Nach dem ich selbst den ganzen Thread mit zwei Jahren Verspätung gelesen habe, wäre es interessant zu erfahren, wie die Geschichte ausgegangen ist (ob der Mann nur überarbeitet war oder auch mit mehreren Frauen gleichzeitig zu tun hatte, was sich ja nicht ausschließt...).
Ich finde hier zwei Grundpositionen: Arrangieren mit dem Verhalten des anderen oder die Beziehung aufgeben (und als dritte, eine Veränderung zu bewirken, was bei einer handfesten Suchterkrankung, wenn es denn eine sein sollte, ja eher nicht zu Wundern führt.)
Und ich glaube, zwischen diesen beiden Polen schwankt man dann und auch zwischen Verständnis und Wut und in keinem Fall fühlt man sich ganz in seiner Mitte. Das Problem besteht in meinen Augen darin, dass man sich nicht nicht verhalten kann. Das heißt, die Frau muss ja in irgendweiser auf den Workaholic reagieren. Meistenteils mit Warten oder Umdisponieren. Weil es doch wieder ein bisschen oder ein paar Stunden später wird oder ein wichtiger Kunde eben nur am Ostersonntag kommen kann, solche äußeren Gründe gibts ja ständig. Für mich ist es geradezu das Zeichen der Arbeitssucht, dass der Süchtige keine Alternativen sieht und sagt "es muss sein, es geht nun mal nicht anders" oder "wer sollte es denn tun, wenn nicht ich" oder "wenn ich das nicht mache, geht die Firma den Bach runter". Der Süchtige wirkt selbst nicht selbstbestimmt, sondern als wäre er eine Marionette eines anderen, den man nicht sieht. Und der Partner des Workaholics fühlt sich seinerseits abhängig und nicht frei in den Entscheidungen, denn Warten ist das Gegenteil einer selbstbestimmten Zeiteinteilung. Das Gefühl der Fremdbestimmung verschiebt sich also von einer Person auf die Angehörigen. Schon das ist eine ziemliche Schieflage. Wenn die Beziehungsqualität, also die Qualität der miteinander verlebten Zeit, dann auch noch gegen Null geht, weil der Süchtige nur über die Arbeit redet, im Geiste schon die nächsten Handgriffe plant und mitten im Satz einschläft oder auch so zu keiner Aktivität zu gebrauchen ist, denn ist nur noch eine Therapie gefragt. Danach ist der Betroffene womöglich offener für eine Beziehung, aber das ist wie bei jeder Suchterkrankung ein weiter steiniger Weg, den ich persönlich, wenn es noch keine tiefe, gewachsene Verbdinung gibt, eher nicht auf mich nehmen würde. Und wenn ich mit so einem Mann verheiratet wäre, würde ich keine Lust haben, die Nestbereiterin zu spielen, wie das hier eine (ältere?) Dame vorschlug. Eine Frau ist keine Ladestation, an die man sich bei Bedarf anhängt. Ich glaube, Verständnis für eine Ausnahmesituation ist das eine, z.B. wenn es wirklich eine Zeit lang zu viel Arbeit gibt, sich selbst verleugnen und damit einen Missstand am Leben halten, das andere.