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  • #1

Wie bekomme ich meine Wut unter Kontrolle?

Ich wurde vor kurzem auf sehr unfaire und unschöne Art verlassen. Natürlich bin ich gekränkt, hab eine ziemliche Wut in mir und neige dazu Hasstiraden loszulassen, die natürlich völlig sinnlos sind. Hab alle Nummern etc gelöscht, aber da sie im Telefonbuch steht... Wäre für gute Tipps dankbar.
 
  • #2
Ich glaube, das beste wäre, Du würdest mit verschiedenen guten Freunden nacheinander Einzelgespräche führen. Welche, die bereit sind, sich das anzuhören und Verständnis haben werden. Versucht zu ergründen, warum es nicht geklappt hat, sei ehrlich zu Dir selbst und diskutiert solche Partnerprobleme nicht nur für diesen einen Fall sondern auch generell. Je mehr man drüber spricht, desto eher kommt das ganze raus und man bekommt wieder einen klaren Kopf.

Versprich Dir selbst, mit Deinem Wort als Mann, dass Du die Ex unter keinen Umständen anrufen oder sonstwie kontaktieren wirst. Da ist nicht nur nutzlos, sondern blamiert Dich auch. Sei stark -- genau das könnt Ihr Männer doch wohl, oder?

Außerdem hilft auch körperliche Verausgabung beim Sport, Stress und Druck abzubauen.
 
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  • #3
Du bist wütend auf sie.
Sie hat dich unfair und unschön verlassen.
Sie hat dich gekränkt und deine Liebe mit Füssen getreten.
Du fühlst dich gekränkt, so darf keiner mit dir umgehen!
Du fühlst dich gekränkt und verletzt, weil Du daran DENKST, was sie dir angetan hat.

Denk nicht mehr daran und sie wird aufhören, Dir weh zu tun.
Denk nicht mehr daran und Du wirst aufhören, Dir selbst weh zu tun.

...und nun denke, an etwas völlig anderes;-) Mit wem könntest du heute abend was essen gehen? Weißt Du eigentlich noch, was im Kino so läuft? sieh doch mal nach. Außerdem erreichen dich gerade JETZT viele sonnige warme Grüße, die Dir bestimmt ein Lächeln wert sind:)
 
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  • #4
siri
schreib ihr einen langen Brief, in dem du allen Frust und all deine Wut reinschreiben kannst. Diesen Brief schickst du allerdings NICHT ab, sondern vergräbst ihn in einer goßen Schublade.

Wenn du dir in 6 Monaten anschaust, was du geschrieben hast, wirst du lachen.

Alles Gute und ein wenig Geduld mit dir selbst!
 
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  • #5
Woher wißt ihr denn, dass das hier ein Mann ist der schreibt, aber ändert natürlich nichts an den Antworten. Egal ob Mann oder Frau... ich kann Dir das nachempfinden. Fühl Dich mal gedrückt.
 
  • #6
@#4: "...weil SIE im Telefonbuch..." --- alles klar?
 
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  • #7
w, 31

bei mir selbst habe ich festgestellt, dass ich vor allem dann wütend werde, wenn ich in einer Situation nicht so gehandelt habe, wie es für mich richtig gewesen wäre. Das kann nicht nur in einer Partnerschaft vorkommen, sondern in vielen anderen alltäglichen Situationen. Wut hat oft was mit Ohnmacht in einer Situation zu tun, und hinterher ist man vor allem wütend auf sich selbst (wenn man mal genau hinschaut und es sich auch eingesteht).

Ich würde nicht versuchen, die Wut zu ignorieren oder zu verdrängen. Versuch lieber rauszufinden, was genau die Ursachen dafür bei Dir selber sind. Sei dabei aber nicht zu hart mit Dir selbst ;-) Jeder hat mal negative, unangenehme Empfindungen, daran ist nicht unnormales. Ich würde Dir davon abraten, Dich bei anderen Leuten "auszukotzen". Es reicht ja, wenn Du sagst, dass Du wütend bist. Über andere zu lästern bringt nichts, Du wirst Dich nicht groß besser dadurch fühlen. Manchmal bringt es vielleicht aus was sich zu Denken "o.k., der andere hat sich sch... verhalten, aber er hat's halt nicht besser hinbekommen, dafür kann er mir leid tun".

Versuche, das beste aus der Situation zu machen und daraus zu lernen. Dann wird es das nächste Mal besser laufen! Alles Gute wünsch ich Dir.
 
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  • #8
upps, da hab ich wohl zu schnell gelesen, Danke Frederika :)
 
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  • #9
briefe schreiben, DIE ABER NICHT ABSCHICKEN!!!! aber das staendige formulieren, dieser sich wiederholenden, sich staendig im kreis drehenden gedanken hilft.
joggen! fahrradfahren.viel an der frischen luft sein. darueber reden mit guten (oder einem/einer) freunden. es nicht jedem erzaehlen. es gibt ja meist nicht so viele NAHE menschen. ein paar freundliche worte wechseln am tag und sei es mit dem baecker :) katzen streicheln :) hoert sich bloed an. hilft aber tatsaechlich (wenn du kein allergiker bist)
letztlich geht es immer darum, dass man lernen muss loszulassen. von ideen (auch denen, die man von einem menschen hat). plaenen. konzepten.menschen. ich habe in einer aehnlichen situation auch lebenshilfebuecher an-/gelesen.....(die ueber die man in guten zeiten lacht... )manches war sehr hilfreich. manches war mir zu esotherisch.
ich wuensch dir viel glueck!
 
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  • #10
der fragesteller:

Liebes Antworter/innen,

danke für eure Ratschläge und aufmunternden Worte! Am meisten hat mich #5 zum Nachdenken angeregt und das stimmt wohl, ich ärgere mich wohl sehr über mich selbst. Es geht schon deutlich besser :).

Ein schönes WE und viel Glück!
 
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  • #11
Benutz dein Hirn! Es ist idiotisch ständig jemand telefonisch zu terrorisieren.
Du blamierst dich nur selbst.
 
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  • #12
Das Gegenteil von Liebe ist nicht Haß, sondern Gleichgültigkeit.
Verarbeite deine Wut und deinen Haß allein, laß sie in Ruhe.
 
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  • #13
Zur Bewältigung Deiner Wut kann evtl. folgendes kleines Buch helfen:

http://www.amazon.de/Was-deine-sagen-will-%C3%BCberraschende/dp/3873876256/ref=sr_1_1?ie=UTF8&s=books&qid=1255700482&sr=8-1-spell
(Rosenberger: Was Deine Wut Dir sagen will)

Es hilft Dir selbst, zu erkennen, was dahinter steht und worum es Dir eigentlich geht, was Du brauchst. Dahinter steht das allgemeinere Konzept der "gewaltfreien Kommunikation". Es ist hier insbesondere auf ein Gefühl: Wut spezialisiert. Es erklärt anhand eines drastischen Beispielfalls, was passiert.

Es gibt folgende Schritte:

* Auslöser erkennen, die zu Wut und Ärger führen: es geht darum, ganz genau zu beschreiben, welche konkreten Handlungen anderer Personen den Kern Deiner Wut ausmachen.

* Zwischen Auslöser und Ursache unterscheiden. Wir suchen typischerweise IMMER die alleinige Schuld bei dem anderen/der auslösenden Handlung, das ist aber nur die halbe Wahrheit. Es kann sein, dass in zwei Fällen mit derselben Handlung derselbe Betroffene einmal wütend und einmal nicht wütend und auch nicht verärgert ist. Es geht in folgenden Beispiel um einen schmerzhaften Fausttreffer auf der Nase. In beiden Fällen waren es verschiedene Personen. Der einen Person wurde aber Böswilligkeit unterstellt und dies löste Wut aus, der anderen Person wurde Hilflosigkeit/Bedürftigkeit unterstellt und es löste Verständnis und Hilfsbereitschaft aus. Die Ursache ist in diesem Falle eine innere Einstellung/ein URTEIL der wütenden Person nicht die Handlung selbst! Die Handlung selbst führt nicht IMMER automatisch zu Wut!

* Der SCHWIERIGSTE Teil: das eigene Bedürfnis erkennen, dass hinter dem Urteil liegt und durch das Urteil ausgedrückt wird: Trivialbeispiel: "die sind unfair", Bedürfnis: sie sollen mich fair behandeln ("abstraktes" Bedürfnis), im Buch ging es um ein Beispiel, in dem ein Gefängnisinsasse einen für ihn SEHR wichtigen Ausbildungsbewilligungsantrag gestellt hat, und keine Reaktion innerhalb von 3 Wochen erhalten hatte. Sein KONKRETES Bedürfnis war, dass sie seinen Antrag so schnell wie möglich positiv beantworten, auch noch nach den 3 Wochen. So wie für Dich sicherlich die Beziehung sehr wichtig war und eine Beendigung zumindest "fair" ablaufen sollte.

Steht hinter Deiner Wut weiterhin ein Bedürfnis, dass Du weiterhin erfüllt haben möchtest, warum Du einfach nicht von Deinen Tiraden ablassen kannst? Pochst Du auf Dein Recht? Dein Recht für was? Drücke Deine Wünsche/Forderung positiv aus! (DAS ist das "verborgene Geschenk" des Ärgers, dass auf der Titelseite versprochen wird und dass Du entdecken must.) Vergiss die Tiraden, damit erreichst Du nichts. Selbst wenn Du Deine Wünsche/Forderungen angenehm positiv formulierst, hast Du keine Garantie, dass sie erfüllt werden. Insbesondere nicht nach Deinen bisherigen Tiraden. Aber Dein Chance ist BESSER, egal wie schlecht sie derzeit ist. Und das ist die Lehre daraus: deswegen der LETZTE Schritt:

* Formuliere eine konkrete Bitte! Etwas, was der andere ganz genau befolgen kann. Nicht etwas Abstraktes, so wie "sei fair beim Beenden der Beziehung"! Eher so etwas wie: "Bitte erkläre mir ganz genau, warum Du mich verlassen hast." Die Bitte muss aber noch mehr Informationen enthalten, damit der Empfänger es gut verstehen kann:
1. Wir teilen dem Empfänger den Auslöser mit
2. Wir sagen, was wir fühlten (ohne dabei Ärger oder Wut zu unterdrücken!)
3. Wir sagen, warum wir so fühlten: was unsere unerfüllten Bedrüfnisse sind: "weil ICH ... brauchte" (nicht weil DU ... gemacht hast)
4. Wir formulieren eine Bitte zu einer KONKRETEN Handlung durch die andere Person.

Auch wenn Deine Wünsche/Forderungen in dieser einen Sache weiterhin nicht erfüllt werden, ist es das, was Du daraus lernen kannst: hinter ALL Deinen starken Gefühlen stehen Bedürfnisse! Wenn Du Hunger hast, dann ist es das Bedürfnis nach Nahrung, wenn Du ... So funktioniert unser Gehirn seit Urzeiten: Gefühle zeigen nicht erfüllte Bedürfnisse an! Schon ein Säugling hat ein Hungergefühl, aber hat ein Säugling schon gelernt, dass Hunger durch Nahrung gestillt werden kann? Wahrscheinlich ist das ein Lernprozess und so müssen wir lernen hinter ALL unseren starken Gefühlen die Bedürfnisse zu deuten!

Du musst das Buch wahrscheinlich lesen, um es genauer verstehen zu können, insbesondere für den schwierigsten Teil. Du brauchst im wesentlichen nur Seite 10 bis 23 zu lesen und wenn es klappt bist Du nicht nur in dieser einen Sache, sondern auch in Zukunft um Meilen weiter/"reifer". Ich glaube aus eigenen Erfahrungen, genau dieses allgemeine Problem, seine genauen Bedürfnisse hinter all den verschiedenen negativen Gefühlen wie Wut, Ärger, Enttäuschung etc. zu finden, ZERSTÖRT so viele Beziehungen! Ich glaube, wer gelernt hat, dies zu lösen, hat viel bessere Chancen in seiner Beziehung! Das deuten der Bedürfnisse ist am Schwierigsten, es gelingt am Besten, wenn es nicht so viele Dinge gleichzeitig durcheinander sind und wenn man sofort beim Einschlagen der Gefühle darüber nachdenkt: 1. was war das auslösende Ereignis, 2. was ist das Gefühl, 3. was ist das Bedürfnis, was dahintersteckt?

Das etwas dickere Buch, dass das Prinzip noch viel breiter erklärt ist:
http://www.amazon.de/Gewaltfreie-Kommunikation-Eine-Sprache-Lebens/dp/3873874547/ref=sr_1_1?ie=UTF8&s=books&qid=1255703432&sr=1-1
(Rosenberger: Gewaltfreie Kommunikation)
Es ist ein eher typisches Sachbuch. Für mich war es genau richtig, ich habe es damit sehr gut verstanden. Es ist schön logisch aufgebaut. Aber vielleicht nicht jedermanns Fall.

Es gibt auch eine andere Variante, die versucht, dass Prinzip in Form eines Interviews des Erfinders verständlich rüberzubringen. (Ich habe es, aber kenne es noch nicht.)
http://www.amazon.de/Konflikte-L%C3%B6sen-durch-gewaltfreie-Kommunikation/dp/3451054477/ref=pd_sim_b_4
(Rosenberger: Konflikte Lösen durch gewaltfreie Kommunikation)

E.
 
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  • #14
an #2: ein ganz dickes Dankeschön.

kurz und prägnant und mit viel Verständnis bringst Du es auf den Punkt.

Deinen Beitrag habe ich mir ausgedruckt und an die Wand gehängt. ES WIRKT!

Die Gefühle folgen den Gedanken.

Denke ich an was gutes, dann fühle ich mich gut.

Kommen Gedanken an ihr (gefühlt unfaires) Fortgehen in mir hoch, dann sage ich mir STOP und folge deinem Ratschlag und überlege, was ich allein oder mit jemandem machen könnte.

Aus eigener Erfahrung kann ich noch beisteuern: aufräumen und umräumen hilft auch sehr. Ihre Sachen stehen jetzt in einer Ecke und die Wohnung richte ich mir so ein, wie es mir gefällt.

Und noch etwas hat mir sehr geholfen: ich habe mich in ihre Lage versetzt, wie sie mich und uns erlebt hat. Und verstehe nun, dass sie gar nicht anders konnte, als von jetzt auf gleich auf Abstand oder ganz zu gehen. Aber wann und wie hätte sie es mir sagen sollen? Es fällt schwer, dem anderen weh zu tun und zu sagen: "Du es geht nicht mehr." Auch wenn ich als Verlassener es mir anders gewünscht hätte, aber als Gehender hätte ich es vermutlich auch nicht anders gekonnt.

Das schweigende Gehen von jetzt auf gleich wird dadurch nicht besser. Aber durch das Verstehen wird es für mich als Verlassenen erträglicher und aus Unmut entsteht keine Wut.

Allen, denen das liebste gegangen ist, eine funktionierende Wut-Bremse.

Siegfried
 
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