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  • #1

Warum keinen Ex-User als Partner ?

In verschiedenen Zusammenhängen habe ich hier im Forum schon öfter gelesen, dass eine vergangene (!) Drogenabhängigkeit/Drogenkonsum ein absolutes Ausschlußkriterium für eine potentielle Partnerschaft ist.

Die Haltung, dass eine überwundene Abhängigkeit/ehemaliger Konsum zum Ausschlußkriterium wird, ist mir hier in diesem Forum zum ersten Mal begegnet und hat mich irgendwie verwundert.

Ich bin selbst keine Betroffene, habe aber u.a. Ex-User in meinem Freundeskreis.

Warum lehnt ihr das ab? Habt ihr bestimmte Assoziationen dazu? Oder macht euch das Angst? Mich würden eure Meinungen sehr interessieren.

Meint ihr mit Drogenabhängigkeit ausschließlich die Vorstellung des drückenden Junkies oder lehnt ihr jede Form der ehemaligen Abhängigkeit/des Konsums ab (Amphetamine, MDMA, Koks, LSD, THC etc.) ?

Ich freue mich auf eure Meinungen.
 
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  • #2
Ich habe einen Bekannten, der über Jahre immer wieder Drogen konsumiert hat, Zeitweise richtig heftig, halb auf der Straße. Wir reden hier nicht von Parties in Clubs, wo auch gewisse Substanzen in Umlauf sind sondern von einem Leben, was durch permanente Selbstzerstörung und Verdrängung geprägt ist.

Der erste Gedanke ist ja oft, fängt dieser Ex-User irgendwann wieder an? Wenn das nicht mit nahezu 100 % mit nein zu beantworten ist, würde ich definitv Abstand nehmen (wenn es diese Sicherheit überhaupt gibt).

Leider ist es damit aber lange nicht getan. Wer über Jahre solch ein Leben gelebt hat, trägt Spuren davon und zwar heftige, in jeder Hinsicht. Das fängt bei der Optik an, extrem verbrauchtes Aussehen, teilweise Zombiehaft, aber noch schlimmer wiegen die Spuren im Inneren.

Die Jahre der Sucht sind weitgehend verlorene Jahre, die positive Entwicklung, die währenddessen hätte stattfinden können, fehlt spürbar. Nicht nur das, wer so lange kaum geistig klar anwesend war, ist auch nach einer erfolgreichen Therapie nicht mehr der Selbe. Das äußert sich in schlechtem Gedächtnis, Konzentrationsschwierigkeiten, übertriebene Empfindlichkeiten etc., oder kurz gesagt, Verpeiltheit. Potenzstörungen nicht zu vergessen, das volle Programm eben.


Wenn es zu passen scheint und du ein gutes Gefühl dabei hast, kannst du es versuchen, natürlich sollte man keinen Menschen vorschnell aburteilen und vielleicht bringt ja gerade dieser Mann auch ein paar Eigenschaften mit, die dir gut tun. Letztendlich solltet ihr euch aber schon auf Augenhöhe begegnen können, sonst wird es wohl ein schwieriges Verhältnis (oder willst du es nur allgemein wissen? War mir nicht ganz klar).


Auf das Bauchgefühl achten, kann auch hier nicht schaden!
 
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  • #3
Ich verstehe nicht, wieso du dich darüber wunderst, dass man einen (ehemals) Suchtkranken nicht als Partner möchte. Und das fragst du allen Ernstes auch noch in einem Forum für Akademiker und Elite. Der Begriff "Ex-User" hört sich für mich sehr beschönigend und auch ziemlich naiv an. Du beschreibst das so, als hätte da jemand lediglich mal ein bisschen zu viel an der Schokolade genascht.

Ich würde niemanden als Partner ablehnen, der mir erzählt, er hätte als Jugendlicher mal an einer Haschzigarette gezogen oder sich überreden lassen einmalig eine härtere Droge zu probieren. Das muss aber ganz klar nur ein einmaliges Ausprobieren mit der Erkenntnis "nie wieder" gewesen sein. Wer über einen längeren Zeitraum Drogen genommen hat oder alkoholkrank oder medikamentenabhängig war, käme für mich als Partner nicht in Frage. Dafür gibt es folgende Gründe:

- die Rückfallquoten bei Suchtkranken sind sehr hoch. Eine Abhängigkeit gilt nie vollständig als überwunden. Es heißt nicht umsonst: einmal Alkoholiker, immer Alkoholiker. In einer Partnerschaft wäre immer die Befürchtung da, dass derjenige rückfällig wird.
- mit Drogensucht verbinde ich eine tiefergehende Problematik: meist stecken starke Persönlichkeitsprobleme, Probleme in der Familie und somit in der Kindheit und Jugend dahinter. Möglicherweise sind Familienangehörige ebenfalls suchtkrank. Ich habe beruflich schon mit solchen Menschen zu tun gehabt, ich weiß wovon ich spreche. Das ist mir zu viel Ballast für eine Partnerschaft. Ich will mit einem Partner mein Leben genießen und mir nicht einen Problemfall aufhalsen.
- mit einer Suchtgeschichte gehen auch oft Biographiebrüche einher: Schule oder Ausbildung abgebrochen, arbeitslos, obdachlos, was auch immer. Ich suche als Akademikerin einen gleichwertigen Partner, der mir vom Bildungsstand und vom Verdienst her einigermaßen gleichwertig ist. Auch wenn das jetzt arrogant klingen mag, aber jemand mit so einer Biographie kommt für mich nicht in Frage.
- wer Drogen nimmt, um seine Probleme zu vergessen, zeigt, dass er sich den Herausforderungen des Lebens nicht stellen kann bzw. wollte. Das ist für mich der falsche Weg und der falsche Charakterzug.
- Drogenkonsum bedeutet auch oft, dass man mit dem Gesetz in Konflikt kam. Ich sage nur: Beschaffungskriminalität, Verstoß gegen das Betäubungsmittelgesetz. Wer möchte denn einen Partner, der vorbestraft ist?
 
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  • #4
Ein ehemaliger Junkie, der Heroin genommen hat, käme für mich nicht in Frage. Die Hemmschwelle Heroin zu nehmen, ist extrem hoch und wenn man diese überschreitet, dann muss schon eine große Affinität zum Suchtverhalten bestehen. Mir wäre das Risiko einfach zu hoch eine Partnerschaft einzugehen. Trotzdem habe ich großen Respekt vor Leuten, die es schaffen ihre Sucht hinter sich zu lassen.
Auch langjähriger Missbrauch anderer (teilweise legaler Suchtmittel) ist für mich problematisch. Leute, die ich kenne und die bis heute, wenn auch nur ab und zu, kiffen, haben ALLE ähnliche Defekte, die sich aufgrund des jahrelangen Konsums zeigen: sie sind häufig sehr hektisch, fahrig und sprunghaft. Viele haben Probleme mit epileptischen Anfällen, Zwangsstörungen und sogar wahnhafte Episoden. Einige schaffen es trotzdem ein "normales" Leben zu leben und ihren Alltag zu meistern, aber abschreckend ist es für eine Partnerschaft dennoch. Jahrelang hatte ich auch die Einstellung, dass Marijuana nicht viel schlimmer als Alkohol ist, aufgrund besagter Erfahrungen hat sich das aber geändert.
Ein Partner, der ab und zu, alle paar Tage mal ein Bier oder ein Glas Wein trinkt, finde ich ok. Alles andere würde mir zu sehr in Suchtverhalten übergehen - ich wollte keine Partnerschaft.
Das bedeutet nun nicht, dass mit ehemaligen Suchtkranken keine gute Beziehung möglich ist, mir wäre aber das Risiko zu groß.
 
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  • #5
Bei einer weichen Droge wie Haschisch oder Marihuana wäre es mir herzlich egal. Würde mich wahrscheinlich sogar weit weniger stören als Alkohol. Also selbst wenn der Konsum nicht nur ein vergangenes Thema wäre, würde es mich nicht groß stören. Hab da schon ein paar wirklich nette Menschen kennengelernt, die ich deswegen nicht schlechtreden würde.

Ansonsten habe ich in meinem Leben nur Erfahrungen mit Leuten gemacht, die Kokain konsumierten bzw. konsumieren und da hab ich teils wirklich ganz schlimme Entwicklungen bei einigen Menschen erlebt. Angefangen mit extremer Arroganz, über Aggressivität, bis hin zu Psychosen und regelrechter Verblödung wie bei einem Alkoholiker. Das Suchtpotential scheint da auch extrem zu sein bei dieser Droge. Ehemalige gibt es eigentlich gar nicht, höchstens Dauergeschädigte. Ein Bekannter um drei Ecken hatte sich mit zig-tausend Euro verschuldet wegen dem Mist, war dann jahrelang clean, wohl auf bestem Wege und dann vor einiger Zeit ist er doch wieder rückfällig geworden.
Bin mit Sicherheit kein Drogen-Experte und es wird wohl auch Leute geben die damit "klarkommen" aber ich hab da inzwischen die schlimmsten Vorurteile bei dem Zeug. Selbst jemand, der einfach nur mal "getestet" hat, wäre für mich schon abgeschrieben.
Sollte es jemand wirklich geschafft haben, von diesem Teufelszeug wegzukommen, kam ich Demjenigen wirklich nur raten, darüber Stillschweigen zu bewahren. Für mich ein absolutes Ausschlusskriterium.
 
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  • #6
Ich lehne das nicht ab. Ich hatte kürzlich noch ein Gespräch mit einer Freundin, in dem wir uns über Sucht und Süchtige und die damit verbundenen Probleme unterhielten,die definitiv bei einer bestehenden Sucht vorhanden sind. Dabei kam auch unser Verständnis für Ex-Süchtige zum Vorschein. Jeder Mensch hat seine Abhängigkeiten, auch hormoneller Natur (eine Trennung unterliegt ähnlichen Mechanismen wie ein Drogenentzug), und ich kann mich mit Ex-Süchtigen darüber gut austauschen.

Ich kenne das auch nicht, dass das abgelehnt wird, vielleicht liegt das an der unterschiedliche Umgebung zum Forum. Es gibt Menschen, bei denen ist meist alles in Balance und solche, die extremere Gefühlsphasen hinter sich haben und überwinden, und das ist ein wesentlicher Punkt bei der Frage, ob Menschen zusammenpassen.
 
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  • #7
Ich verstehe nicht, wieso du dich darüber wunderst, dass man einen (ehemals) Suchtkranken nicht als Partner möchte. Und das fragst du allen Ernstes auch noch in einem Forum für Akademiker und Elite. Der Begriff "Ex-User" hört sich für mich sehr beschönigend und auch ziemlich naiv an. Du beschreibst das so, als hätte da jemand lediglich mal ein bisschen zu viel an der Schokolade genascht.

Hier die FS:

Ich weiß nicht was daran schlimm, dass ich das in einem Akademikerforum frage. Ich bin selbst Akademikerin und habe kein grundsätzliches Problem damit. Ich würde auch nie unterstellen, dass alle Akademiker dasselbe denken. Daher finde ich die Frage schon angebracht und eure konkreten Gedanken dazu interessieren mich einfach.
Denkst du, dass Akademiker das nicht betrifft und nur die Unterschicht von Drogenkonsum betroffen ist? Das war übrigens eine rhetorische Frage.

Der Begriff "Ex-User" ist weder beschönigend noch naiv, sondern ein wertfreier Begriff für ehemalige Abhängige/Konsumenten und daher in der Fachsprache völlig gängig.
 
  • #8
Und das fragst du allen Ernstes auch noch in einem Forum für Akademiker und Elite.

Nun, Kokain ist inzwischen eine Droge der Eliten, der Banker, der Künstler, der Manager. Man schaue nur, wie viel davon in München oder Zürich oder in Edelclubs konsumiert wird, wobei diese Klientel nicht das übliche Klischee der Drogensüchtigen erfüllt. Insofern ist das durchaus berechtigt, diese Frage zu stellen. Und auch Akademiker können sich in ehemalige Drogensüchtige verlieben, das gibt es.
 
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  • #9
Ich habe einmal nachts eine Heroinsüchtige kennengelernt, eine junge Frau in der U-Bahn, die verzweifelt war. Habe mich um sie gekümmert, sie wollte ihren Vater anrufen, hatte aber kein Kleingeld und war in einer erbärmlichen Verfassung. Ich habe ihr geholfen und selbst mit dem Vater telefoniert, der hoher Manager war und der Vater kam dann auch und wir redeten zu dritt.

Mein Eindruck heute, wo ich selbst eine Tochter habe. Die junge Frau wuchs als Prinzessin auf, hat alles bekommen und hat alles weggeworfen. War Fotomodell, hatte Shootings in Griechenland und ist völlig abgedreht.
Sie war in einem Methadonprogramm und für sie drehte sich alles nur um Drogen. Beikonsum, Cannabis, was erlaubt ist, was nicht, damit sie im Methadonprogramm bleiben darf.

Ich habe sie bei mir übernachten lassen und sie hat mich bestohlen.

Dauerkonsumenten von harten Drogen interessieren sich nur für die Droge.

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  • #10
Ich hätte auch große Bedenken und Ängste wenn mir meine (potentielle) Partnerin von ihrer Drogenabhängigkeit/ Drogenkonsum berichten würde.

Für mich wäre es zwar kein absolutes Ausschlußkriterium aber ich wäre bestimmt "über-kritisch" und sehr sehr wachsam. Dann machts schon wieder keinen Spaß.

Und diese Leute als Ex-User zu bezeichnen erstaunt mich. Hört sich eher als Computerkrank als Drogenkrank an.

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  • #11
Ich denke gerade, dass ich wohl ziemlich naiv bin. Denn ich fragte mich, was bitte ein "Ex-User" ist? Ehemalig drogenabhängig also. Ist bei mir auch ein Ausschlusskriterium. Betrifft übrigens auch überwundene Alkoholsucht. Da müssen wir noch nicht einmal von illegalen Substanzen reden. Mich wundert allerdings, dass dir Thema offenbar RL noch nicht begegnet ist. Ich kann logischerweise nur für meinen Bekannten- und Freundeskreis sprechen. Da schaut die Einstellung genauso aus.
 
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  • #12
Ist bei mir auch ein Ausschlusskriterium. Betrifft übrigens auch überwundene Alkoholsucht. Da müssen wir noch nicht einmal von illegalen Substanzen reden

Echt jetzt? Überwundene Alkoholsucht auch? Mich würden noch die Gründe interessieren. Wenn du magst

Nein ich kenne das wirklich nicht aus dem RL. Im Bekanntenkreis meiner Eltern (der ist sehr groß) gibt es schon trockene Alkoholiker. Da hat sich bisher niemand dran gestört. Sind alles sehr nette Menschen und haben auch Partner(-innen).

Hier wurde jetzt eben doch manchmal auf das Bild des verelendeten Junkies eingegangen. Das meinte ich aber nicht.
Es geht darum: Ihr lernt jemanden kennen, der euch gefällt. Er/sie hat einen normalen Beruf und ihr fühlt euch wohl mit dem Menschen. Dann erfahrt ihr, dass in der Vergangheit (!) ein Drogenkonsum vorlag. Wird diese Tatsache dann zum Ausschlußkriterium?

@ Hugo
Und doch: wenn man als Akademiker "nur" Koks zieht, dann ist das Drogenkonsum bzw. Abhängigkeit. Wenn man jetzt aber unter Drogenkonsum nur den obdachlosen Drücker unter der Brücke meint, dann ist mir klar, das man meine Frage hier unsinnig findet. Aber auch diese Differezierung war ja in meiner Frage schon enthalten
 
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  • #13
Ich habe gestern einen Stadtbekannten "Ex-User" getroffen, der seit Jahren Clean ist, ich kann mir durchaus vorstellen, dass er es auch bleibt.

Er benahm sich wie ein Jugendlicher (er geht auf die 50 zu), irgendwie war sein Verhalten seltsam, neben der Spur, er rannte rum wie ein Hampelmann, was er offensichtlich cool (rebellisch) fand, für die Außenwelt war's peinlich. Ich vermute, dass die Fähigkeit der Selbstreflektion bei ihm kaum mehr vorhanden, war.

Die Frage, ob man einem Menschen mit einer solchen Vergangenheit eine Chance geben soll, beantwortete sich für mich dabei recht schnell. Ich konnte ihn schwer ertragen, war nach kurzer Zeit genervt und dachte mir, das kannst du dir nicht länger antun, da hilft auch kein guter Wille.

Es kommt sicherlich darauf an, wie lange die Zeit der Sucht dauerte. Prinzipiell glaube ich, findet ein Ex-User (und der Begriff ist übrigens keine Erfindung der FS, sondern gebräuchlich), am ehesten einen passenden Lebenspartner mit ähnlicher Vorgeschichte.
 
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  • #14
Niemals als Partner. Denn: Drogensüchtige holen sich ihre Kicks von außen. Warum: Weil sie sich keine inneren Kicks durch Sport, Naturbetrachtung, innere Einkehr etc. verschaffen können. Also holen sie sich die Kicks von außen durch Drogen, welche auch immer. Ich möchte einen Partner der mit sich im Reinen ist, der in sich genügend Schönes findet. Die Rückfallgefahr würde mir zuviel Angst machen. Frau, 48
 
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  • #15
Nun, Kokain ist inzwischen eine Droge der Eliten, der Banker, der Künstler, der Manager. Man schaue nur, wie viel davon in München oder Zürich oder in Edelclubs konsumiert wird, wobei diese Klientel nicht das übliche Klischee der Drogensüchtigen erfüllt. Insofern ist das durchaus berechtigt, diese Frau zu stellen. Und auch Akademiker können sich in ehemalige Drogensüchtige verlieben, das gibt es.

Inzwischen? War es immer! Früher sogar aufgrund des hoheren Preises ausschließlich.
Wie naiv ist die Komentatorin denn, dass sie nicht ahnt oder weiß, wie in den oberen Etagen "gefeiert" wird. Mein Gott, wenn ich hier auch nur ansatzweise berichten könnte, wâs ich selbst miterlebt hab. Banker, Manager, Anwälte, Medienbeschäftigte. Was ist das hier für eine Elite?
 
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