• #1

Wie geht man mit bindungsängstlichen Kandidat / Partner um?

Hallo,

mich interessieren eure persönlichen Erfahrungen mit einen/ einer bindungsängstlichen "Kandidaten/ Kandidatin" oder Partner/in.

Woran habt ihr Bindungsangst festgemacht?
In Abgrenzung von z.B. "Desinteresse"?

Gab es eine Möglichkeit, sich dem anderen anzunähern, Vertrauen aufzubauen?

Hat jemand eine stabile Beziehung mit einem Bindungsängstler führen können?

Oder ist vielleicht jemand von euch durch dieses on/off, was es oft in diesen "Beziehungen" gibt, lange Zeit nicht vom anderen losgekomnen?
Oder wenn doch, wie?

Und wie war dann das Vertrauen in einem neuen Kennenlernen?
Von Sorge / Angst getrieben?

Fragen über Fragen..
 
  • #2
Um diese Frage einigermaßen valide Beantworten zu können muss man mehr Details kennen.

Es gibt vier sogenannte Bindungstypen. Davon sind drei unsicher (Gesamtbevölkerungsanteil 30 - 40 %).

Beim gleichgültig vermeidenden Bindungstyp (5 - 10 % der Gesamtbevölkerung) sehe ich null Chancen auf Verhaltensänderung weil diese Menschen unter ihrem Verhalten nicht leiden. In der Regel dominieren diese Menschen das polygame und polyamore Segment.

Es gibt aber auch Menschen die prinzipiell bindungswillig sind aber mental einen höheren Bedarf für sich zu sein haben (Gesamtbevölkerungsanteil ca. 20 %). Kann man das ohne sich zu verbiegen akzeptieren ist mit diesen Menschen eine Beziehung möglich.

Dieser Rückzugsbedarf kann natürlich in Kombination mit den bindungsängstlichen Beziehungstypen auftreten. Das erhöht die Schwierigkeiten.
 
  • #3
Es gibt keine sogenannte „ Bindungsangst“.
Es bedeutet einfach das jemand nicht genug Gefühle hat.
Jemand der wirklich verliebt ist, wird es trotz Risiken und Ängsten immer wagen in eine Beziehung zu gehen und sich damit an jemanden zu binden.
 
  • #4
Das ist ohne weiter Infos viel zu schwammig. Ich geh erstmal immer davon aus, jemand, der beim Kennenlernen desinteressiert wirkt, der hat einfach kein Interesse. Ich diagnostiziere nicht gleich von außen Bindungsangst o.ä. in den anderen, das finde ich etwas anmaßend. Und dementsprechend würde ich mich zurückziehen. Und selbst WENN jemand dann offensichtlich ein Problem mit Bindung hat, dann würde ich es ebenfalls lieber gleich lassen, da ich auf solch eine Beziehung keine Lust mehr hätte. Einmal hat gereicht.
Meist fällt Bindungsangst ja erst in der Beziehung auf. Nicht beim Kennenlernen.

w, 36
 
  • #5
Ja, hatte ich. Einmal und NIEMALS wieder. Was für ein hin und her - ich will, ich will nicht - ich liebe dich - ich liebe dich nicht. Furchtbar. Sowas macht jeden "normal" denkend- und fühlenden Menschen kaputt. Lass bloss die Finger davon. Eine stabile Beziehung ist unmöglich weil die genau wissen was mit ihnen los ist aber die Heilung vom Partner erwarten. Je mehr man sich einlässt desto schneller läuft der andere weg - die Hürden und Herausforderungen werden im Höher, die Erwartungen immer größer. Je mehr man gibt desto mehr nimmt der andere und desto mehr verschwindet im schwarzen Loch ohne das jemals etwas zurück kommt.
 
  • #6
Haben wir es hier mit einer gesicherten Diagnose zu tun ? Oder mit einer Laienmeinung ?
Es gibt Menschen, die ganz ohne angedichtete Störung irgendwelcher Art einfach langsamer, vorsichtiger, unsicherer .... sind.
Es gibt auch einige wenige Menschen mit Krankheiten / Störungen.

Ich freue mich bereits jetzt auf die Laien, die sich regelmässig aufgrund ihres angelesenen Halbwissens für Koryphäen in der Welt der Medizin halten und gerne "Ferndiagnosen" aufgrund der Erzählungen und Spekulationen anderer Laien erstellen. Dazu irgendwelche Statistiken und Modelle ungeprüft anführen werden. Ganz sicher kommen so einige Krankheitsbilder heraus. Im Grunde hilft nur Totaloperation, gepaart mit Therapie und Notschlachtung. Echte Erfahrungsberichte dürften selten sein. Sorry, das falsche Forum - wobei ich mich frage, ob eine solche Frage nicht absolut immer individuell beantwortet werden muss. Denn wenn du dich nicht wohl fühlst mit seiner Art - dann heisst das noch lange nicht, dass er für XY nicht genau der Mann ist.
 
  • #7
Meine Sicht ist:

Erstmal muss man ja wissen, was man will. Ich denke, ein BÄ weiß das nicht genau. Er weiß nicht, wie es sich anfühlen soll, wenn der Partner "richtig" für ihn ist. Warum weiß er das nicht ... vermutlich, weil es in seiner Kindheit nie darum ging, was für den Teil "Liebe und Geliebtwerden" seiner Gefühlswelt FÜR IHN wichtig war. Er musste Bedingungen erfüllen, um geliebt zu werden, Rücksicht nehmen auf Erwachsene, ihre Probleme, Malessen, Launen und Unzulänglichkeiten, die sie verdecken wollten, waren immer wichtiger als das, was mit ihm ist. Manchmal ist es Schicksal, wenn ein Elternteil krank ist und sich alles darum dreht, oder wenn ein Geschwisterkind krank ist, manchmal ist es einfach nur die Unfähigkeit der Eltern, ihre Konflikte allein zu lösen und drauf zu achten, nichts am Kind auszulassen, nur weil es sich nicht wehren kann. Oder das Kind mit einzubeziehen, wenn der böse Papa oder die böse Mama die/den Partner gekränkt haben, dann sich beim Kind auszuheulen und es als Trost zu benutzen und so Fronten zu schaffen und zu zeigen "mit dem komme ich nicht klar". Dann kriegt das Kind das Gefühl, es muss helfen, wird aber an anderer Stelle wieder als "doofes Kind" behandelt, über das einfach entschieden werden kann. Und natürlich von dem Elternteil, das zuerst Hilfe "eingefordert" hat (passiert ja meist nicht bewusst und unter diesem Label), trotzdem nicht für voll genommen. Auf jeden Fall weiß das Kind nicht, wie es sich anfühlt, bedingungslos geliebt zu werden und auch nicht, wie es ist, wenn es darum geht, was mit seinen Gefühlen ist. Die werden entweder nicht gesehen, als unwichtig abgetan oder ausgeredet.

Der BÄ ist vermutlich auch überfordert damit, dass nur weil sich zwei Leute begegnet sind, gleich mal eine feste Definition da sein muss, dass man nun ein Paar ist und allein deswegen Verpflichtungen folgen, Kompromisse zu machen sind usw.. Der BÄ hat, würde ich sagen, auch gar keine Forderungen an den Partner bzgl. dessen, was der einbringen soll. Die einzige Forderung ist, keinen Druck zu machen, und ihn, den BÄ, in Ruhe zu lassen, wenn er es braucht. Der will ja "Nägel mit Köpfen machen", während der BÄ sich vielleicht verschlungen fühlt von so viel "das machen wir so, das muss so, sei mal so".
Das alles ist nicht in seinem wirklich EIGENEN Interesse, es nur in dem Sinne eigenes Interesse, dass er vielleicht auch gern eine Partnerschaft hätte und aber dabei denkt, er muss diese ganzen Bedingungen wieder erfüllen, damit er akzeptiert und geliebt wird. Also verzichtet er lieber gleich ganz oder versucht, sich ranzutasten, indem er darauf achtet, dass es nie so verbindlich wird, dass er wieder in der Falle sitzt wie bei dem Elternteil damals: Er muss seine Bedürfnisse zurückstellen, damit der andere zufrieden ist.

Die BÄs sehen mitunter aus wie die perfekten Partner, denn sie erfüllen ja erstmal alles, was der andere will, weil sie gern wollen, dass er bleibt.
 
  • #8
Bindungsängstliche Personen lässt man am besten ganz in Ruhe und zwingt sie nicht in Beziehungen, weil man etwas anderes für sie möchte. Sie haben für sich errungen, dass sie keine Beziehungen möchten. Mach ihnen dieses Konstrukt also nicht kaputt. Bindungsangst betrifft ja eine ganze Reihe unterschiedlicher Beweggründe.
 
  • #9
Woran habt ihr Bindungsangst festgemacht?
In Abgrenzung von z.B. "Desinteresse"?
Ich würde es so unterscheiden: Der Desinteressierte weiß, dass er keine Bez. haben will - zu der Zeit gerade generell nicht oder nur mit dem bestimmten anderen nicht. Der BÄ weiß es nicht, dass er keine Bez. haben will, will aber Bez. jedenfalls nicht so verbindlich, wie der andere es sich vorstellt.
Gab es eine Möglichkeit, sich dem anderen anzunähern, Vertrauen aufzubauen?
Ich war nie mit einem BÄ zusammen. Aber ich halte es trotzdem für ausgeschlossen, was im Zitat steht. Du schreibst, dass der andere wie Therapeut Vertrauen aufbauen könnte, sich annähern könnte. Der BÄ ist aber nicht der Patient desjenigen, der unbedingt eine Beziehung mit ihm will - warum das überhaupt? Ich denke, dass BÄs nur von anderen BÄs gewollt werden, denn der, der den BÄ unbedingt für sich gewinnen will, hat ja einen Grund, sich diese Schwierigkeiten aufzuhalsen. Ich denke, er würde selbst Ängste, verschlungen zu werden, bekommen, wenn er sich einen Partner wählen würde, der auch mit Ansprüchen an ihn kommt. So hat er immer die Sicherheit, dass sein Angebeteter die Bez. noch weniger verbindlich will als er selbst. Das alles ist aber geschrieben für den Fall, dass es nicht eine sonstige Verbindung, wie z.B. eine Sexaffäre zwischen den beiden gibt. Dann würde ich eher nicht bei BA suchen, sondern eher bei sowas wie "können Männer ohne Beziehung zufrieden sein, wenn sie eine gute Sexaffäre haben".

Wenn das noch der Mann aus Deinem vorigen Thread ist - dem eine Bindungsangst zu unterstellen, finde ich zu unfundiert. Der will nicht mit Dir reden, das kannst Du nicht ändern. Er fragt auch nichts, was Dich betrifft. Es interessiert ihn nicht oder er weiß, dass fragen nichts bringt für ihn. Vielleicht will er doch nur Sex und ein bisschen Drumrum, wie mal Essen gehen. Du schriebst, sexuelle Themen tauscht ihr gern schriftlich aus und lebt sie real. Nun hast Du nicht geschrieben, worum es geht. Aber wenn das Fantasien sind, dann KANN er gar nicht zu viel Wissen über Dich haben wollen, weil Du dann für Fantasien nicht mehr "brauchbar" bist. Zu viel Info über das Sexobjekt verdirbt die Vorstellungen, die man mit ihm verbindet. Vielleicht ist das der Grund, warum er nichts wissen will.

Vielleicht willst Du über eine Sexgeschichte in eine Beziehung kommen, und das funktioniert nicht. Aber wenn der Mann dann keine Bez. will, muss er nicht BÄ sein. Kann auch sein, dass er derzeit alles im Leben hat, was er braucht.
 
  • #10
Ich finde, deine Frage ist nicht ganz richtig gestellt. In jeder Beziehung will man sich doch zu Hause fühlen - wenn man sich erst überlegen muss, wie der Umgang mit dem Partner/der Partnerin am besten zu gestalten wäre, fehlt die Leichtigkeit, die einer Beziehung guttut.

Kurze Zusammenfassung: Ein BÄ will Beziehung, kann aber nicht. Anders als der Mensch mit Desinteresse, der will dich oder Beziehung an sich nicht. Von daher ist es Unsinn zu behaupten, es gebe keine Bindungsangst.
Du kannst BÄ nicht "heilen", selbst wenn du selbst bindungssicher bist. Neigst du zur Verlustangst, wird die Beziehung zu einem BÄ zum Horror, weil ihr euch ständig aneinander abarbeitet: Der eine zieht, der andere drückt weg.
Wenn man selbst Distanz mag, ist man bei einem BÄ einigermaßen gut aufgehoben. Mag man hingegen Nähe, ein echtes Wir, gemeinsame Pläne, eine gemeinsame Zukunft, dann ist der BÄ nicht der richtige Partner.

Ausführliche Infos über Bindungsängstler gibt es in den Videos von Christian Hemschemeier. Mehr als dort ist dazu kaum zu sagen.

Nach einer Beziehung zu einem BÄ, die leider zu lange dauerte (das ist die Gefahr, wenn man es nicht schnell genug erkennt), habe ich meine Lektion gelernt. Nie wieder will ich dieses Heiß und Kalt und das On und Off, grausig.

Alles Gute dir!
w56
 
  • #11
Es gibt keine bindungsängstlichen Typen, es gibt Menschen, die nicht genug Interesse haben und /oder zu faul und bequem sind, sich für eine Beziehung anzustrengen. Dann sind sie noch nicht soweit, lassen es locker angehen, haben Angst verletzt zu werden, heute morgen übermorgen und das ewige blabla, warum es JETZT nicht funktioniert. Sie sind nicht ängstlich, Sex zu haben, zusammenzuwohnen und Rechnungen zu teilen. Nur jedes Mal, wenn es verbindlich werden soll, dann.. Tja.
 
  • #12
Desinteresse ist doch zu unterscheiden von Bindungsangst. Sich z. B. 'nen Korb einzufangen ist ja nun deutlich.
Bei "nur" Bindungsangst ist grundsätzliches Interesse ja vorhanden.

Aber - zum Erkennen einer Angst:
Ich vermute mal, dass wir eine Bindungsangst anderer Menschen immer in Abhängigkeit unserer eigenen Bedürfnisse "wahrnehmen" (oder auch nicht).
Ich bin eher Distanzmensch, jedoch nicht beziehungsunwillig oder - ängstlich. Die geborene Klette würde mir wahrscheinlich trotzdem vorwerfen, ich sei bindungsängstlich.
Der andere Distanzmensch sagt (hoffentlich) "alles super".
Un nu?

Der eine möchte nicht ganz vereinnahmt werden, eben weil er nicht möchte. Der andere, weil er Angst hat.
Die Ursache spielt mMn nicht wirklich eine Rolle.
Jeder meint, daß die eigene Lebensweise der Standard zu sein hat.
Man kann aber keinem etwas aufdrängen.

Du fragst, ob hier jemand mit einem Beziehungsängstler eine stabile Beziehung führen konnte...ich halte das für die falsche Frage am falschem Ort.
Frage Dein Gegenüber nach seiner Definition von Beziehung.

W, 46
 
  • #13
Guten Abend,

liebe FS,

da du mit diesen Wortbegriffen hantierst, vermute ich bei dir eine Bindungsängstlichkeit, die natürlich auch Menschen mit einer solchen anziehen, oder sich in diese Schublade pressen lassen.
Eigene Unzulänglichkeiten lassen sich prima tarnen, indem man bindungsängstliche Kandidaten züchtet. Das erspart die eigene Selbstreflexion.

Mich gruselt es, mit welcher Vehemenz und Häufigkeit mit diesen Begriffen hantiert wird.





I
 
  • #14
Du kannst dazu mal in die Bücher von Stefanie Stahl reinschauen.
Der Partner des "Bindungsängstlichen" neigt oft zum Gegenpol.
Es muss aber auch nicht zwangsläufig was mit dir sein, es kann auch Zufall sein, an jemanden zu geraten, der sich nicht binden will oder ständig on-off macht.
Für den Partner ist eher wichtig zu erkennen, wann es Zeit ist loszulassen
 
  • #15
Ich würde sagen unterm Strich ist das wurscht ob jemand bindungsaengstlich oder nicht interessiert ist.
Es macht keinen Spass und hat keine Zukunft.
Damit geht man nicht um.
Davon geht man weg :)

Meine Meinung
 
  • #16
Wenn sich jemand nicht binden möchte, dann passt es halt nicht. Das muss nicht immer was mit Bindungsangst zu tun haben. Nur einige formulieren das wahrscheinlich nicht deutlich genug. Was sie wollen und was nicht.
 
  • #17
Hi Lichtblick27,
Du kannst mal überlegen, warum Du Dich an einen Partner bindest, der nicht für eine Beziehung offen ist.

Deine Partner-Wahl, also die Wahl eines Bindungsängstlers als Partner, deutet darauf hin, dass Du selbst keinen stabilen Bindungsstil hast
 
  • #18
Ich finde die Fragestellung des/der FS völlig legitim. Was ich bei diesem Thema aber wirklich schlimm finde ist, wie hier verurteilt wird. Ein wirklich medizinisch bindungsunfähiger Mensch hat dieses Verhalten ja oft durch schlimmste traumatische Kindheitserfahrungen erworben. Keiner muss sich "erbarmen", mit diesem eine komplizierte Partnerschaft einzugehen- aber eine große Portion Respekt vor einem anderen Lebenslauf als dem eigenen ist hier aus meiner Sicht angebracht. Keiner weiß, was der andere durchgemacht hat. Andere Menschen nur deshalb als "minderwertiges Material" darzustellen, finde ich absolut daneben.
 
  • #19
Es gibt keine sogenannte „ Bindungsangst“.
Es bedeutet einfach das jemand nicht genug Gefühle hat.
Jemand der wirklich verliebt ist, wird es trotz Risiken und Ängsten immer wagen in eine Beziehung zu gehen und sich damit an jemanden zu binden.

Falsch! Das gibt es tatsächlich. Ich war selbst mal in der Situation dass ich keine Beziehung bzw Nähe aufbauen konnte. Die Phase ist nun zum Glück vorbei. Das hatte absolut Null mit den Personen zu tun, die ich kennengelernt habe.

Ich glaube, wenn der Bindungsvermeider ein Kopfmensch ist, dann wird er den Kontakt abbrechen, wenn er merkt, er kann keine Beziehung aufbauen. Bei einem gefühlsvollen Menschen wird es ein ewiges hin und her geben. Manche merken es halt nicht sofort, ich selber habe es damals glaube ich ca nach der 15. Person gemerkt, die ich gedatet hatte.

Allerdings: Wenn jemand keine Beziehung will, dann bedeutet es auch nicht unbedingt, dass er Beziehungsunfähig ist. Eventuell hat er/sie einfach keine Lust auf dich.
 
  • #20
Die ganzen Bindungstypendiskussionen hier im Forum verwundern mich gleichernassen wie die Narzissmus-Diagnosen, die in jedem zweiten Thread gestellt werden.

Wenn ein Mann mich anders oder weniger liebt, als ich von ihm geliebt werden möchte - was nützt es mir, wenn ich bei ihm Bindungsängstlichkeit diagnostiziere? Ok, es mag meine narzisstische Kränkung mildern, wenn ich mir sagen kann, er muss eine Macke haben, dass er mich nicht als das Gottesgeschenk sieht, das ich selbstverständlich bin. Aber das bringt mich keinen Schritt weiter, mit einer solchen Sichtweise ist null Entwicklung möglich, da kann ich im Altersheim noch klagen darüber, dass die Welt aus Bindungsängstlichen besteht.

Viele hier, ich eingeschlossen, leben nicht in jahrzehntelangen guten Beziehungen. Wir haben es verkackt, und wir treffen auf potenzielle Partner, die es auch verkackt haben, sonst wären sie nicht verfügbar.

Statt uns gegenseitig zu analysieren und in Schubladen zu stecken, könnten wir auch einfach versuchen, uns anzunehmen, wie wir sind, nicht perfekte Wesen, die sich von anderen nicht perfekten Wesen ein bisschen Zuneigung und Wärme wünschen.

Frau 53
 
  • #21
Bei einem Kandidaten würde ich gar nicht die Sache vertiefen wollen. Es ist letztendlich irrelevant, was dahinter steckt. Ob es nur ein Desinteresse ist oder eine Psychische Störung sich dahinter verbirgt, hat m. E. gar keine Bedeutung. Wenn es nicht passt, passt es einfach nicht. Man muss es akzeptieren und respektieren. "Nach Gründe suchen" kann die Privatsphäre des Kandidaten/der Kandidatin stören. Es geht niemandem was an, welche Gründe der- oder diejenige hatte/hat. Meine Therapeutische Fähigkeiten sind auch begrenzt und ich kann weder eine Diagnose stellen noch dieser Person Therapieren.

In einer Partnerschaft (und das muss auch erstmal definiert sein) sollte die Person auf sich schauen, ob sie mit dieser Diagnose klar kommt. So eine Störung ist fast wie ein leichtes Handicap.
Du sollst bei dir schauen, ob du dich da zu recht findest oder nicht.
Ich weiß für mich, dass ich mit der Gefühlskälte nicht zu recht komme. Ich mag Menschen, die offen, gutgelaunt und sehr emphatisch sind. Zurückweisung und emotionale Kälte spürt man ja tagtäglich sowieso. Im Privaten Bereich möchte ich mit Menschen umgeben sein, die mich mögen und diese auch zeigen können.

Im Freundeskreis wäre ich bereit der Person zu helfen aus der Isolation herauszukommen. Aber er muss es ja selber wollen. Würde ein Freund oder eine Freundin nach Hilfe rufen oder Hilfe empfangen wollen, wäre ich an der vordersten Reihe :).
 
  • #22
Keine Ahnung ob es in deinen anderen Threads und diesem Thread um den gleichen oder verschiedene Männer geht.

In den anderen Threads beschreibst Verhaltensdetails. Hier fragst du wie man trotz dieser Verhaltensweisen mit so jemanden eine Beziehung führen kann.

Wenn du das könntest würdest du sein Verhalten nicht als störend empfinden. Also verbiegst du dich um nicht loslassen zu müssen. Auch so ein verbiegen kann ein Ausdruck von Beziehungsangst sein.

Was nicht läuft ist jemanden anders ändern zu wollen. Man kann sich nur selbst ändern. Also du kannst die Konsequenzen ziehen und Männer die dir nicht die gewünschte Nähe bringen verabschieden.

Diese Männer kannst du nur so nehmen wie sie sind. Wenn sie ein Bedürfnis haben die Beziehung mit dir zu erhalten werden sie versuchen dir entgegen zu kommen. Wenn nicht spielen die Gründe dafür nicht die geringste Rolle.

Übrigens auch das Festhalten an solchen Männern oder besser Menschen kann der Ausdruck einer Beziehungsstörung sein, weil ich mich dann für beziehungsfreundlichere Menschen blockiere.

Als Störung würde ich aber nur ein Verhalten bezeichnen wenn ich es regelmäßig wiederhole obwohl es mir schadet. Z.B. ich verliebe mich nur in unerreichbare Menschen oder ich ertrage Nähe nur zwecks Sex.
 
  • #23
Ich hab mich mit der Thematik mal auseinandergesetzt, weil ich dachte auch mal eine solche Beziehung gehabt zu haben.

Der Fehler ist jedoch, sich viel zu viele Gedanken über den Partner und seine Beweggründe - sei es Bindungsangst oder Desinteresse, selbst Narzismus oä - zu machen.

Es geht ganz einfach: richte den Blick auf dich selbst! Fühlst du dich mit ihm und seinem Verhalten wohl?

Wenn nein, dann ziehe Konsequenzen und trenne dich, denn alles andere tut Dir( !)nicht gut.

Wenn es dir durch sein Verhalten schlecht geht, ändert es auch nichts daran, wenn du die Ursache kennst. Das Verhalten, was dich verletzt bleibt gleich.

Wenn du bereit bis, aufgrund seiner psychischen Disposition aus Mitleid oder falsch verstandenem Verständnis zu leiden, solltest du deine eigenen psychischen Dispositionen mal hinterfragen.
 
  • #24
Liebe Fragestellerin, ich habe mir genau das gedacht, was Pia62 schrieb: warum willst Du Dich an einem solchen Kandidaten abarbeiten?

Es ist unglaublich, wie manche der Liebe hinterher hecheln, um sie kämpfen, darben, im Mangel leben. Weil sie es so gelernt haben: Liebe war schwer zu bekommen und mit Entsagung verbunden. Das haben sie so gelernt und das inszenieren sie auch später so. Und geeignete Kandidaten sind schnell gefunden.

Und wenn dann einer kommt, der sie einfach so lieben würde: dann kämen sie vielleicht gar nicht damit zurecht, das könnten sie gar nicht annehmen.

Wie ist es bei Dir? Ich kann Dir eines sagen: Personen mit einem völlig gesunden Bindungsstil sind für solche Sachen nicht empfänglich. Frag Dich mal, warum Dich solche Kandidaten anziehen. Viel Glück wünsche ich Dir.
 
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