Ja, ich kenne diesen Zustand. Als mein jüngstes Kind, meine Tochter, vor 2 Jahren ihr Abitur bestanden hat, hat sie mir mitgeteilt, dass sie nach Tansania gehen würde, um auf einer Kaffeeplantage die Kinder der Arbeiter und Arbeiterinnen zu betreuen und zu unterrichten. Ich war gar nicht begeistert, aber die Tochter war damals 19 Jahre und konnte selber bestimmen. Dann habe ich mich über das Land informiert und herausgefunden, dass es relativ friedlich ist. Auch die Plantage hat einen guten Ruf. Nach dem geplanten halben Jahr war die Tochter wieder zu Hause, war reifer geworden, voller Begeisterung für die Arbeit und die Menschen, mit denen sie zusammen war. Jetzt studiert sie. Ich habe vollen Respekt vor der Wahl meiner Tochter; sie hat es toll gemacht.
Natürlich tut es weh, wenn das jüngste Kind geht. Meine Tochter ist die jüngste nach zwei Söhnen. Aber die Freude in ihren Augen über das Erreichte und Erlebte kompensiert so reichlich. Es ist schön, die erwachsen gewordenen Kinder zu beobachten. Meine Tochter und ich haben einen guten Draht zueinander, und wenn sie Rat haben will, wendet sie sich an mich. Es gibt mir die Beruhigung, so vieles richtig getan zu haben. Die Kinder müssen erwachsen werden, auf eigen Beinen stehen. Wir Eltern müssen egoistische Klammerungsbedürfnisse in uns über Bord werfen.