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  • #1

Wie überwinde ich meine Angst vor zuviel Nähe?

Ich bin in meinen Alter schon oft enttäuscht und ausgenutzt worden. Das hat mir eine harte Schale ums Herz gelegt. Ich kann am Telefon mich super unterhalten und lachen , aber sobald es zum ersten Treffen kommen soll, bekomme ich Panik und ziehe mich zurück.Wenn ich meinen Freundinnen glauben soll , bin ich eine um ca.10 Jahre jünger aussehende ,temperamentvolle und lebenslustige Frau. Ich glaube schon ich kann nicht mehr lieben. Wer kann mir einen Rat geben, wie ich die Panik durchbrechen kann.
 
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  • #2
Was kann dir wirklich passieren?
Du kannst dem Mann deines Lebens (oder der kommenden 12 Monate oder 10 Jahre), oder einem Idioten begegnen. Wenn er ein Idiot ist, ist das nicht dein Problem.

Das einzige was wichtig ist: tu nichts, was nicht wirklich du tun willst!

Ich habe vor ein paar Wochen einen Mann kennen gelernt, der anfangs sehr viel Wirbel um uns gemacht hat, wir waren ein paar mal zusammen essen, haben zweimal miteinander geschlafen und dann hat er sich nicht mehr gemeldet. Schade. Andererseits habe ich endlich wieder bemerkt, daß Sex eine schöne Sache ist - gut! ein unzuverlässiger Mann ist vielleicht nur dazu gut, für eine Beziehung mit mir wäre er nicht geeignet.
w55


PS.
 
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  • #3
Liebe Fragestellerin

Wenn Du Dich gegen zuviel Nähe wehren musst, bist Du in einer sehr glücklichen Lage - ich erlebe eher immer das Gegenteil - nämlich zuviel Distanz!!

Wenn Du SO bist, wie Du Dich oben beschreibst - vor WAS, um Himmelswillen, hast Du den Angst? Eine Beziehung ohne Nähe gibt es schlichtweg nicht - dann ist es KEINE Beziehung! Die Frage ist jetzt einfach, ob Du überhaupt eine Partnerschaft wünschst, oder ob Du FREI bleiben willst? Und noch etwas - wenn es der Richtige ist, der vor Dir steht, dann stellt sich diese Frage gar nicht mehr! Also, einfach nicht zuviel Grübeln!!!
 
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  • #4
Wenn du ein Muster entwickelt hast, besprich das mit einem Therapeuten. So was kommt aus der Vergangenheit und du hast es wohl nicht verarbeitet.
Oberflächliche Ratschläge helfen da nicht weiter.
 
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  • #5
Liebe Fragestellerin,

ich, w, 41 kenne das Gefühl und kann Dich gut verstehen.
Mir ging es auch sehr lange so, das lag daran, dass ich mir immer viel zu viel Gedanken gemacht habe und mich da viel zu viel hineingesteigert habe. So nach dem Motto, wenn das jetzt wieder nichts wird, dann bleibe ich wieder alleine, usw. Diese Gedanken erzeugen Panik und man geht dann da gar nicht gerne hin, weil man sich so unter Druck setzt und alles perfekt machen will, damit es dieses Mal funktioniert. Das ist ein Teufelskreis. Man will sich diesem "Risiko" und der damit verbundenen Enttäuschung, dass es wieder nicht klappen könnte nicht, gar nicht aussetzen und läßt keine Nähe zu, obwohl genau das das ist, was man sich so sehr wünscht.

Ich bin da so rausgekommen, dass ich meine Erwartungshaltungen an die ersten Treffen total runtergeschraubt habe. Alles was ich jetzt erwarte, ist ein Treffen mit einem netten Menschen, eine nette Unterhaltung, ein nettes Treffen mit einer Dauer von maximal 90 Minuten.
Ich gehe da nicht mehr mit dem Druck hin, meinen zukünftigen Lebenpartner kennenzulernen, sondern einen Menschen, mit dem ich mich für 90 Minuten gut unterhalten werde.

Diese Einstellung hat den Druck aus mir rausgenommen und mich auch viel lockerer werden lassen. Ich habe keine Panik mehr, denn ich will mich ja jetzt nett unterhalten. Und wenn das Treffen schön war, dann verabrede ich mich wieder, um den Menschen kennenzulernen, um Gemeinsamkeiten zu entdecken. So kann bei jedem Treffen und Telefonat mehr Nähe entstehen, die ich auch zulassen kann.

Das hilft mir auch, mehr im Hier und Jetzt zu leben, d.h. auch den Mann bewusst jetzt zu erleben und in mich hineinzuspüren, wie ich mich jetzt in seiner Gegenwart fühle, was ich mir jetzt von ihm wünsche, usw.

Ich treffe mich seit einigen Wochen mit einem Mann, wo mir dieses Verhalten von meiner Seite sehr gut gelingt und ich freue mich auf die Treffen und Telefonate mit ihm, ohne Panikgedanke, sondern einfach nur, dass Stück für Stück in dem Tempo wie es für uns beide gut ist, Nähe und Vertrauen entstehen kann.

Diese Gefühl wünsche ich Dir auch!
 
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  • #6
Ausnutzen läßt man sich ja immer, wenn man das Gefühl hat, der andere sei viel "wertvoller" als man sich selbst, man macht alles, um die Liebe des anderen nicht zu verlieren, um ihn zu halten.
Aber dadurch wird man für den anderen immer "wertloser", man wird verlassen und dann folgt die Enttäuschung über das Verhalten des anderen, weil man ja "alles" für ihn gemacht hat.

Könnte es sein, dass es auch bei Dir so war und sich diese Verhaltensweise bei Dir immer wiederholt??

Wenn ja, ist es ganz wichtig, dass Du dieses Verhalten bei Dir erkennst und hinterfragst, damit es in einer neuen Partnerschaft anders werden kann.
 
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  • #7
liebe Fragestellerin,
deine Ängste hatte ich (w, 43) auch. Aber irgendwann hab ich mich gefragt: Was habe ich zu verlieren? Nichts! im Gegenteil - es gibt nur etwas zu gewinnen und sei es "nur" eine Erfahrung, eine schöne Begegnung, ein netter Zeitvertreib. Sieh das Positive. Alles andere raubt dir die Kraft und die Lebenslust.
 
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excuse-me

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  • #8
@ 5
Dein Beitrag hat mich nachdenklich gemacht - ich neige auch dazu "alles zu geben" wenn jemand meiner Hilfe bedarf.
Das ist ganz treffend, was du schreibst - vlt. hat die Fragestellerin sich zu oft ausnutzen lassen. Nur auch dazu gehören immer zwei Menschen - der, der ausnutzt und der, der sich ausnutzen lässt.
Das passiert immer dann, wenn jemand vermittelt, dass er Hilfe bedarf, weil er allein ist, krank ist und aus welchen Gründen auch immer eine Bedürftigkeit erkennen lässt.
Ein sensibler und feinfühliger Mensch wird dann seine Hilfe nicht verwehren, "alles" geben - und am Ende aber genau deswegen abgewiesen?
Der Helfer nimmt sich in der Regel nicht als "alles gebender" wahr - sich um jemanden sorgen, der einem "wertvoll" erscheint, liegt in seiner charakterlichen Eigenschaft, Geborgenheit und Schutz anzubieten wenn es ihm erforderlich erscheint.
Enttäuscht, wenn man verlassen wird, weil man "alles" getan hat - nein, eher einfach nur enttäuscht, diesen Menschen zu verlieren. Einfache Seelen mögen dann klagen und jammern und es dann so begründen - "alles für ihn gemacht" - andere werden nur traurig sein, diesen Menschen verloren zu haben.

Schade, dass man durch helfen dem anderen "wertlos" erscheint. Das mag ich gar nicht glauben.
Ist das so in unserer Gesellschaft - hilfst du, bist du schwach. Verrückte Welt!
 
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  • #9
@ 7, ich bin 5

Vielleicht ist das, was ich sagen wollte, nicht ganz so richtig rüber gekommen.
Es geht nicht darum, jemanden nicht zu helfen, der Hilfe braucht und wir brauchen Menschen, die Mitgefühl zeigen und auch helfen. Diese Art von Hilfe habe ich nicht gemeint.

Ich meinte folgendes:
Wir alle kennen diese Aussage vielleicht aus dem eigenen Leben, oder aus dem Leben von Freunden:
Immer wieder gerate ich an den/die Falsche, immer wieder lasse ich mich ausnutzen, immer wieder werde ich ausgenutzt, usw.

Ein typisches Beispiel hier sind oft auch die Mütter (oft die Generation unser Eltern), die für ihr Kinder und ihre Männer alles tun, sich aufopfern und meinen, sie müssten immer noch mehr tun, aber dafür nicht einen Deut mehr geliebt oder geachtet werden. Im Gegenteil. Oft trampelt man dadurch noch mehr auf ihnen herum, weil man meint, mit der kann man es ja machen.

Es gibt immer Opfer und Täter, aber genau diese Opfer machen sich auch zum Täter, weil sie dieses Spiel so lange mitspielen.

Meine Mutter zeigt manchmal auch solche Anwandlungen von Unterwürfigkeit, will für mich alles tun, aber das will ich nicht, weil ich eigenständig sein will. Sie will damit meine Aufmerksamkeit und Liebe, sie will mir zeigen, wie sehr sie mich liebt, in dem sie dieses und jenes noch für mich machen würde. Aber ich würde sie deshalb nicht mehr lieben, im Gegenteil, es regt mich sogar manchmal auf. Mir wäre es lieber und das habe ich ihr auch schon oft gesagt, wenn sie lieber Sachen für sich machen würde, wenn sie sich um sich kümmern würde.

Ich schreibe dieses Beispiel, weil es oft auch in Beziehungen so ist. Die Partner überschütten den anderen Partner mit Liebe. Ich meine hier nicht den Normalfall, sondern diese Beziehungen, wo dann der andere hinterher sagt: Immer wieder gerate ich an die/den Falschen, immer wieder werde ich ausgenutzt und bekomme nichts zurück.
Sie machen das aber nicht, weil sie lieben, sondern weil sie sich meist unbewusst sehr extrem viel Liebe und Aufmerksamkeit von anderen erhoffen. Der andere soll sie glücklich machen, der andere soll die emotionale Leere in ihrem Leben füllen. Der andere soll sie doch lieben und dafür machen sie alles. Das ist aber die Liebe aus der Bedürftigkeit, aus dem Mangel heraus und die wird nie gut gehen.

Wir alle wissen, dass wir selbst für unser Glück verantwortlich sind, dass wir uns selbst lieben und wertschätzen und anerkennen müssen. Wir müssen mit uns alleine auch glücklich sein können, dann können wir den Partner in einer Beziehung als Bereicherung empfinden und ihn auch lieben und wertschätzen.

Hier im Forum wird oft von der gleichen Augenhöhe gesprochen. Neben der gleichen Augenhöhe beim Bildungsstand und finanziellen Stand gibt es auch die gleiche Augenhöhe bei der emotionalen Entwicklung, die jeder Mensch durchmacht.
Ich will einen Partner, der auch emotional gut für sich selbst sorgen kann, genauso wie ich es auch tue. D.h. er ist nicht für mein Glück, für mein Wohlbefinden verantwortlich, das bin ich selbst. Wir können unsere Liebe, unser Glück und unser Freude teilen, aber nur dann, wenn jeder das auch für sich selbst empfinden kann.

Wenn wir das erreichen, dann sieht es optimaler weise so aus, dass wir mit den anderen Partner zusammen sind, weil wir uns lieben, weil wir uns ergänzen, weil wir miteinander glücklich sind, weil wir gerne zusammen sind, weil wir eine Wellenlänge haben, weil wir in die gleiche Richtung blicken, usw, aber nicht weil wir den anderen brauchen, weil wir den anderen lieben wollen, damit er uns auch liebt und unser emotionales Defizit auffüllt.

Solange alles „rosarot“ ist, fällt das meist nicht auf, aber irgendwann kommt das Erwachen und dann wiederholt sich das Drama: immer gerate ich an den/die Gleichen….., immer werde ich ausgenutzt und dann verlassen, immer gerate ich an Partner/Partnerinnen, die meine Liebe nicht zu schätzen wissen und mich enttäuschen, usw.

Aus diesem Teufelskreis kommt man nur raus, wenn man sich seine eigenen Verhaltensweisen genau ansieht und erst mal beginnt, sich selbst zu helfen, in dem man verschiedene Sachen für sich selbst herausfindet:
z.B. wie kann ich auch alleine glücklich sein?
Was kann ich ganz persönlich ohne Partner für mein Glück machen?
Was fällt mir leicht, an mir mich selbst zu lieben?
Helfe ich, weil ich gerne helfe oder will ich mich für den anderen dadurch unersetzlich machen und ihn unbewusst an mich binden?
Wo wertschätze und achte ich mich selbst?
Was soll mein neuer Partner für mich sein?
usw.

Es gibt ja dieses Sprichwort: Selbsterkenntnis ist der erste Weg zur Besserung.

Vielleicht konnte dieser Beitrag jetzt noch ein bisschen Klarheit zu dem vorherigen Beitrag bringen.
Viel Glück uns allen
 
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  • #10
"59" - Ich danke Euch für Eure guten Hinweise!

Besonders die Antwort von Nr.4" , vielleicht klappt es auf dieser Basis.

Ich hoffe nur , daß es nicht wie so oft (60%) ein verheirateter Mann ist , der mich anspricht und eine Partnerschaft möchte.
Ich glaube es steht mir in letzter Zeit auf der Stirn geschrieben: " Suche nur Verheiratete"
Das ist sehr deprimierend!
Man sieht es den Herren ja nicht an und fällt wieder darauf rein.

@5-DeinBeitrag läßt mich über viele Dinge nachdenken.
Dein letzter Satz im ersten Beitrag ist leider oft in der heutigen Gesellschaft Realität.

Wobei ich keine Jammerin bin.Leider habe ich es zu spät bemerkt.
Für mich ist es eine Selbstverständlichkeit, daß in einer Partnerschaft - Geben und Nehmen - gleichrangig sein sollte. Oder ?
Wenn ich aus Liebe eine Freude bereite, sollte es nicht heißen:"Das sollst Du doch nicht, oder ich brauche nichts, "
Ich würde mich über eine eine nette oder liebgemeinte Geste freunden.
Bin ich da schon altmodisch?
 
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  • #11
Wie du deine Angst vor Nähe überwindest?

Indem du (evtl. mit Hilfe einer guten Psychotherapie) erkennst, weshalb dir Nähe "gefährlich" erscheint, d.h. wann, mit wem und auf welche Art gefährlich war. Wenn du nach diesem Erkennen lernst, selber gut für dich zu sorgen und überaus liebevoll mit dir zu sein, erwartest du es (unbewusst) nicht mehr ausschließlich von anderen Menschen.

So, wie du mit dir umgehst, so wird mit dir umgegangen. Alte Weisheit und stimmt. Wer sich selbst wenig achtet, wird wenig geachtet, wer sich selbst überhört, wird überhört etc. etc. Sei also mit dir selbst genau so, wie du es bisher von Männern (und Frauen) wünschst. Wenn dir das geläufig wurde, werden auch solche Menschen in dein Leben treten.

# 8 ist ein kluger Beitrag.

Vielleicht interessiert dich das Buch von Hans Jellouschek (Paartherapeut), in dem er das Märchen vom Froschkönig interpretiert mit dem Untertitel "Ich leieb dich, weil ich dich brauche oder ich brauche dich, weil ich dich liebe". Interessant könnte auch das Buch von Spezziano sein "Wenn es verletzt, ist es keine Liebe" oder du schaust mal bei Luise Reddemann rein z.B. "Ein Weg von 1000 Meilen beginnt mit dem ersten Schritt" oder ihre CD mit kleinen Imaginationsübungen zur Selbstheilung und Selbstliebe "Dem inneren Kind begegnen".

Und wenn du einen Mann suchst, der sich emotional nicht an dich hängt (nicht abhängig ist oder macht), sondern selbst-ständig ist im wahren Wortsinn und seine Gefühle mit dir teilt, dann suchst du einen reifen Menschen. Die gibt's nun mal nicht wie Sand am Meer. Aber es gibt sie!

Kümmere dich liebevoll um dich selbst und deine Seele, bleib offen für Beziehung, hör weiterhin und noch besser auf dein Gefühl wenn dir jemand begegnet (dann wirst du spüren, fühlen und empfinden, ob ihr zusammen passt oder nicht), lerne dich zu versorgen in deinen Ängsten und genieße den Sommer und Herbst. Dann wirst du ihm begegnen - irgendwann - morgen oder in zwei Monaten oder...
 
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