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  • #1

Wie soll man der Familie und den Freuden klar machen, dass man um den Ex-Freund nicht trauert?

Mein Ex-Freund ist vor ein paar Monaten an Krebs gestorben. Und jetzt erwartet jeder, dass ich Mitgefühl und Trauer etc. zeige. Die meisten haben nicht verstanden, warum ich mich von ihm getrennt hatte. In der Gesellschaft war er ein angesehener Unternehmersohn, charmant, Gentleman usw. In Wirklichkeit, d. h. sobald wir alleine waren, war er sehr brutal (Schläge, Tritte, Beleidigungen). Keiner wußte von seiner dunklen Seite. Auch seine Ex-Freundinnen haben alle (aus Angst vor seiner einflußreichen Familie) geschwiegen. Ich habe ihn am Ende nur noch gehaßt und den Kontakt natürlich abgebrochen. Jetzt meint jeder, ich müßte an sein Grab gehen und ihm die letzte Ehre erweisen. Was soll ich tun? Darf ich jetzt noch die Wahrheit sagen?
 
  • #2
Er ist Dein Exfreund -- genau dafür gibt es auch in Deinem Fall sehr gute Gründe, die Du niemanden verraten musst. Ich würde abraten, jetzt erst das Schlechte zu erzählen, wo er sich nicht mehr verteidigen kann -- Tote zu beschmutzen kommt nie gut an, egal wie zutreffend das sein mag.

Geh einfach nicht auf die Beerdigung und heuchel auch keine Trauer. Viele Menschen haben keinerlei Kontakt mehr zum Ex -- oft aus gutem Grund. Dafür musst Du Dich nicht rechtfertigen.
 
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  • #3
Klar gehst Du auf die Beerdigung und nimm ne ordentliche Schippe Erde, das vergrößert den Abstand zwischen ihm und Dir und Du kannst somit sicher sein, dass er nicht wieder auftaucht :)
 
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  • #4
Du musst nicht auf die Beerdigung gehen, nur weil andere es von dir erwarten. Ich würde aber in jedem Fall die Geschichte für mich behalten, Frederika hat recht.
Vielleicht hilft es dir, wenn du doch auf die Beerdigung gehst, sozusagen als symbolischer Abschluss der ganzen Sache. Und immerhin war dieser Mann ein Mensch und es war Zuneigung, die euch einmal zusammengeführt hat. Er wird auch seine Geschichte gehabt haben, die ihn so brutal hat werden lassen, wie du ihn zuletzt erlebt hast. Seine Strafe hat er jetzt allemal, auch wenn du ihm wohl nicht den Tod gewünscht hast.
 
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  • #5
Über Tote soll man ja nicht schlecht reden. Ich würde ihm als "letzte Ehre" erweisen, dass ich die Klappe halte, aber nicht zur Beerdigung gehe... und falls mich jemand fragt, warum, würde ich es mir nicht sparen, zu sagen: Ich habe meine Gründe, über die ich nicht reden möchte - über Tote soll man ja nicht schlecht reden..."
 
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  • #6
Wie geht es denn Dir?
Das ist doch wohl das Wichtigste...
Wenn Du mit jemanden über diese schlimmen Erlebnisse reden willst, tu es, denn dann brauchst Du´s, die Meinung anderer, welche vielleicht sogar noch völlig unbeteiligt und unwissend sind, ist völlig "Knödel".
Willst Du nicht zu seinem Grab gehen, laß´es...das Schlimmste, was Du Dir und ihm antun kannst, ist, was zu machen, daß Du nicht wirklich willst.
Aber denke mal darüber nach: Das war sein Weg...offensichtlich hat ihn nicht mal die Krankheit, gewissermaßen als letztes Signal, etwas zu ändern, umschwenken lassen...also, er konnte es nicht besser...er hat es so gut gemacht, sein Leben so gut gelebt, wie er konnte, mehr ging nicht.
DU hast Dein Leben in diesem Abschnitt gemeistert - Du bist gegangen, als es zu schlimm für Dich wurde - übrigens meine persönliche Hochachtung...wieviele sind abhängig und harren aus.
Und wenn Du mal zu Deinem Grab gehst. vielleicht erst in einem Jahr - dann hast Du ihm verziehen, kannst ihm das sagen...und läßt ihn los und damit läßt er dich los....kann nur befreiend für dich und eine neue Beziehung sein..solange Du ihm erlaubst, "da" zu sein, ist er da und wird dich stören...
Das alles hat übrigens ein Mann geschrieben ( grins )...
Alles Gute für Dich!
 
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  • #7
Wow, Mann #5, Chapeau!
Hast du eine Chiffre-Nummer?
So sensible Männer trifft frau selten,
da verzeiht man auch gern eine dein/sein Grab-Verwechselung (grins)...
 
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  • #8
Da fällt mir das Lied "Ehrenmann" von den Toten Hosen ein.

Ich kann dich verstehen, warum du dich nicht verstanden fühlst und etwas tun sollst, wofür du keinen Grund siehst. Du willst nicht hingehen, um ihm nicht "die letzte Ehre" wie seine Gesellschaft zu erweisen. Er verdient sie in deinen Augen nicht.

Soweit ich das verstanden habe, wurde er schon beerdigt.

Ich würde folgenden Weg wählen: Du kannst aus einem anderen Grund trotzdem hingehen. Seine Seele ist bestimmt noch nicht zur Ruhe gekommen ... Dazu hat er in seinem Leben wohl zuviel Negatives verübt. Insofern kannst du seine Gesellschaft ruhig wissen lassen, dass du an sein Grab gehst (oder hinterher gegangen bist). Dann sprichst du an seinem Grab oder machst dir an seinem Grab Gedanken, was er in seinem Leben besser nicht gemacht hätte oder was er aufarbeiten hätte können, bevor er gegangen ist. Ob du ihm seine Taten letztlich verzeihst, das ist deine Privatsache.

Jedenfalls würde ich der Gesellschaft, die von dir einen Besuch erwartet, nur mitteilen das du an seinem Grab gewesen bist und zu ihm geredet hast. Was, geht niemand was an. Damit hast du ihm die Ehre, die ihm gebührt, erwiesen, aber auch selbst deine Haltung bewahrt wie du zuletzt zu ihm gewesen bist: Eine Ex-Freundin, eines wohl brutalen Menschen.

Du schließt den Deckel für dich. Seine Gesellschaft hat keinen Grund negatives auf dich zu lenken und seine Seele darf weiter schmoren oder schön langsam zur Ruhe kommen.

m, 42
 
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  • #9
Er ist tot. Verzeihe ihm, einem Toten zu verzeihen ist ja nicht so schwer, und es erleichtert dir DEIN Leben. Sprich einfach nur mit den Menschen über ihn, die wissen, warum du dich von ihm getrennt hast, Der Tip mit der GROSSEN Schaufel Erde ist gut! Du kannst mit einer einfachen Handbewegung, "den Deckel zumachen", und es wird wenige geben, die wissen, was du dabei denkst. Geradezu ideal!

siri/w55
 
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  • #10
Guten Abend ;)
ich finde, Du musst niemanden etwas erklären! Ich weiss nicht, wie lange Ihr bereits auseinander gewesen seid, bevor er verstarb, doch Grundgedanke ist hier, dass als er gestorben ist, Ihr nicht mehr zusammen gewesen seid. Hat denn jemand irgendwann mal gefragt, weshalb die Trennung war? Wie Du dich dabei gefühlt hast? Denke darüber nach, ob dies der Fall war, wenn ja, wer war in dieser Zeit für Dich da?
Ich bin der Meinung, dass Trauerarbeit jedoch mehr beinhaltet, als jemandem eventuell zu vermissen (was ich mal glaube, in Deinem Fall auch nicht so ist); Trauerarbeit findet auch für jeden selbst statt. Bei Tod, bei Verlassensein, -werden, etc. Für Dich kann dieses z.B. bedeuten, dass Du erst einmal mit all dem Erlebten (und das scheint mir hier sehr viel und tief und extrem zu sein) fertig zu werden. Du kannst ihm z.B. ja nicht mehr wünschen, dass er eines Tages erkennen möge, was er Dir angetan hat.
Ich denke, 1. nein, Du bist keinem der Angehörigen oder Freunden eine Art Rechenschaft schuldig und 2. es wichtiger ist für Dich, durch irgendeine Form der "Therapie", ihn komplett innerlich loszulassen und für Dich in deinem Leben voranzugehen. Zur Erklärung: mit Therapie ist m.E. nicht unbedingt eine professionelle Hilfe gemeint. Das muss jeder für sich selbst entscheiden, wie man mit schlimmen Dingen umgehen möchte. Für die Einen ist es wichtig, jemanden professionelles an seiner Seite zu haben, andere finden Möglichkeiten der Inkehr oder wählen Ausdrucksmöglichkeiten für sich im Schreiben, Malen oder anderen Tätigkeiten.
Dir ganz viel Glück und steh zu Dir - Du hast es verdient, frei zu sein.
LG
MJP
 
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  • #11
Liebe Unbekannte,

gehe zu dieser Beerdigung, nimm Abschied von ihm und gut soll es sein. Wie heißt das Sprichwort "reden ist silber, schweigen ist gold". Behagt mir auch nicht, bin auch ein Mensch, der die Wahrheit bevorzugt, aber so ist es nun einmal. Sieh' den Abschied am Grab als einen Neuanfang. Wenn du dort stehst, kann keiner deine Gedanken lesen. Also: beschimpfe ihn im Stillen, wie es dir in den Sinn kommt und wünsche ihn dorthin, wo du ihn gerne sehen würdest... Bin mir sicher, das erleichtert und keiner bekommt es mit. Wo ist das Problem? Du bist ihn - auch wenn es gemein klingt - los ,brauchst nichts zu befürchten und must dich anschließend vor niemandem rechtfertigen.

LG
U.

Also: Kopf hoch und durch. kann anschließend nur besser werden!
 
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