Nach einer Studie von Dr. Elke Rohmann erwarten Männer von Frauen auch heute noch, dass sie den Großteil der Hausarbeit übernehmen - und Frauen erwarten das von sich selbst ebenfalls. Trotzdem wird nicht offen darüber geredet. Alle Frauen in meinem Freundes- und Bekanntenkreis (30-40-Jährige) wuppen komplett den Haushalt, reden aber nicht darüber und beschweren sich nicht. Das gilt als nicht gut drauf, als nicht sexy. Wer seinen Mann nicht dazu kriegt mit anzupacken, ist selbst schuld.
Die Männer, die hier frei äußern, dass sie erwarten, dass ihre Partnerin sie bekocht und verwöhnt und gleichzeitig arbeiten geht und nicht nur zugunsten des Mannes ständig zurücksteckt, sondern dass auch gerne und ohne Erwartung eines Danke tut, diese Männer sprechen nur aus, was die Mehrheit denkt. Die meisten Männer erwarten das zwar auch, haben aber gelernt, dass es nicht gut ankommt, das so offen auszusprechen.
Bei mir persönlich war es so, dass mein Mann und ich uns zunächst die Hausarbeit fifty-fifty geteilt haben, als er zu mir zog. Nach zwei Jahren haben wir geheiratet und sind in eine gemeinsame Wohnung in eine andere Stadt gezogen und er machte von da an immer weniger. Ich war wie "der Frosch im heißen Wasser", das heißt, mir wurde immer mehr aufgebürdet und ich habe nach und nach alles versucht: sachliche Aussprachen, Vereinbarungen, Putzplan, Streik, etc. Je weniger machte, desto mehr verfiel ich ins Nörgeln und wir hatten immer öfter Streit. Eines Tages sagte er mir, wenn es mir nicht passe, wie er sei, müsse ich mir eben einen andere Mann suchen.
Ich habe mich für ihn entschieden und die Kinderpflege und -erziehung sowie die Hausarbeit (einkaufen, kochen, putzen, waschen, bügeln) komplett übernommen. Eine Zeit lang habe ich ihn noch ab und zu gebeten, mal den Müll mit runter zu nehmen oder in die Werkstatt zu fahren, um die Reifen wechseln zu lassen, aber inzwischen mache ich auch das selbst, vom Regal andübeln bis hin zu Geschenke für seine Familie besorgen und einzupacken. Ab und zu steigt Groll in mir hoch, weil mich diese Arbeiten täglich 3 bis 4 Stunden Zeit kosten, aber niemand bedankt oder nimmt es auch nur wahr. Diesen Groll muss man aber niederkämpfen, sonst führt er nur zu neuem Streit.
Fakt ist (siehe oben erwähnte Studie), der Mann erwartet, dass die Frau die Hausarbeit übernimmt. Tut sie dies nicht oder beschwert sie sich deswegen, wird sie als unweiblich angesehen und es belastet die Beziehung.
Meiner Tochter bringe ich von Anfang alles bei und dass sie dies später komplett übernehmen muss. Ich hoffe, dass sie so nicht wie ich unter einer Illusion leidet, es könnte anders laufen. Ja, ich wünschte mir, die Arbeit, die keiner gerne machen möchte, die nicht anerkannt und nicht bezahlt ist, würde geteilt werden. Das entspricht aber einfach nicht der Realität und ich sehe leider nicht, wie sich das je ändern wird, so gerecht und fair das auch wäre.