Lieber Gast #19,
die Unterdrückung des sexuellen Gefühls habe ich als “frigide” bezeichnet. Das ist beim Pornodreh auch notwendig, sonst wäre eine Arbeit nicht möglich: Die Regieanweisungen müssen befolgt werden, eine bestimmte Stellung muss künstlich krampfhaft beibehalten werden, die Stöckelschuhe dürfen nicht runterfallen, der Unterleib muss immer zur Kamera zeigen ... Das alles ist Schwerstarbeit und mit sexueller Lust nicht zu vereinbaren.
Ohne diese Gefühle wird eine Darstellerin nicht feucht (was es durchaus gibt). Kein Mensch kann je seine Gefühle abschalten.
Das stellt eine kleine Sparte dar. In 99,5 % der Pornofilme wird wirklich literweise Gleitmittel benötigt. Die Frauen hätten auch sonst zu viel Schmerzen.
Man kann seine Gefühle, zumindest vorübergehend, abschalten. Das passiert im täglichen Leben ständig. Beliebt ist es zum Beispiel, sein schlechtes Gewissen komplett abzuschalten, wenn man gerade dabei ist, etwas Unfaires zu tun.
Jeder Feuerwehrmann kann erzählen, wie er während eines Einsatzes seine Angst wirklich abschaltet und abschalten muss.
Im Extremfall ist es möglich, praktisch alle seine Gefühle abzuschalten. Wäre dies nicht möglich, gäbe es viel weniger Verbrecher und gar keine Serienkiller. Zu solchen Taten ist man nur fähig, wenn man vorher erst einmal alle Gefühle abschaltet (bis auf die perverse Lust).
Und wer in einem Pornofilm mitwirkt, muss z. B. alle Schamgefühle abschalten, sonst geht’s einfach nicht. Und auch Pornodarsteller haben Schamgefühle!!
Es gibt Menschen, die lassen sich gern mal (oder öfter) wie ein Objekt behandeln. "Benutz mich." Das bedeutet, von Menschenverachtung kann man in dem Zusammenhang nicht sprechen.
Es gibt keinen einzigen Menschen auf der ganzen Welt, der sich gern NUR als Objekt behandeln lässt. Und ich hatte ja auch geschrieben: “NUR” Objekt.
Bei jedem Sex betrachtet man den anderen - natürlich - immer AUCH als Objekt, und zwar als Liebesobjekt. Insofern findet bei jedem normalen Geschlechtsakt dieses gegenseitige “Benutze mich” statt und ist nichts Besonderes. Das Entscheidende ist, ob man den anderen NUR als Objekt betrachtet (Extrembeispiel: Vergewaltigung) oder ob man GLEICHZEITIG den anderen als Subjekt sieht, das auch eigene Wünsche, Bedürfnisse, Gefühle usw. hat.
Wenn jemand in einem Liebesspiel vorher erklärt hat: "Benutze mich wie eine Gummipuppe" und der andere das dann tut, dann geht er ja auf einen Wunsch ein und behandelt den anderen damit gerade NICHT als Objekt, sondern mit Achtung. Das "Benutze-mich" wird dann nur gespielt mit ausdrücklicher Einverständnis.