Fortsetzung:
Ich habe nach der Reha gemacht, was die Therapeuten mir geraten haben - nach Hause gehen, mit offenem Sinn für das, was schiefläuft, neue Wege ausloten:
- Konflikte auf der Arbeit nicht durch Mehrarbeit lösen, aushalten, dass was schiefgeht
- Pausen machen
- Überstunden begrenzen
- den Ehemann was "falsch" machen lassen
- es auszuhalten, dass was nicht perfekt ist
- mit dem Partner in den Dialog gehen, Konflikte ansprechen
- bei abwehrender/angreifenden Reaktionen nicht zurückziehen sondern streiten ....
2 Jahre nach der Reha und begleitender Therapie habe ich die Bilanz gezogen, es ging mir immer noch nicht gut:
- Job gewechselt und mich finanziell verbessert
- den neuen Job gern gemacht und weniger gearbeitet
- versucht, mit meinem Mann zu reden und Streit auszuhalten, zurückzustreiten
- ich habe ganz heiße Eisen angesprochen
Alles das habe ich gemacht, unmanipuliert, begleitet von einer Therapeutin, immer unterstützt bei der Reflektion. Ich habe nie gehört "mach das oder mach so..." es ging darum, mit zu helfen, meinen Weg zu finden.
Ich habe mich dann von meinem Mann getrennt, weil er nicht veränderungsfähig/-willig war. Mein Exmann war immer fremdgegangen, 20 Jahre lang, schon vor der Ehe. Ich konnte endlich sehen, dass mir das nicht gut tut und auch zukünftig nicht gut tun würde. Vielleicht hätte er es gelassen, nicht, weil er mich nicht verletzen, sondern weil es für ihn an seinen Lebenskomfort gegangen wäre. Soweit wollte ich ihn nicht einschränken. Wenn andere Frauzen so wichtig für ihn sind, dann soll er das leben, aber bitte ohne mich.
Das war der richtige Zeitpunkt, das Steuer umzulegen. Ich hatte es versucht und ich war nicht mehr in einer akuten Krankheitsphase. Es war genau das, was ich und jeder andere aus der Klinik mitbekommen habe.
In der Retrospektive betrachtet, hätte ich es früher machen können, denn die Kliniktherapeutin hat mir nach einem Gespräch mit meinem Exmann gesagt, sie hätte noch nie erlebt, dass es ihr nicht gelungen ist, zu jemandem so absolut garnicht mit ihrer Botschaft durchzudringen. Ich brauchte eben noch Zeit, das zu verstehen und bin auch nicht traurig um die 2 Jahre.
Heute bin ich allein und es geht mir immer noch nicht gut. Ich habe gelernt, auf mich zu schauen, nicht mich egoistisch durchzusetzen und mein Ding zulasten anderer zu machen, sondern zu sehen: in mir ist so ein tiefes Misstrauen gegen Männer, dass ich damit keine neue Partnerschaft eingehen kann. Gut, dann lasse ich es. Mein Leben liegt nach den Änderungen nicht in Trümmern. Es geht mir so gut, wie es mit schweren Depressionen möglich ist und ich bereue weder die Scheidung, noch die Zeit, die ich für die Entscheidung gebraucht habe - alles richtig gemacht.
Dass meinEx- Mann mit dem Verlauf nicht so glücklich ist, kann und will ich nicht ändern. Er hat seinen Teil dazu beigetragen, dass es so gekommen ist und muss nun seinen Teil der Folgen tragen, wie ich auch.