Liebe #7: Ich muss zugeben, dass ich deinen Beitrag mit der allergrößten Faszination gelesen habe. Diese Einschätzung ist mir sehr fremd, und vielleicht kannst du mir ja helfen, alte Vorurteile abzubauen.
Wenn ich das Wort verarbeiten höre, dann denke ich immer an einen aktiven Prozess. Ich fange dann an zu analysieren und zu strukturieren, was ist da eigentlich passiert, welche Wechselwirkungsprozesse haben stattgefunden, hätte ich etwas anders machen können. Beim Verarbeiten würde ich mich im Internet oder in Selbsthilfegruppen kundig zu machen, wie andere, die weiter sind, in einer vergleichbaren Situation klar gekommen sind und ein positives Lebensbild aufzubauen. Denn positiv ist einfach besser als negativ, immer. Selbst diese Lebensberatungsbücher halte ich in Summe für besser als immer im eigenen Sud zu köcheln.
Alles in allem ist Verarbeitung ein Prozess, der Eigeninitiative abverlangt und als Ziel eine Veränderung der Denkprozesse haben sollte, damit das Leben in Zukunft für einen selber leichter wird. Andere Menschen kann ich dagegen prinzipiell nicht verändern, und jeder Gedanke daran ist IMHO vergeudete Lebenszeit.
Wenn ich etwas verarbeite, dann dauert das etwa 2-3 Monate, und ich finde mich dabei oft sehr sehr ineffizient, langsam. Im Kreise drehende Gedanken, sinnfreie Gedankenspiralen kenne ich zu gut. Ich müsste mir angewöhnen, Zwischenziele zu setzen. Ich weiß auch nicht, was dagegen spricht sich helfen zu lassen, wenn man sich selber überfordert fühlt->Psychotherapie
Bei dem hier beschriebenen jahrelangen "verarbeiten" habe ich dagegen mehr den Eindruck, dass es sich um ein Abwarten, ich würde sagen Verdrängen. Es wird gewartet, bis die Emotionen abklingen, bis man wieder vergisst. Es klingt für mich passiv. So wie sich eine Wut mit der Zeit verzieht, einfach durch warten. Im Unterbewußtsein lungert aber weiter das Misstrauen und wird meinem Eindruck nach zu einem unpassenden Augenblick wieder herauskommen. Warum liege ich mit meiner Einschätzung Deiner Meinung nach falsch, und warum?
Das Männer in großer Mehrheit verlogen sind, ist ja objektiv nicht richtig. Wenn man fünfmal an einem Ford vorbeifährt, kann das daran liegen, dass man im Werk in Rüsselsheim unterwegs ist oder glatter Zufall. Und wie erlangt man durch diese passive Form der Verarbeitung die Fähigkeit, verlogene Männer zu detektieren? Das verstehe ich nicht. Ich meine, wenn du darin wirklich gut bist, dann kannst du ja deine Fähigkeiten direkt gegen Bares anbieten. Ich werde gelegentlich angelogen und merke das oft nicht.