1. "Wer kann in seiner Beziehung Offen über sexuelle Wünsche reden?" -- Ja, das kann ich ohne Probleme und ich wünsche mir auch vom Partner, dass man das kann. Eine andere Perspektive ist aber, ob man überhaupt unbedingt alles verbalisieren muss. Ganz oft ist gerade im sexuellen Bereich nonverbale Kommunikation haushoch überlegen. Man macht einfach mal, man führt mal seine Hand, man setzt seinen eigenen Körper ein, man gibt deutliches Feedback, wenn etwas toll ist. Experimentierfreude, Beobachtungsgabe und Einfühlungsvermögen sind oft wichtiger als ausgerechnet verbale Kommunikation.
Zweitens sollten vorallem auch Probleme, also Wünsche a la "das mag ich nicht" oder "das mach bitte ganz anders" oder "das will ich nicht nochmal" eher nicht im Bett besprochen werden und nicht teil des sexuellen Erlebens sein, sondern eher auf einem Spaziergang im Wald. Gleiches gilt für ausgefallenere Wünsche oder die Planung von bestimmten Aktionen. Das Bett sollte positiven Gefühlen und Erregung vorbehalten bleiben und nicht Teil des Problems werden. Genau deswegen sollte Feedback deutlich bei positiven Handlungen gegeben werden, eher ausbleiben bei negativen, nicht aber in negatives Feedback umschlagen.
Sehr wichtig ist es auch, sexuelle Phantasien von realen Wünschen unterscheiden zu können. Die Gedanken sind frei -- aber eine Partnerschaft kann durchaus von allzu seltsamen Phantasien belastet werden. Nicht über alles muss gesprochen werden, nicht alles muss ausgelebt werden.
2. "Wie kann dem Mann geholfen werden offen über Sexualität zu reden?" Damit zu Deiner konkreten Frage: Bei harmlosen Wünschen lieber nonverbal kommunizieren, viel posirives Feedback, viel Einfühlungsvermögen anwenden und passende Situationen im Bett abwarten, um etwas neues zu probieren. Außerdem auf keinen Fall das Bett zur Diskutier- oder Problemzone machen! Gespräche über Sex gehören eben nicht ins Bett!
3. "Kann der Grund für diese Schwäche in der kirchlichen Erziehung liegen?" Der Grund für verklemmtes Sexualverhalten liegt fast immer zu 100% in der Erziehung im weitesten Sinne. Religiöse Erziehung kann dazu beitragen, aber meistens bilden die reaktionären, restriktiven Ansichten ja eine Einheit und eine Trennung von säkularen und religiösen Gründen ist nicht zielführend..Neben der Erziehung können auch die ersten Sexualerfahrungen dazu beigetragen haben.
Wenn Du konkretere Tipps wünschst, so müsstest Du uns beschreiben, inwiefern überhaupt Redebedarf besteht. Worüber muss den gesprochen werden? Was passt denn nicht?
Bedenke, dass nur Reden um des Redens willen, gerade bei verklemmter Einstellung zur Sexualität kontraproduktiv ist. Du musst nur Probleme lösen, die auch da sind. Nicht reden zu mögen, ist kein Problem, solange der Sex klappt. Frage also: Was klappt nicht?