Wenn Freundinnen zu einem sagen, man sei einfach zu selbstbewußt usw., sollte man darauf meiner Meinung nach nicht so viel geben. Dieses "Argument" muß heute für alles mögliche herhalten. Die Freundinnen wissen wahrscheinlich auch nicht, woran es bei Dir hapert und wollen sich so aus der Affäre ziehen. Oder aber sie vermuten, woran es mangelt, wollen es aber nicht sagen, um Dich nicht zu verletzen.
Eine Freundin von mir sagte z.B. mal über eine andere Freundin von ihr, die 1,90 m oder sogar noch größer und richtig dick ist, sie hätte wohl keinen Freund, weil die Männer Angst vor ihr hätten, da sie eben eine so "imposante Erscheinung" sei... Ich sagte ihr dann, daß das eine sehr nette Umschreibung dafür ist, daß sie mit diesen Ausmaßen für die meisten Männer schlichtweg zu groß und für so gut wie alle einfach zu dick ist. Ich will das natürlich NICHT auf die Fragestellerin beziehen, die ich ja gar nicht kenne. Ich wollte nur mal ein Beispiel liefern, wie falsch manche Freundinnen mit gewissen Ratschlägen liegen - absichtlich oder unabsichtlich.
Um auf die Frage zu kommen: Ich denke schon, daß es gewisse Männer gibt - und davon gibt es wahrscheinlich sogar gar nicht wenige - die nicht besonders erbaut wären, wenn ihre Frau sehr viel mehr Geld verdienen würde als sie selbst, ein beruflich höheres Ansehen genießen würde usw. Denn es war eben sehr lange Zeit so, daß Frauen entweder gar keiner beruflichen Tätigkeit nachgingen oder eher die "unterstellten" Tätigkeiten machten wie Sekretärin, Arzthelferin, Verkäuferin o.ä. Ich denke schon, daß es eine Herausforderung für einen Mann sein kann, mit einer intelligenten, gebildeten, erfolgreichen usw. Frau zusammen zu sein. Jemand, der tatsächlich eher bewundert werden will, wird das wohl eher bei einer Frau mit niedrigerem sozialen Status und Einkommen finden. Und ich denke, daß zwar sehr viele Männer genau das weit von sich weisen aber ob das auch stimmt... Ich glaube ferner, daß Männer bei der Beantwortung solcher Fragen gar nicht mal aktiv lügen, sondern erst mal von sich glauben, sie kämen mit jeder Art von starker, erfolgreicher Frau zurecht. Und erst wenn das wirklich mal erprobt wird, wird sich zeigen, ob das stimmt.
ABER - und jetzt mal wieder zum "Selbstbewußtsein". Dieses Wort wird heute vor allem von Akademikerinnen inflationär gebraucht und jede meint, diese Eigenschaft träfe auf sie zu. Nach einigen Erfahrungen würde ich sagen, daß oft genau bei den Frauen, die diese Eigenschaft am lautesten für sich proklamieren, am wenigsten dahintersteckt. Der Rest der Frauen IST einfach selbstbewußt, muß aber nicht dauernd darüber sprechen.
Ferner muß ich Frederika und einigen anderen zustimmen, daß Selbstbewußtsein oft mit einer übertriebenen Dominanz, Herrschsucht, Arroganz, Zickigkeit u.ä. verwechselt wird. So nach dem Motto: Ich bin selbstbewußt, ich bin eine Diva und das ist geil und kommt bei Männern gut an. Daß das bei Männern nicht gut ankommt, kann man sich vorstellen. Bei mir als Frau kommt es allerdings auch überhaupt nicht gut an. Gerade Frauen in Führungspositionen meinen oft, sie müßten sich extrem männlich benehmen, um akzeptiert zu werden. Das ist nicht nur falsch, sondern auch sehr schade. Gerade sog. typisch weibliche Eigenschaften wie Sensibilität, Empathie, diplomatisches Geschick, bis zu einem gewissen Grad Weichheit sind nicht nur im Privatleben, sondern auch im beruflichen Umfeld von Vorteil. Die Frauen sollten nicht versuchen, die Männer zu kopieren. Erstens gelingt ihnen das oft nicht und sie wirken dann auch noch lächerlich und zweitens sollte das überhaupt nicht das Ziel sein..