"Ist es verwerflich?" fragst Du. - Das wäre für mich (w, knapp 40) kein Kriterium!! Ich erlebe gerade das Leiden einer Bekannten mit (um die 50, mediterraner Herkunft): sie wird von Verwandten dafür angegriffen, wenn sie im 11. Monat nach der Beerdigung ihres Mannes etwas anderes als Schwarz trägt. Sie ringt darum, selber zu glauben, dass man doch nicht an ihrer Kleiderfarbe ablesen kann, ob sie ihren Mann tatsächlich geliebt habe... Das mitzuerleben macht mich dankbar für die Freiheit, die wir/ich in diesem Bereich bereits erlangt haben.
Das Kriterium ist für mich vielmehr meine Erfahrung, mein sorgfältiges Spüren von dem, was ist. Was ich in Monaten der intensiven Trauer vor ca. 10 Jahren erlebte, das möchte ich nicht mehr missen!!! Es gibt eine Tiefe, eine Begegnung mit sich selbst, mit dem Leben, vielleicht auch mit Gott, die unendlich kostbar sein können. - Hätte ich mich um diese Erfahrung gebracht, wenn ich "zu früh" (das ist m.E. nicht in Monaten, sondern höchstens am Grad "innerer Aufgräumtheit" messbar) mein Fokus auf Partnersuche gerichtet hätte? ODER auf einen neuen, fordernden 120%-Job, oder x-was, um mich abzulenken? Das ist doch die Frage. Ich behaupte: Wer sich bemüht, ehrlich zu sich zu sein, merkt, ob er flieht vor Gefühlen, die jetzt da wären und dran wären (Verdrängen ist manchmal auch nötig!) oder denen ihren notwendigen Raum lässt - möglicherweise auch neben einer neu entstehenden Beziehung.