ja, es gibt diverse Unterschiede zwischen diesen Welten. Wenn ich die Beiträge hier lese, bin ich eher bestürzt über das Geschriebene.
Für mich gilt hier: Erst mal vor der eigenen Haustüre kehren, bevor ich mich in Monologe über die schlechte Welt führe.
Denn - nur wenn ich mindestens 20 Dates mit tieferen Wünschen mir gegenüber verbuchen kann, die dann auf Lügen der anderen Person zementiert sind, dann kann ich repräsentativ etwas dazu sagen.
Wenn ich aber drei Dates hatte, bei denen eindeutig geschummelt wurde, dann heißt das ja noch lange nicht, dass das Gegenüber überhaupt etwas von mir wollte. Wenn ich mich also darüber empöre, dann, weil der Andere für mich begehrenswert ist und ich auch für ihn, nur dass er/sie eben gelogen hat. Von Wert ist nur das gegenseitige Mögen, denn da ist die Enttäuschung wegen Lügen schmerzhaft. Wenn da ein "sportlicher" Mann in Wirklichkeit einen Bauch hat, hake ich den ab und schreibe darüber nichts, denn der ist keine Zeile wert, auch hier nicht. Was in Wirklichkeit schmerzt ist die Tatsache, mit "Gleichgesinnten" Suchenden konfrontiert zu werden, die ebensolche Ideale suchen (und sich deshalb virtuell dazu machen) wie man selbst. Weil man selber nicht geschummelt hat, hält man sich automatisch für attraktiver, das muss man aber gar nicht sein, Ehrlichkeit macht äußerlich nicht schöner. Mit der Zeit schleicht sich eine Enttäuschung nach der anderen ein, es entsteht das Gefühl, dass alle anderen Idioten sind...und natürlich auch, dass alle Normalen vergeben sind.
In der realen Welt geht alles schneller und der Marktwert bestimmt das Geschehen in Echtzeit. Ein Freund von mir hat früher nebenberuflich gemodelt. Der wird ständig von verheirateten Frauen angebaggert, hat immer alle Gelegenheiten, würde aber nie was daraus machen. Eine Bankerin hier in der Nähe war mal gerade zwei Tage geschieden und hat nach der vierten Affäre den richtigen Partner (im RL) gefunden. Meine Nachbarin datet sich um den Verstand, als normal aussehende schaut sie keiner im realen Leben an. Ihre Selbstwahrnehmung basiert eigentlich auf bildungsbürgerliche Werte. Sie ist trotz dieser Tugenden 6 Jahre auf der Suche in dem Glauben, dass die virtuelle Welt sie schöner macht. Auch sie fängt neuerdings an zu schummeln, redet aber ständig von Lügenbaronen mit fetten Bäuchen und Glatzen. Ich glaube, die Erfolglosigkeit lässt sich besser ertragen, wenn man sich auf Nebenschauplätze begibt, dass andere Lügen. Für viele aus Angst oder in einem diffusen Wissen darüber, dass der eigene Zug abgefahren ist. Wer im realen Leben viele Enttäuschungen hatte, findet auch im Netz nicht automatisch sein Glück, dies gilt zumindest ab etwa 45 Lebensjahren.