• #1

Wie können wir eingefahrene Verhaltensweisen und starre Denkmuster verändern ?

Keine Frage, wir alle sind von unserer Kindheit mehr oder weniger geprägt.
Jedoch macht es meiner Meinung nach keinen Sinn, sich nur auf die Fehler der Eltern und der daraus resultierenden Spätfolgen für uns zu fokussieren, wenn wir unsre eigenen Verhaltensmuster nicht erkennen bzw versuchen diese zu verändern.
Ich habe irgendwann bei mir festgestellt, dass Verhaltensweisen die mich bei meinen Eltern verletzt haben, selber übernommen habe.
All die Menschen, die mir von Misshandlungen und Abwertungen in der Kindheit erzählt haben, zeigten ähnliche destruktive Verhaltensweisen wie ihre Eltern.
Aber kaum einer war bereit dies zuzugeben oder zu verändern. Es ist so viel einfacher, den Eltern die Schuld zuzuschreiben.
Das spricht Eltern die ihre Kinder physisch und psychisch misshandeln keinesfalls frei und da ist auch jeder einzelne von uns aufgerufen bei Kenntnisse davon, zu handeln und die Eltern zur Rechenschaft zu ziehen.
Ich meine damit, dass viele Menschen die
Misshandlungen in welcher Form auch immer erfahren haben, dazu neigen, diese weiter zu geben, wenn sie sich selber nicht reflektieren.
Gerade bei narzisstischen Eltern ist zu beobachten, dass die Kinder ähnlich strukturiert sind.
Wie denkt ihr darüber?
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
  • #2
Ich stimme dir im großen und ganzen zu. Nur kann ich jetzt mit deiner Themenfrage nur wenig anfangen, da du im Text selbst nicht darauf eingehst. Mir fehlt daher etwas der Diskussionsansatz.
 
  • #3
Keine Frage, wir alle sind von unserer Kindheit mehr oder weniger geprägt.
Jedoch macht es meiner Meinung nach keinen Sinn, sich nur auf die Fehler der Eltern und der daraus resultierenden Spätfolgen für uns zu fokussieren, wenn wir unsre eigenen Verhaltensmuster nicht erkennen bzw versuchen diese zu verändern.
Ich habe irgendwann bei mir festgestellt, dass Verhaltensweisen die mich bei meinen Eltern verletzt haben,
Ich stimme deinem gesamten Beitrag zu 100% zu, ich bin überzeugt für mich, dass man negative Erziehungsmuster weg trainieren kann und neu über programmieren kann, mit eigenem Programm, aber dies ist nur möglich, wenn man hat an sich hart arbeitet, sich dessen bewusst wird, weiß was man nicht möchte, und genau weiß was man möchte, ist eine harte Arbeit am eigenen ICH aber machbar, ich habe das selbst an meiner Person erfolgreich umgesetzt, das eigene ich so zu stärken, dass dadurch die emotionale Intelligenz und Selbstwert und Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen gesteigert wird und auf das ureigene ICH in der Persönlichkeit fokussiert und aktiviert wird!
 
  • #4
Ich kann das so nicht bestätigen.

Der Mann meiner sehr viel älteren Schwester war Alkoholiker, hat die Familie tyrannisiert, bis er sich irgendwann totgesoffen hat.
Ich kann nicht sagen, ob es daran liegt, dass ich keinen Alkohol trinke. Ich habe nichts gegen Alkohol, habe alles durchprobiert, mir schmeckt nichts. Ich habe aber sehr wohl etwas gegen Frauen und Männer, bei denen der Alkohol zum täglichen! Leben dazugehört und die gerne einen über den Durst trinken.

Mein Vater ist in meiner Kindheit an Krebs verstorben. Meine Mutter ist danach mit Männern um die Häuser gezogen und ich war immer allein. Als ich 14 war, hat sie einen Mann geheiratet, der mir (auch vor meiner Mutter) zu verstehen gegeben hat, mich nur als störendes Anhängel zu betrachten.

Ich bin seit mehr als 10 Jahren alleinerziehend, meine nun fast erwachsenen Kinder können viel über mich sagen...das wir sparen mussten, dass ich eine konsequente Mutter bin, dass wir uns in den ersten Jahren keine Urlaube leisten konnten. Aber sie werden nie sagen können, dass ich nicht für sie da war/bin. Und ich würde auch meine Kinder nicht wegen eines Mannes „verlassen“.

Daher habe ich wenig Verständnis für Frauen, die mit Sack und Pack, ohne Rücksicht auf ihre Kinder, dekonstruktive Beziehungen eingehen.

Summa sumarum, bei mir stimmt es überhaupt nicht, dass ich destruktive Verhaltensweisen aus meiner Kindheit übernommen habe, das Gegenteil ist der Fall.
 
  • #5
Erkenntnis ist der erste Schritt der Besserung..;-)..nun..ich beschäftige mich sehr gern und seit ich denken kann mit diesem Thema..und stelle immer wieder fest,dass es nur zwei Muster gibt..ich erkenne,dass irgendwas falsch läuft und ändere es..WIE hat sich die Frage für mich nie gestellt,es reichte immer eine Absichtund "plötzlich"ruft eine Freundin an und erzählt über ein Buch oder ich stolpere über ein Blog..oder lese irgendwo ein Spruch,dass mich zum Nachdenken bringt..
...im zweiten Fall wird der Mensch zu seinem Glück "gezwungen"..der Leidensdruck ist so gross,dass man zwangsläufig was ändern muss..da der Mensch an sich bequem und faul ist,funktioniert es erst bei der zweiten Methode..;-)..es ist so..wir werden IMMER den Weg gehen,den wir gehen müssen,so oder so..aber zu dem Zeitpunkt,wenn wir innerlich BEREIT sind..jeder Mensch ist unterschiedlich,bei manchen gehts leicht und easy,manch einer braucht sanften Schubbs..oder ehe unsaft..je nach dem..;-)
 
  • #6
Ich denke, dass jeder seines eigenen Glückes Schmied ist. Natürlich lernt man von den Eltern - allerdings sollte man schnell davon weg kommen, sich als Opfer zu sehen. Nicht die Eltern und nicht die Lehrer sind schuld, wenn unser Leben daneben geht. Meine Fehler mache ich selber, mein Vater macht seine eigenen. Meine die Mutter die ihren, mein Bruder wieder andere.
Es wirkt auch nicht unbedingt jedes Verhalten der Eltern auf jedes ihrer Kinder gleich. Mein Bruder brauchte mehr die Warmherzigkeit der Mutter, mir hat die strikte Beurteilung der Leistung durch den Vater geholfen.
Das Resultat? Mein Bruder hat noch heute mehr Verständnis als ich für Menschen, die wenig leistungsorientiert sind. Dafür bin ich effektiver und kann "über Leichen gehen".
Nein, daran sind nicht die Eltern "schuld" - wir kommen ja beide aus dem selben Stall. Und hatten beide eine glückliche Kindheit. Das sind eben unterschiedliche Charaktere, andere genetische Abmischungen.
Dankbar sind wir beide unseren Eltern dafür, dass die beiden uns alle Chaancen gegeben haben, uns so zu entwickeln, dass wir beide erfolgreich geworden sind. Jeder auf seine Art. Mein Bruder als eher menschlich empathischer Chef, ich als knallharter Troubleshooter, der alles dem Ziel unterordnet. Meinem Bruder ist auch der Weg wichtig, mir eigentlich nur das Resultat. Verdienst unserer Eltern ist es, dass wir beide das jeweils notwendige Handwerkszeug erlernen konnten. Und uns trotz aller Unterschiede als eine Familie sehen.
 
  • #7
Meine Erfahrung, auch meine ganz persönliche, ist, dass es sehr, sehr schwer ist, und ich zweifle mit zunehmendem Alter immer mehr daran, dass es überhaupt zu schaffen ist, sich von den Verletzungen, Beschädigungen, destruktiven Eltern zu befreien und ein wirklich glücklicher Mensch zu werden.
Ich arbeite schon mein ganzes Leben lang daran und mir ist es bisher nicht gelungen und sehe das auch bei guten Freundinnen, mit denen ich darüber im Austausch bin.
Im Gegensatz zur FS beobachte ich nicht, dass Menschen sehr häufig "ihren Eltern die Schuld geben" würden, eher umgekehrt: Die meisten Menschen, die sehr belastend für ihre Mitmenschen sind, sehen doch gar kein Problem bei sich und erzählen, dass sie eine gute Kindheit und gute Eltern hatten.
Und diese Sprüche von wegen 'Als Erwachsener muss man auch mal aufhören, den Eltern die Schuld zu geben. Da ist man für sich selbst verantwortlich.' dienen mMn größtenteils nur der Abwehr, sich mit diesem schmerzhaften und anstrengenden Kapitel auseinanderzusetzen.
Zu der Erkenntnis zu kommen, dass in der Kindheit (zumindest für einen selbst als Kind) etwas gewaltig schiefgelaufen ist, setzt schon ein gewissen Maß an Selbstreflektion voraus und ist ja schon ein erster Schritt in Richtung "Heilung". Die Mehrheit leugnet jedoch Probleme.

Es ist auch nicht so, dass man die Störungen der Eltern immer 1:1 übernimmt. Den meisten Menschen gelingt es ja durchaus, die offensichtlichsten Fehler ihrer Eltern nicht selbst auch zu machen - wenn man z.B. als Kind am stärksten unter Alleingelassenwerden oder Geschlagenwerden gelitten hat, dann gelingt es vielen durchaus, ihre eigenen Kinder niemals zu schlagen und immer für sie da zu sein.
Deshalb ist aber längst nicht alles gut, sondern die eigenen Verletzungen wirken sich "versteckter" in der eigenen Entwicklung und Lebensverlauf aus, z.B. dass man nie eine lebenslange, glückliche Beziehung findet, trotzdem man sich das wünscht.
Die Auswirkungen der destruktiven Kindheit sind doch bei den einzelnen Menschen ganz verschieden. Die einen sind später super angenehme Mitmenschen, sehr sozial verträglich, "nur" selbst depressiv. Die anderen sind mit ihrem eigenen Leben recht zufrieden, verhalten sich aber ihren Mitmenschen gebenüber zerstörerisch und ecken deshalb immer wieder an. Bei den Dritten ist es eine Mischung ... usw.

Zur Selbsterkenntnis und Arbeiten an sich selbst, Heilung hilft, nach wie vor, noch am ehesten eine gute Psychotherapie. Dort werden einem auf jeden Fall die eigenen "blinden Flecke" bewusst gemacht, aber auch nur, wenn man bereit ist, diese zu sehen.
Inwieweit Heilung oder wirkliche, dauerhafte Veränderung des eigenen Seins möglich ist, das ist von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich, da das ein extrem komplexer Vorgang ist, der von so vielen Faktoren abhängt.

w52
 
  • #8
Ich stimme Dir zu. Wie man sein Verhalten verändern kann... Erstmal erkennen, dass man sich falsch verhält, also auf eine Weise, die man selber blöd findet. Wenn einem jemand sowas sagt, sticht das und der erste Reflex ist zu sagen "so bin ich nicht". Vielleicht fällt einem dann irgendwann auf, dass man doch so ist.

Dann denkt man daran, wie man sich selbst gefühlt hat, wenn so mit einem umgegangen wurde. Im Umgang mit den Eltern erkennt man, dass sie immer noch so ein Verhalten zeigen, man merkt, dass es einen geprägt hat, und fordert ein, sie mögen das lassen. Sie lassen es natürlich nicht gleich, weil sie sich auch nicht von heute auf morgen umstellen können, oder sie wischen die Einwände weg, weil es ja nur das doofe Kind ist, was ihnen da gerade was abverlangt. Das Kind ist untergeordnet und hat nichts zu sagen, und vielleicht zeigen die Eltern dann gerade ihr destruktives Verhalten, um dem Kind zu zeigen, dass sie sich gar nichts sagen lassen und das Kind es wie früher, als es unerwachsen war, zu dulden hat. Oder es sind intelligente oder sogar liebende Eltern (nein, nicht alle Eltern lieben ihre Kinder, manche können gar nicht lieben und knüpfen alles, was sie an Zuwendung geben, an Bedingungen. Z.B. strikte Unterordnung, Funktionieren nach ihrem Sinne und "lieb sein"), die mal drüber nachdenken, ob sie sich nicht ändern sollten. Setzt vielleicht voraus, dass sie sich mal damit auseinandersetzen, wie ihre Eltern zu ihnen waren.

Wenn das Kind merkt, dass die Eltern sich ändern wollen, entsteht wieder etwas Nähe, ansonsten mehr Entfernung. Wer rennt schon dauerhaft zu anderen, die einen immer wieder verletzen, wenn er gemerkt hat, dass er diesem Verhalten durch Entziehen entgehen kann.

So ein Veränderungsprozess kostet viel seelische Energie und ist mit Leid verbunden. Der Mensch, der Leid vermeiden will und das nette Bild von seinen Eltern nicht erschüttern will, muss sich einreden, dass seine Eltern doch ganz richtig gehandelt haben und er das Verhalten von ihnen verdient hat. Und er selber wird auch Menschen finden, von denen er meint, dass sie sein hässliches Verhalten verdient haben.

Selbstreflexion macht man ja nicht "ebenso". Es muss ein Leidensdruck da sein. Wenn die Kinder allweihnachtlich zu den Eltern fahren und sich dann wieder wie früher behandeln lassen, sich dann bis Silvester aufregen und froh sind, wenn sie wieder nach Hause fahren und wieder "erwachsen" sein dürfen, besteht der Leidensdruck nicht von den Eltern. Vielleicht können sie andere Elternfiguren finden, die in diese Wunde sticht. Manchmal eignet sich der Partner super dazu, weil sie sich genauso einen Partner gewählt haben, der vertrautes Verhalten zeigt, also das des Elternteils, der dahingehend geprägt hat.
 
  • #9
Unsere Verhaltensmuster beziehen sich ja auf unterschiedliche Ebenen.
Ich hatte/habe mit meiner Mutter einen liebevollen Part, biologisch habe ich einen völlig verantwortlungslosen Erzeuger und später einen Vater der sehr dominant war und ich Puppa oder meist aber dusselige Kuh war. Dem Mann im Haus musste es gut gehen und wir kuschen.
Da ich vieles von meinem Erzeuger habe, gab es immer die Angst in mir, ihm auch bei Kindern ähnlich sein zu können oder im Job nichts hinzugekommen, zumal ich ja auch noch zu dusselig bin.
Im Bezug als Mama: ich habe die natürliche Liebe erlebt und behalten. Die Verantwortung gerne übernommen. Kuscheln, loben, eigene Entscheidungen treffen lassen, nicht kleingemacht sondern gestärkt.
Diese Nacht um 0h werden meine Söhne 18. Das beschäftigt sie und beide sagten mir: wir hatten eine tolle Kindheit und Du bist unser lieber, starker Engel.
Ich habe meinen erzeuger und die Angst schon durch sie überwunden.
Ich bin zwar nicht Managerin geworden und trage keinen Doktortitel aber ich habe Schritt für Schritt meine Bildungsstufen gut erreicht. Mit Wissen stieg das Selbstbewusstsein und neugierig auf lernen bin ich bis heute.
Mein Verhalten hat sich in kleinen großen Dingen geändert.
Im Bereich Partnerschaft habe ich nicht mehr, wie mir vorgelebt wurde, den Mann im Mittelpunkt, sondern die Partnerschaft an sich. Ich kämpfe den inneren und äußeren Kampf nicht mehr, dass ich geliebt werden will, obwohl ich selbst nicht wirklich liebe.
Ich stehe zu den Schwächen die ich habe ohne mich durch diese duselig zu fühlen.
Denn charakterlich finde ich mich ziemlich in Ordnung.
Was ich nie bekommen habe, sind Messer an den Ellenbogen.
Und wenn jemand fies wird, kämpfe ich immer noch mit mir aber ich stehe heute viel grader und halte dagegen.
Verhalten kann man ändern, in vielen kleinen Schritten und sich darüber freuen.
Von heute auf morgen alles schaffen muss man nicht...
Man hat schließlich auch viel gutes in sich.
 
  • #10
Deshalb ist aber längst nicht alles gut, sondern die eigenen Verletzungen wirken sich "versteckter" in der eigenen Entwicklung und Lebensverlauf aus, z.B. dass man nie eine lebenslange, glückliche Beziehung findet, trotzdem man sich das wünscht.

Die Auswirkungen der destruktiven Kindheit sind doch bei den einzelnen Menschen ganz verschieden. Die einen sind später super angenehme Mitmenschen, sehr sozial verträglich, "nur" selbst depressiv. Die anderen sind mit ihrem eigenen Leben recht zufrieden, verhalten sich aber ihren Mitmenschen gebenüber zerstörerisch und ecken deshalb immer wieder an. Bei den Dritten ist es eine Mischung ... usw.

Zur Selbsterkenntnis und Arbeiten an sich selbst, Heilung hilft, nach wie vor, noch am ehesten eine gute Psychotherapie. Dort werden einem auf jeden Fall die eigenen "blinden Flecke" bewusst gemacht, aber auch nur, wenn man bereit ist, diese zu sehen.
Die Folgen der Misshandlungen, welche Menschen aus der Kindheit im Verborgenen und im Unterbewusstsein mitgenommen haben, entfalten ihre Kraft in den Grundannahmen über sich selbst, "ich bin nicht gut genug", ich bin nicht liebenswert", "bin faul oder mache nur Fehler". Am wirksamsten soll sich die kognitive Psychotherapie erwiesen haben mit der kognitiven Umstrukturierung der Grundannahmen aber das ist ein sehr langwieriger Prozess der mit der Therapie selbst nicht endet. Es hilft verborgene Verletzungen ins Bewusstsein zu holen und sie emotional zu verarbeiten.

Positive psychische Veränderungen soll angeblich noch viel schneller Hypnosetherapie, Meditation bewirken und mir auf diesem Weg das Singen indischer Mantren.
Ich fühle mich wie neugeboren, voller Energie, frei von Sorgen, Grübeleien, Ängsten. Es löst innere Blockaden und Ansammlungen vergangener negativer Erfahrungen, die im Unterbewusstsein gespeichert sind und weiter wirkten.
Es hilft sich vom seelischen Leid zu befreien und das Leben und sich selbst ganz anders zu betrachten. Es stärkt das Selbstbewusstsein und das Selbstwertgefühl.

Auf YouTube gibt es unzählige indische Meditations- und andere Musik als auch geführte Meditationen und Hypnose.
 
  • #11
Und diese Sprüche von wegen 'Als Erwachsener muss man auch mal aufhören, den Eltern die Schuld zu geben. Da ist man für sich selbst verantwortlich.' dienen mMn größtenteils nur der Abwehr, sich mit diesem schmerzhaften und anstrengenden Kapitel auseinanderzusetzen.
So seh ich das auch. Denn man muss sich nicht zwingen, den Eltern nicht mehr die Schuld zu geben. Das hört von allein auf, weil man sich irgendwann aufhört als Opfer zu sehen, weil man sein Leben ohne diesen Ballast selbst in die Hand nehmen will.

Die, die sich nicht damit befassen, sind es doch, die ihre Opferhaltung beibehalten und dann anfangen, das andere Geschlecht pauschal als "das Böse" zu sehen und mit Klischees im Kopf rumrennen, dass "die Männer" oder "die Frauen" so oder so seien und man sich nicht gegen sie wehren kann, sie auf Abstand halten muss usw.. Erstens könnte man sich ja andere Partner suchen, die so ein Verhalten nicht zeigen, aber die sind - oh Wunder - irgendwie nicht reizvoll. Und zweitens könnte man selber lernen, Grenzen zu ziehen, statt sich als Opfer zu sehen, was aber voraussetzt, sich eben mit diesem Thema zu befassen. Klar muss es irgendwann ein Ende haben, aber das kommt, wie gesagt, von allein, wenn man gemerkt hat, dass man erwachsen ist und nicht mehr abhängig wie ein Kind von der Zuwendung seiner Eltern. Man muss ihnen nicht mehr gefallen, ihnen nichts mehr beweisen, sich nicht von ihnen loben lassen wie als Kind, als das noch wichtig zum Überleben war, dass sie einem wohlwollend gegenüber standen.
 
T

Toi et moi

Gast
  • #12
Das ist eine sehr gute Frage und ich habe mich auch sehr oft damit beschäftigt. Aber so einfach ist es nicht bzw. es ist m. E. viel komplexer als in deinem Beitrag gedacht. Ein Merkmal, was bei einer Situation erforderlich ist, kann in einer anderen Situation dazu führen, dass man unzufrieden und unglücklich wird. Ich wurde zum Beispiel vom klein auf von meinen Eltern trainiert nicht aufzugeben. Auch die Treue, Aufrichtigkeit und Nächstenliebe habe ich von meiner Familie gezeigt bekommen. An sich sind diese Merkmale sehr positiv aber sie machen gleichzeitig aus mir jemand, der nicht handlungsfähig ist. Wenn ich mit etwas nicht zufrieden bin, lass ich es nicht fallen sondern beiße die Zähne zusammen und mache weiter. Seit Jahren wünsche ich mir ein vollkommen anderes Leben aber ich schaffe es einfach nicht. Die Denkmuster, die ich in meiner Kindheit gelernt habe, hat mich dazu gebracht schon viele Ziele zu erreichen aber gleichzeitig haben genau diese Merkmale dafür gesorgt mein Leben nicht ändern zu können. Wahrscheinlich besteht die Kunst darin so viele Softskills wie möglich sich anzueignen und auch die Fähigkeit haben, diese bei Bedarf einzusetzen.
 
N

Nordlicht444

Gast
  • #13
Eingefahrene Verhaltensweisen und Denkmuster lassen sich sehr gut ändern, wenn man sich über längere Zeit in Dankbarkeit übt.
Das baut das Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen auf.
So wird man stärker und Ängste/Verletzungen werden weniger, die einen daran gehindert haben, Verhaltensweisen zu ändern.
 
  • #14
An sich sind diese Merkmale sehr positiv aber sie machen gleichzeitig aus mir jemand, der nicht handlungsfähig ist.
Interessant, was Du schreibst. Ich frage mich gerade, ob Deine Eltern auch diese Werte für Dich selbst geltend vermittelt haben, also immer aufrichtig zu Dir waren. Was Werte angeht - es werden ja viele Kinder angehalten, teilen zu lernen. Oder wurden früher zumindest. Ich denke, wenn das zu früh passiert und das Kind vermittelt kriegt, dass die Eltern enttäuscht wären, wenn es irgendwas jetzt nicht abgibt, lernt das Kind, dass seine eigenen Bedürfnisse weniger zählen als die eines anderen. Es lernt, nachsichtig zu werden und sich ausnutzen zu lassen, sowie, dass man sowas tun muss, also weggeben seiner Sachen, die man selbst lieber behalten würde, um anderen Menschen zu gefallen. Es lernt zu erwarten, dass es geliebt wird, wenn es eigene Bedürfnisse zurückstellt.
Regeln und Grundsätze sollen Dich nicht einengen im Leben, so dass Du danach handelst, ohne dass es eigentlich Dein inneres Bedürfnis ist oder Du selbst schon denkst, dass Du Nachteile dadurch hast. Es kann auch nicht sein, dass Du dadurch ausgenutzt wirst, weil sich andere gar nicht drum scheren, Dich auf gleiche Weise zu behandeln.

Wenn ich mit etwas nicht zufrieden bin, lass ich es nicht fallen sondern beiße die Zähne zusammen und mache weiter.
Könnte es Dir helfen, wenn Du anfängst, die Dinge zu differenzieren, also wo es wirklich wichtig ist, sich aufzureiben und wo nicht? Vielleicht auch, vorher zu gründlich überlegen, ob es Dein Ding ist, zu viel für Dich wird und es gegebenenfalls gleich lassen? Ich gebe auch niemals auf, wenn ich mir was in den Kopf gesetzt hab, aber ich wähle dann auch das, was ich unbedingt schaffen will und zweifle dann nicht mehr daran. Ich zweifle an, dass ich es schaffen kann, aber die Sache an sich gebe ich nicht auf, weil ich ja weiß, warum ich das mach.

Schwierig finde ich es bei zwischenmenschlichen Beziehungen, aber auch hier muss man seine eigenen Bedürfnisse und Grenzen kennenlernen, ab wann jemand einfach rausfällt, weil einem das Verhalten wirklich nicht guttut. Also das Festhalten an Beziehungen finde ich falsch, weil dazu zwei gehören.

Seit Jahren wünsche ich mir ein vollkommen anderes Leben aber ich schaffe es einfach nicht
Ich weiß ja nicht, worum es geht, Beruf, Beziehung, Lebenskonzept aber wenn Zweifel da sind, ob das Neue wirklich toll sein wird, funktioniert oder sowas, liegt es ja nicht nur am Festhalten, sondern auch an Angst vor dem Unbekannten. Aber wenn Du wirklich sicher bist, dass das andere Leben besser zu Dir passt, finde ich es schade, wenn Du später irgendwann sagen müsstest, dass Du Deine Chancen alle verpasst hast. Vielleicht braucht es viel Vorbereitung, aber auf einem Weg weiterzumachen, den man schon als falsch erkannt hat, wird einem nur großes Leid bringen.
 
  • #15
Meiner Meinung nach, muss man sich zuerst der übernommenen oder von den Eltern antrainierten Verhaltensmuster überhaupt bewusst werden. Dafür muss man bereit sein sich zu reflektieren und dem zu stellen, was da an die Oberfläche kommt.
Das denke ich, ist das schwierigste.
Ich habe einen Menschen erlebt, der die schlechten Verhaltensweisen seines Vaters für seine Familie übernommen hat. Seine Stellung zu seiner Familie und sein respektloses Verhalten gegenüber seiner Fau. Er hat seinen Vater für sein Verhalten gehasst. Er hat das Leid seiner Mutter gesehen, aber das von ihm verursachte Leid seiner Frau nicht. Ihm wurde das auch von verschiedenen Seite aus gesagt, was zum sofortigen Kontaktabbruch führte. Damit will ich verdeutlichen, wie tief und unbewusst das verwurzelt sein kann. Er war nicht bereit sich dem zu stellen, was zu seinem Unglück führte.

Ich habe mich tief gehend für mich selbst damit beschäftigt. Meine Kindheit war ein Horrortripp. Nur, das war mir immer bewusst. Ich bin der Frau, bei der ich als Kind gezwungen war zu leben, beinahe für die komplette Zurückweisung dankbar, denn das hat mir die Chance eröffnet, nicht in diese Falle zu tappen. Nein, ich wollte komplett anders sein als sie. Ich bin ihr sowieso überhaupt nicht ähnlich. Was mich wohl gerettet hat, war, dass ich mir meine eigene Welt schaffen konnte. Ich habe mich völlig in die Welt der Bücher begeben. Sport und Bücher, das war mein Ding.

Ich hätte und habe nie im Leben meine Kinder misshandelt. Ich hoffe, meine Kinder sind auch der Meinung, dass ihre Kindheit schön gewesen ist. Ich war schon auch eine Mutter bei der es Regeln gab, große Liebe und Verrücktheiten.

Meine Elterngeneration waren am Ende des Krieges Kleinkinder. Ich denke, das hat sie auf schreckliche Weise geprägt. Ich vermute, dass es vielen Kindern meiner Schulklasse so ging wie mir. Es gab in meiner Schulklasse einige Selbstmorde, viel schreckliche Armut, sexuellen Kindesmissbrauch und Vernachlässigung. Eine Schulkameradin wurde von beiden Eltern sexuell missbraucht. Das ist so gravierend, das man nur mit professioneller Hilfe überlebt. Ein Mädel wohnte mit den Eltern in so einer schrecklichen Kaschemme. Die Zimmer waren dunkel, feucht und dreckig und eben Kneipenlärm. Das Mädchen lief immer schmutzig rum, mit abgetragener Kleidung. Die Mutter soff. Ich habe das Mädel bei Facebook gesucht. Sie lebt heute offenbar sehr gut und hat eine wunderhübsche Tochter. Es gibt sie also, die Wunder.
Ich will all diesen Eltern nicht die Verantwortung für Ihre Verbrechen an ihren Kindern nehmen, nur ich habe lange für mich nach Erklärungen gesucht. Verantwortlich für sein Tun ist jeder selbst.
 
  • #16
Guten Morgen,

Erkenntnisse sind wichtig und der erste Schritt. Sehr oft wird viel zu lange darin verweilt, um auf die Grundtiefen anderer Menschenseelen (Eltern) zu stoßen. Viel wichtiger und förderlicher halte ich für mich, das tun und handeln. Nur das bringt mich näher zu meinem Wesenskern, der in der Lage ist, festgefahrene Muster zu löschen und eine andere Wahl zu treffen.
Durch das Verweilen in alten Geschichten und Schuldzuweisungen begibt man sich in Abhängigkeiten, die ausbremsen und immer wieder Macht gewinnen. Die eigene neue Konditionierung ist am Anfang schwer, weil man seelische Muskeln aufbauen muss. Konsequentes Durchhalten und Beständigkeit führen aber zum Ziel.
 
T

Toi et moi

Gast
  • #17
Liebe@void, du sagst es. Es ist richtig, was du schreibst. Ich habe jedoch auch gelernt, dass es bei fast allen Themen im Leben kein richtig und falsch gibt. Es gibt sehr oft eine Frage der perspektive und das ist eine Frage der Prioritäten. Was für mich falsch ist, ist für meine Kinder richtig und die Frage ist, was ich mache? Ist mein Leben wichtiger als das Leben meiner Kinder? Ein Vergleich habe ich nicht und die Kommentare im Forum machen mich auch nicht gerade mutig. Die Veränderung bringt immer Unsicherheit mit sich und ja, ich habe Angst.
Hier wurden sehr oft die Aggression der Eltern im Kindesalter thematisiert. Natürlich ist es nicht schön aber es macht auch im gewissen Art und Weise stark und widerstandsfähig. Man sieht vielleicht die Welt nicht so rosig und man hat vielleicht eine realistische Vorstellung von dem Leben. Es ist alles eine Frage der Perspektive.
 
G

geloeschter Nutzer

Gast
  • #18
Keine Frage, wir alle sind von unserer Kindheit mehr oder weniger geprägt.
Aber kaum einer war bereit dies zuzugeben oder zu verändern. Es ist so viel einfacher, den Eltern die Schuld zuzuschreiben.

Siche rrichtig, aber Allgemeinplätze. Du selbst handelst auch nicht anders, jedenfalls beschreibst Du nicht, dass Du anders damit umgehst.
Was genau soll Dein Diskussionsansatz sein? Warum sollte das jemand z. B. Dir gegenüber "zugeben" müssen? Es geht hier doch letztlich um eine höchst persönliche Angelegenheit.

... jeder einzelne von uns aufgerufen bei Kenntnisse davon, zu handeln und die Eltern zur Rechenschaft zu ziehen.

Und damit dann den Eltern die Schuld zuzuschreiben?

Wer es für sich tun möchte, wird sein Verhalten reflektieren, vielleicht auch mit Unterstützung. Und individuell entscheiden, zu lernen, sich selbst zu akzeptieren oder zu verändern. Von außen kann weder die Erkenntnis noch die Bereitschaft zu Veränderung kommen.
 
  • #19
@Lebenslust, ich habe mich jahrelang im Kreis gedreht und kam aus dieser Spirale nicht heraus. Letztendlich hat mir die Erkenntnis, dass ich bestimmte ungewollte Muster, die ich bei meiner Mutter erlebt habe, wiederhole, geholfen. Ich habe das nicht gesehen bzw nicht wahrhaben wollen, denn bei meiner Mutter habe ich genau jene Muster verachtet.
Zb sich in die Operrolle zu begeben und nur zu agieren anstatt zu reagieren. Wobei fairerweise hat sie letzt endlich auch reagiert.

Aber wenn sich im Leben bestimmte Dinge immer wieder wiederholen ist man/frau selber gefragt dies zu verändern.
Auch habe ich Freunde die mich auf bestimmte destruktive Muster aufmerksam gemacht haben und ich sie.
Und letzt endlich meine emotionalen Partnerschaften. Es waren immer die gleichen Muster. Männer mit Verlustangst und der Unfähigkeit eigene Anteile zu sehen und daran zu arbeiten. Und ja, es hätte mir geholfen hätten sie diese Ängste zugegeben. Denn zu dem Zeitpunkt hat es mich sehr wohl betroffen.
Aber auch diese Beziehungen waren für mich ein Lernprozess und in vielen Bereichen haben sie mir viel gegeben.
Auch durch dieses Forum konnte ich viel lernen und für mich erkennen. Dafür bin ich sehr dankbar.

Alleine erkennt man/frau oft den Wald vor lauter Bäumen nicht. Oft reicht ein Impuls von Außen, um eine Veränderung zu bewirken.

Die Frage wie und ob wir bei Kenntniss von Kindesmisshandlung reagieren müssen, ist doch wohl nicht diskutierbar.
 
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