<Polemik gekürzt>
Ich lernte meinen Ex-Mann kennen ein oder zwei Monate NACH seiner Scheidung (18 Ehejahre/davon 1 Trennungsjahr) mit 2 Kindern, eines erwachsen, eines in der Pubertät. Seine Scheidung und seine Beziehung (da durch mütterlichen Boykott belegt) zu den Kindern waren ein ziemliches Desaster.
Er konnte diese neue Beziehung zu mir eingehen, weil das Kapitel "Ex und Liebe" definitiv abgeschlossen war. Die Beziehung zum Kind natürlich nicht. Wir hatten es in dieser Phase alle nicht leicht. Aber die Liebe hat gereicht, um durch hindurch zu kommen.
Nach vier Jahren haben wir geheiratet, nach 5 Jahren zog die Tochter, da sie endlich selbst entscheiden durfte, zu uns.
Ich bin ein Mensch, der den tiefen Glauben hat, dass jeder für sein Leben komplett selbst verantwortlich ist. Deshalb kann ich den Gedanken um Geld, Unterhalt, Altlasten etc. überhaupt nicht folgen.
Ich handle grundsätzlich eigenverantwortlich für mich. Wenn der Partner, in den ich mich jetzt verliebe, gerade frisch getrennt ist, 5 Kindern hat und mit der Ex streitet, dann liegt das klar in seiner Verantwortlichkeit. Ich kann nur da sein, zuhören und - nur wenn er es möchte - Ratschläge erteilen. Und stopp sagen, wenn ich es mir nicht 100 Mal anhören will und wenn sich nichts ändert. Ich bin ein lösungorientierter Mensch - Probleme lösen sich nicht, in dem man ein und denselben Vorwurf, ein und dasselbe Vorurteil 1.000 Mal von links nach rechts wendet.
Jede Entscheidung bzgl. der Vergangenheit des neuen Partners und dessen Ex-Familie ist also allein seine Entscheidung. Meine Entscheidung ist zu verstehen oder nicht zu verstehen, zu helfen oder nicht zu helfen, zu bleiben oder zu gehen, aber ganz sicher nicht, zu bewerten und verurteilen.
Auf dieser Basis entsteht echte Partnerschaft, in der gemeinsame Ziele ganz schnell erreicht werden - und sich keiner verbiegen muss. Es ist gelebte Toleranz, den anderen so anzunehmen, wie er ist und nicht in seiner Vergangenheit zu wühlen (ich an deiner Stelle hätte damals dies getan ...), ihm womöglich Vorwürfe zu machen (warum machst du jetzt nicht das ...).
Wenn ich jemals zu kurz gekommen wäre, weil da "Altlasten" sind, dann ist es allein meine subjektive Wahrnehmung und es liegt allein in MEINER Verantwortung, ob ich zulasse, zu kurz zu kommen oder nicht.
Ergo ist es mir vollkommen egal, mit welcher Vergangenheit ein neuer Partner kommt, ich möchte ihn als den Menschen kennen lernen, der er HEUTE ist.
Natürlich sind wir alle nicht gefeit davor, aus Erfahrungswerten in die Zukunft zu projizieren.
Fiktives Beispiel: es tritt jemand in mein Leben, der 52 ist und erzählt, er habe bis zum 43. Lebensjahr zuhause bei seinen Eltern gewohnt. Dann keimt in mir ein Gedanke auf, der lautet "Muttersöhnchen". Da habe ich mit 30 ja mal schlechte Erfahrungen gemacht
Dieser Gedanke stellt bereits eine Bewertung da. Und die entspringt meiner subjektiven Wahrnehmung von Menschen, die solange zuhause wohnen.
Es könnte aber x Gründe geben, solange zuhause zu wohnen und es kann für ihn das Non plus Ultra gewesen sein.
Wichtig ist doch nur eins: wie ist er jetzt drauf. Ist er beziehungsfähig? Lebt er den Level an Eigenverantwortung, den ich brauche? Ist er ein toleranter Mensch oder ein vorgeschoben toleranter (also im Grunde seines Herzens ein Schubladendenker, der alles einteilen und bewerten muss, es aber noch nicht mal merkt und sich auch noch für äußerst tolerant hält). Wie ist seine Wohnsituation jetzt. Welche Bindungen hat er.
Nur am HIER und JETZT bemisst sich meine Entscheidung. Und nun lieber Fragestellerin frage ich dich: liegt das nun an meinen Erlebnissen mit meinen Gebrauchtmann oder liegt das nicht vielmehr an meiner inneren Haltung? Ganz ehrlich, ich fände es schrecklich, wenn einmal/zweimal gemachte schlechte Erfahrung für mein ganzes weiteres Leben eine solche Macht hätte, dass ich jeden, der auch nur ein Merkmal mit diesem Ex teilt, gar nicht in mein Leben lasse.
Und die Stories à la meine beste Freundin hat aber auch , und viele, die ich kenne
und die Statistik sagt ... - Mir egal, ich sage: Nur, weil kollektiv Übereinstimmung herrscht wird es nicht richtiger. Auch die Mehrheit kann sich irren (siehe 2. Wahl von Präsident Bush).
Jeder ist für sein Leben selbst verantwortlich, und nur weil in diesen Fällen mehrheitlich ein Vorurteil besteht, muss es in meinem Leben noch lange keinen Schaden anrichten, sich mit einem getrennt lebenden/frisch geschiedenen einzulassen. Gott sei Dank steuere ich mein Leben selbst und nicht eine Statistik.
Lieben Gruß
Mary w/47