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  • #1

Warum zerbrechen viele Familien gerade dann, wenn eigentlich alles erreicht ist?

Ich finde den Gedanken schön, wenn Menschen im Alter in einem dicken Bilderbuch eines gemeinsamen Lebens blättern können. Bedauerlich, dass ich das nicht erleben werde. Ich kann es nicht gerade trötstlich finden, zu sehen, wie sich Paare ausgerechnet, NACHDEM sie die großen Aufgaben des Lebens Beruf und Einkommen(ssicherung) Familie mit Kindern zusammen gemeistert haben, trennen. WARUM? Das wirkt ja fast wie "Aufgabe erfüllt, Vertrag abgelaufen" :-(. Warum nicht (gemeinsam) (im Sinne des "Bilderbuches") die Früchte der Mühe genießen? Eros kann doch kaum als alleinige Erklärung genügen?
 
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  • #2
Weil sie dann keine finanziellen Probleme und andere Verpflichtungen mehr haben.
Endlich sind sie frei und können frei entscheiden.
Nicht alle Ehepaare, die sich nicht scheiden lassen, sind glücklich.
Man muß zusammenbleiben, wegen den Kindern, dem Haus, den Schulden, der Firma..........
 
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  • #3
Nein, an Eros allein liegts sicher nicht. obwohl auch das vorkommt ;)
Wissenschaftler vermuten, dass die Partner dann keine "Ablenkung" mehr haben und auf die Beziehungsprobe gestellt werden. Dann erst zeigt sich, ob man auch ohne "tägliche Aufgabe" (Familie/Kinder) miteinander klar kommt. Es fehlt also die Ablenkung. (wie zB auch im Urlaub, wenn man ohne Arbeitsablenkung 24 h aufeinanderhängt, dann sind in 90 Prozent der Familien Streits vorprogrammiert, heißt es).
Dann fallen den meisten die (vermeintlichen) Fehler des Partners auf. Erst jetzt zeigt sich wirklich, ob man zusammenpasst, sprich: ob man etwas miteinander anfangen kann, so wie es am Anfang der Beziehung war.
Allerdings haben sich bis dahin die Partner ja auch weiterentwickelt.
Leider nicht immer beide in dieselbe Richtung.

Ein weiterer Grund ist häufig, dass ein Partner das Gefühl hat, das Leben rennt ihm weg und er habe zu viel verpasst. Sie wollen sich ausprobieren, ausleben - ohne von einem Partner gehindert zu werden.
bzw. es gibt Partner, die hassen Veränderungen. Wenn diese beiden Parts aufeinander treffen, muss man sich halt entscheiden..

Es kann also viele Gründe geben.

bei uns war es so, dass wir uns irgendwann nichts mehr zu sagen hatten und jeder hatte andere Vorstellungen vom Leben. Das passte nicht mehr zusammen.
Vorher war es uns nicht aufgefallen,weil halt mit Kindern und Beruf und Hausbau so viel zu tun war...
w/43
 
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  • #4
Getrennt wird genau dann, weil keine gemeinsamen Ziele mehr vorhanden sind und meistens einer der Partner der Meinung ist, er hat etwas verpasst und muss das jetzt, mit einem anderen oder sogar jüngeren neuen Partner nachholen. Die Antwort auf die Frage: Wars das? Fällt eben meist Richtung Trennung aus. Doch viele kommen vom Regen in die Traufe oder auch "Selten was besseres". Also es löst nicht überall die Probleme, sondern schafft neue! Nur wenige schaffen es aus meiner Sicht wirklich, ihrem Leben eine neue Wendung zu geben, die sich im Nachhinein betrachtet dann auch gelohnt hat. - und das meine ich jetzt nicht finanziell!
 
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  • #5
Wenn die Kinder erwachsen sind, ist man so um die 50-55. Das ist doch das ideale Alter, um dann auch die schönene Seiten des Lebens wie z.B. Reisen oder ein romantisches Wochenende zu zweit zu genießen. Ich finde das wirklich schade, dass man dann, wenn man es "geschafft" hat, alles hinschmeißt.
 
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  • #6
@all: auf wdr kam am Mittwoch ein toller Film, passend zu diesem Thema: "Reife Leistung" mit Walter Sittler - in der Lebenskrise - die ersten 70 min. so ehrlich aus dem Leben gegriffen - jedoch das Ende leider wieder dem happy end gewidmet.
http://www.wdr.de/programmvorschau/object4Broadcast.jsp?broadcastId=3195211
 
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  • #7
Ob das auf "viele" Familien zutrifft, möchte ich bezweifeln. So etwas gibt es bestimmt, aber auf die große Mehrheit der Familien trifft es doch wohl kaum zu. Außerdem ist hier im EP-Forum ja eine Versammlung von Problemen, die zwar Einblicke gibt, aber keinen Mehrheitsschnitt.

Bestimmt gibt es auch den Fall, dass aus einer Familie jemand aussteigt, weil das Bedürfnis nach mehr, z. B. mehr Sex, aufkommt und dieser jemand der Meinung ist, es wäre jetzt gut, nicht weiter zu machen, sondern aufzuhören.

Ansonsten denke ich, dass es Familien, deren Boden dünn ist, wenn die genannten Aufgaben geschafft sind, an einem stärkeren Boden mangelt. Ein Leben, das "nur" auf diese Aufgaben geprägt ist, ist in der Tat irgendwann möglicherweise nicht mehr befriedigend. Zu den großen Aufgaben zumindest einer "Mittelschichts"- oder "Oberschichts"-familie gehören außer der genannten Aufgaben noch weitere Ziele, die schon FRÜH eine Rolle in der gemeinsamen Lebensplanung eine Rolle spielen sollten. Damit meine ich gemeinsames sinnstiftendes Tun über Familie mit Kindern hinaus, gemeinsame "Projekte". Spätestens der erwachsene Mensch hat den Überblick und kann die Dankbarkeit haben, nach geschenkten Zuwendungen dort, wo Bedarf besteht, nun seinerseits Zuwendung zu schenken.

So verstehe ich das. Der Wunsch, nach Erreichen der vom Fragesteller genannten Ziele, sich nun dem Eros (spannenden Sex) hinzugeben, finde ich einem erwachsenen Menschen, der normalerweise genug Gründe hat zur Dankbarkeit und zum Schenken von Zuwendung, wo Bedarf besteht, nicht würdig.

In den EP-Profilen und hier im Forum ist unherzlich wenig von dem von mir hinzugefügten Lebensmotiv die Rede. (Warum eigentlich nicht?) Integriert man sich ins Leben auch als gebender Erwachsener, dann gibt es auch nicht das Ablenkungsproblem (#2).
 
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Marianne

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  • #8
Wenn man zb keine finanziellen Probleme mehr hat, die Kinder aus dem Groebsten raus sind, das Haus endlich steht, man sich zuruecklehnen kann, dann merkt man auf einmal, dass man mit dem Mann neben einem nichts anzufangen weiss. All die Jahre des zwar vielleicht auch schoenen, aber eben auch "ablenkenden" Stresses hat man gar nicht wirklich gemerkt, dass man nicht zusammenpasst. Jetzt waere Zeit fuer kuschelige Abende, fuer gemeinsame Unternehmungen, fuer intime Zweisamkeit. Doch das ist fuer viele eben dann ein Problem, sie merken, dass es ein Trugbild war, dass der eine doch nicht fuer den anderen "geboren wurde".

Dann ueberdenken viele und trennen sich, um nicht gemeinsam ungluecklich zu werden. Traurig, aber wahr. Es gibt auch ein danach... ich weiss das nun... ;)
 
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  • #9
Die Kunst, sich nicht zu trennen, scheint in erster Linie darin zu bestehen, zusammen zu bleiben, und zwar bereits während der Zeiten, in denen man die "ablenkenden Aufgaben" hatte. Und das heißt: sich als Paar auch in unruhigen Zeiten Zeit für einander nehmen, mindestens an einem Abend alle vierzehn Tage. Mit dem Partner etwas machen, auch wenn dieser vielleicht mehr Spaß dabei hat als man selbst (z.B. mit der Ehefrau auch mal eine Film ansehen, den sie sich wünscht, anschließend ein Eis aus dem Hörnchen lutschen und ohne Kinder entspannt sein). Wer auf sog. Parties immer nur rumsitzt, Bratwürstchen verzehrt und in seiner Clique immer nur das selbe erzählt, statt mit seiner Frau zu tanzen, ist schon ein Trennungskandidat. Und die Frauen schaffen es erst gar nicht mehr, sich selbst, geschweige denn ihre Männer auf die Tanzfläche zu schleppen und dort zu tanzen (damit meine ich richtig zusammen tanzen, nicht getrennt zappeln). Wichtig ist: sich sozial engagieren. Das ist ein Stück Verantwortung. Viele Paare, die sich trennen, hatten sich innerlich schon längst getrennt, das aber übertüncht oder hinter angeblicher Aufgabenerfüllung getarnt, auch vor sich selbst. Und vor allem fühlen, was bei dem Partner/der Partnerin vorgeht. Ihm zeigen, dass man zu ihm steht, auch wenn es mal nicht so toll ist. Offen darüber sprechen, dass man sich von dem anderen innerlich entfernt hat, aber wider zu ihm zurück finden will.Und vor allem: zusammen bleiben wollen!
snorri
 
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  • #10
Für uns relativ klar: weil man nicht mehr durch Beruf, Heirat, Kinder, Hausbau "abgelenkt" ist von den Beziehungsproblemen und die Beziehungsprobleme endlich die Chance haben zur vollen Geltung zu kommen. Kenne auch einen ähnlichen Fall.

Leider, aber wer weiß, wäre es umgekehrt, würden wir Menschen uns vielleicht nie wieder vermehren ;-)

E.
 
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  • #11
Fragesteller:

Danke für die ausführlichen Antworten.

Lese ich das richtig:

Es sind also die "Ablenkungen", die Aufgaben (Geld ranschaffen, Haus bauen, Kinder großziehen etc.), die gemeinsamen Ziele, die zusammenhalten bzw. eine Trennung verhindern?

Da ließe sich mit Schaudern vermuten:

Paare kommen zu einem guten Teil (unterschwellig) also gar nicht zusammen, weil sie sich vor allem ("alediglich"") als Menschen interessant und l(i)ebenswert finden, sondern weil sie ein Ziel haben (Kinder, Haus - also überwiegend äußerlich), dessen Verwirklichung sie sich mit dem Partner/der Partnerin versprechen?!

Und ist das Ziel verwirklicht, stehen sich "allein" die Menschen gegenüber.... (?!)

"Gut", nun kann ich nachvollziehen, warum etliche eine zweite Familie gründen, in der alles besser laufen soll. (= wieder gemeinsame Ziele wie oben...) - Nur, welche gemeinsamen Ziele haben dann Kandidaten jenseits des Fortpflanzungsalters?
 
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  • #12
@#8 von #6: Du nennst viele ganz wichtige Aspekte, die ich nicht gebracht habe, da ich mich auf einen wesentlichen Aspekt konzentriert habe. Und Du schreibst es auch sehr treffend: auch in unruhigen Zeiten Zeit füreinander nehmen; auch etwas mitmachen, dass vielleicht mir nicht so viel Befriedigung gibt wie ihr; gegebenfalls frühzeitig ansprechen, dass man sich innerlich entfernt hat, zurückfinden will usw.
 
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VirginiaWoolf

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  • #13
Fragesteller,

Partnerschaften, Ehen, Familien zerbrechen aus unterschiedlichsten Gründen und
Deinen Zweifel "Es sind also die "Ablenkungen", die Aufgaben (Geld ranschaffen, Haus bauen, Kinder großziehen etc.), die gemeinsamen Ziele, die zusammenhalten bzw. eine Trennung verhindern? " stimme ich eher zu. Manchmal halten (nach außen) die Familien nur noch weil die Kinder noch im Hause sind.

Sie scheitern m.E., weil während die Aufgaben und Ziele erfüllt und erreicht werden (sollen) zu viele faule Kompomisse eingegangen wurden, die man/frau nicht mehr mittragen will, wenn die Liebe abhanden gekommen ist.
Für mich trifft dies jedenfalls zu.
Wenn man im Forum liest, wieviele rationale "Elemente" erfüllt sein müssen, bevor man sich verliebt oder vermeintliche Liebe zu lässt, ist es allerdings gar kein Wunder mehr.
 
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  • #14
..ich sehe das so: Am Anfang einer Beziehung hat man ausschliesslich die Zweisamkeit ( unbeschwert, durch die rosarote Brille blickend). Es kommt die Hochzeit, dann die Kinder und evtl. das eigene Heim. Mit all seinen Problemen, wie Verantwortung, fehlende Unabhängigkeit. Vielleicht entwickelt man sich in dieser Zeit in unterschiedliche Richtungen. Wenn die Verantwortung nachlässt und man somit wieder die Objektivität gewinnt, dann.....blickt man zurück und nach vorne und überlegt: Ist das mein Weg nach vorne???? Aus der rosaroten Brille wurde eine Lesebrille. HALT!!! Ich bin noch nicht zu alt für.......Tja
 
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