Als ich mich per Schwangerschaftstest anmeldete, war meine Mutter gerade 42 geworden, mein Vater aber bereits 62 - in einem Alter also, in dem die meisten Männer eher an einen geruhsamen Rentenalltag denken als an Babywindeln und nächtliches Aufstehen.
Zu meinem Glück war mein Vater flexibel und fit genug, um diese unerwartete Herausforderung zu begrüßen (sonst wäre ich möglicherweise irgendwo im Klinikabfall gelandet). Und als Tochter habe ich in vielerlei Hinsicht davon profitiert, dass mein Vater auch locker mein Opa hätte sein können: er war sehr geduldig, hatte viel Zeit für mich und ließ sich sehr intensiv auf dieses Abenteuer der erneuten späten Vaterschaft ein. Dennoch habe ich später oft gedacht, dass es für ihn nicht leicht gewesen sein kann; damals wusste er ja noch nicht, dass er bei guter körperlicher und geistiger Gesundheit über neunzig werden würde. Ob er wohl oft gefürchtet hat, dass er mich nicht mehr aufwachsen sehen würde? Meine Mutter plagten solche Gedanken natürlich mit ihren Anfang Vierzig nicht - Alter und Tod sind ja unter normalen Umständen keine Themen, die einen da schon besonders berühren. Läuft es in der Partnerschaft gut, müssen diese zeitversetzten Lebensthemen kein Problem sein; im Idealfall profitiert man durchaus auch voneinander, wenn man es schafft, miteinander im Gespräch zu bleiben.