Ich habe gerade gestern in der FAZ vom Sonntag einen Artikel darüber gelesen, dass bei alten Vätern das Risiko für Behinderungen und Krankheitenusw. deutlich steigt. Zum einen läßt die Zeugungskraft bei Männern bereits ab 30 (!) langsam nach, gleichzeitig steigt eben die Gefahr von Fehlbildungen. Ab 30 sind diese Risiken natürlich noch sehr überschaubar, ab 50 wurden sie in vielen Fällen signikfikant. Krankheiten und Behinderungen, die genannt wurden, waren: Autismus, Schizophrenie, Zwergenwüchsigkeit, zusammengewachsene Finger, eine geringere Intelligenz als bei Kindern von jüngeren Vätern usw. Man sollte also nicht immer nur auf die Risiken schauen, die sich ergeben, wenn die Frau auf die 40 zugeht, finde ich. Hier im Forum wird sogar von einigen Teilnehmern bei 32-jährigen Frauen so getan, als sei es nun eigentlich schon zu spät zum Kinderkriegen. Bei 40-Jährigen erfolgt dann bei manchen schon ein Aufschrei der Entrüstung. Dass ein Mann zwar fast lebenslang Kinder zeugen kann, dies jedoch durchaus nicht ein ganzes Leben gleich gut, kommt erst langsam durch Studien in das Bewußtsein der Gesellschaft.
Ansonsten bin ich hin- und hergerissen. Einerseits finde ich, gibt es gute Gründe für eine Vaterschaft im "adäquaten" Alter, welches ich persönlich so zwischen 25 und 40 (maximial 45) bei Männern ansiedeln würde. Bei Frauen würde ich es zwischen 25 und 38 ansiedeln. Sind die Eltern noch jung genug, ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass es überhaupt zu einer Schwangerschaft kommt. Ferner sind die allgemeinen Risiken einer Fehl- und Frühgeburt, von Behinderungen usw. überschaubar. Des Weiteren kann man, wenn man jung genug ist, alles mit den Kindern machen wie Sport treiben, Rumtollen, sehr aktiv sein. Auch das Nervenkostüm ist noch strapazierbarer.
Alte und sehr alte Väter müssen sich eben bewußt sein, dass sie mit einer recht hohen Wahrscheinlichkeit nicht mehr das Abi oder das Ende des Studiums oder gar die Heirat und das Kinderkriegen der eigenen Kinder erleben. Das finde ich zum einen für die Väter selbst traurig. Noch trauriger und traumatischer ist es allerdings für die Kinder, die schon früh ohne Vater dastehen. (Natürlich ist das alles prinzipiell auch bei jungen Vätern möglich aber die Wahrscheinlichkeiten und der Normalfall sind ganz anders.) Normal ist es, die eigenen Eltern in den 40ern, 50ern oder gar noch später zu verlieren. Wenn dies jedoch bereits als Kind oder Jugendlicher oder ganz junger Erwachsener der Fall ist, ist das schon sehr heftig. Das alles sollte also gut überlegt sein.
Nichts desto trotz ist es für Kinder am allerwichtigsten, dass sie geliebt werden und gut behütet aufwachsen. Und das kann ein alter Vater natürlich genauso gut wie ein junger. In der Regel wird er sogar mehr Zeit und Muße haben, sich um das Kind zu kümmern, weil er beruflich schon alles oder vieles, was er sich mal vorgenommen hatte, erreicht hat. Das ist wohl schon ein Vorteil gegenüber den jungen Vätern.
Eine solche Entscheidung muss jeder für sich selbst treffen, sie sollte aber erst nach reiflicher Überlegung und Abwägung der realistischen Vor- und Nachteile und nicht nur aus dem Bauch heraus getroffen werden. Nicht immer ist der Bauch der beste Ratgeber.