• #1

Wie kann ich diese Beziehung verarbeiten?

Hallo!
Ich habe eine fünfjährige On-Off-Beziehung hinter mir, die sehr turbulent verlief. Mir ist klar, dass viele schreiben werden, ich hätte es gar nicht erst so weit kommen lassen dürfen- ich kann es mir im Rückblick selbst kaum erklären. Ich versuche, mich kurz zu halten.
Die letzte, für mich endgültige Trennung, verlief zunächst nicht eindeutig und durcheinander. Keine der Trennungen wurden von mir selbst in die Wege geleitet. Mein Exfreund trennte sich immer wieder aus mir unersichtlichen Gründen. Mal war es seine Familiensituation, der berufliche Stress, die Enge der Beziehung (in der ich ihm wirklich nichts verboten habe) oder auch einfach ein Bauchgefühl. Er hatte auch zwischenzeitlich einen Tag nach unserer Trennung eine Freundin von ihm im Bett, was mich sehr verletzt hat. Auch andere Respektlosigkeiten waren alltäglich. Ich habe gemerkt, dass mir diese Beziehung überhaupt nicht mehr gut getan hat.
Kurze Zeit später stand er jedoch immer wieder mit Versprechen im Schlepptau auf der Matte und ja - ich nahm ihn immer wieder zurück und ließ mich durch seine lieben Worte einlullen. Das war mein Fehler.
Mein Problem ist nun, dass ich diese Zeit unglaublich bereue. Ich bereue es, so viel Zeit in jemanden investiert zu haben, der mich und meine Gefühle mit Füßen tritt. Ich habe das Gefühl, langsam aus meiner "Winterstarre" zu erwachen und die Beziehung aus einem objektiven Blickwinkel betrachten zu können. Entsprechend möchte ich das, was mir diese Beziehung genommen hat, zurückerlangen und an mir arbeiten, um mir selbst wieder gut zu tun und mein Leben wieder genießen zu können.
Momentan befinde ich mich bezüglich meines Studiums in einer Krise. Ich habe kaum noch soziale Kontakte und kann, obwohl ich das Leben liebe, keinen Sinn in dem Ganzen erkennen. Ich fühle mich schuldig mir selbst und meinem Ex gegenüber - weil ich ihn in meinem Kopf dämonisiere und nicht weiß, ob das überhaupt in Ordnung ist. Schließlich habe ich durch mein Verhalten eine Teilschuld an meiner Situation. Ich denke das ist meinem stark gesunkenen Selbstwertgefühl geschuldet. Ich scheue vor sozialen Interaktionen zurück und habe Angst vor Ablehnung. Ich denke allgemein zu viel nach, habe ich das Gefühl. Ich kann mich nicht mehr aufraffen, meinem Alltag nachzugehen oder die Kontakte, die ich habe, zu pflegen. Ich bin an meinem Tiefpunkt angelangt.
Haben Sie vielleicht Vorschläge, wie ich aus diesem Teufelskreis ausbrechen und meine Persönlichkeit wieder aufbauen kann? Eine Therapie wäre für mich eher keine Option - das würde mich nur weiter ins Nachdenken bringen. Oder denken Sie, das ist meine einzige Möglichkeit, ins Leben zurück zu finden?
Ich bedanke mich im Voraus!
 
  • #2
Liebe Fragestellerin. Dein Post zeigt mir, dass Du sehr reflektiert bist. Prima. Und Du bist an einem Tiefpunkt. Auch gut. Denn solche Erfahrungen lehren uns eine ganze Menge.

Unsere Beziehungen zeigen uns unsere Themen. Und Du hast Deinen Lehrmeister gefunden. In meinen Augen agiert er wie ein Bindungsvermeider. Und mit Bindung dürftest auch Du ein Thema haben. Es würde mich sehr wundern, wenn Du eine glückliche Kindheit mit viel Liebe und Eltern gehabt haben solltest, die Dir eine glückliche Beziehung vorgelebt haben. Stimmts?

Sehr wahrscheinlich sind hier Deine Themen und Dramen verborgen, die sich hier nur wiederholt haben. Daraus lässt sich lernen. Du bist auf dem richtigen Weg. Nun lecke Deine Wunden.

Wenn ich ein Thema habe, dann gehe ich in youtube. Dort gibt es wirklich zu jedem Thema hilfreiche und sehr interessante Videos. Für den Anfang könnte ich Dir Stefanie Stahl empfehlen. Viel Glück.
 
  • #3
Liebe Chanah,
ich verstehe dich gut. Bei deiner On-off-Beziehung handelte es sich um eine sogenannte toxische Beziehung. Toxisch deshalb, weil die Beziehung (und dein Selbstwertgefühl) wirklich vergiftet wurde. Du bist aber schon mindestens einen Schritt weiter als viele in deiner Lage, das ist super!
Und du bist keinesfalls allein mit deinen Erfahrungen. Schau mal bei liebeschip.de oder im gleichnamigen Podcast. Sehr hilfreich sind auch die Videos des Paartherapeuten Christian Hemschemeier und sein Buch "Der Liebescode". Hilft alles sehr, aus der Phase, in der du jetzt bist, herauszukommen, und ein "naisgeiles Leben" (wie er es nennt) für dich (neu) zu erschaffen und alles Schöne wieder zu entdecken. Du bist ja auch noch sehr jung und hast so viel Wunderbares noch vor dir. Und wenn du an dir und deinen (evtl. in deiner Herkunftsfamilie erlernten) Mustern gearbeitet hast, wirst du auch wieder einen Partner finden - diesmal einen, der gut für dich ist :).

Ich wünsche dir sehr viel Glück!
w56
 
  • #4
Du bist im Moment in einer Krise. Das hast Du sehr gut erkannt.
Dein Privatleben und Deine berufliche Ausbildung leiden darunter.

Versuche erstmal Prioritäten zu setzen. Studium zuerst.

Wenn Du wieder besser fühlst wirst Du soziale Kontake aufbauen können. Nach Abschluss Deines Studiums steht sicher ohnenhin eine räumliche Veränderung an, oder?

Du übernimmst Verantwortung für Dein Tun und Handeln in Gegenwart und in der Vergangenheit. Das ist doch schon mal eine gute Basis bei Dir.

Wir haben alle unsere Lebenskrisen und Du bist jung, hast alles noch vor Dir.

Im Internet gibt es genügend qualitativ hochwertige Ratgeber. Allein Youtube quillt davon über. Ich würde zu Nathaniel Branden "Die 6 Säulen des Selbstwertgefühls" raten. Aber nicht alles gleich 1:1 übernehmen. Nur weil jemand ein Buch schreibt ist nicht alles stimmig. Und immer step by step, nicht gleich alles wollen.

Vergiss die ratschläge, dass Du gleich einen Termin bei einem Therapeuten machen sollst. Krisen haben wir alle einmal. Und lösen können wir diese nur selbst.
 
  • #5
Wenn Du Dich im Moment so niedergeschlagen fühlst und sich die Gedanken immer nur im Kreise drehen, wäre das der richtige Zeitpunkt für Gespräche Auge in Auge mit jemand, dem Du Dich anvertrauen kannst. Hast Du dafür keine Freundin, Tante oder ähnliches, kannst Du auch mit jemand von der Seelsorge Kontakt aufnehmen.

Therapeutische Hilfe bekommst Du nicht von heute auf morgen, es sei denn Du bist Privatzahler. Bis Du da einen Platz bekommst, hast Du eh schon selber alles verarbeitet oder bist in der Notaufnahme gelandet.

Alles Gute
w/36
 
  • #6
Warum wäre eine Therapie keine Option für dich? Wenn du eh die ganze Zeit nachdenkst, dann würde eine Therapie das viel besser kanalisieren und dir helfen, aus dem Wirrwarr herauszukommen. Wenn du sonst langsam in eine Depression reinschlitterst, wäre das doch tausendmal besser, als allein mit deinen Gedanken zuhause? Du brauchst ja auch nicht gleich eine tiefenpsychologische Analyse zu machen; vielleicht reicht es schon, wenn du ein paar Stunden jemanden hast, der dir auf Therapeutenart zuhört und du siehst schon klarer.
Ich hatte selbst so eine Art Beziehung, auch fünf Jahre. Aber auch wenn ich im Nachhinein denke, das war Zeitverschwendung, so habe ich das doch nie total bereut oder den Mann dämonisiert. Ich war wütend auf ihn, hatte eine Weile Hassgefühle (das ist auch normal, das ist die Wutphase in der Trennung), mittlerweile ist so eine Art mildes Interesse an seinem Leben geblieben, mit der Dankbarkeit, daran nicht mehr teilhaben zu müssen.
Klar hat auch der, der alles mit sich machen lässt, eben auch "Mitschuld" in dem Sinne, dass er sich dem nicht entzogen hat. Aber das geht ganz vielen Leuten so, und in der Liebe ist die Hoffnung eben sehr oft lange da, wenn alles andere schon den Bach runtergegangen ist. Da musst du dich nicht selbst für geißeln. Versuch es von der anderen Seite zu sehen:
- Du wirfst eine Beziehung nicht bei den ersten Problemen hin, du hast die Fähigkeit, zu verzeihen und das Gute im anderen zu sehen. Das ist erstmal doch was tolles. Das kann dir in den nächsten Beziehungen sehr helfen.
- Dennoch wirst du aus dieser Beziehung auch gelernt haben, wo deine Grenzen sind und was du dir nicht mehr gefallen lässt. Auch sehr gut so! Man lernt aus seinen alten Beziehungen für die neue.
- Du wirst den nächsten Freund, der beziehungsfähig ist und sich dir gegenüber partnerschaftlich verhält, dafür sehr schätzen können und dankbar sein für Dinge, die andere vielleicht für selbstverständlich halten und die dann immer über die Beziehung meckern wegen Kleinigkeiten. Das ist bei mir und meinem Freund jetzt so, dass wir aufgrund der alten Beziehungen immer dankbar dem Partner gegenüber sind für alle Kleinigkeiten, die er so macht. Das ist toll, denn jeder fühlt sich gewertschätzt.

Es waren nur 5 Jahre! Es war nicht das ganze Leben! Das ist doch was positives! Du musst erst die Beziehung verarbeiten, das ist völlig normal. Alles durchdenken (auch das ist normal), den Schmerz zulassen. Dann geht es wieder bergauf. Alles ist noch möglich, deine Zukunft frei, ohne dieses kräftezehrende On/Off-Gedöns. Viel Kraft wünsche ich dir! Und wenn du merkst, du kommst da allein nicht raus, dann denke über eine Therapie nach.

w, 36
 
  • #7
Das ist sehr traurig zu lesen. Aber ich finde eine Therapie wäre genau das richtige für dich.
 
  • #8
Ich denke das ist meinem stark gesunkenen Selbstwertgefühl geschuldet. Ich scheue vor sozialen Interaktionen zurück und habe Angst vor Ablehnung. Ich denke allgemein zu viel nach, habe ich das Gefühl. Ich kann mich nicht mehr aufraffen, meinem Alltag nachzugehen oder die Kontakte, die ich habe, zu pflegen. Ich bin an meinem Tiefpunkt angelangt.
Das ist kein Fall für das Forum.
Du brauchst an diesem Punkt psychotherapeutische Unterstützung. Dringend.

Wir werden Dir hier nicht helfen können.
 
  • #9
Ich habe auch den Eindruck, dass Du in eine Depression rutschst. Deshalb solltest Du Dich schnell um eine Therapie bemühen.
Alle guten Ratschläge werden Dir nicht helfen. Jetzt musst Du schnell handeln. Kopf hoch. Du schaffst das, aber hole Dir Hilfe.
Alles Gute.
 
  • #10
Ich frage mich immer, wenn ich Ratschlag mit den Therapeuten lese, ob diejenigen auch schon Erfahrungen mit einem Therapeuten haben.


Ich gehöre zu denjenigen, die schon Erfahrungen mit den Therapeuten aus 1. Hand genossen habe.

Ich kenne einige Leute, die auch Erfahrungen aus 1. Hand genossen haben. Und den meisten hat es sehr geholfen, besonders, wenn sie wirklich depressiv waren. Niemand von denen wollte ihnen Medikamente geben (waren auch Therapeuten und keine Psychiater...). Und mein einer guter Freund ist Therapeut und wenn ich mit ihm fünf Minuten telefoniere habe ich das Gefühl, ich kann meine eigenen Gefühle schon besser sortieren als nach drei Wochen mit mir allein oder wohlmeinenden Freunden, die aber eben nicht diese Art haben, nachzufragen, ohne zu bewerten. Wenn du Pech hattest mit drei Therapeuten, tut mir das leid, aber das ist sicher nicht die Mehrheit. Es muss halt menschlich auch passen. Eine Freundin von einem Kumpel hat schlimme Zwangsneurosen (Waschen, jeden Tag mehr als drei Stunden). Sie hat es einmal mit einer Therapie probiert, aber mit der Therapeutin hat es nicht gepasst. Und jetzt weigert sie sich, es noch mal zu versuchen. Nur: es wird seit Jahren schlimmer und nicht besser, sie leidet, ihr Freund leidet, er will sich trennen. Was wäre denn da jetzt die Alternative, wenn man es allein nicht in den Griff bekommt? Schön, dass es bei dir geklappt hat, aber das ist nicht bei jedem so. Bei Burn-out kann man noch u.U. einfacher Stress minimieren; bei einer Depression ist es schwierig, da im Leben was zu ändern.
 
  • #11
Ich frage mich immer, wenn ich Ratschlag mit den Therapeuten lese, ob diejenigen auch schon Erfahrungen mit einem Therapeuten haben
Ich habe das drei mal gemacht. Nicht weil Therapeuten unfähig waren oder ich dumm, sondern weil ich lange Leidenszeit hatte und immer wieder neue Themen hochkamen. Ausserdem waren es drei unterschiedliche Therapierichtungen ein mal klassische Gesprächtherapie, einmal Arbeit mit Lebensberaterin, die mich sagen wir aufgepäppelt hat, bis ich halbwegs klar denken konnte und drittes mal war eine Heilpraktikerin, bei der ich heute immer wieder bin - da geht es meine spirituellen Themen und energetische Arbeit. Alle drei hatte ich über Empfehlungen, bei allen drei habe ich Probesitzungen gehabt und sie für weitere Arbeit ausreichend befunden. Es gibt solche und solche Therapeuten und ich hatte mal einen als Datepartner - was soll ich sagen, den Mann habe ich trotz seiner zahlreichen Weiterbildung für inkompetent und auf jeden therapiebedürftig empfunden. Aus meiner Sicht würde ich keine klassische Therapie empfehlen - viel zu langsam, zuviel blabla. Es gibt heute viele Techniken, wo man tiefverankerte negative Emotionen erlösen kann, ohne sich damit selber richtig befassen zu müssen, z. B. holotrophes Atmen o. ä.
 
  • #12
Mein Ansatz wäre, sich erstmal zu verzeihen. Die Zeit, die in eine schlechte Beziehung investiert wurde, ist nunmal weg. Ich weiß, dass einen sowas wahnsinnig bereuen lassen kann, wenn man sich so an der Nase hat rumführen lassen bzw. sich selbst dran rumführte, und der andere nun bekommen hat, was er wollte. Man hat Macht aus der Hand gegeben. Aber irgendwas war es ja, dass man nicht "nein" sagen konnte zu der Zeit damals. Irgendeine Hoffnung, irgendein Anteil der Persönlichkeit wollte nicht loslassen oder war nicht stark genug, dem anderen die Wunde beizubringen.

Entsprechend möchte ich das, was mir diese Beziehung genommen hat, zurückerlangen und an mir arbeiten, um mir selbst wieder gut zu tun und mein Leben wieder genießen zu können.
Hm ... Also man verändert sich ja auch durch eine Beziehung. Das Bereuen sollte kein Dauerzustand sein, das stimmt. Sonst verhakt man sich in der Vergangenheit und lässt sie auch noch die Zukunft entscheidend beeinflussen. Aber man nimmt Erfahrung mit, und die muss man irgendwie schätzen lernen, sonst erzeugt das Groll. Groll, dass man es nicht vorher wusste, Groll, dass es einem passiert ist usw., also eben Sich-nicht-Verzeihen, dass man es zuließ.

Momentan befinde ich mich bezüglich meines Studiums in einer Krise. Ich habe kaum noch soziale Kontakte und kann, obwohl ich das Leben liebe, keinen Sinn in dem Ganzen erkennen.
Ist es das richtige Studienfach? Dass soziale Kontakte bei manchen zurückgehen, finde ich nicht ungewöhnlich. Aber vielleicht gibt es an der Uni Sportmöglichkeiten. Bei uns konnte man verschiedene Kurse belegen. Da ist man zumindest mal unter Leuten und lernt auch neue Leute kennen.
Ich fühle mich schuldig mir selbst und meinem Ex gegenüber - weil ich ihn in meinem Kopf dämonisiere und nicht weiß, ob das überhaupt in Ordnung ist. Schließlich habe ich durch mein Verhalten eine Teilschuld an meiner Situation.
Ich finde das richtig, sich gefühlsmäßig nicht zu zensieren, sich erstmal als Opfer zu sehen und die fiesen, egoistischen, selbstzentrierten Gefühle zuzulassen, um DANN erst mit dem Verstand ranzugehen, um sich die Sache zu erklären. Und vielleicht auch zu sehen, dass der anderen auch dran litt.
Irgendwie klingt es im Zitat für mich nach "Verstandesdeckel auf böse Emotionen". Das tut mE noch mehr weh, als sie erstmal rauszulassen und sich selbst ganz unelegant zu bedauern.
 
  • #13
Ich scheue vor sozialen Interaktionen zurück und habe Angst vor Ablehnung.
Ich vermute, wenn man sich zu lange in Gegenwart von Menschen mit persönlichen Problemen aufhält, die einen dann als Aggressionsfußmatte benutzen oder abwerten müssen fürs eigene Ego oder eben vorholen und wieder wegschieben wie eine benutzbare Sache, dann leidet wirklich das Selbstwertgefühl drunter, weil der Mensch, der einem was bedeutet, dauernd signalisiert, dass man für ihn "Schrott" ist. Ich denke aber, das mangelnde Selbstwertgefühl war schon vorher irgendwie da, sonst hätte man sich das nicht so bieten lassen.
Haben Sie vielleicht Vorschläge, wie ich aus diesem Teufelskreis ausbrechen und meine Persönlichkeit wieder aufbauen kann?
Die im vorigen Post genannte Sportsache wäre in meinen Augen eine Idee. Andere Menschen kennenlernen, die nett zu einem sind. Klar muss man vorsichtig sein, um nicht mit seinem eigenen niedrigen Selbstwertgefühl irgendwelche Bilder bei den anderen zu erzeugen. Wenn die erst Mitleid bekommen, ist man bei manchen wieder "abgestempelt", also hat sich von selbst in eine ihrer Schubladen gesteckt, und sie behandeln einen danach. Nicht so viel von sich gleich preisgeben, nicht so viel über sich reden. Sich drauf eichen, nicht selbst was Abwertendes über sich zu sagen, wenn man was falsch macht. Dazu ist wieder wichtig, sich selbst seine vergangenen Fehler zu verzeihen. Nur dann kann man sozusagen der Phönix aus der Asche werden, wenn man die Asche vom Gefieder erstmal abstaubt.
Ich denke auch, es braucht zum einen Zeit, zum anderen Erfolgserlebnisse. Vielleicht hakt's im Studium auch, weil die Leistungen nicht den eigenen Erwartungen entsprechen. Wenn das Fach aber das Richtige ist, weiter durchkämpfen. Es gibt erstaunlich viele erfolgreiche Leute, die einst nicht eben gute Zensuren hatten.
Eine Therapie wäre für mich eher keine Option - das würde mich nur weiter ins Nachdenken bringen.
Nachdenken finde ich gut. Dass es öfter im Kreis geht, finde ich normal. Alles in gewissem Maße, also nicht stehenbleiben und nicht in negativen Emotionen steckenbleiben. Eine Änderung des Lebens herbeiführen (wieder Bsp. Sportkurse), auch wenn man vorher keine Garantie bekommt, dass sich dadurch was verbessert.
Also wenn nur das Nachdenken der Grund sein sollte, finde ich nichts gegen eine Therapie. Aber dazu muss man einen guten Therapeuten finden, und das wäre für mich dann wieder sowas in Richtung Abwarten, bis man einen findet, der einem hilft. Sich selbst zu helfen, passt mir da schon besser. Dazu kann man sich passende Literatur besorgen. Das geht in verschiedene Richtungen, muss nicht mal Ratgeberliteratur sein.
 
  • #14
Da kommt es auch darauf an, ob der Therapeut wie bei mir einen DR. im Namen hat.

Möchte man keine Medikamente, dann sollt man nur zu Therapeuten ohne Dr. gehen.

Was mich am meisten gestört hat, bei den Therapeuten, die kennenlernte, dass ich eine Zwangsstörung habe, weil ich sehr ordentlich lebe. Also wenn jemand seine Wohnung nur 1 x im Monat aufräumt, dann ist dies wieder normal oder nur alle 8 Wochen. – Ironie off.

Gut ich habe ja nur 5 Therapeuten getroffen und bei ca. 50 wären vielleicht auch 2 oder 3 dabei, wo es mir besser gefallen hätte.

Das mit dem Medikamenten hat was damit zu tun, ob derjenige Medizin studiert hat und Psychiater ist oder ob er Psychotherapeut ist (Psychologie studiert hat) und dann gibt es da ganz verschiedene Varianten bei Psychotherapeuten. Aber Medikamente verschreiben die alle nicht, sondern überweisen einen an eine Psychiater. Das ist ein riesiger Unterschied. Psychiater bieten auch eigentlich keine Gesprächstherapie an, sondern schauen eher nach körperlichen Ursachen.
Ich kann auch nur nochmal sagen: Wenn du gar keinen großen dauerhaften Leidensdruck hast, ist das doch auch völlig okay, keine Therapie zu machen. Aber anderen davon abzuraten aufgrund deiner Erfahrungen ohne Depression empfinde ich als gefährlich. Ein Freund von mir hätte sich was fast angetan, wenn ihn sein Kumpel nicht zur Psychiatrie geschleppt hätte und ist nach einer tiefenpsychologischen Therapie nach ein paar Jahren viel glücklicher als jemals vorher.
Im Übrigen empfinde ich zwanghaften Ordnungswahn auch nicht als "normal", also als innerhalb der Norm. Viele Dinge sind bei weniger Ausüben normal und wenn es extrem viel wird (z.B. Händewaschen) nicht mehr. Ich würde auch denken, wenn ich jemanden treffe, der da richtige Zwänge hat, dass da was dahintersteckt. Leidet man aber selbst nicht darunter, ist das ja auch kein Problem. Solange das nicht den Alltag einschränkt, eine Beziehung oder Arbeit unmöglich macht, okay. Aber wenn du ein Burn-out hattest, verstehe ich, dass der Arzt das eventuell mit einbezieht, denn auch das ist ja Stress, wenn man jeden Tag saubermachen oder aufräumen muss und du bist ja hin, weil du ein Problem hattest...
 
  • #15
Da kommt es auch darauf an, ob der Therapeut wie bei mir einen DR. im Namen hat.

Möchte man keine Medikamente, dann sollt man nur zu Therapeuten ohne Dr. gehen.

Was mich am meisten gestört hat, bei den Therapeuten, die kennenlernte, dass ich eine Zwangsstörung habe, weil ich sehr ordentlich lebe. Also wenn jemand seine Wohnung nur 1 x im Monat aufräumt, dann ist dies wieder normal oder nur alle 8 Wochen. – Ironie off.

Gut ich habe ja nur 5 Therapeuten getroffen und bei ca. 50 wären vielleicht auch 2 oder 3 dabei, wo es mir besser gefallen hätte.

Du meinst keinen Dr. sondern einen Arzt, soviel Genauigkeit muss sein. Ärzte mit psychotherapeutischer Zusatzausbildung neigen schnell zu Medikamenten.

In bestimmten Situationen können Medikamente sinnvoll sein. Bei einer diagnostizierten Depression mit Suizidgedanken, starker Antriebslosigkeit oder massiven Schlafstörungen. Auch bei akuten Psychosen sind Medikamente hilfreich. Im Grunde sollen diese Medikamente den Menschen soweit stabilisieren, dass er überhaupt erst in Lage ist an anderen Therapien mitzuwirken.

Bei der Psychotherapie oder alternativen Ansätzen, siehe den Beitrag von @realwoman, kommt es darauf an, dass der Mensch grundsätzlich offen für die Behandlungsmethode und den ausgewählten Therapeuten ist. Bin ich dies nicht und hinterfrage wirklich permanent den Therapeuten und die Therapie kann ich es gleich sein lassen.

Insbesondere Menschen mit einer schweren Persönlichkeitsstörung haben aufgrund ihrer Störung deutliche Probleme sich auf solche Therapien einzulassen bzw. verhalten sich wie in ihrem übrigen Leben auch in einer Therapie oft höchst manipulativ.
 
  • #16
Wenn du merkst, dass dir die Energie komplett ausgeht, mag eine Therapie empfehlenswert sein.
Was hilft sonst? Das was wir als Teenager gemacht haben: Schnapp dir die beste Freudin oder sonst eine Vertrauensperson, geht einen Kaffee trinken und dann einfach mal "ablästern". Wir müssen nicht immer "korrekt" und "fair" sein. Für das eigene Ego kann es durchaus guttun, mal zu sagen, dass der andere ein mieser Typ war. Warum immer den Fehler bei sich selbst suchen. Wenn nur die Hälfte, von dem, was du beschreibst, stimmt, dann hatte dein Expartner ein klares Problem und war sehr manipulativ. Vor letzterem sind lange nicht alle gefeit. Sag dir: Ich habe etwas gelernt, das passiert mir nie wieder. Weg mit den Schuldgefühlen, egal ob dir oder ihm gegenüber. Das hat nicht gepasst. In Zukunft merkst du es schneller. Die Wunden ein paar Monate verheilen lassen, dich in der Zeit auf anderes fokussieren, und dann auf zu neuen Ufern. Nur nicht grübeln oder den Fehler bei sich suchen.
Was das Studium betrifft, solltest du dranbleiben. Manchmal kann es hilfreich sein, einen Anker zu haben. Wenn du ernsthafte Zweifel hast, kannst du dich an die Beratungsstelle deiner Universität wenden. Versuche, unter die Leute zu kommen oder lenk dich mit einem Hobby ab (Malen, Kochen, Lesen, Radfahren). Manchmal hilft auch einfach, alleine in die Eisdiele zu sitzen und ein grosses Eis zu essen. Tu dir etwas Gutes. Es braucht etwas Zeit. Aber es wird wieder gut werden.
 
  • #17
Das tut mir leid für dich. Aber eine 5-jährige Geschichte muss auch erstmal verarbeitet werden.
Bevor ich oder andere dir eine Depression aus der Ferne unterstellen solltest du mit jemanden sprechen. Wir kennen dich nicht und ein Forum kann dir vielleicht gute Denkanstöße geben, aber wenn du niedergeschlagen bist, empfehle auch ich dir dir Hilfe zu suchen.
Der Schmerz will verarbeitet werden. Den kannst du nicht mal eben wegdrücken.
Ob nun Therapie, Coach, Freunde oder Familie, sprich mit jemandem darüber.
Der einzige Weg aus dem Tief rauszukommen ist es ihn zu akzeptieren und zu spüren. Schau auch mal nach passender Literatur. Die kann dir weitere wertvolle Tipps liefern.
Das positive ist, es wird mit der Zeit immer besser. Nur zu Beginn fühlt es sich noch nicht so an.
Alles Gute!
 
  • #18
Vielen Dank für die ausführlichen und lieben Antworten.
Die Ursache in der Kindheit zu suchen finde ich generell bei allen Beziehungsthemen hilfreich. Allerdings haben meine Eltern mir für mich sehr positive Eindrücke vermittelt. Vielleicht sollte ich da mal genauer hinsehen. Ihre Erfahrungen mit Therapien waren für mich auch sehr interessant und haben mich in meiner Entscheidung, das mit mir selbst auszumachen, bestätigt.
@Kimi 48 und @Partybombe
Ihre Posts haben mir die Augen geöffnet – und das auf merkwürdige Art und Weise. Der weite Blick hin zum Ende meines Studiums und die damit verknüpften Veränderungen machen mir sehr viel Hoffnung.
Das Ganze mit simplen, kleinen Schritten anzugehen scheint das für mich Richtige zu sein. Selbstmitleid zuzulassen fällt mir auch ein bisschen schwer, aber ... sieht ja keiner ;-)
Ganz liebe Grüße!
 
  • #19
Liebe FS, was Sie beschreiben sieht nach einer Depression aus. Eine Therapie wollen Sie nicht. Sie erwecken den Eindruck, selbst genug reflektiert zu sein, um eine Lösung alleine erarbeiten zu können. Was ich empfehlen würde, wäre die Kontaktaufnahme mit einem Psychiater, der Ihnen ein geeignetes AD verordnet (der Hausarzt ist nicht die richtige Adresse). Gehen Sie den Weg und lassen Sie sich helfen. Ich weiß Sie fühlen sich nicht so, finde den Weg jedoch sinnvoll.

Sie lebten 5 Jahre in einer On-/Off-Beziehung. Den daraus resultierenden Schaden fühlen Sie nun. Da gibt es Themen wie eine Co-Abhängigkeit, deren Neigung dazu oft in der frühen Kindheit erworben wurde. Es gibt vermutlich viel Einfühlungs- und Mitgefühl, Hilfsbereitschaft und eine tiefe Liebe (vielleicht nie genug bekommen), die Sie immer wieder hat weich werden lassen.

Wofür? Dass Sie es verdient hatten, wie ein Putzlappen behandelt zu werden? Denn nichts anderes ist es, wenn Gefühle mit Füßen getreten werden und Sie ihn wieder in die Arme nahmen, wenn es für ihn gerade mal wieder passte. Ein solches Verhalten beschädigt die Seele, zerstört Grund- und Selbstvertrauen. Ich bezeichne es als psychische Gewalt. Vielleicht wird ein Facharzt sogar von einer posttraumatischen Belastungsstörung reden. Ist also keine Kleinigkeit.

Sie haben sich viel angetan. Kein Wunder, dass das auch Auswirkungen auf das Studium hat. Ohne Therapeut würde ich Ihnen raten, sich Fachbücher zu besorgen (z.B. Jein! – Stefanie Stahl, Das Innere Kind - Susanne Hühn). Sie sind nicht allein mit Ihrem Erlebnis. Ergründen Sie, warum es so weit kommen konnte. Es braucht Zeit. Später werden Sie feststellen welches persönliche Wachstum sie aus dem Erlebten ziehen konnten, denn nichts geschieht ohne tieferen Sinn.
 
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