• #1

Vorteile und Sinn offener Beziehungsmodelle und von unverbindlichen Sex?

Ich bin hier wegen meiner pathologisierenden Sicht auf ONS, Affären, Polygamie und Polyamorie und weil ich langfristige monogame Beziehungen bevorzuge kritisiert wurden. U.a. weil ich selbst meine lange Ehe beendet habe und mein Motiv ggf. Neid ist.

Persönlich kann ich mir ein phasenweises Ausprobieren solcher Alternativen als sinnvoll vorstellen. Ähnlich wie Jugendliche, wenn es gut läuft, in einer recht kurzen Phase sich mit Alkohol ausprobieren. Nur wenige bleiben dabei und werden zum Alkoholiker. Aus diesem Beispiel erklärt sich auch meine negative Sicht auf unverbindliche Beziehungs- und Sexformen.

Was übersehe ich in meiner negativen Sicht?

Welche Vorteile haben ONS, Affären, offene Beziehungen, Polygamie und Polyamorie ggü. einer partnerschaftlich monogamen Beziehung?

Was sind Motive für solche meist unverbindlichen ggü. verbindlichen Modellen?

Sind Ziele wie eine Familiengründung mit solchen Modellen vereinbar? Wie wird dies dann umgesetzt?

Ist mein Wunsch Motive hinter solchen Verhalten zu erkennen selbst schon pathologisch?
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
  • #2
Was sind Motive für solche meist unverbindlichen ggü. verbindlichen Modellen?
Ich greife mir jetzt mal diese Aussage heraus. Du gehst davon aus, dass diese Modelle meist unverbindlich sind. Ich möchte dir da gerne widersprechen. Aus meiner eigenen Erfahrung, aber auch aus dem Austausch mit anderen Paaren, habe ich eher den Eindruck, dass diese Modelle oft durchaus mit Verbindlichkeit einhergehen. Warum? Um solche Modelle zufrieden und vertrauensvoll zu leben, muss man Vertrauen, Liebe, Offenheit, Respekt dem Partner entgegenbringen und verbindliche Regeln einhalten. Sonst fliegt einem das ganze Konzept schnell um die Ohren. Das ist übrigens zum Teil auch anstrengend, setzt es doch voraus, dass man in Kommunikation bleibt und auch evtl. auftretende unangenehme Gefühle oder Interventionen des Partners aushalten können muss. Ich gebe dir aber recht, wenn jemand solche Modelle aus und mit purem Egoismus ohne Rücksicht auf den Partner durchzieht, dann ist das wohl eher unverbindlich anzusehen.
 
  • #3
Alle Beziehungsmodelle haben Vor- und Nachteile. Wichtig ist, dass die Akteure das selbe wollen. Nur so kann es funktionieren, egal welches Modell.

Die Mehrheit wird wahrscheinlich eine lebenslange monogame Beziehung anstreben, aber die wenigsten schaffen es. So ist zumindest die serielle Monogamie ein häufig anzutreffendes Beziehungskonzept, wenn auch oft nicht als solches vorher geplant.

Offenere Modelle haben wohl den Vorteil, dass der Partner nicht mit Erwartungen überfrachtet wird.

Monogame Modelle sollen mehr Sicherheit und Beständigkeit bieten. Aber leider ist das auch keine Garantie dafür, dass das nicht von heute auf morgen vorbei sein kann.

Psychische Defizite könnte man jedem unterstellen, egal welches Modell angestrebt wird. Die einen sind vl nicht bindungsfähig, die anderen können nicht mit sich alleine sein.

Aber im Grunde zählt nur:
Jeder wie er mag.
 
  • #4
Hallo Ejscheff,

als jemand der früher öfters ONS und Affären hatte, kann ich sagen, für mich haben die keinen Sinn (im Nachhinein. Wenn ich sie nicht gehabt hätte, keine Ahnung was ich dann jetzt sagen würde). Das hat bei mir spirituelle Gründe, und zu dieser Erkenntnis bin ich erst in den letzten 2 Jahren gekommen. Ich hab das Ziel immer mehr nur aus dem Herzen zu leben, und mein Bewusstsein zu erhöhen, was ich eigentlich gleichsetze. Und das schliesst das Benutzen von anderen Menschen kategorisch aus. Daher hadere ich auch grad sehr mit mir ob ich meine Affäre beenden soll, oder weiterführe, denn ich liebe ihn nicht, und somit ist es für mich ein benutzen (werden bestimmt viele anders sehen, aber ich fühle es halt so).
Sexualität wird meiner Meinung nach eh extrem überbewertet (und Liebe nicht genug in den Mittelpunkt gestellt), versteh mich nicht falsch, ich liebe Sex, aber ich will nicht dass er mein Leben steuert.
Inzwischen bin ich für absolute Monogamie, und finde es traurig dass wir in einer über-sexualisierten Gesellschaft leben. Man wird auf das 1. und 2. Chakra reduziert, auf animalische Triebe, das Reptilienhirn, und da geht es viel um Gier, haben wollen usw. Provokant könnte man sagen, nur dadurch kommt es zu Kriegen. Christian Anders hat auf YouTube sehr gute Videos zu dem Thema. Man wird eh nie satt, es ist ein Hamsterrad.

Ich finde deine Einstellung sehr gut! Vergiss den Neid. ONS und alles was nicht von Liebe getragen ist, ist meiner Meinung nach sinnlose Ablenkung, ein Füllen der Leere, und Flucht vor sich selber. Aber viele Menschen müssen diese Stufen durchlaufen, bevor sie vielleicht erkennen was ihre Seele will.

Die Motive einer kranken Gesellschaft verstehen zu wollen finde ich nicht falsch. Neulich fand ich dieses Zitat von Aristoteles: "Wenn auf der Erde die Liebe herrschte, wären alle Gesetze entbehrlich." Wie wahr, aber es herrscht die Gier nach Sex und Macht.

Liebe Grüße :)
 
  • #5
Ist mein Wunsch Motive hinter solchen Verhalten zu erkennen selbst schon pathologisch?

Nö wieso denn... pathologisch ist dann, wenn du etwas tust, was dir selbst nicht gut tut oder ggf.anderen schadet. Alles andere ist menschlich, wer legt fest, was normal ist, was ist denn die Norm? Eigentlich doch nur, was die meisten offen zugeben und was üblich ist... was sich bei vielen wirklich hinter geschlossenen Türen, dunklen Kellern und im stillen Kämmerlein abspielt, ist doch was ganz anderes. Nur das ist gesellschaftlich nicht geduldet ist, es sich "nicht gehört."

Offen zu sein und Neues zu probieren kann doch nicht schaden? Ob es gefällt, steht ja auf einem anderen Blatt...

Es geht um Vorlieben und um Neigungen. Der eine probiert es und es bringt ihm nichts und der andere findet darin seine Erfüllung. Und seine Erfüllung in bestimmten Praktiken zu finden ist ja nun etwas anderes als eine Sucht.

Vergleiche es mit deinem Lieblingshobby. Nur weil du es oft und gern machst und andere es nicht mögen, bist du ja deswegen nicht irgendwie gestört, abhängig und krank, es schadet dir ja nicht.

Die Kunst im sexuellen Bereich besteht halt darin, einen Partner zu finden, der es genauso sieht. Und das ist der Knackpunkt.

Oftmals wird ein Partner der es eben nicht so sieht betrogen oder indirekt gezwungen oder lässt es sogar wissentlich mit sich machen z.b. aus mangelndem Selbstwertgefühl.

Ich fand unverbindlichen Sex letztlich aufregender und spannender als Sex in einer Beziehung, also bezogen auf eine Affäre. Das nicht zu wissen was kommt dann was passiert ..ONS war nicht meins. Aber dauerhaft strapaziert es die Nerven, muss ich nicht mehr haben.

Ich kann dich gut verstehen... in meinen Zwanzigern war es auch so, dass ich all das rigoros abgelehnt habe.

Nach meiner langen Beziehung in meinen 30igern wurde ich neugierig und habe so ziemlich alles ausprobiert. Am Anfang war alles spannend, beim ersten Mal aufregend und prickelnd, aber schon beim zweiten Mal fand ich es nicht mehr so toll.

Langfristig konnte ich letztlich den meisten Modellen für mich nichts abgewinnen und bin nun wieder bei einer fast normalen Beziehung.

Was sind Motive für solche meist unverbindlichen ggü. verbindlichen Modellen?

Die interessanteste Erfahrung für mich dabei war, dass alles nur solange spannend ist, solange es verboten ist... nicht nur auf meiner Seite sondern auch auf Seiten meines Partners.
 
  • #6
Lieber @Ejscheff, du widersprichst dir schon in deiner Fragestellung: einerseits schreibst du:
Persönlich kann ich mir ein phasenweises Ausprobieren solcher Alternativen als sinnvoll vorstellen.
und hier kommt schon dein Widerruf:
Aus diesem Beispiel erklärt sich auch meine negative Sicht auf unverbindliche Beziehungs- und Sexformen.
Ein bisschen kommst du mir so vor, als würdest du ganz gerne mal einen (klitzekleinen?) Pakt mit dem Teufel abschließen, gleichzeitig fürchtest du dich vor deiner Neugierde.

Ob deine Sicht auf ONS, Affären u.ä. »pathologisch« ist, mag ich nicht beurteilen. Für mich gäbe es hier bestenfalls »Suchtverhalten«, das ich, wie alle Süchte, ablehnen würde. Ansonsten sollen doch all die, die ONS und Affären anstreben und damit klar kommen, dies ausleben. Ich kenne beides, aber auch die gute alte und treue Beziehung (Ehe). Alles zu seiner Zeit und nur dann, wenn es nicht »pathologisch« wird, d.h. ich weder andere noch mich selbst damit verletze.
Unverändert meine ich, dass »Affären gekonnt sein müssen«. Was Diskretion voraussetzt und einseitige »Forderungen« ausschließt.
 
  • #7
Ich denke ähnlich wie du. Ich glaube, dass Monogamie die vernünftigste Form einer Beziehung darstellt und am ehesten die Voraussetzung für eine stabile und langfristige Beziehung anbietet. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Leute, die Polygam und Polyamor leben, wirklich sehr glücklich sind und langfristig diesen Zustand aufrecht erhalten können. Ich denke, dass diese Beziehungsformen (Polygamie, Polyamorie, ONS), eine Vorstufe zur endgültigen Trennung sind.
Vorteile: Der Vorteil ist natürlich die Klarheit, die solche Beziehungen mit sich bringen. Man lebt nicht in und mit einer Lüge, sondern weiß vom Anfang an, dass eine Andere da ist. Ein anderer Vorteil fällt mir ehrlich gesagt nicht ein. Wenn ich die Wahl hätte zwischen Untreue und offene Beziehung würde ich mit Sicherheit die offene Beziehung nehmen. Zum Glück gibt es in der zivilisierten Gesellschaft eine dritte Option: Die Trennung und Neuanfang.
 
  • #8
[1]
Was übersehe ich in meiner negativen Sicht? Welche Vorteile haben ONS, Affären, offene Beziehungen, Polygamie und Polyamorie ggü. einer partnerschaftlich monogamen Beziehung?

[2.]
Was sind Motive für solche meist unverbindlichen ggü. verbindlichen Modellen?

[3.]
Sind Ziele wie eine Familiengründung mit solchen Modellen vereinbar? Wie wird dies dann umgesetzt?

[4.]
Ist mein Wunsch Motive hinter solchen Verhalten zu erkennen selbst schon pathologisch?

1.
Die Monogambeziehung ist eine kulturelle Form, die die letzten Jahrhunderte in Europa als anzustrebende Norm galt. Wie beispielsweise die Antike oder Arabien zeigen, ist sie aber nur die hiesige kulturelle Konstruktion und nicht universell-menschlich.
Konkret widerspricht sie der menschlichen Natur, da der Mensch nicht monogam ist. Die Häufigkeit, in der fremdgegangen wird und das Ausmaß der Sex-Industrie, sind Belege dafür, dass die Monogambeziehung wesentliche Bedürfenisse nicht befriedigt.

2.
Freiheit und Bedürfnisbefriedigung

3.
Man muss sich mit dem Partner, mit dem eine Familie gegründet wird, sich anders vereinbaren als mit den anderen Partnern. Das Aufziehen von Kindern erfordert Verlässlichkeit bezüglich der wirtschaftlichen Verhältnisse und der Betreuungsleistung. Das hat aber per se nichts mit Monogamie zu tun.

4.
Nein. Aber es ist auch legitim die Motive der Befürworter der Monogamie zu hinterfragen. Da steckt nämlich nicht die Liebe, sondern das Besitzenwollen dahinter, also der Narzissmus. Wer den Partner liebt, mutet ihm nicht Verstellung und Heimlichkeit bei der Befriedigung seiner Bedürfnisse zu.
 
  • #9
Ich kenn mich da nicht aus und hab auch keinen Drang das zu erkunden.
Mir fällt dazu aber ein, dass ich neulich ein Buch von einem Paartherapeuth las, der über 20 Jahre Praxis Erfahrung hat.
Und er schreibt er hat nicht einen Fall!! von Dreieck, Viereck oder mehr erlebt wo nicht wenigstens eine,r oder mehrere (egal ob offen oder verdeckt polygam) gelitten haben wie S*...
 
  • #10
Ich bin ein Mensch / Mann. Ich lebe.
Ich bin kein Klumpen Zellmaterial welches nach einem bestimmten Modell lebt.
Eigentlich bin ich eher monogam, aber es kommt schon mal zu Seitensprüngen oder auch nicht.
Mein lieber @Ejscheff du bist schon ein besonders krasses Exemplar von Schubladendenkern und das hier wo das Schubladendenken vorherrschend ist.
Lebe nach deiner Fason (sagte schon Friedrich II) und nicht nach Modellen.
Ist mein Wunsch Motive hinter solchen Verhalten zu erkennen selbst schon pathologisch?
Ja
 
  • #11
Eisscheff, du musst dich nicht für deine Neugier oder deinen Wunsch, das Thema zu hinterfragen, rechtfertigen. Menschen, die psychisch gesund sind, streben eine monogame Beziehung. Geliebtem Menschen nah zu sein ist ein natürlicher und selbstverständlicher Wunsch. Ihn mit niemandem zu teilen genauso, weil man eine Basis für Zweisamkeit schafft und die dritte von außen stören diese Basis. Es liegt in der Natur der Psyche oder Seele, sich im Moment nur auf eine Sache konzentrieren zu können. Macht man zwei Sachen gleichzeitig, macht man beide schlecht. Lass dich nicht von den üblichen Verdächtigen verunsichern, man hat schon an sehr vielen Formen experimentiert und man kommt immer wieder zu klassischer Beziehung und klassischer Rollenverteilung zurück. Bevor hier im Forum wieder Geschrei losgeht - klassische Rollenverteilung hat nichts mit 50-er Jahre Modell, ich verstehe nicht, warum hier dauernd entweder - oder- Einstellung herrscht und man nur negative Seiten herauspickt.
Ich kenne es von mir, mich haben bestimmte Themen interessiert und ich habe mich förmlich festgebissen. Klar, war ich auch zum Teil penetrant und nervig. Aber dadurch habe ich meine Antworten bekommen, die für mich endlich stimmig waren und es blieben keine Unklarheiten.
 
N

Nordlicht444

Gast
  • #12
Ich kann mir gut vorstellen, dass es viele Menschen gibt, die Monogamie bevorzugen. Da sie sich aber selten verlieben bzw. jemanden treffen mit dem sie das ganze Leben verbringen wollen, haben sie eben Affären oder ONS. Finde ich persönlich immer noch ehrlicher als mit jemandem eine Beziehung einzugehen, den man nicht liebt, wenn man nicht auf Sex verzichten will. W,33
 
  • #13
Dein erster kleiner Schritt auf dem Wege der Besserung @Ejscheff .
Immerhin, dennoch bleibe ich dabei - aus deiner Frage spricht der Neid. Dein Leben besteht aus Pflichten, Moral, Regeln und Engstirnigkeit. Du kannst es nicht verstehen - manche Menschen haben Sex weil Sex Spass macht. Einfach so ... ONS. Sie haben Freude daran - etwas, was du erst lernen musst. Nicht Sex - sondern Freude. Manchmal hat man auch Freude an der Jagd - dann geht man jagen. Kannst du auch nicht. Wie du selbst schon öfters beschrieben hast. Auch steht nicht für jeden Menschen die Familiengründung im Vordergrund.
Freiheit - noch so etwas, was du nicht kennst. Ich darf rumbumsen wie und wo ich will. Und habe - zumindest momentan - keine Lust dazu. Und ich habe ein Mädel, die freiwillig und ohne Fesseln, Verträge etc bei mir ist. Das ist mir viel mehr wert als eine Frau, die aus für mich dubiosen Gründen bei mir bleibt. Weil wir mal geheiratet haben. Ich habe keine Angst, jeden Tag aufs neue meine V für mich zu gewinnen. Dir macht diese Freiheit Angst, darum hast du dir selber Fesseln angelegt. Vielleicht kennst du auch keine Frau die jeden Tag aufs Neue JA zu dir sagt.
Ich bleibe auch dabei - du hast nach deinen eigenen Wertmassstäben versagt. Das nagt an dir. Darum verteidigst du das Model, das du selbst nicht hinbekommen hast.
Lerne die Lebenskunst, den Genuss und den Umgang mit Freiheit. Ich bin nämlich deshalb so offen und brutal dir gegenüber, weil ich denke, dass in dir ein guter Kerle steckt. Unter dem Panzer aus Regeln und Moral.
Immerhin fragst du mal ... ein Anfang. Fragen zu stellen um Verständnis zu erlangen .. @Apfeldieb, @Serenissima und @Sirella können ein Lied davon singen, dass auch meine Fragen ganz schön nerven können. Dank den o.g. Foristen konnte ich deren Weg verstehen - auch wenn es nie mein Weg werden wird. Das wünsche ich dir auch . Obwohl mir die Geplänkel mit dir fehlen würden.
Tom
 
  • #14
In den 20ern habe ich einiges an One-Night-Stands und Affären gehabt. einfach aus Neugier und Interesse. bei all diesen war mir von Beginn an klar, dass ich mir niemals Familiengründung hätte vorstellen können.

als ich den Mann kennen lernte, mit dem es mir möglich erschien, habe ich die Affäre in der ich gerade drin war, sofort beendet. Inzwischen bin ich mit diesem Mann glücklich verheiratet. Es gab und gibt aber immer mal wieder Momente, wo ich mich frage, wie es mit einem anderen wäre. Dies auszuprobieren ist mir aber hinsichtlich meines vorhandenen Glücks zu riskant.
 
  • #15
Lieber Ejscheff
Deine Fragestellung "Nennt mir mal die Vorteile.." ist ja sehr bequem für dich. Du darfst dich zurück lehnen vom Hochsitz der monogam-moralischen Überlegenheit aus, währenddem ein paar mutige "Abartige" dir hier brav die schönen Seiten ihres zweifelhaften Lebenswandels darlegen sollen. Damit du sie vielleicht nicht mehr ganz so sehr pathologisierst und dich gnädigerweise auf ein paar vorverurteilte Experimente einlässt, bevor du wieder zu deinem überlegenen, vernünftigen Leben zurückkehrst.
"Übersehen" impliziert, dass du bereits weitgehend den Überblick über diese unterschiedlichen Arrangements und Beziehungsformen hast und dir nur noch wenig zum Verständnis des Ganzen fehlt.
Ich behaupte aber, das ist nicht der Fall. Denn du wirfst ONS, Affären, offene Beziehungen, Polyamorie und Polygamie ohne jegliche Differenzierung in denselben Topf. Das lässt auf grosse Ignoranz schliessen und auf diesem Niveau werde ich mich nicht über das Thema unterhalten.
 
  • #16

Guten Abend,

ich kann keine negative Sicht erkennen, es ist deine Sicht, die deiner gerecht wird, das allein zählt. Was nutzt es, wenn wir uns gegenseitig Unbekömmliches schmackhaft machen wollen. Darüber nachzusinnen, welche Vorteile unterschiedliche Lebens- und Liebesformen haben, nutzt dir wenig, weil du diese Vorteile für dich nicht anwenden kannst. Du bist ein gereifter Mann, der sich weder ausprobieren, noch irgendwelchen Trends hinterherjagen muss.

Ist mein Wunsch Motive hinter solchen Verhalten zu erkennen selbst schon pathologisch?

Warum lässt du dich so verunsichern und haust dich in eine pathologische Schublade?
 
  • #17
Die Menschheitsgeschichte hat schon gezeigt, welche Beziehungsformen Bestand hatten und welche nur in degenerierten Postindustriellen Gesellschaften funktionieren.

Dass die "neuen" Beziehungsformen Raum gewinnen, hat damit zu tun, dass es das weltweite Ziel der Bevölkerungsreduktion gibt. (Club of Rome, UNO)

Also wurde der Sex nach allen Regeln der Psychologie von seiner Fortpflanzungsfunktion abgekoppelt und die modernen Beziehungsformen entwickelt.

Ziel: Die Leute sollen sehr viel Sex haben, aber bitte wenige Kinder dabei in die Welt setzen. Scheint ja auch zu funktionieren, wenn man sich die Geburtenraten in den "modernen" Gesellschaften ansieht.

Monogamie hatte dagegen historisch das Ziel, dem Nachwuchs die besten Chancen zu geben und dafür zu sorgen, dass der eigene Nachwuchs und nicht der anderer Männer versorgt und aufgezogen wird. Durch die Bindung war zudem die Frau abgesichert. Viele Kinder waren auch notwendig, um die Bevölkerungszahlen zu erhalten.

Erst mit den modernen Verhütungsmitteln konnte sich Sex zum Freizeitsport entwickeln. Und da kommen dann eben in der Spaßgesellschaft die modernen Beziehungsformen zutage.

Interessanterweise haben sich mit diesen Themen auch viele Science Fiction Autoren beschäftigt. Die Utopien, die da entwickelt wurden gehen weit über das bisschen soziales Engineering heute hinaus.

Aber auch da gilt, je weniger Sex mit Fortpflanzung zu tun hat, desto unwichtiger wird die Exklusivität mit einem Partner.

Ob das alles besser oder schlechter ist, das mag dann jeder für sich selbst entscheiden. Historisch müsste man in 1000 oder 2000 Jahren nochmal draufschauen und dann könnte man die Frage beantworten, ob das heute eine dauerhafte Veränderung zum Besseren ist oder nur ein kurzer Irrweg der Geschichte...
 
  • #18
Welche Vorteile haben ONS, Affären, offene Beziehungen, Polygamie und Polyamorie ggü. einer partnerschaftlich monogamen Beziehung?
meiner Meinung nach gibt es da keine Vorteile. Es gibt ev mehr Sex oder anderen Sex. Ob das immer erstrebenswert ist ist eine andere Frage...Mir persönlich fällt nur auf, das ich wesentlich mehr glückliche langweilige Standardbeziehungen erlebt habe als oben genannte Modelle.
Entweder waren die Protagonisten schon total vermurkst, oder es war eben nur eine kurze Zeit lebbar.
Erfreulich ist es meiner Meinung nach immer, wenn sich die Richtigen finden.
Soll jeder leben wie er es ab besten findet, solange kein anderer darunter leiden muss.

Ich kenne es von mir, mich haben bestimmte Themen interessiert und ich habe mich förmlich festgebissen. Klar, war ich auch zum Teil penetrant und nervig. Aber dadurch habe ich meine Antworten bekommen, die für mich endlich stimmig waren und es blieben keine Unklarheiten.
dem kann ich mich anschliessen.
Festgestellt habe ich für mich:
- Verliebt sein funktioniert bei mir über viele Jahre bis Jahrzehnte.
- Besonders glücklich und entspannt bin ich, wenn ich bei meinem Partner bin (natürlich nur wenn die Beziehung funktioniert).
- Liebeskummer dauert bei mir ewig, fast halb so lange wie die Beziehungen, manchmal auch länger.
allein dieser Tatbestand löst in mir nur Grausen aus, bei der Vorstellung jemals wieder einen Partner zu verlieren.
- Sex ist toll. Aber eigentlich nur wenn ich die Person wirklich von Herzen gern habe

Für mich machen deine oben genannten Modelle also null Sinn, denn ich leide damit. So geht es vielen anderen Menschen auch.
Aber eben nicht allen.
Es gibt genug Menschen die können Monogamie nicht leben.
 
  • #19
Lieber Ejscheff,
ich weiß nicht so recht, warum du denkst, deine Haltung sei pathologisch oder du würdest dich des Themas pathologisierend annehmen. Es ist doch ziemlich normal, will heißen, es entspricht doch eher der Norm, monogam leben zu wollen. Ein verschwindend geringer Prozentsatz lebt in Deutschland z.B. tatsächlich in polyamoren Beziehungen, aber x-mal mehr Menschen machen sich darüber Gedanken :).

Einzig wichtig ist, wie DU leben möchtest und dass du eine Partnerin/einen Partner hast/findest, die/der das so mit dir teilt, wenn du nicht allein sein/bleiben magst.

Meine persönliche Erfahrung ist, dass „nicht monogame Zustände“ entstehen oder ausgehalten werden, wenn Bindungsstörungen im Spiel sind. Menschen mit Verlustangst etwa halten es besonders lang aus, wenn der Partner fremdgeht (der das evtl aus einer Bindungsangst heraus tut). Auch nach unguten Beziehungen (On/Off, Narzissmus, Borderline-Störung etc.) ist meines Erachtens die Wahrscheinlichkeit größer, dass man in Affären landet oder sich ONS „antut“, denn dann ist das persönliche Empfinden dafür, was man braucht, damit es einem gutgeht, häufig gestört.

Von daher könnte es sein, dass du einfach ein erfreulich bindungssicherer Typ bist, der die ganzen Spielchen der anderen nicht braucht und nicht mitmacht.
Enjoy! :)

LG von Hauself!
 
  • #20
Du ziehst den Vergleich zu Alkohol, dessen Konsum Du im Grunde auch negativ bewertest.

Du übersiehst, dass im besten Fall Alkohol dazu führt, dass jeder in der Gruppe ein wenig beschwingter, offener und gelöster ist und sich die einzelnen Personen in der Gruppe damit verbundener fühlen. Dieses Gefühl kann positiv sein, das Leben bereichern, das Wir-Gefühl der Gruppe stärken und ein positiveres Lebensgefühl geben.
Der Konsum von Alkohol ist einerseits gefährlich. Er kann aber auch gute Konsequenzen nach sich ziehen. Das haben die einen erlebt.
Das Positive übersiehst Du. Du siehst den Alkoholismus als Kontrollverlust winken.

Auch beim Sex geht es um Kontrollverlust. Hast Du grundsätzlich ein Problem damit, die Kontrolle zu verlieren?

Der Sex kann gefährlich sein - für das eigene Gefühlsleben, wegen Krankheiten usw. Vor diesem Hintergrund halte ich auch nichts von wahllosen Sexpartnern.
Aber genauso falsch finde ich Deine Vorstellung, den Sex auf den Bereich "feste Beziehung zur Familiengründung" zu beschränken. Sex ist viel zu schön, als ansonsten darauf zu verzichten.
Hast Du diese Erfahrung gemacht. Wie praktizierst Du Sex, wenn Du lange Single bist?

Sich erotisch zu fühlen und Sex zu haben, sollte im besten Fall sehr viel mit Deiner Sinnlichkeit zu tun haben. Sexualität sollte Dir zusätzliche Energie, Entspannung und Lebensfreude schenken.
Warum willst Du auf das Schöne verzichten?

Du willst ONS, Monogamie, offene Beziehung usw. miteinander vergleichen. Du könntest auch einen 12-Tonnen-LKW mit einem Fiat Panda, einem Porsche Cabrio und einem Bus vergleichen.
Das alles gibt es. Nicht jeder will Panda, LKW, Bus oder Porsche fahren, aber alles hat seine Berechtigung und Unterstützer. Soll ich dem Panda-Fahrer erklären, dass er ein schlechtes Auto fährt und sich einen LKW oder Porsche kaufen soll?

Du denkst an Familiengründung. Ich denke auch, dass die einen oder anderen Beziehungsformen besser für die Familiengründung passen. Aber das gilt nicht immer zu 100% und ist sehr subjektiv.

Deine Vorstellung von Ehe ist romantisch geprägt und in unserer Gesellschaft erst wenige Jahrhunderte alt. Lange war eine Art offene Ehe die Normalität.

Die Vorstellung, dass eine Person nun für den Rest meines Lebens meine sexuellen, emotionalen usw Bedürfnisse erfüllen soll, gleicht der Haltung eines Babys gegenüber seiner Mutter.
 
  • #21
Welche Vorteile haben ONS, Affären, offene Beziehungen, Polygamie und Polyamorie ggü. einer partnerschaftlich monogamen Beziehung?
Ich habe in meinen Affären sexuell am meisten gelernt, vor allem gelernt, meine Verklemmtheit gegenüber Sex abzulegen und eben auch gelernt, was Männer wollen und worauf Männer stehen und wie man Männer richtig befriedigt. Früher konnte ich das nicht. In meinen Beziehungen war ich sexuell unterentwickelt. Ich bin sehr dankbar über diese Erfahrungen. Es hat mir menschlich eine vollkommene andere Richtung geschenkt und ich konnte meine Defizite aufarbeiten. Es hat mich nur besser gemacht und mir die Augen geöffnet.

Ich habe in meinen Affären viele aufregende Dinge erlebt, die ich in einer Beziehung nie hätte ausleben können oder wofür ich Verständnis bekommen hätte. Ich wäre sozusagen unwissend meiner Lust gegenüber gestorben.

Ich finde Affären keine Frage der Jugend. Im Gegenteil sehe ich es auch bei mir so, dass, je älter ich als Frau werde, sexuell mehr Lust habe und nicht mehr so verklemmt in diesen Sachen bin wie mit süßen 20. Ein Partner, der asexuell wäre, könnte ich mir nicht mehr vorstellen. Zur Lebensqualität gehört für ich auch aufregender Sex, viel Erotik, viel Sinnlichkeit, viel Spaß im Bett. Und ich bin mir das selbst schuldig und ich möchte das auch an Männer weitergeben. Eben genau deswegen: Weil ich Männer liebe. Ich muss mich nicht "blind" auf einen Menschen versteifen, auf Teufel komm raus, ihn erdrücken, seiner Freiheit berauben, oder mich erdrücken lassen, obwohl es hinten und vorne vielleicht gar nicht passt. Monogame Menschen leben ganz oft in einer emotionalen Abhängigkeit, die ihn nicht einmal gut tut. Beziehung kann schön sein, aber die Welt geht nicht unter, wenn es nicht dazu kommt.
 
  • #22
Und er schreibt er hat nicht einen Fall!! von Dreieck, Viereck oder mehr erlebt wo nicht wenigstens eine,r oder mehrere (egal ob offen oder verdeckt polygam) gelitten haben wie S*...
Das glaube ich, sonst wäre ja kein Therapeut nötig. Die, bei denen das gut klappt, haben ja in der Regel keinen Unterstützungsbedarf... Die Frage ist aber immer noch, warum einer (oder mehrere) leiden. So ein Modell bzw. solch eine Konstellation konfrontiert einen Menschen ja auch mit sich selbst. Probleme mit dem Selbstwert, Eifersucht, Besitzdenken, Schuldgefühle durch anerzogene Denkweisen etc., die einfach durch die besonderen Lebensumstände ans Licht kommen und bearbeitet werden wollen. In einer monogamen Beziehung würden diese persönlichen Defizite evtl. gar nicht (oder eben viel schwächer ausgeprägt) an die Oberfläche geraten.
 
  • #23
Ist mein Wunsch Motive hinter solchen Verhalten zu erkennen selbst schon pathologisch?

Mach dir keine Gedanken. Im Gegenteil. Sich für andere Sichtweisen und Motive zu interessieren zeugt m.E. von Aufgeschlossenheit.

Ich denke auch, dass man für Affairen, offene Beziehungen etc. gemacht sein muss, d.h. man klar zwischen Liebe/Gefühle und Sex ("es ist ja nur Sex") trennen können muss. Wenn man das nicht kann, wird's für den gefühlsbetonteren Part stressig. M.E. hat sich auch deshalb nicht die freie Liebe der 68er durchsetzen können.

Wenn sich jedoch alle Parteien einig sind, also auch man selbst es locker aushalten kann, dass der eigene Partner sich sexuell anderweitig orientiert, könnte es funktionieren. Offen gestanden, für mich wäre das nix, so dass mir dann nur die Trennung bliebe. Jemand, der sich erst mal ausprobieren muss, wäre für mich daher auch nicht als Partner in Frage gekommen.

Welche Vorteile haben ONS, Affären, offene Beziehungen, Polygamie und Polyamorie ggü. einer partnerschaftlich monogamen Beziehung?

Kürzlich gab's einen Nachbarthread, in welchem sich jemand darüber beklagt hatte, dass der/die Partner/in keinen Sex mehr wollte. Wenn es ansonsten in anderen Bereichen gut passt und man somit den Weg der Trennung (noch) nicht gehen will, könnte eine offene Beziehung vorteilhaft sein. Sauschwieriges Thema, das individuell ausgehandelt werden muss.
 
  • #24
Lieber @Ejscheff,

ich bin monogam und möchte auch nichts anderes sein, ich bin es gerne und es fühlt sich für mich richtig und passend an.

Warum auch, sollte ich mich zwingen, Dinge gut finden zu müssen, nur weil es scheinbar jeder so macht?

Ich verurteile andere nicht, die andere Lebensmodelle bevorzugen, so lange sie offen und klar dazu stehen und alle Beteiligten wissen, woran sie sind, ist doch alles in Ordnung, ein jeder wird doch selber wissen, was er möchte.

Was mich nur nervt, sind Menschen die glauben, dass nur ihre Einstellung die einzig Wahre ist und das alle anderen die nicht so denken, ja alle falsch liegen.
Ganz gleich, ob es nun dabei um offene oder monogame Lebensweisen geht.

Ich möchte, wenn überhaupt, eine monogame Beziehung leben. Das entspricht meinem Bedürfnis und nur ein Partner der das auch so sieht, passt dann auch zu mir.

Dafür muss man sich auch nicht rechtfertigen oder den Erklärbär mimen, sondern man kann das ganz einfach so leben wie man das für sich in einer 'freien' Welt als Richtig und Passend erachtet.

Ich habe nicht das Gefühl, etwas verpasst zu haben, habe nicht das Gefühl, im Defizit zu sein, nur weil ich nicht den Wunsch habe, alles mitgemacht und ausprobiert zu haben und ein anderer Mensch sieht das für sich persönlich wieder ganz anders. Was auch sein gutes Recht ist.

1.
Die Monogambeziehung ist eine kulturelle Form, die die letzten Jahrhunderte Europa als anzustrebende Norm..

Sorry, lieber @Andreas1965, aber ich habe selten solche Plattitüden zum Thema gelesen.
Genau das meine ich mit Menschen, die der Ansicht sind, dass nur ihre Meinung die einzig Wahre zum Thema ist und das nicht sein kann, was nicht sein darf.

Die Kirche hat natürlich da in Vergangenheit ihre Finger im Spiel gehabt, so wie es heute in anderen Ländern mit anderen Religionen ja immer noch so ist.

Aber Monogamie galt in fast allen Zeiten und in fast allen Ländern ja auch nur für die Frauen, nicht wahr?
Das war und ist ja auch für viele Männer ein ganz tolles Konstruck, wie praktisch.

Im Iran werden noch heute Frauen gesteinigt, wenn ihr Ehemann ihnen Untreue vorwirft.... er muss es nicht mal beweisen.... traurige Welt!
 
  • #25
Ich darf rumbumsen wie und wo ich will. Und habe - zumindest momentan - keine Lust dazu. Und ich habe ein Mädel, die freiwillig und ohne Fesseln, Verträge etc bei mir ist.
Tom schreibt hier etwas sehr Wahres: er DARF - und das reicht ihm; er MUSS nicht.

Genau das ist es, was ich oft denke (auch bei mir so erlebe), wenn ich hier die oft starren Vorstellungen lese, sobald es mal jemand wagt, aus der (moralischen) Reihe zu tanzen. Da wird gegiftet, ver- und abgeurteilt ... bis zum Abwinken. Dabei könnte es meist so einfach sein: Die Liebe ist ein Kind der Freiheit!! Nur was ich freiwillig mache, einhalte, meinem Partner schenke, ist wirkliche Liebe.
Erst mit den modernen Verhütungsmitteln konnte sich Sex zum Freizeitsport entwickeln.
Das ist natürlich Unsinn: Sex außer Haus, ONS, Affären oder Ménage à Trois hat es schon immer gegeben. »Verhütungsmittel« haben lediglich dazu verholfen, dass all das (meist) ohne Folgen blieb. Wer Sex nur als »Freizeitsport« begreift, hat sicher nicht wirklich viel davon - hier könnte »pathologisch« passen.
 
  • #26
Ich bleibe auch dabei - du hast nach deinen eigenen Wertmassstäben versagt.

Moin,

es bleibt die Frage, ob dass der Grund für ein Versagen ist. Diese Wertmaßstäbe sind nicht so ungewöhnlich, als dass man nicht das passende Pendant dazu finden kann. Das hat vielleicht nicht so geklappt, die Gründe dafür zu suchen, wenn sie einem nicht prägnant vor die Füße, oder in den Kopf purzeln, können so vielschichtig sein, dass man sie vielleicht auch nicht ergründen kann.
Wir müssten schichtweise in unsere Untiefen steigen und nicht nur das, auch das Genmaterial unser Ahnen erfassen können. Das wird uns schier unmöglich sein.
Wir haben aber die Fähigkeit, unser Leben, unsere Idee vom Leben und Lieben, neu zu formulieren und zu schreiben. Das ist ein zielführender Weg, alles andere ist ein Blindekuh spielen, wo man sich in eigene Fallstricke verheddert und von Blendwerk täuschen lässt.
 
  • #27
Aber Monogamie galt in fast allen Zeiten und in fast allen Ländern ja auch nur für die Frauen, nicht wahr?

Unsinn. In Arabien war in vorislamischer Zeit das Matriarchat anzutreffen. Eine Frau führte ihren Haushalte und hatte mehrere Männer als Liebhaber, die zu besuchen kamen und deren Kinder sie aufzog. Diese zahlten ihr einen Beitrag zum Einkommen. Mohammed entstammt einer solchen Beziehung.

In Italien gilt eine Frau ohne Affären noch heute im Kreis ihrer Freundinnen als defizitär.

Das war und ist ja auch für viele Männer ein ganz tolles Konstruck, wie praktisch.

Warum ist das Konstrukt denn "toll", wenn kein entsprechendes Bedürfnis da wäre? Und wenn das Bedürfnis da ist, warum sollte ein dieses negierende Modell gelebt werden?
 
  • #28
Und er schreibt er hat nicht einen Fall!! von Dreieck, Viereck oder mehr erlebt wo nicht wenigstens eine,r oder mehrere (egal ob offen oder verdeckt polygam) gelitten haben wie S*...

Sein Unbehagen an einem gesellschaftlich nicht akzeptierten Beziehungsmodell zu äußern, ist leicht. Wie viele sind denn in langjährigen Monogambeziehungen unglücklich und äußern das? Und wie viele davon wagen das nicht äußeren und projezieren ihr Unbefriedigtsein auf Ersatz-Kriegsschauplätze in der Beziehung?
 
  • #29
Für mich ist eine glückliche, offene Beziehung, die Königsklasse aller Beziehungsformen, denn keine Partnerschaft ist inniger, ehrlicher und vertrauensvoller.

Im Allgemeinen verbindet man ja mit einer offenen Beziehung, dass beide Partner sich gegenseitig erlauben, auch außerhalb ihrer Beziehung Sex zu haben. Wobei „erlauben“ nicht das richtige Wort ist. Für uns ist es einfach eine Selbstverständlichkeit.
Es gab, gibt und wird immer andere Menschen in unserem Umfeld geben, die uns auch körperlich anziehen. In einer monogamen Beziehung, kommt das vielleicht nicht vor und wenn, dann sollen diese Impulse unterdrückt, kontrolliert und in Härtefällen therapeutisch behandelt werden.
Wir sehen diese Impulse aber als Bereicherung und ihnen nachzugehen, als Quelle wohltuender Freude. Es ist schön, dass unser gemeinsames Leben solche Momente für uns bereit hält und wir sie frei genießen können. Das verschafft uns eine innige Bindung, eine Vertrautheit, die wir in vorherigen, monogamen Beziehungen, nicht kannten.
Skeptiker dieses Modells beschwören allzu oft die Gefahr hervor, dass sich ein Partner verlieben könnte. Ja, wir sind auch manchmal in einen anderen verliebt. Wir kämpfen auch nicht dagegen an, denn es ist zum einen ein wunderschönes Gefühl, aber zum anderen auch kein Grund unsere glückliche Beziehung in Frage zu stellen.

Offene Beziehung bedeutet für uns in erster Linie, wirklich offen und ehrlich zu einander zu sein, nicht nur in sexuellen Dingen, sondern auch im ganz normalen Alltag. So lebt es sich leicht und frei. Keine Geheimnisse, kein Verbiegen, keine unterdrückten Wünsche oder Fantasien - Das ist ist für uns der Vorteil einer offenen Beziehung.
 
  • #30
Das ist natürlich Unsinn: Sex außer Haus, ONS, Affären oder Ménage à Trois hat es schon immer gegeben.

Naturlich! Nur wieviel Prozent der Menschen hatte geschichtlich betrachtet solche Konstellationen. Man kann das Brennglas natürlich auf besonders privilegierte Gruppen richten, die sich nicht an moralische Standards ihrer Zeit halten mussten.

Überall da, wo Nahrungsmittel knapp waren und Menschen ums Überleben kämpfen mussten, hat man mit Argusaugen darüber gewacht, dass die Mittel nur für den eigenen Nachwuchs aufgewandt wurden und Verstöße gegen die Monogame Beziehung geächtet und hart geahndet.

Nicht ohne Grund haben die Leute aus Gebieten mit besonders lebensfeindlichen Bedingungen für uns heute archaisch anmutende Beziehungsvorstellungen, die noch heute zu häufigen Übergriffen auf "unkeusche" Frauen begründet mit der Familienehre führen.

Unser System mit Volkaskoabsicherung macht das natürlich obsolet. Aber ich wage zu prognostzieren, dass bei einem Zusammenbruch der Sozialsysteme auch die Moral zu viel älteren Mustern zurückkehren wird.

Und bisher hat noch kein Sozialsystem lange Bestand gehabt. Immer gab es Staatsbankrotte, Finanzkrisen und Krieg. Wenn eines sicher ist, dann dass es keine Sicherheit gibt.
 
Top