G

Gast

Gast
  • #1

Warum empfinden wir überhaupt Liebeskummer?

An dieser Stelle muss unterschieden werden zwischen dem plötzlichen Aus, den sich der Eine nicht erklären kann und vom Partner, der Schluss gemacht hat auch keine plausible Erklärung kommt. Da kreisen die Gedanken verständlich um die Frage WARUM?

Aber warum empfinden all jene, die zu dem Schluss gekommen sind, dass ein Miteinander nicht mehr möglich ist und eine Trennung die beste Lösung ist, dieses emotionale Wirrwarr, das von Sehsucht, Verzweiflung, Hoffnung, Wut und Gleichgültigkeit geprägt ist?
Rein rational macht es keinen Sinn und doch lassen sich die Gefühle nicht unterdrücken.

Wieso hält der Mensch an der alten Beziehung fest und braucht (so lange), um über den Partner hinweg zu kommen?
Warum stürzen wir in ein emotionales Loch?
Oder ist Liebeskummer gar hormonell / körperlich begründbar?

Was meint ihr dazu?
Freue mich über vielfältige Antworten :)
 
G

Gast

Gast
  • #2
Das ist Kulturell und Zeitlich bedingt. In Kulturen in denen die Vielehe (in welcher Konstellation auch immer) zugelassen ist, gibt es so etwas weit weniger. Früher (also vor der romantischen Beziehung) gab es auch keinen Liebeskummer, d.h. der Adlige hat aus politischen Gründen geheiratet, der leibeigene Bauer, weil es ihm so aufgetragen/ erlaubt wurde. Die Leute (abgesehen von einigen die die Muse hatten, wie z.B. unsere großen Dichter und Denker) kannten so was gar nicht - die haben sich einfach nur fortgepflanzt In ländlichen Regionen Deutschlands (v.a. Bayern und der platte Norden) wird ja auch heute noch im Hinblick auf die Erhaltung von Erbe und Hof in der Familie geheiratet - Liebe, Liebeskummer und Liebesheirat sind also auch dort nachrangig bzw unbekannt. m 40
 
  • #3
Ja, Liebeskummer scheint tatsächlich , unter anderem, auch körperliche Ursachen zu haben.

Verliebtheit vor allem beschert unserem Körper eine Art Rauschzustand, der sogar messbar ist. Die Schmetterlinge im Bauch wirken also wie eine Droge. Fehlt diese, reagieren Körper und die Psyche mit Entzugserscheinungen.
 
G

Gast

Gast
  • #4
Zum einen ist "Liebe" und der daraus resultierende Kummer, wie es bereits ein Vorredner ansprach, kulturell bedingt. Im Zeitalter der "Romantischen Liebe" schliessen Paare aus überwiegend emotionalen und nicht rationalen Gründen den Bund der Ehe.
Ich möchte "Liebeskummer" etwas differenzierter betrachten.
Wer geliebt hat oder zu lieben glaubte, der erleidet durch die Trennung zunächst einmal einen Identitätsverlust, der einhergeht mit einer schweren Beschädigung des Selbstbildes. Die innere Gedankenwelt und das rationale Erleben klaffen immer mehr auseinander. Allerdings erleben dies beide Partner in zeitlicher Verschiebung, derjenige der verlässt, ist dem anderen zeitlich stets ein paar Schritte voraus. Ebenso verhält sich dieser Rhythmus bezgl. der Trauerphase und div. Bewältigungsstrategien. Derjenige der die Trennung initiierte ist klar im Vorteil, muss sich jedoch zusätzlich mit Schuldgefühlen oder Zweifeln an seiner Entscheidung auseinander setzen. Die psychischen Erlebnisse von Sehnsucht bis Wut und schließlicher Akzeptanz entsprechen einem ähnlichen Prozess, wie er bei der Auseinandersetzung mit einer schweren Erkrankung eintritt. Ein Trennungsprozess vom Partner kommt psychisch gesehen einer zweiten Abnabelung von der Mutter gleich. M. E. sind so tiefgreifende Empfindungen allerdings nur möglich, wenn es sich um eine "echte" Liebesbeziehung handelte und nicht bei häufiger wechselnden Partnern in relativ kurzen Zeitabständen. In diesen Fällen werden schmerzhafte Empfindungen wohl vielmehr durch das dezimierte Selbstwertgefühl, bedingt durch fehlende Bestätigung, Aufmerksamkeit und Idealisierung hervorgerufen.
Eine Trennung/Scheidung ist stets ein kritisches Lebensereignis, das zu erheblichen Einbußen der Lebensqualität führen kann und und insofern Angst auslösend wirkt. Mit ein Grund weshalb sich gerade die Verlassenen vorzugsweise an das Vertraute klammern.......
 
  • #5
Liebeskummer ist eine physiologische Reaktion und folgt genau wie Trauer oder Verliebtheit einem biologisch-evolutiven Programm. Liebeskummer ist natürlich nicht kulturell bedingt, sondern tief gefühlt und real, genau wie andere Gefühle auch.

Dass Ehen früher (und oftmals heute noch) nicht aus Liebe geschlossen wurden, hat doch mit der Titelfrage rein gar nichts zu tun. Wer nicht liebt, hat auch keinen Liebeskummer, logisch. Wer liebt und wessen Liebe enttäuscht wird, der kann auch Liebeskummer empfinden und Liebe gab es schon immer. Aufgrund der früheren Vielzahl von erzwungenen Ehen und unerfüllten Lieben gab es wahrscheinlich früher noch viel öfter Liebeskummer.

Soziale Interaktionen sind für den Menschen einfach sehr wichtig. Gefühle wie Liebe, Eifersucht und Liebeskummer dienen unter anderem der Regulation dieser Interaktionen.
 
Top