Liebe Fragestellerin,
ich bin die #4.
Es dauert individuell lange bei diversen Ursachen. Ich z. B. war: äußerst belastbar, 150%-Perfektionistin, Helfersyndrom, schlecht nein sagen können. Gute Voraussetzungen, in einen Burnout zu geraten, wenn bestimmte Umstände von außen dazu kommen. Ich hatte Turbostress in meinem Unternehmen, mit der Stieftochter, in der Ehe, ernährte mich schlecht, wenig Sport usw. Schleichend von ca. 04-06 stellte sich der Zustand ein, der im BO beschrieben wird mit: Verlust sozialer Kontakte.
Hatte ich früher zur Grillparty geladen, behinderten mich Einladungen und Urlaub, meine Arbeit zu erledigen. Das steigerte sich bis Anfang 08. Ich war niemals mehr Herr über meine Zeit. Jede Minute Freizeit musste ich erkämpfen, andauernd drückten Termine herein, unaufschiebbare + wichtigere, als mich mit mir selbst zu befassen. Freunde haben Monate gewartet auf die Beantwortung von Mails oder Rückruf.
Mein Mann hat mich laufend kritisiert, mir immer noch mehr abverlangt. Er ist Arzt und weiß um BO genau Bescheid und dass es eben nicht eine Sache des Willens/Vernunft ist. Es spielt keine Rolle, dass irgendwer anders über meinen Stress gelächelt oder längst das Handtuch geworfen hätte, es geht um das, was sich da über Jahre zusammen gebraut hat und der Körper irgendwann die letzte Warnung abgibt. Es lag an seiner Persönlichkeit, dass er meinen BO nicht ausgehalten hat. Ein Typus Mann, der immerzu die volle Aufmerksamkeit benötigt. Wenn ich nicht funktionierte stellte er die Beziehung in Frage.
Der eigentliche Zusammenbruch war ca. von Frühjahr bis Herbst 08. Wieder ansprechbar teilte mein Mann mir mit, dass er sich trennen möchte. Bin zum gleichen Schluss gekommen, da diese Beziehung nicht erfüllend war und das mit den schlechten Zeiten nur als Einbahnstraße für ihn galt. Es schmerzte wegen des Rest-Glaskugelgefühl erstaunlich wenig.
Wieder zurück im Leben, lachend + pläneschmiedend, normal belastbar war ich ab Mitte 09. Wenn ich mir meine jetzige Partnerschaft anschaue, habe ich dank BO das große Los gezogen. Sie ist unvergleichlich. Aber ich kenne genug Menschen, die wieder glücklich in ihrer alten Beziehung wurden.
Dazwischen habe ich vieles getan, was mein heutige Glück ermöglicht: beruflich anders orientiert, mehr Freizeit, umgezogen, bewusster + achtsamer Umgang mit meinen Ressourcen, gesunde Ernährung, tägl. Entspannungsrituale, Perfektionismus auf Normallevel gebracht uvm.
Freunde + Familie sind noch da. Ich rechne ihnen hoch an, dass sie immer wieder nachgefragt haben, als ich einfach keine Antwort gab. Sie signalisierten: wenn du magst, ich bin für dich da, ich höre dir zu, habe Kraft für uns beide, melde dich, wenn du es willst, wenn es dir möglich ist, ich kann warten + erwarte nicht, dass du antwortest. Mir hat es trotz Glaskugel immer gut getan, dass es da Menschen gab, die sich um mich sorgten. Genau das würde ich dir als Text für deine SMS-Briefe oder besser richtige Briefe vorschlagen.
Alles Liebe
w/49