelle häufig fest, Frauen, besonders Töchter und Mütter können das nicht und wollen ihr Leben am liebsten selbst beenden, wenn jemand wichtiges für sie stirbt. Was für eine Hilfe bist du andersrum deinem Mann, wenn du jetzt ein Trauerkloß bist? - Keine! Du zerstört damit deine Beziehung und die Beziehung sollte jetzt wichtiger sein, als sich um Tode zu kümmern. Denn die Lebenden sind die wichtigen, der Toten kannst du nicht mehr helfen!

Wenn es mir schlecht geht, muss ich auch raus, unter Leute, mich ablenken. Ich kann im Trauerfall einfach nicht daheim sitzen und darüber senieren. Das macht das ganze noch viel schlimmer und zerstört auch die gemeinsame Familie.

Es würde dir ebenfalls besser tun, wenn du raus gehst, und nicht daheim alleine sitzen bleibst.
 
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  • #10
Für viele Menschen ist es sehr schwierig mit Tod und Trauer umzugehen. Viele flüchten sich in "Ersatzbeschäftigungen" um sich nicht mit der Trauer auseinandersetzen zu müssen...
Ich hoffe und wünsche dir, dass du noch jemand anderen hast, der sich besser in dich einfühlen kann..., mein Beileid für dich und viel Kraft um diese Trauer schnell überwinden zu können, wünsche ich dir.
 
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  • #11
Das ist hart. Du verlierst Deine Schwester und Vertraute und gleichzeitig im Grunde Deinen Partner. Ich würde Dich jetzt in den Arm nehmen, wenn das möglich wäre.

Dass Du den Tod Deiner Schwester betrauerst ist ein normales Gefühl, das andere aus meiner Sicht nicht.

Er hat Dir sogar mit Entzug gedroht. Das scheinen einige Vorposter zu überlesen. Er muss gar nicht trauern, aber er sollte Dir beistehen. Das macht er offensichtlich nicht. Ob das nun Unfähigkeit ist oder Kälte ist mir nicht klar und auch unerheblich. Du wirst in diesem Mann niemals den Beistand finden, den Du in Deiner Zukunft noch oft brauchen wirst. Du hast ein Recht ihm das zu vermitteln, dadurch ist ja vermutlich der Krach entstanden. Du hast um Hilfe gebeten, wenn auch mit Vorwürfen, die Männer leider nicht vertragen und dann ganz abblocken. Aber das ist und bleibt eine Sondersituation, in der Du einfach das Recht hast zu fordern.

Und ja, ich denke, selbst nur bei Dir zu sein und Händchen zu halten und Dir immer wieder zuzuhören würde Dir helfen. Solche Verluste machen Angst und wer ist in Angstsituationen schon gern allein.

Es ist lieblos und rücksichtslos Dir gegenüber!
Es ist durchaus möglich, dass er innerlich anders denkt - also sprich weiter mit ihm. Das ist durchaus auch eine Situation, die Euch näher zusammen bringen kann. Du wirst ohne Klärung sonst immer wieder hieran denken und Angst haben, Dich nie auf ihn verlassen zu können. Ich wünsche Dir ein Resultat, welches dieses nicht bestätigt.

Alles Gute für Dich!
 
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  • #12
Es tut mir sehr, sehr Leid, was dir passiert ist.
Ich wünsche dir viel Kraft und Beistand, damit du diesen schweren Verlust langsam überwinden kannst.

Auf deinen Mann einprügeln würde ich nicht. Er ist hilflos und geht mit der Trauer auf seine Art um. Dass dir das nicht hilft, ist klar, aber daraus zu schließen, dass du ihm egal und nichts wert bist und er dich nicht liebt - das halte ich für sehr kurzsichtig.

Such dir Hilfe, wo du kannst: bei Verwandten, Freundinnen und Freunden, beim Seelsorger, wenn du damit was zu tun hast, professionelle Hilfe, wenn du magst, oder geh in eine Trauergruppe.
Schreib deine Gefühle nieder, schreib deiner Schwester einen Brief oder auch mehrere (ja, auch das hat schon Vielen geholfen) und bring diese Briefe zu ihrem Grab oder verbrenne sie vor einem Bild deiner Schwester oder oder oder. Es gibt unzählige Methoden zur Trauerbewältigung, und ich bin sicher, du wirst etwas finden, was dir hilft.

Vielleicht wird dein Mann auch wieder offener, wenn du von ihm nicht mehr so viel erwartest, sondern dir dort Hilfe holst, wo du sie bekommst, die Hilfe und Unterstützung, die du dir wünschst und die du brauchst.

Ich kann sehr gut verstehen, dass du von dem Verhalten deines Mannes enttäuscht bist, aber er KANN dir im Moment nicht helfen. Dass er sich in anderen schwierigen Situationen auch als wenig unterstützend erweist, glaube ich erstmal nicht. Trauer und Trauerbegleitung sind schwierige Themen, und nicht jeder kann damit gut umgehen.

Dir alles Liebe! Such dir die Unterstützung, die du brauchst. Du wirst sie bekommen.
Ich umarme dich virtuell.

w
 
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  • #13
Ich kann mir so ein Verhalten nicht vorstellen. Wenn von meiner Freundin die Mutter gestorben ist (noch recht jung an Krebs), dann habe ich auch mitgelitten.


Man kann von niemandem verlangen mitzu"leiden". Mit"fühlen" und sich taktvoll benehmen kann man sich allerdings sehr wohl.

Liebe Fragestellerin,
jeder geht anders mit Tod und Trauer um. Es gibt Menschen die wissen nicht, was nun zu tun ist, wie man mit dem Trauernden umgehen soll, andere werden an ihre eigene Sterblichkeit erinnert und sind darüber zu tiefst erschrocken. Viele Männer haben sowieso ein Problem über intensive Themen mit anderen zu reden und machen vieles mit sich selbst aus. Für Außenstehende sieht das dann oft hartherzig und seltsam aus.

Dein Partner weiß nicht, was er mit dir tun soll. Er weiß, dich trifft der Verlust ungemein schwer und auch er ist sicherlich sehr betroffen. Aber was willst du jetzt von ihm. Was soll er tun? Still neben dir sitzen und dir zusehen, während du vor dich hinstarrst? Nicht sehr angenehm. Er ist hilflos. Sag ihm genau, was du gern von ihm möchtest. Er weiß es einfach nicht. Soll er dich z. B. auf einem Spatziergang begleiten etc.? Bitte ihn darum, dann kennt er sich aus.

Alles Gute und viel Kraft für dich!
 
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  • #14
Mir wird schlecht, wenn ich lese '... vielleicht wird dein Mann auch wieder offener, wenn Du nicht so viel von ihm erwartest ....'
Die bloße Anwesenheit dieses Mannes bei der FS ist also schon (zu)viel erwartet?!

Dies sind die Situationen, in denen Partnerschaft ihr wahres Potential zeigt!
Wenn alles glatt läuft, ist es keine Kunst, füreinander da zu sein.

Der Mann der FS muss nicht den ganzen Tag weinen, er müsste im Grunde genommen nicht einmal darüber reden - aber eines sollte er unbedingt: bei der FS sein und nicht bei irgendwelchen Kumpels!

Ihr dann aber noch zu drohen, dass er sich noch weiter zurückzieht, wenn sie verständlicherweise seine Nähe erwartet, schlägt dem Fass den Boden aus.
Das ist auch mit Hilflosigkeit nicht mehr abzutun. Egoistischer und gefühlloser geht es gar nicht.
Auf diesen Mann kann man in schwierigen Zeiten nicht bauen, ich würde mir überlegen, ob ich mit so einem Menschen zusammen sein will.
 
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  • #15
Mein Beileid!

Meine ex-Frau ist nicht mit zur Beerdigung meines Vaters gekommen, weil ihr das "zuviel" war. Es gibt schon komische Leute...

m
 
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  • #16
In meiner Familie steht auch gerade der Sensenmann für der Tür. Die Hoffnung, dass man den nochmal verscheuchen kann, ist nicht sehr hoch. Falls es zum Äußersten kommt, wäre ich leider relativ allein damit und müsste dann mal sehen, wie ich damit klar komme. Hoffe nur auf Verständnis von Arbeitgeberseite. Der Job gibt mir immerhin etwas Halt.
 
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  • #17
Er verbrachte den Samstag und den Sonntag mit seinen Kumpels von früh bis spät abends, obwohl ich ihn um Unterstützung für mich bat.

Wir hatten deswegen auch heftigen Krach und er meinte wenn ich so fordernd sei, dann ziehe er sich nur weiter zurück! Er denke auch immer wieder an meine Schwester.

Ich finde das total lieblos und rücksichtslos mir gegenüber.
Wie seht ihr das?

Man weis ja nicht, welche weitere Historie dieser kaltherzigen Reaktion zugrunde liegt, aber dann mit den Kumpels Party zu machen, ist zumindest dumm und reichlich taktlos.
 
  • #18
Hallo FS,

ich fand den Beitrag Nr. 2 von Lynnea sehr interessant.

Ja, ich glaube auch, dass Menschen unterschiedlich mit so einer Situation umgehen. Nicht jeder kann so offen seine Trauer zeigen wie Du. Keine der unterschiedlichen Trauerbewältigungen ist dabei besser oder schlechter.

Hiervon zu unterscheiden ist jedoch das m.E. unabdingbare Muss für den anderen da zu sein, auch wenn dieser auf eine andere Art trauert. Dein Mann muss seine Trauer nicht offen zeigen, aber er muss Verständnis für Deine Art aufbringen. Wenn Du ihn um Hilfe in dieser Situation bittest, so gehört es in einer Ehe oder Beziehung einfach dazu, für den anderen da zu sein und ihn zu unterstützen. Dies müssen nicht zwangsläufig lange Gespräche sein, mit denen die Männer für gewöhnlich nichts anfangen können. Es geht vielmehr darum, den anderen durch die bloße Anwesenheit zu zeigen, dass er da ist und den anderen versteht. Ob er das nun durch eine Umarmung oder die Unterstützung bei Organisatorischen Dingen zeigt, spielt dabei keine Rolle.

Die Tatsache, dass Dich Dein Mann so völlig alleine lässt, würde mich auch sehr enttäuschen. Ich würde ihn nochmals darauf hinweisen. Wenn er dann immer noch nicht für Dich da sein möchte, würde ich daraus meinen eigenenEntscheidungen ziehen.
 
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