Ich oute mich mal: ja, ich schlafe im Kinderbett. Nicht "Kinderbett", sondern Kinderbett. Das 90 cm- Bett, auf dem ich gerade hocke, ist dasselbe, in dem ich schon seit ....hmm...war es 1994 oder noch früher?... meine Nächte verbringe. Auf jeden Fall seit präpubertärer Zeit.
Und es kommt noch schlimmer: ich finde das ganz gut so! Dieses Bett aus Kindheitstagen stellt sozusagen ein Stück Heimat in der Fremde dar.
Nun muss man allerdings auch sagen, dass hier ein größeres Bett kaum Platz hätte. Mein ganzes Appartement ist kleiner als das Schlafzimmer mancher Mitforisten. Das Gute ist dabei, dass es an einer Seite eine Wandnische gibt, in die mein Bett exakt hineinpasst. Mit einem Vorhang wird daraus ein gemütlicher Alkoven.
In meiner nächsten Wohnung will ich sowas wieder haben. Es muss nicht unbedingt dieses Bett sein, aber auf jeden Fall irgendwas höhlenartiges, was Geborgenheit vermittelt und auch nicht 0815 aussieht. Meine Schlafstatt muss das gewisse Etwas haben, da muss mir schon beim Anblick warm ums Herz werden. Von der Breite her dürfen es dann mehr als 90 cm sein, müssen aber nicht. Wichtiger als ein geräumiges Bett ist mir Platz für Gymnastik; zum Tanzen und Hin- und Hertigern.
Was sagt das nun über mich aus? Klar: dass ich mich auf ein Leben ohne Mann eingerichtet habe und auch keine Spielwiese für schnelle Abenteuer brauche. Aber was sollte daran abschreckend sein für einen Mann, der unerwarteterweise eben doch in mein Leben tritt? Dass ich nicht alles darauf ausgerichtet habe, den Lebensplan "Beziehung" zu erfüllen incl. prophylaktischer Anschaffung eines pärchengeeigneten Bettes? Die Tatsache, dass er es dennoch in mein Schlafzimmer geschafft hat, sollte ihm eher schmeicheln.
Und dass ich ONS nichts abgewinnen kann? Nun, es mag Männer geben, die daraus auf mangelnde Libido oder mangelnde sexuelle "Skills" (da wenig Übung) schließen. Aber so kann nur ein Mann denken, dem ein tieferes Verständnis für Erotik abseits von stumpfer Triebbefriedigung abgeht, was ihn für mich ohnehin als Partner disqualifiziert.
Was die praktischen Aspekte angeht: Sex muss man nicht im Bett haben, wobei 90 cm dafür meiner Erfahrung nach durchaus ausreichen. Zusammen Einschlafen wird zugegebenermaßen bei der Breite schwierig. Aber erstens kann ich mir immer noch ein größeres Bett zulegen, wenn ich einen Mann kennenlernen sollte. Das muss ich nicht in der vagen Hoffnung tun, dass es irgendwann mal passieren KÖNNTE. Ich glaube, es würde mich sogar deprimieren, allein in einem Bett zu schlafen, dass ich mir nur aus diesem Grund angeschafft habe. Zweitens finde ich "zusammen schlafen" in der Realität leider nicht besonders romantisch. Ich sag nur: Morgenatem, Schnarchen (mir ist noch kein erwachsener Mann untergekommen, der es nicht tut!), Sabbern im Schlaf.