Die Scheidung bei uns lief vollkommen unkompliziert. Wir hatten einen gemeinsamen Anwalt, mit dem wir uns bei Gericht getroffen haben - nur wir, sonst keiner. Vorher war alles geregelt (notarielle Scheidungsfolgenvereinbarung) und die Scheidung war ein reiner Verwaltungsakt. Weil nichts zu klären war, wurden noch ein paar Witze mit der Richterin, den Beisitzern, dem Anwalt gemacht. Alle waren erleichtert, weil in dem vorherigen Fall wohl eine wahre Scheidungsschlacht mit schreienden kindrn usw. tobte,, die unterbrochen werden musste - wir wurden dazwischen geschoben. Alle erklärten uns, wie wohltuend es für sie als Profis ist, wenn Menschen, die fast 25 Jahre zusamen waren, sich so anständig trennen.
Anschließend sind wir zusammen noch ein Eis essen gegangen und haben uns dann freundlich voneinander verabschiedet und uns alles Gute gewünscht, das auch so gemeint. Mein Ex erzählte zwar etwas von treffen usw, aber da war ich dann sehr defensiv, weil für mich die Trennung endgültig war und ich auch keinen freundschaftlichen Umgang mehr wünschte. Das habe ich ihm zwar nicht gesagt, aber so praktiziert. Wenn wir in der ehe über die wichtigen Dinge nicht reden konnten, wollte ich es im nachhinein nicht mehr versuchen.
Abends bin ich dann noch mit einer Freundin essen gegangen, die klug genug war, zu wissen, dass unter der professionell agierenden Oberfläche eben ein zutiefst verletzter Mensch steckt, dem das Ganze doch was ausmacht.
Vorraussetzung für so eine ruhige und sachliche Trennung ist die klare Entscheidung: ich will und kann mit diesem Menschen nicht mehr zusammen leben, unsere Wege müssen sich hier trennen.
Mein Mann war übrigens ein Dauerfremdgänger. Die chronische Verunsicherung hat mich in immer tiefere Selbstzweifel bis in Depressionen gestürzt, die ich bis heute nicht losgeworden bin.
Es war eigentlich alles vorhanden, was eine Scheidung schwierig macht, aber trotzdem haben wir es gut hinbekommen.
w, 55