• #1

Warum kann ich den Ex Partner nicht verzeihen und bin trotzdem frei von Hassgefühlen?

Hallo liebe Forenmitglieder....heute möchte ich mal eure Meinung wieder hören. Ich bin jetzt seit knapp 3 Jahren getrennt und seit knapp 1,5 Jahren geschieden. Die Zeit war hart und ich war oft am Rande eines Nervenzusammenbruches. Es ging richtig zur Sache und es war oft grenzwertig. Aufgrund dieser Erfahrungen mit der einst geliebten Partnerin, ist es mir bis heute nicht möglich, ihr die Aktionen die von Ihr ausgingen zu verzeihen. Es geht nicht und ich glaube mittlerweile, ich werde es nie können. Aber trotz dieser Erfahrung des “nicht vergeben” können, habe ich keine Hass oder Rachegefühle und sie ist mir quasi egal....das heißt ich hadere nicht und denke auch nicht voller Abscheu an sie. Aber wenn ich mal alles so Revue passieren lasse, dann stelle ich fest, verzeihen kann ich nicht. Kennt das jemand?
 
  • #2
Ja das kenne ich gut.
Zwar nicht in Bezug auf den Ex-Partner, aber das ist ja egal.
Wer mich einmal richtig enttäuscht hat, ist mein Vertrauen zu dieser Person komplett weg.
Ich lösche sie/ihn dann quasi aus meinem Leben, weil ich solche falschen Leute echt nicht brauche.
Rache- oder Hassgefühle hatte ich eigentlich auch nicht, aber anfangs tut es trotzdem weh, weil man mit der Person mal eine schöne Zeit hatte.
Aber wie bei dir wandeln sich die Gefühle irgendwann in Gleichgültigkeit.

Es ist zwar schade dass es so zu Ende gehen musste, aber schließe einfach damit ab.
Konzentriere dich auf die Menschen, denen du vertrauen kannst und werde vor allem nicht misstrauisch allen Frauen gegenüber "nur" weil deine Ex so war...
Alles Gute
 
  • #3
Aber trotz dieser Erfahrung des “nicht vergeben” können, habe ich keine Hass oder Rachegefühle und sie ist mir quasi egal....das heißt ich hadere nicht und denke auch nicht voller Abscheu an sie.
Sei froh. Mir scheint, du hast das relativ schnell und gut verarbeitet. Dass sie dir egal geworden ist, bedeutet doch, dass du überhaupt keine Gefühle mehr für sie hast. Das macht für dich die Sache doch viel leichter. Du brauchst ihr auch nicht zu vergeben. Lass die Vergangenheit hinter dir, denk nicht weiter darüber nach.

Im Grunde ist es sogar beneidenswert. Andere Menschen brauchen jahrelang Therapie und/oder sind für das weitere Leben gezeichnet, wenn die Liebe so unschön endet ...
 
  • #4
Merkwürdige Frage. Vermisst du deinen Hass? Sollte »Hass« unbedingt ein Folgegefühl für deine harte Zeit am Rande des Nervenzusammenbruchs sein?

Freu dich lieber, dass du ohne dieses ungesunde Gefühl auskommst, statt hier nach »Mitleidenden« zu suchen. Scheidungen sind oft grenzwertig, aber der Schmerz lässt nach, wird irgendwann durchsichtig und verschwindet am Ende ganz. Ohne Hass geht das sogar sehr viel leichter.
 
  • #6
Warum solltest du? Nur weil andere dir sagen, du sollst verzeihen, weil das offenbar "richtig" ist? Entscheidest du nicht selber für dich, was richtig ist? Hast du so wenig Urvertrauen zu dir selber, um einfach mal anders zu denken?

Du kannst nicht verziehen, weil du gesund bist und einen ganz gesunden Selbsterhaltungstrieb entwickelt hast durch Erfahrungen! Ich sage dir auch gleich, Menschen mögen das nicht, wenn du das entwickelt hast, man versucht es dir abzusprechen, um dich besser zu beeinflussen.

Man sollte Narzissten, Betrügern oder Verbrechern nicht verzeihen! Dann kommen sie ja irgendwann in 25 Jahren wieder zurück und setzen dort an, wo sie aufgehört haben! Durch soziale Medien ist das heute nicht mehr so unwahrscheinlich.

Was für einen persönlichen Grund siehst du hinter verzeihen? Hast du das nur aus Büchern oder der moralischen Kirche übernommen? Kannst du nicht für dich selber denken und auf deinen eigenen Instinkt vertrauen, dass es schon einen Grund hat, warum du so denkst, wie du denkt? Entwickele Urvertrauen! Alles was du fühlst, ist RICHTIG, es dient deiner Selbsterhaltung, deinem Leben!

Nicht verzeihen können nennt sich "Selbsterhaltungstrieb". Man schützt sich, dass sowas nochmal passiert.

Neuer Psychologen warnen sogar mittlerweile davor, leichtfertig zu verzeihen, weil:

a.) alle Menschen (Ex-Partner) kommen später wieder in dein Leben zurück. Und dann? Dann geht das selbe Spiel von vorne los. Menschen die dich einmal gekränkt haben, können es immer wieder tun! Betrüger bleiben Betrüger, Lügner bleiben Lügner, Narzissten bleiben Narzissten. Wenn du das nicht verstanden hast, dann hast du nichts aus deinen Beziehungen gelernt! Du bleibst blauäugig.
b.) Menschen ändern sich nicht!
c.) diese Leute setzen später wieder dort an, wo sie aufgehört haben
d.) alte Schicksale wiederholen sich
e.) Opfer bleiben Opfer (meist lebenslang)
 
  • #7
Ich verzeihe auch nicht. Warum auch. Unverzeihlichen bleibt unverzeihlich. Da hilft auch keine spätere Reue oder Entschuldigungen.
Ich löse mich von dem Menschen. Zuerst tut mir das natürlich weh und ich werde daran lange zu knabbern haben, aber die Wunde wird verheilen und eine Narbe wird daraus. Bleiben wird die Narbe immer aber außer vielleicht an einen ganz schlechten Tag wird diese nicht mehr wehtun.
Ich will mich mit dieser Person auch nicht weiter beschäftigen und mein Leben von der Person beeinflussen, weshalb soll ich also hassen. Mich würde ich hassen, wenn ich so dämlich wäre, diesen Menschen wieder in mein Leben zulassen. Der andere ist für mich aber nicht mehr existent.
 
G

Gelöschter Nutzer

Gast
  • #8
habe ich keine Hass oder Rachegefühle und sie ist mir quasi egal....das heißt ich hadere nicht und denke auch nicht voller Abscheu an sie. Aber wenn ich mal alles so Revue passieren lasse, dann stelle ich fest, verzeihen kann ich nicht.
Wenn Fü keine Hass-, Schmerz-, oder Trauergefühle beim zurückdenken hast, brauchst Du auch nicht verzeihen.

Für mich ist das aktive Verzeihen ein sehr persönlicher Prozess. Der, dem och verzieh, erfährt das nie.
Das Verzeihen erlaubt mir, innerhalb kurzer Zeit, wieder meinen Srelenfrieden zu finden. Der andere versinkt dabei in die komplette Bedeutungslosigkeit und verliert die Macht, mir schlechte, schmerzhafte Gefühle aufzuzwingen.

Allerdings verzeihe ich nicht sofort, erst einmal genießen und zelebriere ich die Wut, aber nie solang, dass sie mein Leben negativ beeinflusst.

Also mach Dir keine Gedanken, das Werkzeug des Verzeihens benötigst Du nur, wenn Dich Hass, Wut und Schmerz quälen.
 
H

HeidiBerlin

Gast
  • #9
Auch ich habe meinem Ex irgendwie nicht verziehen. Aber er ist mir zutiefst gleichgültig geworden. Ich sage mir, hätte ich ihm verziehen, müsste ich ihn ja wieder in Ordnung finden. Nach dem Motto, Schwamm drüber, lass uns Freunde sein...bla..bla..bla. Aber nein, er hat bei mir versch..... bis in die Steinzeit. Ein Mann der so sehr lügt aus Feigheit ist für mich gestorben. Aber trotzdem ist er mir fern, gleichgültig und sehr fremd geworden.
Mach Dir keinen Kopf, alles gut, finde ich.
 
  • #10
Verzeihen bedeutet für mich, alles zu vergeben und zu vergessen. Danach ist theoretisch die Möglichkeit vorhanden, mit diesem Menschen nochmal zu starten, wieder bei null zu beginnen (was nicht unbedingt heißt, dass man wieder eine Beziehung beginnt, das meine ich nicht). Man steht ihm, soweit möglich, wieder neutral gegenüber und kann ein neues Vertrauensverhältnis aufbauen.

Nach manchen Verletzungen ist dies aber nicht möglich. Diese sind nicht zu verzeihen und man kann diesem Menschen nie mehr vorurteilsfrei gegenübertreten.

Ob man nun voller Hass oder rachsüchtig ist, ist evtl. auch eine Typfrage. Mir fällt es generell schwer, andere zu hassen, und Rachegefühle empfinde ich auch nie. Trotzdem werde ich meinem Exmann auch so einiges nie verzeihen können, auch, da es mein Leben bis heute beeinflusst und mich von Grund auf verändert hat. Diese Erfahrungen sind für mich für immer mit seiner Person verbunden. Dazu muss ich ihn nicht hassen oder ihm was heimzahlen.
 
  • #11
Ich dachte eigentlich, es wäre selbstverständlich, dass man gewisse Dinge nicht verzeiht. Verzeihst du jedem, der dich beklaut oder dir ein Messer in den Rücken rammt? Wie erklärst du dann die Lage dann, wenn dieser Freund dein Vertrauen wieder missbraucht?

Nach 18 Jahren kamen 2 Männer in mein Leben zurück, die mich früher sexuell belästigt haben, in der Annahme, sie könnten mal wieder "harmlos" Kontakt knüpfen. Sie haben im Netz leicht erotisch ansprechende Fotos gesehen und wollten mal wieder "quatschen". Ich wusste natürlich ganz genau, was sie von mir wollten. Nach den ersten zwei Tönen ging es natürlich wieder steil in Richtung sexuelle Belästigung. Ich habe die Leute sofort wieder geblockt.
Wäre ich jetzt so blauäugig, würde ich darauf eingehen und wieder Opfer werden.
Ich meine, so sind fast alle Menschen.

Also aufpassen! Kein Mensch passt auf dich so gut auf, wie du selber auf dich aufpassen kannst!
 
  • #13
Nach manchen Verletzungen ist dies aber nicht möglich. Diese sind nicht zu verzeihen und man kann diesem Menschen nie mehr vorurteilsfrei gegenübertreten.

So ist es leider. Und ich finde, das ist ein ganz legitimes Verhalten. Man muss und sollte nicht alles verzeihen können. Das tut auch nicht gut. Dann bin ich mit meinen Gedanken doch nicht so allein auf der Welt. Das ist schön zu wissen.
 
  • #14
Verzeihen bedeutet nicht,dass man die Situation oder Verhalten in Ordnung findet und damit einverstanden ist.Verzeihen bedeutet, Situation oder Verhalten anzunehmen, so wie es abgelaufen ist.Es bedeutet,dieser Situation den Raum zu geben, akzeptieren,dass es stattgefunden hat.Solange man nicht verzeiht,solange akzeptiert man nicht,dass es stattgefunden hat,nach dem Motto-das war ich nicht,das ist nicht mir passiert.Man akzeptiert die Realität nicht so,wie sie ist .Es hat nicht damit zu tun ,dass man schlechtes Verhalten gutheißt.Du verzeihst deiner Frau nicht,du bist ihr nicht böse-du hast ein Teil deines Lebens abgespaltet,weggedrängt.Du warst am Rande des Nervenzusammenbruchs-meist ist das ein Zeichen der übertriebenen Stärke.Du hast mehr ausgehalten,als du konntest.Du bist jetzt ausgebrannt.Deswegen nicht mal Hass für die Ex.Aber hast du dich mit deinen Gefühlen auseinander gesetzt?
 
  • #15
Man muss und sollte nicht alles verzeihen können. Das tut auch nicht gut.
Hallo FS,
ich denke es kommt darauf an, was man unter verzeihen versteht.
Wenn man unter verzeihen gutheißen versteht, dann bin ich absolut bei dir, dass muss/sollte man nicht und das tut einem auch nicht gut.
Ich verstehe unter verzeihen akzeptieren, dass passiert ist was passiert ist und versuchen loszulassen. Sich daraus befreien, dass man sich immer wieder mit den schlimmen Erlebnissen und dem Schmerz befasst und es einem deswegen schlecht geht. Um das zu erreichen, hilft es mir, dass ich mir sage, dass es dem Anderen nicht primär darum ging, mir zu schaden, sondern dass er es nicht besser hinbekommen hat. Konkretes Beispiel: Mein Exmann hat mich betrogen. Das hat mich schwer getroffen, ich war unheimlich verletzt. Heute, 8 Jahren später, finde ich den Betrug immer noch unterirdisch und ich werde ihn niemals gutheißen, weil das nicht gutzuheißen ist, aber ich weiß, dass mein Exmann das nicht getan hat, um mir zu schaden, sondern er war nicht glücklich in unserer Beziehung (woran ich genauso wie er Anteil hatte) und er hat einen denkbar schlechten Weg gewählt, um aus diesem Problem herauszukommen bzw. sich besser zu fühlen. Leider ein sehr schwacher Weg, der viel verbrannte Erde hinterlässt. Aber da ich nicht mein Leben lang auf verbrannter Erde wandeln will, habe ich das Geschehene als Teil meines Lebenswegs akzeptiert und gehe jetzt weiter, denn es lässt sich sowieso nicht mehr ändern und es wird auch nicht dadurch besser, wenn ich heute noch ständig deswegen leiden würde. Nur auf die Zukunft hat man Einfluss, nicht auf die Vergangenheit.
Was du über deine Exfrau schreibst, hört sich einerseits so an, als hättest du schon losgelassen, andererseits aber auch nicht. Mir scheint, als beruht das beschriebene Egal-Gefühl, das Nicht-Hadern eher auf wegschieben als darauf, dass du die Geschehnisse verarbeitet hast.

W/44
 
L

Lionne69

Gast
  • #16
Die Frage könnte man jetzt hochphilosphisch debattieren, und jeder hat dazu sicherlich seine Definitionen.

Als Antwort auf Deine Frage kann ich Dir nur meine eigene Sicht geben, andere sehen, empfinden das anders.
Hass ist ein ganz großes Gefühl, empfinde ich längerfristig für einen selbst eher als schädlich, als nützlich. Dass in einem Augenblick dieses Gefühl entstehen kann, ja. Man fühlt, und es ist in Ordnung. Die Auseinandersetzung mit dem Gefühl kommt danach.
Für mich kostet Hass Energie, behindert einen, klaut einem Lebensfreude. Ist dies jemand wert?
Also mir zuliebe - ich hasse nicht.

Rache? Ich glaube an Kharma, also auch dies eher überflüssig - wobei ich so das kleine Teufelchen auf der Schulter sitzen habe (und sitzen lasse, ich bin kein Altruist), das durchaus mit Schadenfreude mal grinsen darf.
Ich denke, dass alles irgendwie seinen Sinn macht, und dass auch das, was man aussendet, irgendwann in irgendeiner Form zurück kommt. Meine Wahrnehmung bestätigt dies. Aktiv Rache? Damit begebe ich mich nur auf ein Niveau, dass ich nicht möchte, und auch dies kostet nur Energie, die für besseres verwendbar ist.

Verzeihen ist etwas ganz anderes.
Manches kann ich verzeihen, aber tiefe Verletzungen, vor allem wenn der Andere voll verantwortlich gehandelt hat? Von Täuschen, Lügen, Betrügen bis zu Gewalt?
Vielleicht kann ich sogar ein gewisses Maß an Verständnis aufbringen, trotzdem - verzeihen nicht.

Semantisch spitzfindig trenne ich aber Verzeihen und Vergeben.
Vergeben ist mir wichtig, das tue ich für mich. Ich gebe die Verantwortung am Vorgefallenen an den anderen (schaue auch nach meinen Anteilen, ohne Schuld!), schließe ab, setze einen Haken darunter und es ist Teil der Vergangenheit.
Manchmal hilft dabei ein Ritual, wenn es so nachhaltig ist.

Ich finde Vergebung wichtig - damit man danach anderen Menschen wieder begegnen kann, mit Offenheit, mit Vertrauensvorschuss, und nicht mit einem Grundmisstrauen.
Das bedeutet für mich ein Teil Lebensqualität, die möchte ich mir nicht nehmen lassen.

Roscoe, Du brauchst weder Hass, Rache, noch Verzeihen.
Gerade dieses - ich muss verzeihen. Nein! Musst Du nicht!

Aber wenn Du es kannst, vergib ihr, gib es gedanklich an sie zurück, lasse es hinter Dir und gehe weiter.
Es wird, denke ich, nach dieser ganzen Zeit wieder Zeit Dein Leben ganz zurück zu holen.

Es klingt alles vielleicht etwas spirituell, aber ich habe diese Gedanken für mich entwickelt, nach Denkanstößen und Gedanken in den Büchern von Anselm Grün, und damit mit meinen Eltern endlich abschließen können. Vor allem das Thema Vergebung / Verzeihen - bei ihm sehr dezidiert unterschiedliche Themen.
 
  • #17
Ja, kenne ich. Was ist Dein Problem damit? Ich verzeihe meinem Ex nichts, will ich auch nicht und ich hasse ihn nicht sondern sehe sein Unvermögen, anders zu handeln und auch die Gründe. Er ist mir zutiefst gleichgültig.

Ich habe ihn nach der Trennung nur noch zum Scheidungstermin gesehen und das auch nur, weil es Pflicht war. Wir haben keine Kinder und damit nichts, was uns nach der Trennung noch zu irgendeiner Form des Miteinanders zwingt.
Selbst wenn man Kinder hat, muss man nicht verzeihen, aber so miteinander umgehen, dass es für die Kinder positiv ist.
 
  • #18
. Aber trotz dieser Erfahrung des “nicht vergeben” können, habe ich keine Hass oder Rachegefühle und sie ist mir quasi egal....das heißt ich hadere nicht und denke auch nicht voller Abscheu an sie. Aber wenn ich mal alles so Revue passieren lasse, dann stelle ich fest, verzeihen kann ich nicht. Kennt das jemand?
Oh ja, das kenne ich sehr gut! Ich kann meinem Ex Mann auch 2 Dinge die in der Ehe passiert sind(die meine persönliche Grenze überschritten haben), nicht verzeihen.
Wir haben die Scheidung friedlich über die Bühne gebracht, alles fair geregelt und der Kontakt heute ist gut, denn wir haben Kinder miteinander und die können nichts zu meinen/seinen Fehlern. Anders als bei dir, ist er mir sogar nicht gleichgültig und ich würde ihm immer helfen wenn es nötig wäre, aber VERZEIHEN kann ich ihm das von damals trotzdem nicht! Es geht einfach nicht, es hat sich in meine Seele gebrannt.

Komischerweise hat und benimmt sich die Ex Frau meines jetzigen Mannes oft sehr grenzwertig ihm, aber auch mir gegenüber. Bei den Dingen die eher ihn betreffen, schaffe ich es neutral zu sein, obwohl ich diese Frau wirklich verabscheue für das was sie tut. Die Dinge die gegen mich gerichtet waren, kann ich aber nicht verzeihen. Sie hat zwar nie darum gebeten, denn Einsicht kennt sie nicht, aber ich würde es ihr gerne für mich selbst verzeihen, verzeihen können, um los zu lassen und mich davon frei zu machen.

Es gelingt mir leider nicht, im Gegenteil, ich verspüre teilweise schon fast einen Hass... Und das ist kein gutes Gefühl, weil es einem selbst das Leben so schwer macht und sich die negativ Spirale nie aufhört weiter zu drehen. Falls mir hier jemand einen Tipp dazu geben kann, sehr gerne.

In sofern glaube ich, ist bei dir doch alles gut. Du musst nicht! verzeihen können und es gibt einfach Dinge die kann man nicht verzeihen. Irgendwann ist das Fass voll und der letzte Tropfen bringt es zum überlaufen. Deine Ex hat deine persönliche (Schmerz)Grenze überschritten und du kannst (und willst vielleicht? ) nicht verzeihen. Das ist doch okay, solange du neutral in deinen Gefühlen und deinem Handeln ihr gegenüber bist. Ist jedenfalls meine Meinung.
 
  • #19
Es ist heutzutage modern, Menschen, die einem etwas Schlimmes angetan haben, zu verzeihen. Als würde man nur dadurch die innere Größe eines tibetanischen Mönches erlangen.

Mir ist es relativ egal, ob andere glauben, ich hätte nicht genug innere Größe um zu verzeihen. In meinem Leben gibt es zwei Menschen (Ex-Mann und ehem. Freundin), die Dinge getan haben, die ich nicht verzeihen möchte oder werde. Irgendwo ist Schluss mit der Gutmütigkeit.
Sie sind mir völlig egal, ich denke nicht an sie, und wenn ich zufällig etwas über sie höre, löst es in mir keine Empfindungen außer ein paar bitteren Erinnerungen (ich hab ja kein Alzheimer) aus.
Ob sie glücklich sind oder morgen vom Laster überfahren werden, ist mir einerlei und beides recht.
Um seinen Seelenfrieden zu finden muss man m.E. nicht zwingend verzeihen.
Wer hasst, hat noch nicht abgeschlossen. Echtes Abschließen ist Gleichgültigkeit.
 
  • #20
Verzeihen bedeutet nicht,dass man die Situation oder Verhalten in Ordnung findet und damit einverstanden ist.Verzeihen bedeutet, Situation oder Verhalten anzunehmen, so wie es abgelaufen ist.Es bedeutet,dieser Situation den Raum zu geben, akzeptieren,dass es stattgefunden hat.Solange man nicht verzeiht,solange akzeptiert man nicht,dass es stattgefunden hat,nach dem Motto-das war ich nicht,das ist nicht mir passiert.Man akzeptiert die Realität nicht so,wie sie ist .Es hat nicht damit zu tun ,dass man schlechtes Verhalten gutheißt.Du verzeihst deiner Frau nicht,du bist ihr nicht böse-du hast ein Teil deines Lebens abgespaltet,weggedrängt.Du warst am Rande des Nervenzusammenbruchs-meist ist das ein Zeichen der übertriebenen Stärke.Du hast mehr ausgehalten,als du konntest.Du bist jetzt ausgebrannt.Deswegen nicht mal Hass für die Ex.Aber hast du dich mit deinen Gefühlen auseinander gesetzt?

Hallo real women. Ich habe mich damit auseinandergesetzt und ich habe Anfangs sehr gelitten und Ihr wirklich die Pest an den Hals gewünscht. Von dem her habe ich schon akzeptiert das es stattgefunden hat. Aber dann, mit der Zeit löste sich dieser Hass auf. Und jetzt kann ich nicht mehr hassen und es ist eine Art Gleichgültigkeit eingetreten. Und ja, manchmal war ich gefühlt wie ausgebrannt. Dies hielt aber, zum Glück nicht bis heute an.

MOD: Bitte beachten Sie, dass mehrteilige Beiträge nicht veröffentlicht werden.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
  • #21
Lieber Roscoe

Ich finde, was du schreibst klingt gesund.
Man verzeiht nicht, vielleicht weil man weiss, diese Verletzung, die man erlitten hat, die ist zu gross, oder ist einem zu absichtlich/fahrlässig zugefügt worden. Die Meinung vom anderen ist auf immer verändert und man wird es nie verstehen. Ein grundsätzlicher, zwischenmenschlicher "Vertrag" oder Schwur ist gebrochen worden.
Deine Ex ist ja aber trotzdem ein Mensch, den du mal innig geliebt hast. Was willst du dich jetzt in Hass und Rache hineinsteigern, da müsstest du ja alles ehemals Schöne und Verbindende auf einmal löschen und vergessen können. Und was würde es dir bringen? Hass macht dein Leben nicht schöner, Rache dich nicht glücklicher.
Die Gleichgültigkeit ist das Beste. Dieser Mensch will nicht mehr in deinem Leben sein und soll dort auch keinen wichtigen Platz mehr einnehmen.
 
  • #22
Ich war Studentin, meine Eltern hielten mich aus charakterbildenden Gründen sehr kurz, ich hatte sehr wenig Geld und jobbte, was ich kriegen konnte.
Mein Onkel wußte all das, bot mir einen kleinen Job an, den ich ausführte und dann gab er mir das vereinbarte Geld nicht.
Es war am Telefon, ich forderte, ich war empört und er lachte mich aus und fragte, was ich denn dagegen tun könne, dass er mir das Geld nicht gebe.
Das war das Schlimmste, dass er mich auslachte.
Ich fragte ihn und er konnte deutlich hören, dass ich fast am Heulen war, ob das sein letztes Wort sei und er lachte und sagt 'ja'.
Ich legte auf und habe seitdem kein Wort mehr mit ihm geredet.

Davor mochte ich ihn gerne, aber das werde ich ihm nie verzeihen, eher friert die Hölle zu.
Seitdem sehe ich ihn vielleicht einmal ihm Jahr zum Geburtstag meiner Mutter.
Ich grüße ihn nicht.
Meine Mutter möchte immer, dass ich ihm verzeihe, das sei so lange her und so.
Vor einigen Jahren wollte sie mir mal das Geld geben, das er mir schuldete ( 250 DM ) und dachte, damit sei irgendwas erledigt.

Aber hasse ich ihn ? Will ich mich rächen ?
Nee, das wollte ich vielleicht im ersten Jahr, das ist lange vorbei.
Ich denke nie an ihn, außer wenn so eine Frage kommt. Ich habe einige Minuten nachgedacht, bevor mir dieses Beispiel eingefallen ist.
Ich will mit meinem Onkel ganz sicher nicht darüber reden, viel zu viel der Ehre und Aufmerksamkeit.
Ich will mit ihm einfach nichts mehr zu tun haben.

Meine Mutter versteht das auch nicht.
Naja, dann halt nicht.
Sie zwingt mich nicht, neben ihm zu sitzen.
Ich muß mit ihm nicht reden, das reicht mir.

w 50
 
L

Lionne69

Gast
  • #23
. Und das ist kein gutes Gefühl, weil es einem selbst das Leben so schwer macht und sich die negativ Spirale nie aufhört weiter zu drehen. Falls mir hier jemand einen Tipp dazu geben kann, sehr gerne

Ich weiß nicht, ob es nützt.
Nur mein Weg.
Ich habe versucht, gedanklich zu trennen. Das eine - das Persönliche, das bin ich, das verzeihe ich nicht. Für mich, für meine Gefühle, die Anerkennung meiner Verletzung. Diese Verletzung ist meine, darum kümmere ich mich, tröste mich, etc.

Das Andere , das ist die Sache des Anderen, seine Aktion hat nichts mit mir persönlich zu tun, ich bin nur zufällig der Blitzableiter, unschuldig. Ich bin als Person nicht gemeint.
Damit gebe ich die Verantwortung für das Tun des Anderen an diesen zurück - er / sie muss damit leben, nicht ich. Stichwort Vergebung.

Das hilft mir immer noch, wenn sich jemand zu mir blöd benimmt (verletzend, aggressiv, ähnliches), dann prüfe ich für mich, habe ich etwas getan, was es rechtfertigt? Nein? Dann ist es nicht persönlich - ich lege Distanz hinein, lasse nicht zu, dass es mich verletzt.

Ganz klappt es nicht immer, aber durch zunehmende Übung, mit viel inneren Gespräch, immer besser. Bei meinen ganz großen Verletzungen war die Rückgabe der Verantwortung an den Täter bzw. die Täterin mein Weg. Zu sagen, ich bin nicht verantwortlich für dieses Handeln, ich war als Person nicht Auslöser. Ich war nur das Ziel aufgrund meiner Existenz.

Ich hoffe, dass es verständlich klingt, auch wenn es erst mal eine ziemlich abstrakte Methode ist.
 
G

Gelöschter Nutzer

Gast
  • #24
wenn sich jemand zu mir blöd benimmt (verletzend, aggressiv, ähnliches), dann prüfe ich für mich, habe ich etwas getan, was es rechtfertigt? Nein? Dann ist es nicht persönlich - ich lege Distanz hinein, lasse nicht zu, dass es mich verletzt.

Eine sehr gute, gereifte Strategie, die ich schon sehr lange anwende. Fremde Menschen können mich emotional gar nicht mehr verletzen. Auch nicht beleidigen übrigens. Ich habe gelernt Beleidigungsangebote, als solche definiere ich entsprechende verbale Botschaften, abzulehnen.

Verzeihen, vergeben hat für mich nichts mit Größe zu tun, denn ich tue es ja ausschließlich für mich. Daher würde ich den Beiträgen widersprechen, die Vergebung als Gutmenschentun abtun.
 
G

geloeschter Nutzer

Gast
  • #25
H... “nicht vergeben” können, habe ich keine Hass oder Rachegefühle und sie ist mir quasi egal.......

Ich denke, das ist zum Teil Definitionssache. Ich habe auch dieses "Egal"-Gefühl, kann manche Aktionen aus ihrer Sicht nachvollziehen und weiß, dass ich selbst auch kein Waisenknabe bin.
Vergeben? Ich bin nicht sicher, ob das darüber hinaus wichtig ist oder ob es nicht durch das, was Du beschreibst, ausreichend abgedeckt oder ersetzt ist.
 
  • #26
Guten Morgen,

du hast verziehen, sonst hättest du noch Gefühle, wie Hass, Groll und dergleichen.
Verzeihen heißt für mich nicht, einvernehmlich gut sein zu lassen, sondern meine Distanz zu diesem Geschehen, ohne jegliches Gefühl.
Das hast du ja geschafft, was willst du mehr.
Das, was du vielleicht als nicht verzeihen können, empfindest, sind vielleicht deine Grenzen, die du für dich verzogen hast, das ist legitim.
 
  • #27
Ich habe vor einigen Jahren auch gedacht ich könnte meiner Exfrau nie mehr vergeben und habe ihr Buchstäblich für eine Zeit lang die Pest an den Hals gewünscht. So nach dem Motto, wie konnte das Miststück nur.... bla, bla. Das schizophrene daran war, das ich im Grunde genommen kein Stück besser war. Im Leben wollte ich ihr nicht noch "irgendetwas" vergeben. Ich fand heraus das ich mich damit nur hinter meinen eigenen Schuldgefühlen versteckte. Als ich meine eigenen Fehler und unzulänglichkeiten verstand, konnte ich mir selbst vergeben. Ich wusste dann , dass wir beide es an die Wand gefahren hatten. Sie war nicht schlechte oder besser wie ich. Wir sind in die Falle getappt. Die Falle die so viele nicht erkennen und sich dann von einander entfernen anstatt sich gerade in schwierigen Zeiten, Momenten zu nähern und sich miteinander gerade dann zu beschäftigen. Aber wie so oft kommt die Erkenntnis sehr spät. Aber besser spät als nie.
Wenn ich es nüchtern betrachte, musste ich in meinem ganzen Leben noch nichts und niemandem wirklich vergeben oder verzeihen. Ich habe gelernt mich nicht an kränkungen fest zu klammern. Denn ich bin sicher, niemand wollte mich bissher vorsätzlich und mit berechnung kränken und/oder verletzen. Wir Menschen vor allem Partner machen manchmal Dinge die wir leider niemals mehr Rückgängig machen können und sollten lernen damit so gut wie möglich zu leben.
Wir haben genug Hass, Wut und Leid in unserer Gesellschaft die wir nicht wirklich beeinflussen können. Aber hier kann ein jeder ein Stück dagegen stemmen.

m47
 
  • #28
Hallo Roscoe,
ich finde das hört sich gesund an!
Wenn mir jemand "egal" wird..ich nicht mehr den Drang habe, was "zu klären", anders zu machen oder " heimzuzahlen " oder mich zu erklären etc pp... Ist es ein Zeichen dass ich weitergehen kann.

Das verzeihen ist ein zweischneidiges Schwert... V.A. für die, die dann eine zweite Chance geben an jemand, der sie nicht verdient. Man lügt sich da gerne in die eigene Tasche.
Und besonders abstoßend finde ich wenn Menschen sich anmassen, anderen zu sagen, sie sollten verzeihen. Da bin ich allergisch gegen.
 
  • #29
Vergeben ist sehr schwer.
Aber für den eigenen Seelenfrieden unumgänglich.

Meine Mutter kann meinem Vater immer noch nicht verzeihen was er ihr vor 40/50 Jahren angetan hat. Er hat sie mehrfach betrogen und sie mit vier Kindern weitgehend alleine gelassen.
Deshalb kann sie heute nach Jahrzehnten der Scheidung immer noch nicht auf den Geburtstag einer ihrer Kinder kommen, weil mein Vater dabei ist.

Wenn ich ihr sage, dass sie ihm endlich nach so langer Zeit verzeihen soll sagt sie, sie könne es nicht.

Es ist absolut traurig wie man bis an sein Lebensende mit Hass und Unversöhnlichkeit im Herzen weiterlebt.

Mein Vater ist ein ganz anderer Mensch heute. Früher war er oft zornig und aufbrausend, heute ist er absolut friedlich und freundlich zu jedem.
Aber nein, ihm wird niemals verziehen. Weder von meiner Mutter noch von meiner Schwester.

Schlimm.

Als Christin glaube ich an die Macht des Verzeihens.

Friede kommt in dein Herz wo früher Hass und Wut war.

Wir beten nicht umsonst im VaterUnser: Und vergib uns unsere Schuld wie auch wir vergeben unseren Schuldigern (Matthäus 6, 12).

Keiner ist gezwungen zu vergeben.
Doch dürfen wir dann auch nicht erwarten dass uns für unsere Sünden vergeben wird.

Und keiner von uns ist frei davon.
 
  • #30
Ich habe gelernt mich nicht an kränkungen fest zu klammern. Denn ich bin sicher, niemand wollte mich bissher vorsätzlich und mit berechnung kränken und/oder verletzen.
Lieber @neverever, das ist sehr schön für dich, dass du noch niemals vorsätzlich verletzt wurdest und ich wünsche es dir ganz gewiss nicht, ABER wie würdest du damit umgehen, wenn du wüsstest, jemand hat dich ganz bewusst und sehr tief verletzt? Wäre schön, wenn du mir dazu noch deine Gedanken schreiben würdest.
Im Falle des FS wissen wir ja auch nicht, um welche Verletzungen es sich handelt? Was vorgefallen ist und wie berechnend vielleicht gehandelt und verletzt wurde? Das wäre aber wichtig zu wissen, denn es macht für mich doch einen Unterschied, ob man beabsichtigt verletzt wurde oder nicht.
Kann man wirklich verzeihen, wenn es dem anderen Freude bereitet hat, einen selbst zu verletzen oder gar zu demütigen, zu hintergehen oder schlecht darzustellen oder gar Lügen zu verbreiten?

Einem Menschen der mich mehrmals bewusst verletzt hat, dem kann ich nicht mehr verzeihen!
Diese Erfahrung musste ich in meinem Leben schon 3 mal machen, dass ich von der gleichen Person mehrmals sehr verletzt wurde. Ich habe mich oft für andere überwunden und verziehen (um des Friedens-Willen), hatte immer die Hoffnung es war eine Ausnahme und wurde doch wieder enttäuscht.
Jetzt streiche ich Menschen die mich bewusst verletzen oder in durch irgendwelche Aktionen bewusst in Kauf nehmen dass ich verletzt sein könnte, Konsequent (so gut es geht) aus meinem Leben!
Verzeihen muss man nicht! Nur aussteigen, wenn einem die Fahrt nicht gut tut. Schade, dass man sich irgendwann nicht mehr anders zu helfen weiß.
 
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