@9 bin 8:
Ich habe in meiner ganzen Wehrdienstzeit (1996) das Wort "Liegestütze" lediglich einmal beim Fittness-Test zu Beginn der Grundausbildung gehört. Und da wurde nur gezählt wie viel man schafft. Ist Dir in den Sinn gekommen, dass Deine Kollegen die beim Bund waren, ihre Geschichten eventuell ein wenig ausgeschmückt haben könnten um Eindruck zu schinden?
Hirn auf "idle" stellen und spuren ist vorteilhaft wenn man nicht anecken will. Aber ich frage Dich: Was ist in der freien Wirtschaft anders? Wenn Chef mal wieder Hirnriss befiehlt kann man zwar gelegentlich vorsichtig Gegenvorschläge machen, aber in der Regel gelten die allseits bekannten Paragraphen 1 und 2, sonst gibt es auf Dauer Ärger, allerdings subtiler als beim Bund, dafür nachhaltiger (die Rausschmissdrohung hätte in dem Laden irgendwie nicht so gezogen...). Beim Bund konnte man auch bei der richtigen Gelegenheit und im richtigen Ton Kritik/Wünsche/Anmerkungen äußern. Nur als 20-jähriger war die Erfahrung noch nicht da, die richtige Gelegenheit zu treffen und deshalb hat man mehr Fehlschläge in Erinnerung.
@17 (bin immer noch #8 ;-) )
Ich kenne den Laden aus meiner 10-monatigen Grundwehrdienstzeit `96. Wenn ich meine eigenen Erfahrungen mit den Erzählungen von Verwandten und Bekannten aus früheren Zeiten vergleiche, oder mit denen von damals noch länger gedienenten Berufssoldaten, dann war die Zeit als alle Angst hatten, dass "der Russe kommt" schon deutlich härter.
Tut mir leid, dass es für Dich so hart war, dass Du den Bund sogar als "Kriegsdienst" empfunden hast. Ich vermute mal, Du bist nicht schon während der Grundausbildung fast jedes Wochenende daheim gewesen (Transport auf BW-Kosten), hattest keinen Zeitausgleich für Überstunden und konntest Dir nicht raussuchen, wann Du Urlaub nimmst wie in jeder zivilen Firma.
Meinen schlimmsten (ansonsten völlig folgenlosen) Anpfiff bekam ich, als ich in der Grundausbildung einem Uffz gesagt habe, ich werde seinem Befehl "von mir aus" nachkommen. Was wäre in Deiner Zeit passiert?
Ja - ich behaupte, beim Bund ist es zum Glück besser geworden als es zu Deiner Zeit offensichtlich war.
@15:
OK, Du warst auch mal dabei, redest also auch aus Erfahrung. Ich habe in der Zeit auch ein paar Kommisköppe mit Befehlston dort erlebt. Aber die waren die Ausnahme, nicht die Regel. Wer den Bund nur aus "Full Metal Jacket" zu kennen glaubt, meint, es sei anders herum.
- Ja, die Tests dort waren zum Gähnen. Darum konnten wir nach dem Bund ja auch beide studieren...
- Mir ist mal ein Uffz auf den Stiefel getreten um den Schuputz anzupassen... meine Stiefel waren leidlich gereinigt, seine waren verschlammt. Danach waren wir wieder gleich und alles war gut.
- In der Stammeinheit hat mir der Kompaniefeld(!) zu Beginn einmal den Bettenbau vereinfacht: "Wir sind hier nicht mehr in der Grundausbildung - ordentlich die Decke übers Bett werfen, glattstreichen, gut ist!"
- Das Eierschaukeln blieb mir zum Glück erspart, mein Dienst war immer "live". Das war zugegebenermassen ungewöhnlich.
Ja, ich war bei der Luftwaffe. Ja, es gibt sicher Leute mit schlechteren Erfahrungen. Aber mein Bruder war beim Heer und hatte auch nichts wesentlich "schlimmeres" zu berichten. Letztendlich reden wir von (inzwischen) weniger als einem Jahr in noch recht zartem Alter um 20. Es gibt weiss Gott in meinem Leben Dinge, die mich mehr geprägt haben als die paar Monate beim Bund.
@10
Ich kann mich noch erinnern, dass die weitaus meisten Leute damals entweder gar keinen Dienst leisten wollten ("keine Lust"), oder sich von niemandem was befehlen lassen wollten bzw. den vermeintlich "leichteren" Zivi-Dienst vorzogen (juristisch steckt ein Zivi übrigens in genau derselben Befehls-Gehorsams-Struktur drin wie ein Bundi, inklusive gleicher Strafen bei Befehlsverweigerung).
Vermutlich haben die meisten verweigert, weil es die meisten anderen auch so machten.
Nur sehr wenige Zivis hatten wirklich handfeste Gründe ("sinnvollere Arbeit für die Gesellschaft") und ich kann mich nur an einen einzigen erinnern, der auch inoffiziell die -eigentlich einzig gültigen- Gewissensgründe für sich reklamierte. Umgekehrt waren viele der Bundis schlicht zu faul zu verweigern oder hofften nur, mal endlich wild rumballern zu dürfen... (wurden enttäuscht).
Ich finde, wenn man schon de facto die freie Wahl hat, welchen Dienst man leistet, sollte man sich Gedanken darüber machen und sich *für* die eine und nicht *gegen* die andere Variante entscheiden. In meinen Augen gilt das für alle: Zivis, Bundis, DRKler, THWler usw.
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Um nochmal ein paar Worte zum eigentlichen Thema zu sagen: Bund war, seit die Zeit rum ist, niemals mehr ein Thema bei dem ich den Eindruck hatte, Frauen hätten ein Problem damit. Höchstens gelegentlich Interesse des Typs: "Wie war das denn dort?"
Die ideologischen Grabenkämpfe wurden in der Schule geführt, zumindest in meiner Zeit damals in SMV und im Umfeld des Reliunterrichts.
@18: Wichtiger Punkt!