Mir geht es ähnlich wie Thomas, ich denke auch, dass es wichtig ist, dass beide Geschlechter vorhanden sind, aber das allein reicht nicht.
Zusätzlich gilt, was Frederika anspricht: Kinder brauchen Liebe.
Immer unter der Annahme, dass wir normale Verhältnisse haben, denke ich schon, dass die Liebe der leiblichen Eltern im Regelfall tiefergehend ist, z.B. weil man die gesamte Entwicklung der Kinder miterlebt hat und sie daher besser versteht/mehr Verständnis für ihre Eigenheiten hat. Ähnliches gilt wohl auch für die Liebe der Kinder gegenüber den leiblichen Eltern.
Aber ich glaube nicht, dass es für andere Bezugspersonen unmöglich ist, eine ähnliche Liebe zu entwickeln, nur ist es wahrscheinlich schwierig und auch noch abhängig vom Alter der Kinder und der Intensität der Beziehung/des Zusammenlebens.
Davon zu sprechen, ob man leibliche Eltern "ersetzen soll", halte ich in dieser Formulierung für unsinnig. In der Regel kann man sich das nicht aussuchen. Entweder die Eltern harmonieren und werden nicht ersetzt oder sie harmonieren nicht und trennen sich und in der Regel streben die Eltern neue Partnerschaften an, ersetzen also die Personen "ungefragt".
Es gibt sicherlich auch noch den Fall, dass Eltern zusammenbleiben um der Kinder willen, obwohl sie nicht harmonieren. Und so ist es wahrscheinlich gemeint, dass man Eltern "nicht ersetzen soll", d.h. es ist eine "moralische" Forderung, dass die Eltern, die sich trennen wollen, sich um der Kinder willen nicht trennen sollen.
Aber diese Eltern bilden wahrscheinlich kein gutes Vorbild für ein liebevolles Zusammenleben, das ein Kind aufnehmen und später selbst anwenden könnte. Ich schätze, dass sich ein großer Teil der Eltern "quält" und dass sie sich möglicherweise gegenseitig "zerfleischen". Im Gegenteil, es bildet sich beim Kind wahrscheinlich ein falsches "Bauchgefühl" dafür, was ein gutes Zusammenleben ist, d.h. möglicherweise verhält sich das Kind später in seinen eigenen Partnerschaften falsch und kann seine eigenen Partnerschaften nicht stabil halten.
Wenn das stimmt, kann man auch eine gegenteilige moralische Forderung aufstellen, nur glaube ich, dass sich sowieso niemand an moralische Forderungen hält. Mir ging es ähnlich. In einem gewissen Zustand der Beziehung habe ich wegen der Kinder noch daran festgehalten, aber irgendwann artete es aus und nun löse ich sie auf. Nicht zuletzt geht es auch um das Leben der Eltern und nicht nur um das der Kinder.
Deswegen ist meiner Meinung nach jeder Einzelfall eigenständig zu entscheiden und nicht mit einfachen moralischen Regeln zu lösen.
Ich denke nicht, dass andere Bezugspersonen von sich behaupten sollten Vater/Mutter zu sein. Und Kinder wissen das in der Regel ja einfach auch. Aber meiner Meinung sollten die Personen, schon die Funktionen von Vater/Mutter anstreben, also z.B. versorgen, betreuen, lehren, erziehen und eben auch liebevolle Beziehungen aufbauen. Eine solche Rolle/ein solches Ansehen erhält man bei den Kindern auch nicht einfach per Befehl von oben, sondern nur durch entsprechendes langsames und liebevolles Annähern und gleichzeitig liebevoller Unterstützung der anderen Bezugsperson durch die leiblichen Eltern. Das ist sicherlich wichtig, für Bezugspersonen, die gerade frisch in diese Rolle schlüpfen wollen.
E.