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Apollo

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  • #1

Wann ist eine Frau/ein Mann mutig?

Man redet ja heutzutage soviel von Atomisierung und Vereinzelung des Subjekts. Oder von Zivilcourage. Womit kann man im Leben allgemein Mut beweisen? Womit oder wie könnte man neue Herausforderungen für die Menschen unserer Tage schaffen? Wieviel Risiko, Gefahren oder Belastungen erfahren und/oder können unsere zwischenmenschliche Beziehungen ertragen?
 
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  • #2
Mut wäre gewesen, wenn Mann oder Frau mitbekommt, daß eine Frau im Treppenhaus auf dem Weg in ihre Wohnung von einem Nachbarn sexuell angegriffen wird daß man dann einschreitet und nicht wie geschehen hinter verschlossener Tür alles mithört und mitbekommt, aber ihr nicht hilft und auch nicht zur Polizei geht und den Mann anzeigt und aber bei Nachbarn die geschädigte Frau in Verruf bringt.
 
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  • #3
Die meisten Menschen passen sich den jeweils geltenden sozialen Normen ihres Umfeldes an. Somit fällt man nicht auf, wird aber auch nicht zum Aussenseiter, sondern ist in dieses Gefüge eingebettet. Interessanterweise geht dieses Verhalten aber sehr oft einher mit Intoleranz gegenüber Andersdenkenden/Andershandelnden. Das wiederspiegelt sich auch hier im Forum, das wie eine Art Mini-Universum funktioniert: es gibt rech viele Forum-Teilnehmer, die sehr intolerant gegenüber anderen Meinungen sind und diese dann gleich abkanzeln oder beleidigen.

Mut hat jemand, der sich aus den Gruppenzwängen befreit und sich für diejenigen Werte offen einsetzt, die ihm wichtig sind. Menschen, die sich auch für Randgruppen und Andersdenkende einsetzen und sich nicht von der allgemeinen Meinung beirren lassen. Die, die nicht wegschauen, wenn Unrecht geschieht, sondern handeln.

Aber solche Menschen ist und waren selten. Und neue Herausforderungen müssen nicht geschaffen werden, deren gibt es genug. Aber wo setzen sich heutzutage schon Menschen für andere ein? Stellen ihre eigenen Interessen etwas hinter die der anderen? Stehen offen zu denjenigen Mitmenschen, die nicht der Norm entsprechen? In den letzten Jahren wurde viele Wertvorstellungen über Bord geworfen, was zu einer Liberalisierung der Gesellschaft geführt hat. Trotzdem grenzen wir immer noch Menschen aus und schwimmen lieber mit dem Strom. Nein, Herausforderungen gibt es mehr als genug, aber wenige haben Lust, sich diesen zu stellen.
 
  • #4
Die Frage ist sehr allgemein gestellt. Ich möchte mal auf den Aspekt der Zivilcourage eingehen, so wie #1 das auch getan hat, weil mir dieses Thema in den Medien immer viel zu oberflächlich und politisch korrekt diskutiert wird.

Wenn man Zeuge einer sexuellen Belästung einer Frau wird, ist es natürlich leicht gesagt, dass man da als Mann zu Hilfe eilen kann. Aber als betroffener Mann denkt man auch darüber nach, was passiert, wenn der Typ jetzt eine Schusswaffe aus der Tasche zieht, sie dir an die Schläfe hält und einfach abdrückt. Und da gibt es einfach Grenzen, bis zu denen ich bereit bin, mich für das Opfer selbst zu opfern.

Die Fragen, die in den Medien nie angesprochen werden, sind zum Beispiel, inwieweit sich das Opfer durch dummes Verhalten selbst in gefährliche Situationen gebracht hat. Und in den Fällen, in denen so eine "Rettungsaktion" tatsächlich gelungen ist - wie fiel der Dank des Opfers gegenüber ihrem Retter eigentlich aus?

Ich persönlich habe mir für solche Fälle eine Art groben Plan ausgedacht, nach dem ich vorgehen würde. Ich denke, ich würde insgesamt schon mutiger zu Werke gehen als der Durchschnittsbürger, denn ich habe den Vorteil, dass ich schneller laufen kann als die allermeisten anderen Menschen. Das garantiert mir zumindest eine hohe Fluchtsicherheit.
 
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  • #5
#2 hat es sehr auf den Punkt gebracht: Anpassung um des eigenen Vorteils (nicht auffallen, zur "Menge" gehören, kein Außenseite sein, eigenen Komfort steigern) willen. Die Nazizeit ist ein sehr "schönes", extremes Beispiel dafür.

Der Anpassungsmechanismus als solcher ist aber auch sehr schön bei heutigen Jugendlichen zu beobachten: In Hinblick auf den Arbeitsmarkt und den Wunsch, sich etwas (Familie, Haus etc.) leisten zu können würden die Studenten bspw. (so meine Beobachtung im Studium) ohne weiteres das Telefonbuch auswendig lernen, wenn das den begehrten Schein bringt, der später via Karriere in Geldscheine "gewandelt" wird?

Der Haken: Im Strom mitschwimmend verliert Mensch sich schon mal selbst - und ratzfatz ist das Leben vorbei...

Wer ausschert, hat einen schweren Stand.

Mut? Läßt sich doch tagtäglich im Kleinen schon vor der Haustür zeigen. Allerdings: Siehe oben...

Aber insgesamt ist das hier wohl eher ein rhetorisch-akademisches Thema?
 
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  • #6
Mutig sein, bedeutet eigene Grenzen überschreiten, dass kann bedeuten sich bei Elite anzumelden, im Forum eine Frage zu stellen oder Jemandem zu helfen der es braucht, wenn Du wirklich mal mutig sein möchtest, dann geht an Deine Grenzen und einen KLEINEN Schritt weiter
 
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Apollo

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  • #7
#2 "Mut hat jemand, der sich aus Kollektivzwängen befreit und sich für diejenogen Werte einsetzt, die ihm wichtig sind".

Für ihre Überzeugungen gehen viele Menschen auf die Straße, was oft sehr mutig ist. Zum Beispiel, wenn es um die Erkämpfung und Verteidigung der Menschenrechte von Schwulen, Lesben, Schwarzen, Ausländern usw. geht.
Ich glaube es war Voltaire, der mal gesagt hat: "Ich verabscheue Ihre Meinung, aber ich würde mein Leben dafür geben, daß Sie sie außern können". An diesem Gedanken des "Vaters" der Demokratie gemessen, frage ich; Wieviel Mut gehört dazu in unserem System, das wir demokratisch nennen, für die Demonstrationsrechte und gegen Parteiverbote von Andersdenkenden wie den außenparlamentarischen Rechten, auf die Straße zu gehen? Müssen wir uns nicht erst von Intoleranz und Gruppenzwängen befreien?
 
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  • #8
Fräulein Smilla
@2 Super Beschreibung!
Meine eigene kleine Betrachtung zum Thema Mut- später einmal bei Ärzte ohne Grenzen zu arbeiten und den anderen etwas von meiner guten medizinischen Ausbildung, die ich hier in Deutschland bekommen habe, zurüchzugeben. Immer wach zu sein und auch schwierige Dinge klar und offen zu sagen.
Sensibel zu sein und auch mit den Schwächen anderer behutsam umzugehen. Mich auf neue Situationen, Menschen, Spachen und Sichtweisen einzulassen.
Vier Kinder alleine großzuziehen und eine gute Ärztin zu werden und für meine Träume zu arbeiten.
Hin und wieder einen keinen Fallschirmsprung zu wagen.
Einfach furchtlos und fröhlich zu sein und zu verstehen daß der Geist unzerstörbar ist und Raum und Liebe überall entstehen können wo man daran denkt.
 
  • #9
Ich fände mich mutig, wenn ich zum Treffen nach Frankfurt ginge ... oder wäre das eher dumm?
:)

Mary - the real
 
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Apollo

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  • #10
#8 Warum fehlt dir der Mut dazu? Was glaubst du zu verlieren?
 
  • #11
@ 0 Apollo

Meinen Schutz - die Anonymität.
Aber wahrscheinlich bin ich nur feige.

Mary - the real
 
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Apollo

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  • #12
#10 Das beträfe jedoch nur paar Leute und selbst unter ihnen nur paar Männer, mit denen du nichts am Hut hast und die mit dir nichts am Hut haben. Du suchst ja auch nicht nach Frauenbekanntschaften. Und außerdem, Gesehenes kann man hier im Forum ja nicht lüften.
 
  • #13
Man ist mutig, wenn man etwas tut, obwohl man Angst davor hat -- im kleinen wie im großen.

Mut ist in vielen Situationen nötig und förderlich, aber ebenso ist Angst natürlich und schützend. Die richtige Balance ist wichtig.
 
  • #14
@ 11 Apollo

Naja, wenn jemand wie ThomasHH, Kalle oder Thomas da wäre und mich zur Not unter seine Fittiche nehmen würde. Nur wenn so jemand da wäre, wäre derjenige mit Sicherheit anderweitig beschäftigt ...:) Fühle mich dem "Nahkampf" ehrlicherweise nicht gewachsen - auch wenn's nur um ein Kennenlernen geht. Hab außerdem den Verdacht, daß das Treffen nicht so ganz eine Sache von gleichgesinnten Forumsteilnehmern werden wird. Denke da an Presse in irgendeiner Form - ob offen oder verdeckt ... bin skeptisch.

Mary - the real
 
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Apollo

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  • #15
Hast du zu viel Krimi gelesen? Mir scheint, du verträgst keine Differenzen. Ich jedoch brauche sie als Herausforderung für meine Intellektualität, um über mich hinauszuwachsen. Ein Umfeld, das meine Ansichten bestätigt und mir die Sicherheit verschaft, daß meine "kleine Welt" heil und in Ordnung ist, würde mich zu tode langweilen. Ja, dir scheint der Mut dazu zu fehlen, Fremdem in die Augen zu schauen, es zu akzeptieren oder gleichgültig links liegen zu lassen. Aber der Mut, den man dazu braucht, ist wirklich nicht groß, würde ich sagen, um dir offene Kritik zu ersparen.
 
  • #16
@ #14 Apollo

Gedanken an Differenzen hatte ich bei dem Treffen noch keine.
Wenn es nur Fremde wären bzw. wenn ich nur nicht hier im Forum so einiges geschrieben hätte!

Mary - the real
 
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Apollo

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  • #17
Seine Meinungen anonym zu äußern wie hier, oder hinter vorgehaltener Hand unter Gleichgesinnten, ist wirklich nicht besonders mutig und schon gar nicht beispielhaft. Mut kann ich ohne Risiko (da bin ich mit Frederika wieder einer Meinung) und auch nicht ohne Verantwortung, die du für deine Meinungen nicht annehmen willst, nicht denken. Und Verantwortung wiederum nicht ohne Bewußtsein, für das, was man behauptet, denken.
 
  • #18
@ 16 Apollo

Zu meiner Meinung zu stehen habe ich grundsätzlich kein Problem. Darum geht es mir nicht.
Nachdem ich mittlerweile viel sehr Persönliches ehrlich hier geschrieben habe, wäre es für jeden, der es geschickt anstellt (ob Halodri oder nicht), sehr leicht, mich einzuwickeln - mit welcher Absicht auch immer. Thomas und ThomasHH haben völlig Recht mit Ihrer Einschätzung. Und da bin ich einfach vorsichtig (und mir meiner Verantwortung mir gegenüber auch bewußt). Wenn mich jetzt nochmal jemand so richtig verletzt (und das wäre leicht und treffsicher möglich aufgrund meiner Postings), ist es aus mit Familie für mich. Wenn ich nämlich nicht auf mich aufpasse tut es keiner.
Obwohl ich wirklich SEHR gerne die anderen kennenlernen würde. Es wird bestimmt eine sehr nette Runde.

Mary - the real
 
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Apollo

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  • #19
Gewiß, aber bei dem Treffen sind doch nicht alle männliche Mitglieder von EP dabei..Außerdem ist der Zweck des Treffens ja nicht der eines Dates. Ich kann mir von keinem der hier viel screibenden Männern vorstellen, daß er dich auch nur mit einem schlechten Wort verletzen würde.
 
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  • #20
@ 18 Apollo

Nein, stimme Dir zu, durch Worte glaube ich das auch nicht.

Mary - the real
 
  • #21
Also ich finde es verständlich, dass diejenigen, die hier im Forum Tacheles reden und intime Details offenlegen, logischerweise nicht so gerne erkennbar auf einem Treffen auftreten. Ich habe mir vorher gut überlegt, ob ich anonym bleibe und Klartext schreibe oder aber vorsichtig bin und das Forum als Datingplattform nutze. Ich habe mich für ersteres entschieden und genieße das.

Ich bin zwar auch im real-life durchaus eloquent und nicht prüde, aber manche Details zu Sexualpraktiken und anderen Ansichten würde ich nicht unbedingt mit flüchtigen Bekannten im Wirtshaus besprechen wollen.

Insofern kann ich Mary gut verstehen, dass sie hier weder Chiffre noch sich persönlich offenbaren möchte.
 
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