• #1

Verändertes Kommunikationsverhalten schuld am Alleinsein?

Ich habe mich gestern mit einer Anfang 50-jährigen Freundin/Kollegin unterhalten. Sie sagte mir, dass sie sehr stark merke, wie sehr sich das Kommunikationsverhalten in den letzten 20-30 Jahren verändert habe. Als sie damals als junge Frau geschäftlich unterwegs war (per Bahn, per Inlandsflug,...) sei es völlig normal gewesen, dass man beim Warten miteinander ins Gespräch gekommen sei, man hätte sich fast immer mit seinem Sitznachbarn unterhalten, dies seien "klassische Kennenlern-Situationen" gewesen, aus denen oftmals auch mehr geworden sei.

Heute sei aber jeder mit seinem Smartphone/Tablet/Laptop beschäftigt, keiner spreche den anderen mehr "einfach so" an. Und suche dann lieber (?) im Internet nach einem Partner.

Es stimmt schon und ich beobachte es an mir selbst: Am Flughafen oder in der Bahn sehe ich oftmals andere geschäftlich Reisende, mit denen ich mich eigentlich gerne unterhalten würde. Aber ich traue mich nicht, es ergibt sich nicht (es ist nicht mehr "normal") und somit starre dann auch ich aufs Smartphone. Allerdings kenne ich es fast nicht anders, da ich in dieser Generation aufgewachsen bin.

Welche Erfahrungen macht ihr - lernt ihr in solchen Situationen noch Menschen kennen? Was können wir tun, damit sich das wieder ändert und man auch mal außerhalb des Internets interessante Männer/Frauen kennen lernen kann?
 
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  • #2
Heute sei aber jeder mit seinem Smartphone/Tablet/Laptop beschäftigt, keiner spreche den anderen mehr "einfach so" an. Und suche dann lieber (?) im Internet nach einem Partner.

Ich denke, dass die große Mehrzahl der Menschen sich immer noch im realen Leben und nicht im Internet findet. Ich persönlich kenne in meinem Umfeld ein paar wenige Paare, die sich übers Internet kennengelernt haben, die meisten aber eher an der Uni, in der Firma, über Freunde usw..
Und ich beobachte auch immer wieder, dass sich vor allem "schwer Vermittelbare" bzw. "Übriggebliebene" bei Partnerbörsen anmelden. Das mag ein Klischee sein, aber meine Beobachtungen entsprechen dem nun mal.
Und "einfach so ansprechen" ist hier in Deutschland sowieso nicht üblich, da sich die meisten deutschen Männer sowas ohnehin nicht trauen, zumindest nicht beim ersten Kontakt bzw. ohne einen gewissen Alkoholpegel. Schade, aber so ist es nun mal.
 
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  • #3
Ich bin w, 34 und habe kein Problem mit anderen ins Gespräch zu kommen: immer und überall. Ich bin aber selbst offen und aktiv und spreche andere an, wenn ich das Gefühl habe, sie würden gern plaudern, z.B. Im Zug. Ich bin aber vergeben und spreche darum ohne bestimmten Suchfilter Männer, Frauen, Teenager, Alte, Junge an. Ich mache selten schlechte Erfahrungen.
Be the change you want to See in the World: nicht über andere wundern, selbst machen.
 
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  • #4
Früher haben die Leute eben ein Buch oder eine Zeitung in der Hand gehalten und darauf gestarrt, ich denke, es war genauso wenig gegeben, dass eine Unterhaltung entsteht. Vielleicht hat deine Kollegin in ihren jungen Jahren nicht in der Stadt gelebt? Ausserhalb der Ballungszentren sprechen die Menschen heute noch mehr miteinander.

Heute warte ich nicht mehr: Ich spreche Leute an, wenn ich was wissen möchte, wenn ich kurz Hilfe brauche, wenn es regnet, wenn die sonne scheint... egal. Wenn man lächelt, DIE LEUTEN IN DIE AUGEN SCHAUT,wenn man nichts Schweres von ihnen erwartet, wenn man ihnen nichts verkaufen will, entspannen sie sich, reden mit einem und lächeln sogar zurück.Und dann gehst du einfach weiter deinen Weg. Probier es, es macht glücklich, dich und die Anderen!

W50
 
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  • #5
Immerhin denkst Du jetzt offenbar an ein Kennenlernen nicht über das Internet, sondern im echten Leben, was ich mit "ersten Beziehungsmarkt" gegenüber dem "zweiten Beziehungsmarkt" (dem Internet), der normalerweise nur "Zeitbeziehungen" bringt, bezeichnet hatte. Man kann im Zug schon andere Leute (Männer, Frauen) ansprechen. Nicht immer, aber zumindest manchmal.
 
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  • #6
Ich denke, dass die große Mehrzahl der Menschen sich immer noch im realen Leben und nicht im Internet findet. Ich persönlich kenne in meinem Umfeld ein paar wenige Paare, die sich übers Internet kennengelernt haben, die meisten aber eher an der Uni, in der Firma, über Freunde usw..
Und ich beobachte auch immer wieder, dass sich vor allem "schwer Vermittelbare" bzw. "Übriggebliebene" bei Partnerbörsen anmelden. Das mag ein Klischee sein, aber meine Beobachtungen entsprechen dem nun mal.
Und "einfach so ansprechen" ist hier in Deutschland sowieso nicht üblich, da sich die meisten deutschen Männer sowas ohnehin nicht trauen, zumindest nicht beim ersten Kontakt bzw. ohne einen gewissen Alkoholpegel. Schade, aber so ist es nun mal.

Sehr gut - spiegelt meine Meinung.

Ich habe ein Handy, ein uraltes, ich glaube eines von den ersten, welches aber immernoch funktioniert und welches ich nur in Notfällen benutze, denn ich weigere mich zu der digitalisierten Generation zu gehören. Auch weiß ich meine Handy-Nr. nicht auswendig.

Ich habe zu Hause ein Festnetz und bin auch beruflich tagsüber im Büro dort zu erreichen.

Zum Thema Kennenlernen: Eltern und Großeltern kannten die Digitalisierung auch nicht und fanden sich trotzdem, die Welt wäre auch ohne PC und Handy nicht ausgestorben.

Ich glaube allerdings auch, dass viele "mundfaul" geworden sind, es ist schrecklich, man wird ja kaum noch gegrüßt und in S-Bahn und Zügen hockt wirklich alles mit Kopfhörern über Laptop.

Für mich ist das nicht cool, sondern erbärmlich und ich weigere mich so herumzulaufen, obwohl ich es aus beruflichen Gründen könnte, aber es widerstrebt mir im Innern zutiefst.

Ich schätze immer noch ein offenes Gespräch, Aug in Aug, einen warmen Händedruck, ein Lächeln im vorbeigehen, eine Berührung flüchtig aber wohlwollend, ich schätze Empathie und ja ich glaube, wie mein Vorschreiber, dass die meisten Paare sich nicht online, sondern im Dschungel des prallen Lebens begegnen werden.
 
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  • #7
Liebe FS,
ich bin schon eine ältere Lady und habe mir Smartphone und Tablet gekauft, damit ich nicht so dumm rumsitze, während andere beschäftigt sind. Ich gehe oft aus und habe mich allein und unbeschäftigt zunehmend unwohl gefühlt, bin neu hier, wollte neue Leute kennenlernen, aber die mich nicht. Das sind die modernen Zeiten, die zunehmend in die Vereinzelung führen.

Ja, diese Technik und die zugestöpselten Ohren beim joggen, auf der Strasse, im Fitnessstudio, in den Öffis, am Arbeitsplatz erschweren die Kontaktaufnahme und sorgen für ein unfreundliches Umfeld. Ich bin nicht mehr nett zu Leuten, die mich anrempeln, weil sie nichts mehr wahrnehmen können, sondern rempele zurück. Ich bin nicht mehr hilfsbereit zu Kollegen, die nicht mit mir reden wollen, sondern lieber Musik hören und nebenbei auf FB kontakten. Dann sollen sie auch so ihre Probleme lösen.

Ich gehe jetzt dorthin, wo Menschen sich engagieren, da läuft es ganz anders und ich fühle mich wohl. Ich denke, dort ist die Wahrscheinlichkeit hoch, auch einen brauchbaren Partner zu finden, höher als Online.
 
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  • #8
Ich bezweifle sehr, dass Unterwegs-Bekanntschaften ein Mittel gegen das Alleinsein sind.
Durch meinen Hund mache ich jeden Tag jede Menge solcher Bekanntschaften, ob ich will oder nicht. Bisher hat sich daraus noch kein intensiverer Kontakt ergeben.
Aber ich fahre auch nicht Bahn. Wenn ich mir vorstelle, mit meinem Hund Bahn zu fahren, ich käme nicht dazu, ein Buch zu lesen, weil mir jeder Dritte erzählen würde, dass er auch (so) einen Hund hat und das ergäbe dann schon Gesprächsstoff für eine Bahnreise. :)
 
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  • #9
Natürlich kann man doch trotz Gerätschaften ins Gespräch kommen. Nur muss da halt auch jemand sein, mit dem man das möchte. Vielleicht war deine Kollegin ja früher einfach auch attraktiver oder an sich offener?

w
 
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  • #10
Liebe FS

ich muss seit über 10 Jahren durch Deutschland in Fernzügen pendeln.
Da fällt mir schon auf, dass die Leute am Bahnsteig heute noch viel stärker
von ihren leuchtenden Displays, ihren MP3-Playern, ihren Tablet-PCs und
ihren Handykameras in Anspruch genommen werden. Bloss nichts verpassen,
noch die 140. email checken, surfen, facebooken, Streamen, roamen.
Die meisten müssen das nicht unbedingt tun, aber es ist halt so "in".

Wenn du aufgeschlossen bist und Menschen anlächelst kannst du aber auf Reisen durchaus mit anderen Reisenden nette Gespräche haben. Manche sind sogar froh wenn du nicht gleich
Ohrstecker erinstöpselst sobald du Platz nimmst. Man erfährt eine Menge Dinge die man weder im Internet noch in der Zeitung gefunden hätte. Sogar Geheimtips. Mit Menschen sprechen lohnt sich immer. Ist kein Mensch im Wagon kann man immer noch Videos gucken.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
  • #11
Ja würde ich schon sagen. Heutzutage trifft man sich im Café, da sitzen dann 5 Leute um den Tisch, und anstatt miteinander zu kommunizieren schauen sie alle auf ihr Streichelhandy.

Ist bei meinen Freundinnen und mir schon auch manchmal so, aber da schauen wir höchstens auf den Kalender, wenn der Termin für etwas bestimmtes festgelegt wurde, sind die Handys auch wieder weg.

@Gast 9: stimmt, aber manchmal können solche Mitreisende auch nerven. Ich möchte nicht immer die ganze Lebensgeschichte von jemanden erfahren. Wenn ich zB. so ein spannendes Buch lese, dass ich es kaum schaffe es weg zulegen und nach jeder Seite fängt die Person mir gegenüber an wieder mich mit Fragen zu löchern, dann nervts. Ich glaube, viele stecken auch einfach die Stöpsl in die Ohren um ihre Ruhe zu haben. Nicht jeder ist immer aufgelegt mit anderen zu sprechen. Ansonsten geb ich dir auch Recht.
 
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  • #12
Oh, und ich dachte eingangs, mit "verändertem Kommunikationsverhalten" sei vor allem das immer dreistere gegenseitige Belügen gemeint. Das führt, selbst wenn man sich selbst davon distanziert, beim Gegenüber zu allerlei seltsamen Interpretationen - man muß viel weiter ausholen, damit nichts "Wahrscheinliches" dazu erfunden wird.
 
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