• #1

Welches Familienmodell nach der Trennung?

Welche Erfahrungen habt ihr mit welchen Familienmodellen nach einer Trennung? Mich interessieren besonders das Wechselmodell (Kinder leben abwechselnd bei Vater und Mutter, z.B. im Wochen- oder 14-Tage Rhythmus) und Nestmodell (Kinder leben in festem Haushalt und Eltern wechseln sich dort ab) oder Eltern-WG (Wohnsituation bleibt wie bisher, nur dass die Eltern kein Paar mehr sind und getrennte Schlafzimmer haben)? Ich bin dem Wechselmodell gegenüber sehr skeptisch, weil die Kinder kein festes Zuhause haben und man immer längere Zeit nicht mit den Kindern lebt. Letzteres ist ja auch beim Nestmodell der Fall. Bei der Eltern-WG ist natürlich die Frage, wie die getrennten Partner je Abstand zueinander finden und emotional zur Ruhe kommen können, von der Schwierigkeit für neue Beziehungen ganz zu schweigen. Ich würde mich über kurze Erfahrungsberichte freuen; Meinungen Nicht-Betroffener habe ich schon oft gehört...
 
  • #2
Hallo Flipp1234,

vielleicht interessiert Dich meine Sicht als Scheidungskind:

Ich war 9 Jahre, als meine Eltern sich trennten und meine Mutter mit ihrem neuen Partner zusammen zog.
Meine Eltern entschieden sich für das Wechselmodell. Ich hatte in beiden Wohnungen ein eigenes Zimmer und ging immer Donnerstags nach Schulschluss zu meinem Vater, der mich Sonntag Abends wieder zu meiner Mutter brachte.

Ich habe dieses Modell sehr schnell als Normalität empfunden.
Ich hatte eine feste Struktur und halt einfach zwei zu Hause.

So viel zu meinen Erfahrungen aus Kindersicht.
Erfahrungswerte aus der anderen Perspektive liegen mir nicht vor.

Viele Grüße
FrauGelb, 30
 
  • #3
Also...Ich bin getrennt und mittlerweile in Scheidung. Unsere Tochter (fast 13) wohnt bei mir und sieht ihren Papa alle 14 Tage am WE. Das Verhältnis zwischen ihm und mir und ihm und Tochter ist nicht das beste und bringt immer wieder Stolpersteine. Meine Tochter ist sehr sensibel und geht in Therapie - auch wegen der Trennung -.
Soviel dazu....
Meine Tochter hat durch das 14tägige Modell Beständigkeit. Sie weiß wann sie bei Papa ist und wieder zurückkommt. Das Leben ist allgemein besser planbar. Auch gerade wenn ein Elternteil einen neuen Partner hat. Ich sehe z.B. an den freien WE meinen Freund. Gemeinsame WE mit meinem Freund und seinem Sohn gibt es dann, wenn meine Tochter bei mir ist.
Die Ferienzeiten teilen wir ein wie es am besten passt. Da bin ich flexibel.
Eine WG mit dem Ex könnte ich mir nicht vorstellen. Dazu dürften wirklich keine Konflikte vorliegen. Jeder müsste sehr tolerant sein. Auch würde mich stören, das ich keinen Rückzugsort hätte. Es wäre ja immer einer in der Wohnung. Wie läuft es dann mit neuen Partnern? Wie gehen die Kinder mit dieser offen gelebten WG um?
Das 50:50 Modell hat mein Freund mit seiner Ex. Klappt mehr oder weniger. Abgemachte Zeiten werden von ihr immer wieder boykottiert wegen Eifersucht. Der Sohn muss mal Sonntags um 13.00 Uhr zurück und dann wieder Dienstags Nachmittags. Dann bleibt er nur 3 Tage oder auch 5. Richtig regeln will sie das nicht.
Meine Erfahrung ist, das meine Tochter mit der festen Regelung gut klarkommt. Das ist Beständigkeit für sie und sie weiß, was wann und wo.
Kommt halt auch auf das Alter der Kinder an. Mit einer 13jährigen kann man besser reden, als mit Kleinkinder. Ist dein Ex beständig oder eher nicht?
 
  • #4
Hallo FS,
wie alt sind denn die Kinder, wenn sie schon älter sind könnten sich die Eltern mit den Kindern an einen Tisch setzen und gemeinsam über eine gute Lösung auch für die Kinder diskutieren.
 
  • #5
Bei der Eltern-WG ist natürlich die Frage, wie die getrennten Partner je Abstand zueinander finden und emotional zur Ruhe kommen können, von der Schwierigkeit für neue Beziehungen ganz zu schweigen. Ich würde mich über kurze Erfahrungsberichte freuen; Meinungen Nicht-Betroffener habe ich schon oft gehört...
Dieses Modell finde ich mutlos ungeklärt und als eine Art Heuchelei den Kinder gegenüber, den Kinder wird eine falsche Welt vorgespielt und eine zukünftige, positive Beziehungsanbahnung wird auch unmöglich sein, weil nicht 100% geklärt wurde, aus falscher Rücksichtnahme!
Besser für die Kinder, für Alle, es hat jeder seine eigene Wohnung, es ist alles geklärt, die Kinder wissen genau Bescheid und wechseln von Vater zu Mutter und umgekehrt!
 
  • #6
Liebe TE

meine Erfahrungen sind die einer Stiefmutter.

Als mein Mann sich vor 25 Jahren trennte waren die Kinder 10,9 und 6 Jahre alt. Er zog in eine Wohnung und hatte anfangs die Kinder alle 14 Tage von Freitag Mittag bis Sonntag Abend. Das war für alle Beteiligten bereits nach kurzer Zeit unbefriedigend.

Also zog er wieder um, diesmal in die Nähe der Kinder, damit sie kommen konnten wenn sie wollten, sofern er nicht arbeiten war. Das war aber wohl auch nicht das Gelbe vom Ei, weil weder er noch die Mutter der Kinder irgendwas verläßlich planen konnten. So entschieden sie sich für das Wechselmodell.

Das lief ein paar Jahre dann so durch, bis der Ältere nach dem Abi zum Studieren wegzog. Der Mittlere machte eine Ausbildung und zog danach mit seiner Freundin zusammen und der Kleine kam ganz zu uns. Für diese drei Kinder und ihren Eltern war dieses Modell gut und passend.
 
  • #7
Wie alt sind die Kids? Aus Erfahrung weiß ich, dass die Kinder durchaus ihre Vorlieben haben.
Nicht jeder Elternteil ist gleich fähig und nicht jeder Vater ist scharf darauf Alleinerziehend zu sein, nicht jede Mutter in der Lage vernünftig Unterhalt zu zahlen.
Wenn ihr vernünftig kommunizieren könnt und nicht weit voneinander entfernt wohnt spricht nichts gegen das Wechselmodell.
Wenn natürlich ein Elternteil seine Befindlichkeiten auf den Rücken der Kinder austragen will, dann schafft er das, egal bei welchem Modell.
Vergesst NIE! Es geht IMMER um das Wohl der Kinder, reißt euch bitte zusammen, ich hab das Drama jahrelang durch, nicht witzig.
Da mein Ex mich nicht mehr treffen konnte, hat er es übers Kind probiert. Da erwischte er mich am Besten, das wusste er.
Egal, was ich sagte, er war grundsätzlich dagegen.
 
  • #8
Wir hatten das Wechselmodell. Das hat soweit gut geklappt. Für die Tochter wäre es aber wesentlich einfacher gewesen, die beiden Wohnungen wären in der Nähe im gleichen Ort gewesen. Der logistische Aufwand war zeitweise recht gross für die Tochter und ihre sozialen Kontakte haben gelitten.
 
  • #9
Welche Erfahrungen habt ihr mit welchen Familienmodellen nach einer Trennung? Mich interessieren besonders das Wechselmodell (Kinder leben abwechselnd bei Vater und Mutter, z.B. im Wochen- oder 14-Tage Rhythmus) und Nestmodell (Kinder leben in festem Haushalt und Eltern wechseln sich dort ab) oder Eltern-WG (Wohnsituation bleibt wie bisher, nur dass die Eltern kein Paar mehr sind und getrennte Schlafzimmer haben)? Ich bin dem Wechselmodell gegenüber sehr skeptisch, weil die Kinder kein festes Zuhause haben und man immer längere Zeit nicht mit den Kindern lebt. Letzteres ist ja auch beim Nestmodell der Fall. Bei der Eltern-WG ist natürlich die Frage, wie die getrennten Partner je Abstand zueinander finden und emotional zur Ruhe kommen können, von der Schwierigkeit für neue Beziehungen ganz zu schweigen. Ich würde mich über kurze Erfahrungsberichte freuen; Meinungen Nicht-Betroffener habe ich schon oft gehört...
Also Wechselmodell klappt bei mir seit 6 Jahren vorbildlich.
Die Kinder fühlen sich da zu Hause, wo ihre Eltern sind.

Ist 'ne Einstellungfrage der Eltern.
Wer dem Partner noch eine reinwürgen will, nimmt die 55/45%-Lösung und verlangt vollen Unterhalt.
Sowas wird auch aktuell noch ausgeurteilt, trotz BGH - also nicht zu schamhaft werte Damen. Es geht immer noch.

mMensch50
 
  • #10
Ich hätte auch eine etwas ungewöhnliche Lösung zu bieten, bei der mir jeder vorhergesagt hat, dass es nicht gut gehen wird. Das ist es aber doch und schon seit über 10 Jahren.

Ich habe mit dem Ex zusammen ein Haus, von dem wir die Hälfte vermietet hatten. Dieser Hausteil ist völlig separat und unabhängig von dem anderen.

Dem Mieter haben wir gekündigt, der Ex ist in die andere Haushälfte gezogen.

Ich habe diese Lösung vorgeschlagen, da wir auch alle sehr an unserem Hund gehangen haben und an dem Haus. So konnten wir uns beziehungstechnisch partnerschaftlich trennen aber dennoch noch für das Kind 100% zur Verfügung stehen, keiner musste auf irgendetwas verzichten oder große finanzielle Einbußen hinnehmen, auch ohne dass ein Ortswechsel /Schulwechsel notwendig geworden wäre.

Wir hatten aber auch eine sehr friedliche Trennung und waren beide stets bemüht, gut miteinander auszukommen, haben auch heute noch ein gutes Verhältnis miteinander.

Mein Ex hat schon viele Jahre eine neue Partnerin, die sich daran nicht stört und mit der ich mich gut verstehe und ich habe nun auch bereits den zweiten Partner, der kein Problem mit dieser Lösung hat und mit meinem Ex auskommt.

Ich denke mit unsicheren und zu Eifersucht neigenden Menschen wäre dies nicht möglich.

Ich lebe immer noch im Haus, obwohl das Kind längst erwachsen und ausgezogen ist und mein neuer Partner wohnt meist mit bei mir. Mein Ex hat noch diese Wohnung lebt aber meistens bei seiner Partnerin, da diese nicht aufs Land ziehen will.

Früher fand ich diese Lösung insbesondere aus emotionalen Gründen, gut mittlerweile ist es eine finanziell gute Lösung für uns beide im Hinblick auf die Altersvorsorge.

Ich bin übrigens selbst ein Scheidungskind und habe einen Rosenkrieg erlebt, sowas wollte ich selbst niemals. Ich habe dann alle paar Wochen meinen Vater gesehen mit dem ich sowieso nie viel anfangen konnte und der sich nie für mich interessierte. Irgendwann war ich froh als ich nicht mehr zu diesem krampfigen Treffen musste.

Für meine Tochter hingegen hat sich das Verhältnis zum Vater durch die Trennung nicht negativ verändert.
 
  • #11
Ich kann das nur theoretisch aus Sicht meiner Kindheit bewerten: je nach Kind ist es doch unterschiedlich, mit welchem Elternteil es besser harmoniert. Ich hätte seit ich denken kann meinen Vater gewählt, hätten meine Eltern sich getrennt. Und meine Mutter alle zwei Wochen zwei Tage hätte gereicht. Gegen was anderes hätte ich mich gewehrt. Ich würde also ab einem bestimmten Alter auf jeden Fall die Kinder mit einbeziehen.

W, 35
 
  • #12
Meine 14 jährige Tochter lebt seit 7 Jahren im Wechselmodell. Sie ist abwechselnd eine Woche bei mir und abwechselnd eine Woche bei ihrem Vater. Im Gegensatz zu vielen Anderen, verdamme ich das Modell nicht, ich glorifiziere es aber auch nicht. Neben den logistischen Aspekten ( man sollte nicht zu weit auseinander wohnen, weil irgendein Buch, eine Hose oder Sportsachen befinden sich immer beim anderen Part), hat es einen ganz gravierenden Nachteil, der mir damals bei der Trennung nicht bewusst war und den ich bereits hier einmal erwähnt habe: Kinder im Wechselmodell sind nahezu alle loyal beiden Elternteilen gegenüber. D.h. im Klartext, ich bin mir sehr sicher, dass meine Tochter lieber bei mir leben würde, sie sagt es aber nicht. Und solange sie es nicht explizit sagt, kann ich nichts machen. Sie wertet ihre Loyalität ihrem Vater gegenüber höher ein als bei mir zu leben. Sie ist 14 und das ist ihre persönliche Entscheidung, die ich akzeptiere. Ich kenne übrigens einige, die mit diesem Modell leben und alle kennen dieses Problem. Man spricht nach aussen nicht darüber und stellt es immer gerne als das super Modell hin. Man spricht erst darüber, wenn man weiss, dass diese Familie die Problematik kennt. Ich weiss im Nachhinein nicht, ob ich es nochmal machen würde, trotz der Vorteile, die es zweifelsfrei auch hat.
W 54
 
  • #13
Freund von mir hatten eine ganz tolle Lösung. Sie haben zusätzlich zum Haus noch eine Einzimmerwohnung gemietet. So konnten ihre drei Kinder in der gewohnten Umgebung bleiben und die Eltern haben sich wöchentlich mit der Betreuung abgewechselt. w58
 
  • #14
Also eine Eltern-WG ist ja wohl das Allerletzte!
Was soll das sein? Trennung light für Feige?
Entweder trennt man sich oder eben nicht. Wie soll man denn jemals einen neuen Partner in einer Eltern-WE bekommen? Für die Kinder auch totaler Blödsinn. Da kennen sie sich ja gar nicht mehr aus und sind ständig im Konflikt.
Bei Mama gelten Mamas Regeln, bei Papa gelten seine - keine Diskussionen. Die Kinder gewöhnen sich daran.
Wir haben uns getrennt als die Kinder noch sehr klein waren und mein Exmann ist eher Onkel als Vater - immer gewesen. So gesehen stellte sich nie die Frage, ob sie auch bei ihm leben, weil er das nicht kann und total überfordert wäre, wenn er morgens die Kinder in Schule oder KiGa hätte bringen müssen. Es hört sich blöd an, aber er kann das nicht - Alltag.
Sie sind alle 2 Wochenenden bei ihm und wenn er will, kann er sie jederzeit sehen oder sich mit ihnen treffen. Will er aber nicht.
Mir wäre es recht, wenn er sie auch mal unter der Woche nehmen würde, denn sie entfremden sich natürlich immer schon nach 2 Wochen, so dass sie nach der Zeit auch nicht sonderlich Lust haben, zu ihm zu kommen.
Bei Freunden sehe ich engere Wechselmodelle mit engagierteren Vätern und die klappen alle - egal ob das Wechselmodell oder alle 2 WE und den Mittwoch jeweils ein Kind bei Papa (Das ist hier häufig).
Kommt also auf die Eltern an.
Ich kann nur allen Vätern raten, möglichst viel Kontakt zu ihren Kindern zu haben und allen Trennungseltern raten, sich der Kinder zuliebe zu einigen und sich zu verstehen - egal was war.
 
  • #15
Mein Bruder hat wie folgt geregelt:
Seine Ex und seine beiden Kinder blieben in seinem Haus, er selbst hat in der Nähe eine Wohnung gekauft. So gross, dass er eine Wohnung hat, die diesen Namen verdient - und beide Kids jeweils ein Zimmer.
Da er beruflich viel unterwegs ist hat er quasi dafür bezahlt, dass seine Ex für die Kinder da war, die immer zu ihm kommen konnten, wenn er da war.
Klappt seit Jahren hervorragend, hat aber bald ein Ende, wenn die beiden volljährig sind.
 
  • #16
Wir betreuen unsere Kinder seit 3 Jahren im Wechselmodell. Bei uns wechseln die Kinder jeden Tag, d.h. sie sind Mo, Mi, Fr nachmittag bei einem Elternteil, Di, Do, So nachmittag bei dem anderen, Samstags wechseln wir uns ab. Im Vergleich zum klassischen Wechselmodell hat das den Vorteil, dass sie sowohl Mama als auch Papa (fast) jeden Tag sehen und uns daher kaum vermissen. Außerdem lässt es sich auch mit der Arbeit besser koordinieren, da wir beide an festen Tagen früh /spät arbeiten können. Die Kinder haben ein viel engeres Verhältnis zu ihrem Vater als vor der Trennung (da er viel mehr Zeit mit ihnen verbringt), was ich als großen Vorteil ansehe. Außerdem sind wir beide entspannter, da wir eben auch kinderfreie Zeiten haben, die wir für Organisatorisches oder Freizeit nutzen können. Dadurch ist auch die Zeit mit den Kindern angenehmer geworden, wir schätzen sie mehr wert und gestalten sie bewusster.

Zu den Nachteilen: ich finde es schade, dass sie kein "richtiges" zu Hause haben. Ich kann mir nicht vorstellen, wie es sich anfühlt. Aussage der Kinder ist aber, dass sie sich bei beiden zu Hause fühlen. Für sie ist es viel wichtiger, Mama und Papa regelmäßig zu haben, als ein zu Hause zu haben.
Außerdem ist es für mich ein Problem, örtlich so gebunden zu sein. Unsere Wohnung ist klein, eine größere in der Gegend schwer zu finden und weiter wegziehen geht nicht. In der Hinsicht wäre ich gerne unabhängiger vom Vater meiner Kinder.
 
  • #17
Freund von mir hatten eine ganz tolle Lösung. Sie haben zusätzlich zum Haus noch eine Einzimmerwohnung gemietet. So konnten ihre drei Kinder in der gewohnten Umgebung bleiben und die Eltern haben sich wöchentlich mit der Betreuung abgewechselt. w58

Kann man machen, ist für die Kinder bestimmt schön. Ich würde allerdings nicht mehr im gleichen Bett schlafen wollen, wie mein Ex, mich über die Einrichtung abstimmen, darüber diskutieren, wer was geputzt oder nicht geputzt hat etc.
 
  • #18
Ganz klares Plädoyer für das Wechselmodell (und zwar wöchentlicher Wechsel und wirklich 50:50). Praktizieren wir seit 7 Jahren, Kinder sind jetzt kurz vor dem Erwachsenwerden. Jeden Freitag ist Wechsel. Häuser liegen nur 10 Minuten mit dem Rad auseinander. Kommunikation funktioniert, sogenannte "Übergabegespräche" bei einer Tasse Kaffee müssen sein.
Vor einem Jahr jedoch wollte mein 16jähriger Sohn lieber bei mir wohnen. Das haben wir eingerichtet. Der jüngere Bruder wechselt nach wie vor und findet es gut.

Ich kann mir heute rückblickend auch das Nestmodell oder eine Eltern-WG vorstellen.
 
  • #19
hat es einen ganz gravierenden Nachteil: Kinder im Wechselmodell sind nahezu alle loyal beiden Elternteilen gegenüber. D.h. im Klartext, ich bin mir sehr sicher, dass meine Tochter lieber bei mir leben würde, sie sagt es aber nicht.
Nun ja, aber auch bei intakten Familien, d.h. in denen die Eltern glücklich zusammen leben, ist es normal, dass sich gelegentlich oder grundsätzlich ein Kind zu einem Elternteil emotional mehr hingezogen fühlt, als zum anderen. Auch dort gibt es regelmäßig Situationen, in denen das Kind mit dem weniger geliebten Elternteil vorlieb nehmen muss.
Meine Güte! Das ist doch normal und darf auch vom Kind erwartet werden, dass es beiden Eltern gegenüber "loyal" ist!
Umgekehrt gibt es ja genau so emotionale Vorlieben bei den Eltern bezüglich ihrer Kinder und trotzdem muss man von Eltern erwarten, dass sie alle ihre Kinder gleichbehandeln, keines vorziehen, also, loyal sind.

w54
 
M

mightyMatze

Gast
  • #20
Bei mir ist es das "klassische" Modell - die Kinder leben bei meiner Ex-Frau und sind jedes zweite Wochenende bei mir (meist von Freitagabend bis Montagmorgen, d.h. ich bringe sie montags in Schule/Kindergarten). Unter der Woche schlafen sie je nach Bedarf auch mal bei mir, wenn meine Ex z.B. abends einen geschäftlichen Termin hat, und in den Ferien dann auch je nach Bedarf.

Das (auch von den Familiengerichten) immer mehr propagierte Wechselmodell ist aus meiner Sicht gar nicht so ohne weiteres umsetzbar. Denn mit einer Vollzeit-Berufstätigkeit ist das ja kaum vereinbar, zumindest solange die Kinder noch klein sind.
 
  • #21
Ich antworte Dir als kinderlose Frau, die sich noch gut an ihre eigene Kindheit erinnern kann: Für mich als Kind wäre ein Wechsel alle paar Tage oder auch wöchentlich viel zu stressig gewesen. Ich war ein sehr sensibles, ruhiges Kind mit festen Wurzeln zu meinem Elternhaus und zu meiner Straße. Heute weiß ich, dass ich hochsensibel bin und dass es zu dieser Disposition dazugehört, sich nicht ständig örtlich verändern zu wollen. Ich wohne heute noch bzw. wieder in meiner Heimatstadt und ich hasse Ortswechsel.
Wenn Deine Kinder sehr sensibel sind und nicht gerne Auto fahren, nicht gerne in Unruhe versetzt werden wollen, mit Stress auf ständigen Wechsel reagieren, dann plädiere ich für das Nestmodell oder das Modell, wo die Kinder hauptsächlich bei einem Elternteil wohnen und der andere ab und zu zu Besuch kommt. Die Kinder werden Dir das u.U. so nicht verbalisieren können, also solltest Du sie gut einschätzen, was bei Ihnen Stress verursacht.
Hätten sich meine Eltern scheiden lassen, wäre ich mehr am gewohnten Platz gehangen als an den Eltern. Ich hätte kein Problem damit gehabt, ein Elternteil weniger zu sehen.
 
  • #22
Eines ist mir noch eingefallen:
Ein Wechselmodell wäre für mich als Kind immer nur die schlechteste Lösung gewesen, und um die schlechteste Lösung etwas angenehmer zu gestalten, wären lange Phasen zwischen den Wechseln hilfreich gewesen. Nicht alle paar Tage hin und dann wieder her, nicht jede Woche hin und dann wieder her, sondern ein monatlicher oder zweimonatiger Wechsel wären für mich als sehr sensibles Kind eher zu verkraften gewesen.
 
  • #23
Den meisten Kindern würde das Nestmodel wohl am besten gefallen oder die ElternWG. Vorausgesetzt, beide Eltern gehen kostruktiv miteinader um und könnten oder wollten das beide so mittragen, was jedoch auf Dauer so gut wie nie der Fall ist. Daher würde ich diese beiden Modelle als realitätsfern bezeichnen.

Mir selbst ist am besten das -ich nenne es mal- Stadardmodell bekannt, also das feste Leben der Kinder bei einem Elternteil und der Wechsel an jedem zweiten Wochenende, teilweise den Tagen dazwischen und einem großen Teil der Ferien zum anderen Elternteil. Danach fragt der oder die FS hier -erstaunlicherweise- gar nicht.

Bleibt noch das Wechselmodel. Dieses Model wird im Bekanntenkreis häufig und zunehmend praktiziert. Ich kenne es sowohl seitens zweier Väter, seitens einer Mutter und seitens eines jugendlichen Kindes. Alle äußerten sich positiv. In allen vier Fällen ist jedoch ein Mindestmaß an Konstruktivität aller Beteiligten erforderlich, sowie eine praktikabele Nähe der Elternwohnorte.

Ist das nicht gegeben, bleibt nur das Standardmodell. Ich finde es schade, dass zwischen Wechselmodell und Standardmodell -den aus meiner Sicht einzig praktikabelen Modellen- juristisch kein fließender Übergang möglich ist, Da besteht politischer Handlungsbedarf. Letztenendes kann ich nur an alle Eltern appellieren, sich im Interesse der Kinder zusammenzureißen, den Umgang mit dem jeweils anderen Elternteil möglich zu machen bzw. verantwortungsbewusst umzusetzen.
 
  • #24
Grundsätzlich finde ich das sehr positiv, dass Ihr Euch bei der Trennung zusammensetzt und gemeinsam überlegt welches Modell für Euch und Eure Kinder passt. Sprich die Kinder haben einen Vater, dem sie sehr wichtig sind.

Inwiefern sich Wechselmodell oder ähnliches realisieren lassen, liegt meiner Meinung nach an den Möglichkeiten, dem Alter der Kinder und dem Verhältnis zwischen Mutter und Vater. Und nicht zu verachten, den finanziellen Verhältnissen.

Der allerwichtigste Faktor sind aber für mich die Kinder selbst. Wie oben schon eine Foristin geschrieben hat, sensiblen oder auch kranken Kindern tut man mit ständigem Wohnungswechsel bestimmt keinen Gefallen. Es gibt auch Kinder, die eine starke Bindung zu einem Elternteil haben, die sollte man ebenfalls nicht so einfach verfrachten. Mich hätte während meiner Kindheit niemand von meinem Vater weggebracht

Was für mich selber aber niemals wieder in Frage kommen würde, wäre wie oben steht, das klassische Modell, sprich alle 14 Tage Elternteil. Das habe ich bald 15 Jahre und die Bindung kann gar nicht so eng sein, wie beim Elternteil mit dem der Alltag gelebt wird.

Auf das Ihr eine gute Lösung für Eure Kinder findet.

w/36
 
  • #25
Kann man machen, ist für die Kinder bestimmt schön. Ich würde allerdings nicht mehr im gleichen Bett schlafen wollen, wie mein Ex, mich über die Einrichtung abstimmen, darüber diskutieren, wer was geputzt oder nicht geputzt hat etc.
Man muß nicht im gleichen Bett schlafen. Über die Hausarbeit gab es vorher keine Unstimmigkeiten, deshalb auch danach nicht. Meine Freunde waren in der Lage zum Wohle der Kinder den eigenen Egoismus zu überwinden. @Sonnenhut, das könntest du wohl nicht. Man merkt schon an deiner Argumentation wie negativ deine allgemeine Einstellung und wie ichbezogen du bist. Lass mich raten: Du bist Single. w58
 
  • #26
. @Sonnenhut, das könntest du wohl nicht. Man merkt schon an deiner Argumentation wie negativ deine allgemeine Einstellung und wie ichbezogen du bist. Lass mich raten: Du bist Single.
Wo liest Du das denn? Ich finde @Sonnenhut hat in ihren beiden posts ausgesprochen ausgewogen über ihre bislang dreijährige Wechselmodell Erfahrung berichtet. Auch sie verzichtet auf einen Umzug der Kinder zuliebe. Deshalb muss man doch nicht abwechselnd a la Nestmodell mit dem Ex in der "alten" Wohnung leben. Ich persönlich kenne das Modell nur aus der Zeitung und niemanden der so lebt bzw. leben will. Erstens muss man es sich finanziell leisten können, bspw. würden evtl. neben der Abzahlungsrate für eine Immobilie noch zwei Mietzahlungen anfallen oder zumindest eine. Es sei denn, man teilt sich die kleine zweite "Hutzelbude" ebenfalls abwechselnd.
Hut ab vor Deinen Freunden, die so leben. Meine Tochter hätte sich das mit Sicherheit auch gerne so gewünscht. Aber wie für geschätzt 99,9% wäre es für mich ebenfalls nie in Frage gekommen - aus rein egoistischen Gründen. Niemals würde ich jede Woche mein Zuhause wechseln wollen, meiner Tochter mute ich es jedoch zu. Deswegen habe ich auch ein schlechtes Gewissen. Wie gesagt, bin ich nicht der ganz überzeugte Wechselmodell prediger. Aber @Sonnenhut deswegen als egoistisch und negativ zu bezeichnen...also ne. Irgendwelche Modelle aus der Ferne gut zuheissen, ist ja auch easy, wenn man nicht selbst davon betroffen ist.
W,54
 
  • #27
Hier die FS. Vielen Dank für Eure Erfahrungsberichte. Das Standardmodell (Kinder fest bei einem Elternteil, beim anderen nur zu Besuch) käme bei uns überhaupt nicht in Frage, denn beide Kinder haben eine starke Bindung zu beiden Eltern. Dem Wechselmodell stehe ich skeptisch gegenüber, aus demselben Grund. Zudem kann ich sehr gut nachvollzeihen, was #21 (@Mon Chic Chi) schreibt, dass empfindliche Kinder stark unter einem ständigen Wechsel leiden. Meine würden das sicher auch tun.
Mir gefällt das Modell, bei dem man zwei Wohnungen nebeneinander hat, wie #10 (@Joggerin) es beschreibt. Aber nur in einer der beiden Wohnungen hätten die Kinder ja ihre Zimmer, oder? Wie kann das dann genau aussehen? Würde ein Elternteil dort fest wohnen und der andere ein- und ausgehen, teils zu festgelegten Betreuungszeiten und teils, wenn man einfach so die Kinder sehen möchte? Bei dieser Variante sind die Eltern ja ziemlich dicht beieinander, was bei uns keine praktischen Probleme (Zoff o.ä.) mit sich bringen würde, aber sicher doch emotionale „Abnabelungsprobleme“, wie halt auch in einer Eltern-WG.
Eine für mich denkbare Variante wäre auch: die Eltern wechseln sich im „Nest“ ab, wie beim Bekannten von @Lilly 2000 (#13). Wenn die andere Wohnung (oder die beiden anderen Wohnungen) in der Nähe ist/ sind, könnten die Kinder beide Eltern trotzdem fast jeden Tag sehen. Es besteht allerdings das Problem, dass ich viel zu Hause arbeite, nicht nur, wenn die Kinder in der Schule sind, auch abends oder zwischendurch mal, am Wochenende usw. Ich habe viele Unterlagen und Materialien zu Hause, das könnte ich schlecht ständig hin- und herschleppen.
Ich denke so: ich möchte einerseits nicht in einer Beziehung bleiben, in der etwas Wichtiges fehlt. Das macht mich unglücklich und tut dann meinen Kindern auch nicht gut. Aber ich möchte andererseits eine Trennung nicht auf dem Rücken der Kinder austragen.
 
  • #28
Ich bin der Ansicht, dass Eltern dafür sorgen sollten, dass sie selber erstmal glücklich werden können. Das ist individuell total verschieden. Was sie selber leisten können, erst dann kann man schauen wie es für die Kinder gut gehen kann. Denn die Eltern müssen egal welches Modell leisten und tragen. Wenns nicht stimmt wird es sowieso wieder umgewandelt, das ist für die Kinder dann doppelt schwer.
 
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