Nee, im Gegenteil, dafür liebe ich Gespräche viel zu sehr, gute Gespräche sind für mich eines, wenn nicht sogar DAS wichtigste Kriterium überhaupt für eine Partnerschaft, ich würde jemanden heiraten, mit dem ich reden kann, deswegen bräuchte ich, wenn die Scheidung die Folge einer längeren Unzufriedenheit mit der Ehe wäre, ja dann eben kein zwangsverordnetes Trennungsjahr nach meiner Logik.
Bevor ich (oder wir) sage "Jetzt Trennung!" hätte es vermutlich schon viele Gespräche gegeben, wo ich oder wir unsere Unzufriedenheit zum Ausdruck bringen, über Lösungen nachdenken, uns vielleicht streiten, über das Organisatorische nachdenken. Es wäre in dem Fall ein längerer Prozess. Naja, und wenn der abgeschlossen oder weit vorangeschritten ist, dann soll aber bitte auch die Trennung kommen, warum dann noch ein Extra-Jahr warten? Ich würde dann auf dieses Jahr verzichten, geht ja scheinbar auch durch entsprechende Rückdatierung. Eine gewisse Übergangszeit, um sich emotional zu lösen und Organisatorisches zu klären, ist ja ganz normal und selbstverständlich, aber die ergibt sich in meinen Augen von selbst und dauert eben so lange, wie sie dauert -- drei Monate, fünf Monate, ein Jahr oder zwei Jahre, ist doch individuell ...
Was anderes ist es natürlich, wenn der Trennungswunsch für einen oder beide ganz plötzlich und unerwartet kommt (z.B. wenn ungewollt eine Affäre oder Lebenslüge auffliegt), dann geht der Prozess der Verarbeitung und das Klären von Fragen erst ab da los -- aber ja auch natürlicherweise, das wäre doch auch ohne offizielles Trennungsjahr so?
Meine Schlussfolgerung fürs Dating-Thema hier wäre jedenfalls: Wenn jemand seine Ehe wirklich abgeschlossen hat (emotional und organisatorisch), dürfte er sich eigentlich in keinem Trennungsjahr befinden, denn dann hätte sich das alles ja schon lange entwickelt und geklärt und man könnte auf dieses Jahr verzichten bzw. es rückdatieren. Wenn sich jemand aber in einem Trennungsjahr befindet, folgere ich, dass die Trennung irgendwie plötzlich kam und die Auseinandersetzung damit jetzt erst erfolgt, dass noch nichts richtig geklärt und abgeschlossen ist, sondern es noch Verwicklungen und Stress gibt. Deswegen wundere ich mich, wie man gleichzeitig im Trennungsjahr sein, aber angeblich mit seiner Beziehung schon komplett abgeschlossen haben und bereit für was Neues sein kann, das ist für mich irgendwie widersprüchlich. Denn hätten beide wirklich alles geklärt, wäre das Trennungsjahr ja überflüssig oder schon vorbei bzw. hätte sich natürlich ergeben, man könnte drauf verzichten bzw. es rückdatieren.
Oder mache ich einen Denkfehler?
w27