@ # 7:
Ich finde nicht, daß JEDE Kinderfrage eine Antwort verdient - zumindest nicht sofort und nicht immer unter Anwesenden. Angenommen, eine Mutter geht mit ihrem Kind irgendwoher und jetzt kommt ihnen ein schwer gehbehinderter, nahezu entstellter Mann entgegen. Jetzt gibt es Kinder, die total laut ihre Mutter fragen: "Mamaaa, warum geht der Mann da so komisch?" oder "Mamaa - warum ist der Mann so häßlich?" oder sowas in der Art.
Je nachdem, wie klein das Kind ist, hat es vielleicht wirklich noch nicht verstanden, daß das, was es sagt, auch der Behinderte hören kann und daß ihn das verletzt. Ich weiß nicht, ab wann Kinder das im Normalfall begreifen. Meine Mutter sagte mir aber mal, daß weder ich noch meine Brüder jemals so etwas vom Stapel gelassen hätten. Und das wird kein Zufall sein. Eine gewisse Sensibilität darf man Kindern schon sehr, sehr früh beibringen.
So wäre es in meinem Beispiel meiner Meinung nach angebracht, an Stelle der Mutter dem Behinderten kurz ein "Entschuldigen Sie bitte." zu sagen und dem Kind anschließend zu erklären, daß der Mann behindert ist und was darunter zu verstehen ist usw. Aber unbedingt würde ich dem Kind - egal, wie klein es ist, sagen, daß es das nächste Mal mit seiner Frage so lange warten soll, bis der Betroffene es nicht mehr hören kann, weil er ansonsten sehr traurig ist. Das verstehen meiner Meinung nach auch schon sehr kleine Kinder.
Mal abgesehen davon nervt es mich sehr, daß das Stellen von Fragen durch kleine Kinder von vielen Eltern per se als Wißbegier hingestellt wird. Denn das stimmt meiner Meinung nach einfach nicht bei jedem Kind. So gibt es zum einen die normalen, lernbegierigen Kinder, die deshalb auch viele Fragen haben. Und die sollen natürlich auch eine vernünftige Antwort kriegen. Zum anderen gibt es Kinder, die eigentlich nicht wirklich etwas wissen wollen, sondern die sich mit ihren Fragen nur die Aufmerksamkeit der Mutter und der Umwelt sichern wollen, denen es also nur darum geht, im Mittelpunkt zu stehen. Diese Kinder fragen einem dann Löcher in den Bauch, wollen aber eigentlich gar nichts wissen. Leider werden solche Nerv-Kinder von ihren Eltern oft als besonders intelligent und aufgeweckt hingestellt.
Was allerdings die konkrete Fragestellung betrifft: Für die meisten Kinder ist es eben normal, daß Erwachsene verheiratet sind und Kinder haben. Sie sind meiner Meinung nach tatsächlich noch zu jung dafür, um zu verstehen, daß das eine Frage ist, die eine erwachsene Frau als zu intim oder kränkend empfindet, denke ich. Denn, daß es schwierig sein könnte, einen Mann zu finden, den man heiraten möchte oder daß nicht jede Frau ein Kind bekommt, die sich eines wünscht, das geht nun wirklich über den Horizont einer 6-Jährigen hinaus, denke ich. Dennoch könnte - wie von Frederika vorgeschlagen - die Mutter oder der Vater der Nichte, wenn sie alleine sind, so etwas sagen wie: "Hör mal, die Tante X ist vielleicht traurig, weil sie noch keinen Mann zum Heiraten gefunden hat und noch keine Kinder hat. Wenn Du sie dann so Sachen fragst, dann wird sie traurig."