Grüß dich Rosa,
"Wenn das Geben -Nehmen kippt", dann hat das nicht nur mit einer Person zu tun, sondern mit beiden. D.h. du beachtest nicht mehr, dass du vielleicht zuviel gibst, wenn er das weniger tut.
Du schreibst ja auch: "...Leider habe ich immer mehr das Gefühl, das ich mehr in die Beziehung investiere. Ich fahre, obwohl ich Job, Kinder, Haushalt und Weiterbildung habe, viel öfter zu ihm als er zu mir. Bisher habe ich gefühlt, daß das o.k. ist..." na, und wenn das jetzt nicht mehr ok für dich ist, wenn du nicht mehr so oft zu ihm fahren willst - - liebe Rosa, weshalb um alles in der Welt tust du es dann noch????
Beispiel: "Mir schmeckt die Suppe nicht, die ich da esse". Wer ist jetzt wohl dafür verantwortlich? Derjenige, der die Suppe kochte oder derjenige, der sie isst? Wenn dir etwas nicht (mehr) schmeckt, was machst du dann? Weiterlöffeln und es dem Koch zum Vorwurf machen? Oder aufhören, diese mittlerweile ungenießbare oder zumindest schwer im Magen liegende Suppe weiterhin zu essen? Wo, liebe Rosa, ist DEINE Verantwortung, die du nun mal hast - für dich selber und für alles das, was du tust und nicht tust?
"...Seit ca. 2 Monaten kann ich jedoch seine "Ausreden", das er so ungern Auto fährt und viel arbeiten müsse, einfach nicht mehr hören..." Aha, du fährst also öfter als dir lieb ist (und das ist deine eigene Entscheidung, das zu tun, weshalb also der Ärger auf ihn???) und willst ihn überreden oder überzeugen, dass er doch etwas tun soll, was er nicht tun will. Er sagt's dir - auf seine Art - und du lässt es nicht gelten, kannst es nicht mehr hören, hörst es dir aber anscheinend noch immer an. WIESO.
Wenn du eine Radiosendung nicht leiden kannst, hörst du sie dir doch auch nicht weiter an, oder? Und wenn dich eine bestimmte Musik nervt, dann lässt du sie doch auch nicht weiter laufen und jammerst über die blöde Musik, oder? Stell das ab! Du hörst doch nun schon zum x-ten Mal, dass er nicht gerne fährt und dass er viel arbeiten musst. Punkt. Wieso um alles in der Welt drückst du immer wieder auf denselben Knopf, hörst immer wieder dieselbe Musik äh, Sätze, und hörst es dir weiter und weiter an. Hör doch auf damit an ihm rumzumachen, wenn du es nicht mehr hören kannst - - und mach es nicht andauernd IHM zum Vorwurf. Du drehst doch immer wieder an der Schraube - wahrscheinlich weil du meinst, irgendwann mal das zu hören, was du hören willst. Er sagt aber, was er sagt und nicht was du hören willst. Wenn du aber das, was er dir sagt, nicht mehr hören kannst, dann beende dieses Spielchen, das du da spielst, das da heißt: "Sei nicht der, der du bist, sondern so, wie ich dich haben will."
"...In mir staut sich langsam Ärger..." ja logisch, weil du Dinge tust, die du eigentlich nicht willst (z.B. so oft zu ihm fahren) und dir Sätze anhörst, die du nicht mehr hören kannst (z.B. "ich fahre ungern Auto und habe viel zu arbeiten"). Wer um alles in der Welt zwingt dich, so unachtsam mit dir selbst umzugehen? Du selbst? Wieso bist du dann ärgerlich auf ihn? Weil er nicht tut, was du willst? Dafür ist er nicht auf der Welt. Er hat Verantwortung für sich, so wie du für dich. Und er hat das Recht zu sagen, was er braucht und wünscht, so wie du auch. Wo ist also dein Problem? Dass du nicht konsequent handelst und z.B. aufhörst an ihm rumzumachen, wenn du seine Antworten nicht mehr hören kannst? Und dass du aufhörst öfter hinzufahren, als dir lieb ist? Das könnte ein Anfang sein.
"...und ich weiß nicht wie ichs ihm sagen kann, daß ich auch mehr Beziehungspflege von ihm erwarte..." na, genau so! Allerdings, wie schon oben gesagt, ist er nicht dazu geboren, deine Erwartungen zu erfüllen. Partnerschaftlicher ist es in meinen Augen, wenn du dich mit ihm mal in Ruhe zusammensetzt und ihr euch eure jeweiligen Wünsche mitteilt und dann schaut, ob sich daraus etwas Gemeinsames basteln lässt. Wenn ja, ist es einen Versuch wert (den ihr evtl. noch ein paar mal modifizieren müsst, bis er für beide zufriedenstellend ist) oder es gibt keinen Konsens. Dann kannst du dir noch immer überlegen, ob du in den sauren Apfel beißen willst, und Dinge tun, die du eigentlich nicht tun willst, aber um die Beziehung zu erhalten tust. Dann ist das deine ureigene Entscheidung und Verantwortung und dann auch bitte keinen Schmollmund. Oder ob du dann, wenn es keinen Konsens gibt, siehst, dass die Beziehung zuwenige gemeinsame Nenner hat, ergo, die Einseitigkeit bleibt oder du musst dich verabschieden, wenn sie dir nicht schmeckt.
"...ohne dass er gleich davonläuft..." tja. Wahrscheinlich teilst du dich nicht mit, sondern machst Vorwürfe. Vor-wurf heißt das deshalb, weil dabei jemand hinter der Wand steht (sich nicht zeigt), von dahinter aber etwas vor wirft und dem andern an den Kopf, z.B. "Du machst immer (nicht)...!" oder "Du bist wieder (nicht)....!" usw. Die Vorwürfe beginnen meist mit "Du", mit "Dir" "Dich" oder "Dein..."
Hör dir beide Varianten an:
"Du siehst unmöglich aus!" oder: "Mir gefällt das nicht!"
"Schon wieder kommst du zu spät!" oder "Ich habe auf dich gewartet. (Das werde ich nicht mehr tun, sondern dann eben alleine essen/gehen/...)"
"Sei leise, du nervst!" oder "Ich brauche jetzt meine Ruhe (und gehe deshalb für eine Stunde spazieren/in meine Zimmer...)"
Bemerkst du den Unterschied?
Wenn du von dir sprichst, wirst du sichtbar (in deinen Bedürfnissen oder Vorhaben), wenn du von ihm sprichst, sind das Vorwürfe und dann ist es kein Wunder, wenn er deinen "Geschossen" ausweicht und davon geht, wenn du sie ihm an den Kopf wirfst. (interessante Lektüre oder Hörbuch z.B. "Gewaltfreie Kommunikation" von Rosenberg und andere Kommunikationsregeln)
"...habe da leider zur Konfliktfähigkeit in meiner letzten Beziehung mit meinem Ex ne Bauchlandung gemacht...." und ? Was hast du daraus gelernt? Was war dein Anteil daran, dass du auf deinem Bauch gelandet bist? Welcher Höhenflug ging voraus? Welches Fahrgestell hast du nicht ausgefahren? Welche Landebahn verpasst oder gar nicht erst gebaut? Ich rede hier nicht von Schuld. Das ist ein Wort, das in partnerschaftlichen Beziehungen meines Erachtens nach selten etwas zu suchen hat und oft fälschlicherweise verwendet wird, um die eigene Verantwortung zu verschleiern. Wenn du aber weiter kommen willst, frage dich, was DEIN Fehler war (Fehler nicht im Sinne von Urteil und "falsch", sondern Fehler im Sinne von "fehlen"). Was VON DIR hat gefehlt, dass es so gelaufen ist, wie es gelaufen ist? Haben klare Ansagen von dir gefehlt? oder deutliche Absprachen? deine Selbstverantwortung für dein Wohlergehen? oder Respekt (für dich? für ihn?)? vielleicht die Wahrnehmung und Einhaltung deiner Bedürfnisse und Notwendigkeiten? hat gefehlt, dass du ein Maß und deine Grenzen einhältst und dich nicht übernimmst? oder was hat gefehlt? Wenn du das heraus findest, könntest du bei ihm jetzt mal ausprobieren, wie es ist und was geschieht, wenn du das, was in der letzten Beziehung von dir fehlte (weil du es unterdrückt hast? dich nicht getraut hast? es lieber ihm überlassen hast? verschwiegen hast? ...?) dieses Mal einbringst. Dann könntest du eine Menge profitieren, z.B. indem du dich entfaltest (das bisher Fehlende mitleben lässt). Vielleicht hat er dann auch wieder mehr Lust auf dich, weil er eine Frau erlebt, die er so nicht kennt und die ein bisschen mehr Frau ist, als zuvor (als dieses Stückchen Verhalten noch im Beziehungsmuster "fehlte").
"...Fange mittlerweile auch an grundsätzlichem an zu zweifeln..." Na wunderbar. Zweifel sind nichts Schlechtes, sondern ein Zeichen, das du zweierlei Meinung über eine Sache bist. Und: dass du so wie bisher nicht glücklich bist und evtl. so auch nicht weitermachen willst. Prima. Dann verändre etwas, dass es dir besser gefällt. Aber hör auf, zu versuchen, IHN zu verändern. Dazu hast du kein Recht. Aber bei dir hast du alle Möglichkeiten, alles Recht und freie Bahn, bist von niemandem abhängig. DICH kannst du verändern, so viel du Zeit und Lust hast - zum Schlechteren, wie zum Besseren. Also Ärmel hoch und in die Hände gespuckt (und nicht ihm vor die Füße):
Tu, was du möchtest und lass bleiben, was dir zuviel ist.
Rede mitr ihm über seine und deine Beziehungswünsche und schau, ob ihr etwas Gemeinsames gestalten wollt und könnt.
Beende deine Vorwürfe und formuliere deine Wünsche mit der eingebauten Freiheit, ob er sie dir erfüllen will oder nicht (Wünsche zu erfüllen ist ein Geschenk und kein Muss!).
Sorge dafür, dass du (dir selbst!) das gibst, was du brauchst.
Schau nach, was dein Anteil an der vorigen "Bauchlandung" war.
Finde deinen "Fehler" (das Fehlende) und beginne, das jetzt in die aktuelle Beziehung einzubringen.
Mach dir klar, dass du dein Glück schmiedest, mit dem, was du tust oder nicht tust und wie du mit dir selbst umgehst - ob mit, ob ohne Partner -
Beende deine erzieherischen Maßnahmen mit deinem Partner und achte ihn als den Mann, der er ist.
Achte auch (auf) dich als die Frau, die du bist.
"...Was habt ihr für Ideen dazu? Rosa..." ja, siehe oben.
Viel Glück!
Marlene