Das beschriebene Exemplar scheint mir schon sehr "besonders" gewesen zu sein, so sind gewiss nicht alle Männer, sich noch hundert mal zu entschuldigen und ständig zu unterwerfen ist schon extrem, ich stelle mir dabei einen Typen vor, der noch bei Mama wohnt und abends zuhause anrufen muss, wenn es mal später wird.
Insofern frage ich mich, was es bringen soll, diesen Spezialisten jetzt auf alle Männer umzumünzen. Ich kenne genug Jungs, die ich eher als überzogen selbstbewusst einstufen würde, wirklich mehr Erfolg haben sie aber auch nicht zwingend.
Ja, wir Männer haben's nicht immer leicht. Bei meinen Eltern konnte ich mir wirkliches Flirten und einen adäquaten Umgang der Geschlechter kaum ab schauen, es hat gedauert bis mir klar wurde, dass Mutter und Vater in meiner Wahrnehmung mehr wie gute Freunde zusammen gelebt haben, da gabs vielleicht mal ein Küsschen, aber das wars dann auch, über Sex wurde gar nicht gesprochen im Gegenteil, es war klar, dass das irgendwie etwas ist, was man besser ausklammert. So habe ich meine Jugend mit starken Zweifeln verbracht, ob ich überhaupt jemals eine Frau, die mich auch interessiert, abbekommen werde. Komischer Weise hatte ich mit 15 schon kurz eine Freundin, die ich aber schnell wieder verlassen hatte, Frauen kamen irgendwie in meinem Weltbild noch nicht wirklich vor, nicht in der Realität jedenfalls, in unrealistischen Träumen schon.
Und auch in meiner Wahrnehmung heute wollen Frauen, zumindest die Hübschen, nur die Supertypen, die es in Wirklichkeit wohl kaum gibt, aber das strahlen sie aus und das macht einen Mann unsicher.
Im Kopf habe ich längst verstanden, dass diese Frauen am Ende meist ganz gewöhnliche Typen und keine Supermänner abbekommen, aber das war ein Prozess das zu verstehen und 100% verinnerlicht habe ich es bis heute nicht, wenn eine wirklich gut aussehende Frau vor mir steht, bekomme ich noch immer Herzrasen und benehme mich seltsam.
Gleichwohl, entschuldigen und extra klein machen würde ich mich nicht, bei mir äußert sich das nur darin, dass ich nicht recht weiß, was ich sagen soll und spürbar unlocker werde, meine Stimme klingt anders, ich bewege mich, als müsste ich aufpassen nichts falsch zu machen, leicht verkrampft wirkt das dann.
Je mehr ich versuche diese Unsicherheit zu überspielen, desto offensichtlicher wird sie dann vermutlich, aber ich will mich nicht beklagen, ich habe inzwischen das Selbstbewusstsein, dass ich zwar nach wie vor selten Frauen anspreche, aber ich weiß, ich werde die Richtige treffen, ich werde wahrgenommen von der Damenwelt. Mit 30 war ich da noch sehr am Zweifeln.
Ich habe mich damit abgefunden, Frauen nicht auf der Straße etc. anzusprechen, der Weg über Freunde, wo man vorgestellt wird, fällt mir deutlich leichter.