Bei mir hat immer nur geholfen: Auf Abstand gehen, Gefühle nicht verbieten, sondern zulassen. Es wird ja wehtun, deswegen will man es vermeiden, aber das tut noch mehr weh und am Ende muss es doch raus. Eine Zeitlang habe ich Tagebuch geschrieben. Ging zwar in erster Linie um Berufliches, aber auch um Verliebtheit. Gefühle artikulieren macht tatsächlich frei und bringt einen weiter, weil man es konkret formuliert, statt im Sumpf der Gefühle blind herumzutappen. Wenn man was aufgeschrieben hat, ist es irgendwie aus dem Kopf.
Vielleicht schreibst Du auch mal sowas wie "dieser Idiot könnte mich wundervolle Frau haben und will mich nicht, ist der bescheuert", dann ist das eben so. Sowas würde ich mir auch nicht verbieten. Ich hatte auch Screenshots von Youtube-Filmausschnitten und Szenenfotos in das Heft geklebt, weil ich mich so gefühlt hatte, wie es die Figur in dem Film. Das alles hat mir irgendwie geholfen, entweder, um Hoffnung zu schöpfen (solche Phasen hat man ja auch) oder um meine Zweifel auszudrücken oder eben, um sauer zu sein, um wegzukommen.
Vielleicht findet er mich nicht gut genug für eine Beziehung
Das sollte man so nicht denken. Das macht ihn zu einem Weltrichter, der von allen Frauen sagen könnte "gut genug", "nicht gut genug". Das ist ein Männeken, das keine Beziehung will, das erobern möchte und Dich schon erobert hat. Der fährt SEIN Programm im Kopf, Du hast Deins. Er will Dich nicht. Aber das hat nichts mit Güte zu tun, sondern mit dem Programm, das bedient werden muss, damit er anspringt. Wenn Du das nicht schaffst, wärst Du nicht die Richtige für ihn, ABER er auch nicht der Richtige für Dich.
Bei Verliebtheit und Sehen von Fehlern denkt man nicht "oh nee", sondern "dies müsste so, das müsste anders". Damit man weiter verliebt bleiben kann, und dieses Gefühl will man nicht loslassen. Erst später, wenn man mehr Lebenserfahrung hat, denkt man wirklich "nee, das passt nicht und ich mag keine Änderungsversuche machen".
Gibt es bestimmte Strategien, womit man die eigenen Gefühle wirksam kontrollieren kann?
Ich würde sagen, man muss mit dem Verstand einsehen, dass das, was man vor sich hat, Murks ist. Also Du musst ihn durchschauen und dann finden, dass das nichts Gutes für Dich ist, was er bietet.
Ich denke ständig an ihn und kann mich gar nicht auf meine Arbeit fokussieren.
Du könntest Dir einen Grundsatz machen: Gefühle gehören nach Hause. Immer, wenn die Gedanken angekrochen kommen, schiebst Du sie weg für später. Das bewirkt zumindest, dass Du es nicht auf Arbeit durchgrübelst. Dazu muss man sich aber das Ziel setzen, dass einen der Mann nicht auf Arbeit beeinflussen darf, weil man ihm nicht opfert, dass man vielleicht schlechte Arbeit abliefert. Wenn Du aber keinen Ehrgeiz haben musst, top Arbeit abzuliefern, musst Du ne andere Motivation finden, dass "er Dich in Ruhe lässt" auf Arbeit.