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  • #1

Wie gehe ich mit anderen Meinungen um?

Fällt es Euch schwer andere Meinungen zu akzeptieren oder auch mal stehen zu lassen?Ich glaube das ist ein Thema , das uns täglich konfrontiert.Ich stelle immer wieder fest, dass es Menschen gibt, die mir einfach ihre Meinung aufzwingen wollen. Wie geht Ihr damit um?
 
  • #2
Bei mir kommt das auf das Umfeld an, in dem ich mich befinde.

In einer gleichberechtigten Partnerschaft lass ich mich schon von einer anderen Meinung überzeugen, wenn sie mit guten Argumenten begründet, ruhig und freundlich vorgetragen wird und nicht einer meiner absoluten Grundüberzeugungen widerspricht.

In beruflicher Hinsicht muss ich mehr Zugeständnisse machen. Der Kunde ist König. Solange ich mich nicht entwürdigt fühle, ist seine Meinung bindend - egal, ob fundiert oder nicht.

@Fragesteller: Lass dir doch nicht die Meinung der anderen aufzwingen. Liefer doch gute Gegenargumente.
 
  • #3
1) Ich liebe es zu diskutieren und zu argumentieren. Ich mag niemanden überreden, aber gerne überzeugen.

2) Es gibt Dinge, die man faktisch entscheiden kann; bei denen man nicht beide Meinungen akzeptieren oder tolerieren sollte, sondern bei denen eindeutig eine von beiden richtig ist. In solchen Fällen fällt es mir schon schwer, jemanden auf seine falsche Meinung beharren zu lassen. Ich kann generell nur schwer mit Dusseligkeit umgehen.

3) Es gibt Dinge, da ist es wirklich Geschmacks- und Ansichtssache. Da fällt es mir nicht schwer, anderen ihre Meinung zu lassen. Ich stelle aber gerade dabei fest, dass es jenen nach Toleranz schreienden Menschen besonders schwer fällt zu akzeptieren, dass man einfach eine andere Meinung hat. Gerade in diesen Fällen ist das Diskutieren aber lästig, da man ja erkennen könnte, dass es einfach Ansichts- und Geschmackssache ist.
 
  • #4
@#2: Meinungen entstehen ja aus eigenen Erfahrungen, aus den Erfahrungen anderer und manchmal auch aus den Meinungen anderer. Deinen zweiten Fall müsste man in zwei Unterfälle einteilen:

2a) Man hat in etwa den gleichen Erfahrungshorizont und hat trotzdem unterschiedliche Meinungen zu einem bestimmten Sachverhalt.

2b) Man hat unterschiedliche Erfahrungshorizonte und hat deswegen unterschiedliche Meinungen.

Fall 2a kann man ausdiskutieren, aber Fall 2b nicht. Bei 2b hat jeder in seiner eigenen Welt Recht. IMHO kommt 2b wesentlich häufiger vor als 2a, was das Zusammenleben nicht gerade leichter macht.

Umso wichtiger, dass man ähnliche Erfahrungshorizonte hat und aus der gleichen Welt kommt.
 
  • #5
@#3: Hm, das verstehe ich nicht so recht. Fakt ist Fakt. Wenn der Erfahrungshorizont nicht passt, dann muss man halt mehr erklären oder einer muss dem anderen vertrauen, dass derjenige Experte auf dem Gebiet ist. Deine Unterscheidung hätte ich eher bei 3 akzeptiert, denn Ansichten bildet man sich ja aufgrund von Erfahrung. Gib doch mal ein konkretes Beispiel...?
 
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  • #6
Christina 56
Lieber Thomas HH
ich finde diesen Aspekt der eigenen Welt sehr interessant.Die eigenen Bedingungen und Umstände prägen den Menschen doch sehr.Manchmal will man es gar nicht so sehr und muss doch mitspielen.
Privat habe ich die Erfahrung gemacht, dass ich mi Menschen sehr gut umgehen kann, die auch aus einer anderen Welt kommen, sprich andere berufliche Bedingungen haben und auch andere Eigentumsverhältnisse.Ich habe kein Problem, eine andere Meinung zu akzeptieren, wenn es nicht zu einer ungewollten persönlichen Veränderung meinerseits führt.Ich finde, jeder hat ein Recht seine Meinung zu repräsentieren, ob mir die gefällt oder nicht.
Es darf aber niemand in mein Energiefeld eindringen mich nötigen, etwas zu tun oder meine Ansicht zu ändern,wenn das nicht meine Überzeugung ist.
 
  • #7
@#3
Ich finde, da hat Frederika mit ihrer #4 recht. Wobei ich mir angewöhnt habe, mit so etwas anders umzugehen. Schließlich ist nichts lehrreicher als die eigene Erfahrung. Wenn also jemand stur auf seinem absolut unvertretbaren Standpunkt beharrt, dann gebe ich irgendwann nach. Er oder sie wird damit früher oder später auf die Nase fallen. Und spätestens dann wird er/sie es kapieren.
 
  • #8
@#4: Deinen Punkt 3 in #2 fasse ich ein bisschen enger. Ich zum Beispiel gehe wohl mal mit Sushi-Essen, aber es gehört nicht unbedingt zu meinen Leibgerichten. Viele Frauen mögen aber für ihr Leben gerne Sushi. Der Meinungs-Mismatch hat aber nichts mit gleichen oder unterschiedlichen kulinarischen Erfahrungen oder dergleichen zu tun, sondern es ist einfach mein persönlicher Geschmack (über den sich auch nicht diskutieren lässt). Deswegen sehe ich eher keine Unterteilung von deinem Punkt 3 in 3a und 3b.

Als ein Beispiel für 2a schau dir bitte mal diesen Thread hier an: http://www.elitepartner.de/forum/klischees-ueber-berufe.html. Die Fragestellerin hat festgestellt, dass fast alle Berufe klischeebehaftet sind. Ich stimme ihr in dem Punkt zu (= gleicher Erfahrungshorizont). Die Konsequenz, die sie allerdings daraus ableitet ("Angestellter" als Beruf anzugeben) ist aber anders als meine Meinung (siehe #6 des dortigen Threads). Ich nehme mal an, dass sie ihr Profil mittlerweile geändert hat. In diesem Fall war es also leicht, sie von meiner Meinung zu überzeugen.

Ein Beispiel für 2b kann ich nur konstruieren. Wenn ich eine Frau kennenlerne, die auf symptothermale Verhütungsmethoden schwört und mir versichert, dass nichts passieren kann, während ich das als nicht so optimale Methode kenne (= unterschiedliche Erfahrungshorizonte), dann mögen unsere Meinungen in unseren beiden Welten beide richtig sein. Das Problem ist dann aber, dass wir zumindest in dieser Hinsicht in zwei verschiedenen Welten leben. Vielleicht hatte sie in ihren bisherigen Beziehungen nur dreimal Sex im Monat, dann macht ihre Meinung natürlich Sinn. In meiner Welt macht sie keinen Sinn. Jedenfalls dürfte es in diesem Fall schwieriger werden, den anderen von der eigenen Meinung zu überzeugen. Und in diesem Beispiel wäre eine Einigung ja auch dringend vonnöten.
 
  • #9
@#5: Ich habe auch kein großes Problem damit, die (andere) Welt zum Beispiel eines Arbeitskollegen zu akzeptieren. Es interessiert mich beispielsweise nicht sonderlich, ob er jedes Wochenende eine andere Frau abschleppt, wenn ich mit ihm gut zusammenarbeiten kann.

Allerdings gibt es IMHO durchaus ein Bewertungsmaß für die (Meinungs-) Welt eines Individuums, nämlich allgemein anerkannte Werte. Jeder muss selbstkritisch genug sein, seine Welt gegen diese Werte zu überprüfen und selbstständig Inkonsistenzen durch Änderung eigener Meinung aufzulösen. Und wenn das beispielsweise jemand nicht tut und mir seine Welt mit dieser Inkonsistenz als etwas Gutes verkaufen will, dann dring ich durchaus auch mal in sein "Energiefeld" (wie du es nennst) ein und mache darauf aufmerksam.
 
  • #10
Buddha sagt "Von jeder Wahrheit ist das Gegenteil ebenso wahr!"

Hier wie in jedem anderem Forum auch, gibt es immer wieder weleche, die andere meinungen nicht hinnehmen können und ihre eigene als gesetz betrachten, soweit ist das auch ganz normal. Den unterschied mach wie man damit umgeht die einen fühlen sich dann nur gut wenn sie den anderen für seine meinung "bestrafen" und streiten scheint da eine art lebenseinstellung zu sein ohne der deren ego halt nicht kann.

Gelassenheit ist nichts womit man geboren wird, man muss sie erlernen und das ist nicht einfach, weil einem das eigene ego immer wieder in den weg kommt. Die lektion habe ich auch noch nicht vollständig verinnerlicht.
 
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  • #11
An Thomas HH: Schön ausgedrückt. Die Erfahrung habe ich mit vielen Menschen schon gemacht und kenne einige die nicht in der Lage sind aus ihrer Wertewelt herauszutreten und zu erkennen, dass der andere möglicherweise eine andere weitergehende Erfahrung gemacht hat. Viele sehen sich dann be- oder verurteilt. Und ich spare mir meistens in das Energiefeld der anderen einzudringen, bringt m. E. wenig und führt bei Frauen eher zu Zickereien. (bin selbst w).

An #9 gleichgütligkeit ist damit aber nicht gemeint.
 
  • #12
Je "gefühlt toleranter", desto intoleranter sind die meisten. Viele verwechseln Toleranz mit "alles OK finden".

Bleiben wir beim so heiß diskutierten Piercing:
A: Ich finde Piercings total klasse und schön. Jeder kann sie tragen.
B: Ich finde Piercings ekelhaft, siehe sehen nach SM, Prolet oder Provokation aus..
C: Ist mir total egal.

Warum kann man nicht beiden ihre Meinung zugestehen? Ist B intoleranter als A? Das wäre nur der Fall, falls B vorschreiben wollte, A solle es sein lassen. Solange jeder so lebt, wie er will und auch die anderen so leben lässt, wie sie wollen, passt doch alles. Man kann doch nicht erwarten, dass B Piercings am Partner gut und akzeptabel findet! Natürlich wird B einen Partner suchen, der keine Piercings hat. Kein problem, weder für A noch für B.

Und ist C toleranter? Nein, finde ich nicht. Wenn einem einfach nur etwas gleichgültig ist, dann muss man ja keine Toleranz (wörtlich: Erduldung) üben, weil es einem ja gerade egal ist. Auch ist keine Meinung zu haben, oder indifferent zu etwas zu stehen, nicht positiver oder harmloser als eine Meinung zu haben. Es sagt nur etwas über C aus, nämlich wofür er sich interessiert und wofür nicht. Das kann im Einzelfall durchaus mit Werten verbunden sein, muss es aber nicht, es kann ebenso Unkenntnis, mangelndes Wissen, mangelnde Erfahrung sein.
 
  • #13
@#11
Frederika, Du hast natürlich vollkommen recht. Wer nach allen Seiten offen ist, der kann nicht ganz dicht sein.

Aber Spaß beiseite. Natürlich kann jeder seine eigene Meinung haben, wobei ich die Frage Piercing ja oder nein eher als eine Geschmacksfrage ansehen würde. Aber Du wirst doch wohl nachvollziehen können, dass sich gepiercte Menschen wehren, wenn Du sie auf eine Stufe mit Proleten, Asozialen, Ex-Sträflingen o.ä. stellst, wenn nichts dergleichen auf sie zutrifft und sie Dir in Sachen Bildung, Kultiviertheit uns sozialen Status in nichts nachstehen.

Dabei geht es weniger um Deine, wenn Du so willst, Meinung, dass dir Pericings nicht gefallen, sondern vielmehr um die mitgelieferte Begründung. Du kannst Dich doch nicht ernsthaft wundern, dass jemand zurücktritt, wenn Du ihm zuvor auf den Schlips getreten bist.
 
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  • #14
Meine Meinung:

Meinungen sind nie richtig oder falsch. Sie machen nur mehr oder weniger SInn, sind mehr oder weniger Konsistent. Aber selbst wenn sich bei einigen Meinungen bei mir der Magen umdreht, kann ich nicht beweisen, dass sie "falsch" sind. Ich kann nur versuchen, denjenigen, der sie hält davon zu überzeugen, dass sie schwach sind.
Es gibt einige Meinungen, die ich für so widerwärtig halte, dass ich mit den Personen nichts zu tun haben will, aber schlußendlich glaube ich nicht, dass man sie als "faktisch falsch" deklarieren kann.

Zu #11: Falsch ist glaube ich keine der Meinungen. Im Ansatz intolerant halte ich tatsächlich Aussage B, weil es suggeriert, dass die Person, die sie äußert, ein Problem mit Gepiercten hat und deshalb eben weniger offen ist (eben nicht nur in der Partnersuche). Ein von der Struktur her ähnlicher Satz
"Ich finde Juden total ekelhaft, sie wirken alle so linkisch, raffgierig und verlogen" würde vermutlich auch nicht gerade als Beispiel der Toleranz gelten, unabhängig davon, dass derjenige, der ihn äußert, "lebt und Juden leben läßt".
Warum ist solche eine Einstellung gegen Personengruppen ein Problem, selbst wenn man sie so "leben läßt", wie sie sind? Weil es zu einer Abschottung der Gesellschaft führt. Weil es irgendwann doch in Disktriminierungen endet.
Toleranz hat für mich etwas damit zu tun, zu sagen, "das ist nicht meins, aber wenn es die Leute schön finden, ist das ok" anstatt zu sagen "das ist widerlich, proletarisch und die gehören alle in die gleiche Schublade".

Davon unabhängig sind Tatsachenbehauptungen. Tatsachen sind entweder richtig oder falsch. Und das vollkommen unabhängig von der Behauptung.
Beispiel: Der Satz "Gepiercte sind größtenteils Prolls, SM-Fanatiker, Knastis oder Schiffsleute" ist eine Tatsachenbehauptung, keine Meinung. Es kann theoretisch sein, dass sie sogar stimmt. Es kann sein, dass sie auch nicht stimmt. Weder die Aussage "ich bin keines davon und bin gepierced" noch die Aussage "das habe ich so in Schwimmbädern gesehen" reicht aus, um es zu klären.

--JoeRe, 7E1F7A5D
I do not agree with you,
but I defend to the death your right to say it.
 
  • #15
@#13: Zu deinem Statement zu #11: "Warum ist solche eine Einstellung gegen Personengruppen ein Problem, selbst wenn man sie so "leben läßt", wie sie sind? Weil es zu einer Abschottung der Gesellschaft führt. Weil es irgendwann doch in Disktriminierungen endet." - das trifft in bestimmten Fällen sicherlich zu. Frau Merkel dürfte sich zum Beispiel nicht öffentlich hinstellen und sagen: "Ich kann Tattoo-Träger überhaupt nicht ab, weil die auf mich so prollig wirken".

Dieses Forum dient aber ja als Ratgeber. Hier kann und soll jeder seine persönlichen Gedanken offenlegen, um damit den anderen eine Hilfestellung zu geben, damit diese ihre Partnersuche erfolgreich abschließen können. Und da ist es doch eine große Hilfe, wenn man selbst Tattoos hat und weiß, dass jemand anderes über Tattoo-Träger denkt, dass sie prollig o. ä. rüberkommen. Verunglimpfungen einzelner Personen oder Gruppen sind natürlich auch hier zu vermeiden. Zum Beispiel "Tattoo-Träger sind alle dumm und gewalttätige Brutalos. Ich kann nur jedem raten, um die einen großen Bogen zu machen" - sowas geht natürlich nicht.

Deine Unterscheidung zwischen Meinung und Tatsachenbehauptung finde ich gut. Meinungen entstehen aus persönlichen Tatsachenbeobachtungen (die in einem Gespräch dann zu Tatsachenbehauptungen werden können). Über Meinungen kann man direkt schlecht diskutieren, aber sehr wohl über die dahinterstehenden Tatsachenbehauptungen.
 
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