Liebe Fragestellerin, auch wenn meine Antwort ein bisschen verspätet eintrifft, weil ich den Thread gerade eben erst gelesen habe, möchte ich Dir dennoch meine ganz persönliche Meinung hierzu mitteilen. Vielleicht hilft es ja ein bisschen.
Zuerst einmal denke ich nicht, dass sich wenn nur "gestörte oder pervers veranlagte" Männer finden würden, auch wenn der Gedanke sicherlich nicht ganz falsch ist. Schwierig(er) wird es aber sicher allemal. Ich denke, es gibt so einige Männer, die kein Problem damit haben, fremde Kinder zu akzeptieren, oder die aus persönlichen Gründen gerade nach einer Frau mit Kind suchen. Und hier gilt meiner Meinung nach: Je früher, desto besser.
Willst Du allerdings um Deiner selbst willen (und nicht nur als Bringerin eines Kindes) geliebt werden, wirst Du in dieser Situation einiges mehr als eine nicht-schwangere Frau bieten müssen.
Nicht umsonst stellt eine Schwangerschaft (neben den Freuden des Elternwerdens) einen erheblichen Prüfstein für eine Beziehung dar: Dein Körper verändert sich, Dein Bauch wächst, Du lagerst Wasser ein, wirst mitunter launisch und seelisch instabil werden - all das trägt nicht wirklich zu der besonderen Attraktivität bei, die wir ja oftmals bei neuen Partnern suchen (und die natürlich individuell im Auge des Betrachters liegt). Hier wird Mann also schon ein gehöriges Maß an Toleranz und Zuversicht abverlangt. Und das eben zu einem Zeitpunkt, an dem noch jede Möglichkeit, mit dem Partner bereits stabil zusammengewachsen zu sein, fehlt.
Und vor allem das, kann ich aus ganz persönlicher Erfahrung sagen, wird schwierig.
Ich habe damals mit 24 Jahren eine Frau mit einem sechs Wochen alten Sohn kennen gelernt. Ihre Scheidung lief bereits, von den Folgen der Schwangerschaft war optisch nicht mehr viel zu erkennen - insofern also für mich damals alles im grünen Bereich. Um das vorweg zu nehmen: Die Beziehung hielt dann auch tatsächlich über fünfzehn Jahre.
Allerdings war es von vornherein eine schwierige Beziehung. Was immer gefehlt hat, war eben diese anfängliche Kennenlern- und Vertiefungsphase, die eine Partnerschaft erst wirklich stabil macht. Es gab so gut wie keine Möglichkeit, etwas zu zweit zu unternehmen. Immer schwebte so ein unterschwelliges "siehst Du meinen Sohn etwa nur als lästiges Anhängsel?"-Damoklesschwert über meinem Kopf. So wurden also alle Unternehmungen wie Ausflüge, Kurzstrips und Urlaube immer und ausnahmslos mit Kind unternommen. Von Babysittern hielt meine Freundin nichts, weswegen auch viele abendliche Unternehmungen flach fielen. Das ging etwa die ersten zehn Jahre so. War dennoch schön, aber eben "anders".
Finanziell war diese Beziehung von vornherein eine ziemliche Belastung. Windeln, Babynahrung, Spielzeug, Kindersachen - all das kostet eine Stange Geld, die Mann Frau natürlich nicht allein überlässt. Die Urlaube gestalteten sich auch aufwändiger als man sie sonst mit Mitte zwanzig vielleicht durchführen würde (z.B. Wohnmobil statt Zelt oder Jugendherberge), das Auto musste einigermaßen Familientauglich sein (habe damals mein Motorrad verkauft, weil wir damit gemeinsam eh nicht fahren konnten), und hat die Mutter meiner Freundin mal über ein Wochenende auf den Kleinen aufgepast, hatte meine Freundin so gut wie nie Ruhe (könnte ja sonstwas passieren).
Dazu kam dann noch die Belastung durch ihr persönliches Umfeld, das die Trennung von ihrem Ex mitbekommen hatte. Da kamen dann permanent Sprüche wie "Männer sind eh alles Schweine" oder "Ihr drückt euch doch sowieso alle nur vor der Verantwortung". Heute würde ich auf solche Sachen sicherlich anders reagieren, damals habe ich mich dadurch jedoch eher anspornen lassen, möglichst allen zu zeigen, dass es auch Männer mit Verantwortungsgefühl gibt.
Erschwerend hinzu kam, dass sie zwar einerseits wollte, dass ich mich als Ersatzpapa aufführe inkl. "Ich will nicht immer als Buh-Frau dastehen, jetzt meckerst Du mal mit ihm!" gefolgt von einem "Warum musst Du denn immer mit ihm meckern?"), andererseits hat sie rigoros alle wichtigen Entscheidungen über das Kind im Alleingang getroffen (Kindergarten, Grundschule, Oberschule, Geschenke zu besonderen Anlässen etc.).
Unterm Strich hat mich diese Beziehung wahnsinnig viel Kraft (und natürlich auch Geld) gekostet. Was jetzt nicht heißen soll, dass ich immer alles bezahlt hätte, aber (wie bereits eingangs gesagt) so ein Kind belastet die Familienkasse eben doch weitaus mehr, als wenn man nur zu zweit wäre.
Nebenbei kam mir auch noch die Aufgabe zu, meine Freundin selbst seelisch wieder aufzurichten, die aus ihrer Ehe (aber aus aus ihren vorherigen Beziehungen) mit tonnenweise Ballast inklusive einer ausgewachsenen Depression heraus kam. Das allein hat mehrere Jahre gebraucht, bis alles einigermaßen verarbeitet war.
Nicht, dass ich Dir gleiches unterstellen möchte, aber Mann sollte im Zweifelsfall schon wissen, worauf er sich womöglich einlässt. Neben all den schönen Seiten habe ich meine Beziehung jedenfalls fast als eine Art Zweitjob empfunden.
Was nun Deine Situation angeht, kann ich nur sagen, dass eine neue Beziehung während Deiner Schwangerschaft wohl nur Aussicht auf langfristigen Erfolg hat, wenn Du Dir der Probleme, die damit einhergehen, und auch der Sorgen, die Dein künftiger Partner vermutlich empfinden wird, bewusst bist und vor vornherein erfolgreich gegensteuerst. Und auch wenn das jetzt vielleicht etwas fies klingt, wirst Du schon eine Menge an inneren und/oder äußeren Reizen zu bieten haben müssen, um diese Mehrbelastung in der Beziehung auszugleichen. Wobei hier natürlich auch die Frage eine große Rolle spielt, ob Dich Dein neuer Partner "trotz" oder gerade "wegen" Deiner Schwangerschaft toll findet. Bei "trotz" gilt obiger Satz, bei "wegen" solltest Du Dir vielleicht Gedanken machen, ob Du selbst nicht in dieser Beziehung auf der Strecke bleiben würdest. Empfinde ich jedenfalls beides aus Deiner Sicht als eher "unsichere Kiste".
Der (für Dich) sicherere Weg wird sicherlich sein, das Kind zu bekommen und die ersten Hürden allein zu erklimmen, so dass Du dann aus einer sicheren (und möglichst auch verarbeiteten) Situation heraus ernsthaft nach einem neuen Partner suchen kannst. Bis dahin gibts ja noch andere Wege, nicht ganz so einsam zu sein ;o)
Liebe Grüße
deBaer