Das bedaure ich (w) auch, dass die heutige Gesellschaft größtenteils so ist. Das geht in Richtung übertriebener Selbstschutz, feindselig, pessimistisch, intolerant, egoistisch, aggressiv, besserwisserisch, konfrontativ, angreiferisch, profitorientiert, voreingenommen.
Man versucht sich als stark, erfolgreich, leistungsstark, unangreifbar/unnahbar darzustellen, nach außen hin ein tolles Bild abzugeben, als hätte man keinerlei Probleme. Dabei werden die Probleme der Menschen immer größer (psychisch, familiär, erziehungstechnisch, sozial, finanziell, beruflich, gesundheitlich). Schlimm ist, dass man außerhalb von Therapien darüber nicht mehr mit normalen Leuten reden kann, weil man halt keine Schwäche zeigen darf (außer vielleicht in diesem anonymen Forum das erklärt auch wohl seine Beliebtheit ).
Ich selbst oute mich gegenüber Menschen als zu gutmütig, warmherzig, ehrlich, altruistisch, hilfsbereit, habe aber auch meine festen Werte und Prinzipien. Das geht soweit, dass ich manche mich sogar vor Ausnutzern warnen, weil diese Eigenschaften in dieser Welt eher als dumm und schwach gelten. Und selbst diejenigen, die mich warnen, neigen früher oder später dazu, mehr als nur den kleinen Finger von mir zu wollen (weil sie sich von diesen positiven Eigenschaften angezogen fühlen) und werden dann mit Freundschaftsentzug gestraft, wenn sie mir so mit nicht genügend Respekt begegnen. Bei Männern ist es so, dass die sich gleich in mich verlieben bzw. sich auf mich einlassen wollen, obwohl es bei manchen total absurd wäre (z. B. wg. Alters- und Bildungsniveau). Das bestätigt einerseits, dass sich jeder solche Eigenschaften bei seinen Mitmenschen wünscht, andererseits wollen die wenigsten solche Eigenschaften im wirklichen Leben praktizieren, da man ja sonst auf der Verliererseite steht.
Deine Eigenschaft, liebe/r FS, anderen zuzuhören, Meinungen zuzulassen, zu tolerieren, nennt man schlicht und einfach Empathie und emotionale Intelligenz. Und dies, finde ich, ist eine Eigenschaft, die die wenigsten Menschen besitzen.
Ich frage mich, ob dieses von dir beschriebene Phänomen gerade in der deutschen Gesellschaft so extrem ist. Da ich nicht Ursprungsdeutsche bin und auch andere Kulturen kenne, könnte ich fast meinen, dass das typisch deutsch ist. Was Ausländer als typisch deutsch bezeichnen, ist (Achtung Klischee!): egoistisch, achten nur aufs Geld, gefühlskalt, können nicht richtig lieben. Neulich hat ein Türke zu mir gesagt, ob ich einen Kühlschrank zuhause gebraucht habe, da mein Ex Deutscher ist. Auch die Liebesstärke zu den eigenen Kindern wird da anders beurteilt.