Bei mit persönlich äußert sie sich darin, dass ich zunächst jemanden gut finde. Ich bin verknallt und möchte den Mann näher kennenlernen. Dieses Stadium hält aber nur so lange an, wie er kein Interesse zeigt. Sobald er auch Interesse zeigt, man anfängt zu daten, mag ich ihn auf einmal weniger. Das ist ein Muster, was bei mir nun schon mehrmals aufgetaucht ist. Vorher fand ich ihn super heiß, interessant, habe gerne Zeit mit ihm verbracht, plötzlich mag ich alle möglichen Dinge nicht, die mir vorher nicht auffielen. Z.B. seine Art zu lachen, zu klatschen, seine kleinen Ohren oder seine weit auseinanderstehenden Augen. Je intensiver der Kontakt wurde, desto mehr Aversionen bekam ich. Ich konnte seinen Geruch nicht mehr ertragen und jedes Mal, nachdem ich mit ihm aus war, duschte ich und war völlig verzweifelt, weil ich einerseits die Nähe mochte, andererseits so gestresst war, dass ich psychosomatisch mit Stress reagiere. Mir ist dann dauernd schlecht, ich kann nicht essen, habe keinen Appetit und Hunger und stehe unter Spannung. Das alles wird besonders schlimm, wenn ich mit dem Mann zusammen bin. Meine Gedanken kreisen dauerhaft nur darum, dass ich das "eigentlich doch alles gar nicht will". Diese für mich extrem stressige Situation halte ich meistens nur wenige Tage oder Wochen aus, bis ich dann demjenigen Mann mitteile, dass es von meiner Seite aus doch nicht so passt wie gedacht.
Das führt natürlich bei den Männern zu großer Enttäuschung und Verwirrung, da sie dachten, dass ich auch Interesse hätte. Und dem ist anfangs auch so, nur wendet sich das Blatt, sobald eine Situation zu konkret, real und eng wird.
Auch vorgekommen ist, dass ich mich in jemanden verliebte (mit genau dem oben beschriebenen Vorlauf, nur ließ er dann nicht locker), aber diese Person war emotional nicht verfügbar, nicht emotional offen, selber bindungsängstlich. Bei ihm drückte es sich in konstantem Nörgeln aus. Er wollte eigentlich heiraten und Kinder bekommen, aber an jeder seiner Exfreundinnen (und es waren sehr viele) fand er tausend Dinge, die ihm nicht gefielen, die sie ändern sollte oder wegen derer er sich schlussendlich trennte, weil sie nicht "die perfekte Partnerin" abgab, die er suchte. Öffnen konnte und wollte er sich nicht, er hatte ein Riesenproblem mit Fehlern und Imperfektion bei sich und anderen. Auch das ist ein Ausdruck von Bindungsangst, da der Partner durch Kritik auf Abstand gehalten wird, sodass die Bindung niemals eng werden kann. Auch mein Eingehen einer Beziehung mit einem anderen Bindungsphobiker spricht von Bindungsangst, denn ich bin dann ja zwar in einer Beziehung, aber diese wird, aufgrund seiner Kritik, ja niemals zu einer engen, vertrauten Bindung führen. Beide bindungsängstliche Parteien sind also sicher: sie haben eine Beziehung miteinander, die aber trotzdem keine enge, vertraute ist, emotionale Nähe kommt nicht auf und man schützt sich selber.