@ 7, ich bin 5
Vielleicht ist das, was ich sagen wollte, nicht ganz so richtig rüber gekommen.
Es geht nicht darum, jemanden nicht zu helfen, der Hilfe braucht und wir brauchen Menschen, die Mitgefühl zeigen und auch helfen. Diese Art von Hilfe habe ich nicht gemeint.
Ich meinte folgendes:
Wir alle kennen diese Aussage vielleicht aus dem eigenen Leben, oder aus dem Leben von Freunden:
Immer wieder gerate ich an den/die Falsche, immer wieder lasse ich mich ausnutzen, immer wieder werde ich ausgenutzt, usw.
Ein typisches Beispiel hier sind oft auch die Mütter (oft die Generation unser Eltern), die für ihr Kinder und ihre Männer alles tun, sich aufopfern und meinen, sie müssten immer noch mehr tun, aber dafür nicht einen Deut mehr geliebt oder geachtet werden. Im Gegenteil. Oft trampelt man dadurch noch mehr auf ihnen herum, weil man meint, mit der kann man es ja machen.
Es gibt immer Opfer und Täter, aber genau diese Opfer machen sich auch zum Täter, weil sie dieses Spiel so lange mitspielen.
Meine Mutter zeigt manchmal auch solche Anwandlungen von Unterwürfigkeit, will für mich alles tun, aber das will ich nicht, weil ich eigenständig sein will. Sie will damit meine Aufmerksamkeit und Liebe, sie will mir zeigen, wie sehr sie mich liebt, in dem sie dieses und jenes noch für mich machen würde. Aber ich würde sie deshalb nicht mehr lieben, im Gegenteil, es regt mich sogar manchmal auf. Mir wäre es lieber und das habe ich ihr auch schon oft gesagt, wenn sie lieber Sachen für sich machen würde, wenn sie sich um sich kümmern würde.
Ich schreibe dieses Beispiel, weil es oft auch in Beziehungen so ist. Die Partner überschütten den anderen Partner mit Liebe. Ich meine hier nicht den Normalfall, sondern diese Beziehungen, wo dann der andere hinterher sagt: Immer wieder gerate ich an die/den Falschen, immer wieder werde ich ausgenutzt und bekomme nichts zurück.
Sie machen das aber nicht, weil sie lieben, sondern weil sie sich meist unbewusst sehr extrem viel Liebe und Aufmerksamkeit von anderen erhoffen. Der andere soll sie glücklich machen, der andere soll die emotionale Leere in ihrem Leben füllen. Der andere soll sie doch lieben und dafür machen sie alles. Das ist aber die Liebe aus der Bedürftigkeit, aus dem Mangel heraus und die wird nie gut gehen.
Wir alle wissen, dass wir selbst für unser Glück verantwortlich sind, dass wir uns selbst lieben und wertschätzen und anerkennen müssen. Wir müssen mit uns alleine auch glücklich sein können, dann können wir den Partner in einer Beziehung als Bereicherung empfinden und ihn auch lieben und wertschätzen.
Hier im Forum wird oft von der gleichen Augenhöhe gesprochen. Neben der gleichen Augenhöhe beim Bildungsstand und finanziellen Stand gibt es auch die gleiche Augenhöhe bei der emotionalen Entwicklung, die jeder Mensch durchmacht.
Ich will einen Partner, der auch emotional gut für sich selbst sorgen kann, genauso wie ich es auch tue. D.h. er ist nicht für mein Glück, für mein Wohlbefinden verantwortlich, das bin ich selbst. Wir können unsere Liebe, unser Glück und unser Freude teilen, aber nur dann, wenn jeder das auch für sich selbst empfinden kann.
Wenn wir das erreichen, dann sieht es optimaler weise so aus, dass wir mit den anderen Partner zusammen sind, weil wir uns lieben, weil wir uns ergänzen, weil wir miteinander glücklich sind, weil wir gerne zusammen sind, weil wir eine Wellenlänge haben, weil wir in die gleiche Richtung blicken, usw, aber nicht weil wir den anderen brauchen, weil wir den anderen lieben wollen, damit er uns auch liebt und unser emotionales Defizit auffüllt.
Solange alles rosarot ist, fällt das meist nicht auf, aber irgendwann kommt das Erwachen und dann wiederholt sich das Drama: immer gerate ich an den/die Gleichen
.., immer werde ich ausgenutzt und dann verlassen, immer gerate ich an Partner/Partnerinnen, die meine Liebe nicht zu schätzen wissen und mich enttäuschen, usw.
Aus diesem Teufelskreis kommt man nur raus, wenn man sich seine eigenen Verhaltensweisen genau ansieht und erst mal beginnt, sich selbst zu helfen, in dem man verschiedene Sachen für sich selbst herausfindet:
z.B. wie kann ich auch alleine glücklich sein?
Was kann ich ganz persönlich ohne Partner für mein Glück machen?
Was fällt mir leicht, an mir mich selbst zu lieben?
Helfe ich, weil ich gerne helfe oder will ich mich für den anderen dadurch unersetzlich machen und ihn unbewusst an mich binden?
Wo wertschätze und achte ich mich selbst?
Was soll mein neuer Partner für mich sein?
usw.
Es gibt ja dieses Sprichwort: Selbsterkenntnis ist der erste Weg zur Besserung.
Vielleicht konnte dieser Beitrag jetzt noch ein bisschen Klarheit zu dem vorherigen Beitrag bringen.
Viel Glück uns allen